Anfrage betreffend Weltkulturerbe - Status

A n f r a g e der FPÖ-Gemeinderäte Karl Baron, Dietrich Kops und Christian Unger
an die amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe „Stadtentwicklung, Verkehr,
Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung“ betreffend Weltkulturerbe-Status.
2001 wurde die gesamte Innere Stadt Wiens von der UNESCO zum Weltkulturerbe
erklärt. Und obwohl damals der Herr Bürgermeister, Dr. Michael Häupl, dies als
Zeichen sah, „dass wir mit unserer gebauten Geschichte sorgsam umgegangen
sind“, sollen heute Bausünden gesetzt werden, die nicht nur den Vorgaben von
ICOMOS widersprechen, sondern sogar zum Verlust des Weltkulturerbe-Status
führen werden. Aber auch in anderen Bereichen wie beispielsweise auf dem
Steinhofareal, wo Anrainer, tausende Petitionswerber und Bürgerinitiativen den
Weltkulturerbe-Status wollen, wird dieser seitens der Stadt Wien verhindert, alter
Baumbestand gerodet und das Ost-Areal verbaut.
Aufgrund der einzigartigen Charakteristik dieses Areals wurden in den letzten
Jahren von vielen Seiten zahlreiche Vorschläge und Petitionen an die Wiener
Stadtverwaltung und das Parlament gerichtet, die Nominierung des Otto-WagnerSpitals für die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste in Betracht zu ziehen. In
diesem Zusammenhang beauftragte ICOMOS Austria die international anerkannte
Expertin Dr. Leslie Topp (Department of History of Art School of Arts Birkbeck,
University of London) durch vergleichende Studien zu beurteilen, ob das Areal über
das Potential der erforderlichen Ansprüche für die Nominierung verfügt. Dr. Topp’s
Studie ergab ein positives Ergebnis. Davon unabhängig befragte die Bürgerinitiative
„Initiative Steinhof“ Herrn Dipl. Ing. Christian Schuhböck (Alliance for Nature), dessen
Expertise das gleiche Resultat ergab.
Die Umwidmung des Flächenwidmungsplanes 2006 wurde durch einen
versteckten Trick ermöglicht. Das Gelände war immer Bauland, jedoch mit der
Widmung „öffentliche Zwecke“. Das heißt, es war nur möglich, Bauten für den
Spitalsbetrieb zu errichten. Nach dem Wegfall der „öZ“-Widmung war es plötzlich
Freiland für Investoren und Architekten. Für die Errichtung von ursprünglich
geplanten 600 Wohnungen und dem VAMED-Bau war damals keine Zustimmung im
Wiener Gemeinderat gegeben.
Die gefertigten Gemeinderäte stellen daher gemeinsam mit den Mitunterzeichnern
gemäß § 31 der Geschäftsordnung für den Gemeinderat der Stadt Wien
nachfolgende
A n f r a g e:
1. Warum werden die Stellungnahmen und Vorgaben von ICOMOS durch Ihr Ressort
beim geplanten Heumarkt – Areal als auch bei den Steinhofgründen ignoriert?
2. Sprechen Sie sich für die Aufnahme des Jugendstil-Ensembles Otto Wagner Spital in
die Welterbeliste der UNESCO (Nationale Vorschlagsliste) aus?
a) Wenn nein, warum nicht?
3. Warum muss gerade das Steinhof-Areal mit Wohnungen verbaut werden?
4. Warum wird angesichts der einzigartigen Charakteristik des Steinhof-Areals kein
adäquates Ersatzareal angeboten?
5. Werden die bestehenden Pavillons auf dem Steinhof-Areal nach Ende der
Spitalsnutzung universitären, sozialen, kulturellen und touristischen Zwecken
vorbehalten bleiben?
6. Werden Sie angesichts der massiven Kritik weiter Teile der Bevölkerung beim
Heumarkt-Gelände umgehend eine Nachdenkpause erwirken?
7. Treten Sie für Nachverhandlungen mit allen Beteiligten (WEV, Konzerthaus, Hotel
InterContinental), Investor, Vertretern des Magistrats und der Politik
(Stadtplanungsressort, Planungssprecher, Bezirke) sowie Fachexperten aus
Architektur und Städtebau sowie Denkmalschutz ein?
a) Wenn nein, warum nicht?