PDF/Drucken

Diesen Artikel online lesen:
Lausitzer Rundschau: Alarmiert und abgehängt
Neuer Armutsbericht liegt vor
https://ptext.de/n/1190676
02.03.2017 - 20:57 - Kategorie: Politik - (ots)
Seite 1
Wenn nicht alles täuscht, dann wird der Kampf um soziale
Gerechtigkeit zu einem zentralen Wahlkampfthema in diesem Jahr.
Unter diesem politischen Vorzeichen steht auch der aktuelle
Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbandes. Folgt man
seiner Logik, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zahl
der ausgegrenzten und abgehängten Menschen im Land die der
besser Situierten übersteigt. Auch so kann man Armut erzeugen,
zumindest eine gefühlte. Die Lebenswirklichkeit sieht jedoch etwas
anders aus, als es der neue "Höchststand" bei der
Armutsvermessung glauben machen will. Es sind ja nicht nur die
vielen Studenten, die sich in der aktuellen Elends-Statistik
wiederfinden, obgleich die allermeisten von ihnen optimistisch in die
Zukunft blicken dürften. Auch alle Senioren mit Mini-Renten werden
erfasst. Dass sie möglicherweise in den eigenen vier Wänden leben
oder zusätzlich über Kapitaleinkünfte verfügen, wird statistisch nicht
berücksichtigt. Umgekehrt spielen Flüchtlinge bei den Armutszahlen
keine Rolle, solange sie nur in Gemeinschaftsunterkünften leben.
Erst mit dem eigenen Haushalt ändert sich das. Damit wird aber
statistisch zum Makel, was für die Betroffenen eigentlich ein
Fortschritt ist. Kurzum, der Armutsbericht der Sozialverbände taugt
nur sehr eingeschränkt, um die Probleme mit der Gerechtigkeit im
Land zu beschreiben. Diese Probleme bestehen sicher nicht in ein
paar Monaten mehr oder weniger Arbeitslosengeld, wie SPDKanzlerkandidat Martin Schulz meint. Sondern darin, dass zum
Beispiel gerade ältere Beschäftigte schwerer wieder einen neuen
Job finden, wenn der alte verloren ging. Hier kann nicht stärkere
Alimentierung die Lösung sein, sondern Qualifizierung und effektive
Betreuung durch die Arbeitsagentur, um möglichst rasch wieder in
Lohn und Brot zu kommen. Auch alleinerziehenden Müttern ist auf
Dauer nicht mit mehr Hartz IV geholfen, sondern mit umfassenden
Kita-Angeboten für den Nachwuchs, um von Teilzeit- in
Vollzeitbeschäftigung wechseln zu können. Und ihren Kindern
wiederum würde es helfen, wenn das Bildungssystem in
Deutschland deutlich durchlässiger als jetzt wäre. Denn noch immer
entscheidet die soziale Herkunft viel zu sehr über die Wertigkeit des
Schulabschlusses. Ein weiteres Problem sind sicher auch die
vielerorts steigenden Mieten. Mit dem weitgehenden Rückzug aus
dem Sozialwohnungsbau trägt der Staat dafür eine Mitschuld. Hier
ist ein grundlegender Kurswechsel notwendig. Mit der im
vergangenen Jahr in Kraft getretenen Wohngeldnovelle hat die
Bundesregierung einen ersten Schritt getan. Auch die Einführung
des Mindestlohns darf als Beitrag zur Bekämpfung von Armut
gelten. Es ist nicht in erster Linie die Verteilungsgerechtigkeit, an der
Kurz-URL im Browser eingeben
oder QR-Code einscannen
Pressekontakt
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik [at] lr-online [dot] de
Original-Content von:
Lausitzer Rundschau,
übermittelt durch news aktuell
Quelle: http://www.presseportal.de/pm/4706
9/3575146
Das ptext Presseportal ist ein Projekt der digi.ch GmbH.
Diesen Artikel online lesen:
Lausitzer Rundschau: Alarmiert und abgehängt
Neuer Armutsbericht liegt vor
https://ptext.de/n/1190676
02.03.2017 - 20:57 - Kategorie: Politik - (ots)
Seite 2
Kurz-URL im Browser eingeben
oder QR-Code einscannen
es in Deutschland hakt. Es geht um mehr Chancengerechtigkeit.
Darauf sollten sich die SPD und die anderen Parteien in ihren
Wahlkampfkonzepten konzentrieren. Der Armutsbericht dagegen
erschöpft sich nur im Alarmismus.
Quelle: http://www.presseportal.de/pm/4706
9/3575146
Das ptext Presseportal ist ein Projekt der digi.ch GmbH.