DISS. ETH NO. 23920 ELUCIDATING INTERFACE REACTIONS IN LI-ION BATTERIES AND SUPERCAPACITORS BY IN SITU GAS ANALYSIS A thesis submitted to attain the degree of DOCTOR OF SCIENCES of ETH ZURICH (Dr. sc. ETH Zurich) presented by MINGLONG HE MSc, Université de Picardie Jules Verne born on 01 September 1988 citizen of China accepted on the recommendation of Prof. Dr. P. Novák Prof. Dr. T. J. Schmidt Dr. E. J. Berg 2016 V Abstract Electrochemical double layer capacitors (EDLCs) and Li-ion batteries are the prevailing two electrochemical energy storage technologies due to their superior power output and energy density, respectively. Further improvements are however required to meet the increasing demands of a society based on renewable energies. A higher operating voltage effectively increases the energy density of the cell but also the likelihood of adverse side reactions at the electrode/electrolyte interfaces, which accelerate the cell aging and limit the cell performance. In this work, in situ pressure characterization and online electrochemical mass spectrometry (OEMS) were developed to study the mechanisms of such side reactions. Both techniques characterize the electrochemically generated volatile species and are complementary in nature. In situ pressure characterization monitors the total pressure of a closed cell and permits a temporal and semi-quantitative analysis of the evolving gases during the electrochemical cycling. OEMS allows both quantitative and qualitative temporal analysis of the evolved gases in an open cell configuration. A novel OEMS set-up with improved accuracy and sensitivity, compared to the conventional OEMS was developed, validated, and applied. Carbon-based EDLCs with aqueous electrolytes displayed a range of cell aging mechanisms including oxidation of carbon surface functionalities (cell voltage U > 0.6 V), water decomposition, and carbon corrosion (cell voltage U > 1.6 V) when operated at high voltages up to 2.0 V. The cell voltage of 1.6 V appears to be a critical limit beyond which detrimental cell aging reactions rapidly accelerate. Highly concentrated electrolytes were demonstrated to mitigate the water electrolysis and carbon corrosion successfully according to our in situ gas analysis. Conductive carbons, which are commonly employed as additives in Li-ion batteries, were similarly investigated in a broad potential window of E ~ 0 - 5.0 V vs. Li+/Li to elucidate parasitic reactions limiting their performance in non-aqueous carbonate-based electrolytes. Electrochemical double layer behavior dominates at E ~ 2.4 - 3.4 V vs. Li+/Li. At higher electrode potentials, both carbon surface reactions (E > 3.8 V vs. Li+/Li) and electrolyte oxidation (E > 4.6 V vs. Li+/Li) yield CO and CO2. At lower electrode potentials H2 and C2H4 VI are the dominating gas species resulting from the electrochemical reduction of the carbonate solvents (e.g., ethylene carbonate) at E < 0.8 V vs. Li+/Li. Gas evolving reactions on lithium titanate (LTO) based Li-ion anodes are strongly influenced by temperature, electrolyte formulation, and electrode surface coatings. LTO was demonstrated to be passivated during the cycling at 50 °C, probably by a solid electrolyte interphase (SEI)-like surface layer commonly observed on conventional graphite anodes, although LTO is generally considered to be an SEI-free electrode material. C2H4 mainly originated from the reduction of ethylene carbonate while H2 derived from the decomposition of water impurities in the electrolyte. The observed evolution of CO2 is believed to be associated with more complex chemical reactions. Carbon surface coating of LTO promoted gassing due to the increased specific surface area of the electrode. The stability of the electrochemical interface at high-voltage LiNi0.5Mn1.5O4 cathodes toward oxidative decomposition of the commonly employed carbonate electrolytes depends on the type of electrolyte salt and the choice of co-solvents. The PF6- anion is believed to be involved in an electrolyte solution-mediated decomposition cycle, which in turn leads to the evolution of POF3 gas. Other gases comprise H2, CO, and CO2 resulting from direct anodic decomposition of the electrolyte. The electrolyte viscosity was found to determine the rate of electrochemically initiated side reactions due to its ability to promote or suppress the mass transport of oxidation by-products. In conclusion, the development and application of in situ gas analysis provides a unique means of elucidating performance-limiting side reactions during the operation of electrochemical cells. VII Zusammenfassung Elektrochemische Superkondensatoren (eng.: EDLCs, electrochemical double layer capacitors) und Li-Ionen-Batterien sind die beiden vorherrschenden elektrochemischen Energiespeichertechnologien, da sie durch überragende Nennleistung bzw. Energiedichte bestechen. Die steigende Nachfrage nach diesen Arten von Energiespeichern in einer Gesellschaft, die zunehmend auf erneuerbare Energietechnologie setzt, macht deren Weiterentwicklung unabdingbar. Eine höhere Zellspannung kann die Energiedichte der Zellen wirksam anheben, erhöht im Gegenzug aber auch das Risiko für nachteilige Nebenreaktionen an den Elektroden/Elektrolyt-Grenzflächen von EDLCs und Li-IonenBatterien, welche die Zellalterung beschleunigen und die Leistungsfähigkeit einschränken. Im Rahmen dieser Arbeit wurden Methoden zur in situ Druckmessung und zur elektrochemischen Online-Massenspektrometrie (OEMS) entwickelt, mit denen derartige Nebenreaktionen identitfiziert und mechanistisch aufgeklärt werden können. Die beiden Methoden geben Auskunft über elektrochemisch erzeugte flüchtige Verbindungen und ergänzen sich gegenseitig. Die in situ Druckmessung erfasst den Gesamtdruck innerhalb einer geschlossenen Zelle und erlaubt eine zeitabhängige, semi-quantitative Analyse der Gase, welche während des Lade- / Entladevorgangs entstehen. Im Vergleich dazu ermöglicht OEMS nicht nur eine zeitabhängige und quantitative sondern darüber hinaus auch eine qualitative Analyse der entstehenden Gase, jedoch in einer offenen Zellkonfiguration. Als Bestandteil der hier beschriebenen Arbeit wurde ein verbessertes OEMS System mit – im Vergleich zu konventionellem OEMS – deutlich erhöhter Messgenauigkeit und Empfindlichkeit entwickelt, validiert und eingesetzt. Kohlenstoffbasierte EDLCs mit wässrigen Elektrolyten zeigen eine Vielzahl von Zellalterungsmechanismen, wie etwa die Oxidation von funktionellen Oberflächengruppen (Zellspannung U > 0.6 V), Wasserzersetzung oder Kohlenstoffkorrosion (Zellspannung U > 1.6 V), wenn die Zellen bei hohen Spannungen von bis zu 2.0 V betrieben werden. Die Zellspannung von 1.6 V erweist sich als kritische Grenze, oberhalb derer die Geschwindigkeiten schädlicher Zellalterungsreaktionen deutlich zunehmen. Im Rahmen dieser Arbeit wurde mittels in situ Gasanalyse gezeigt, dass hoch konzentrierte Elektrolyte sowohl die Wasserzersetzung als auch die Kohlenstoffkorrosion wirksam verlangsamen. Leitfähige Kohlenstoffe sind weitverbreitete Zusatzstoffe in Li-Ionen-Batterien. Mit Hilfe der oben beschriebenen Methoden wurden über einen weiten Potentialbereich hinweg (E ~ 0 - VIII 5.0 V vs. Li+/Li) Untersuchungen durchgeführt, um unerwünschte Reaktionen zu identifizieren, welche die Leistungsfähigkeit dieser leitfähigen Kohlenstoffe in wässrigen Elektrolyten einschränken. Bei Potentialen von etwa 2.4 - 3.4 V vs. Li+/Li dominiert elektrochemisches Doppelschichtverhalten. Bei höheren Elektrodenpotentialen führen sowohl Reaktionen an der Kohlenstoffoberfläche (E > 3.8 V vs. Li+/Li) als auch Elektrolytoxidation (E > 4.6 V vs. Li+/Li) zur Erzeugung von CO und CO2. Bei niedrigeren Potentialen sind H2 und C2H4, welche beide durch Carbonatlösungsmittelreduktion (z.B. von Ethylencarbonat) bei E < 0.8 V vs. Li+/Li entstehen, die in der Gasphase vorherrschenden Verbindungen. Reaktionen, die bei Li-Ionen-Anoden auf Basis von Lithiumtitanat (LTO) eine Gasentwicklung hervorrufen, sind in hohem Masse von der Temperatur, der Elektrolytzusammensetzung sowie von Oberflächenbeschichtungen abhängig. Es konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass LTO im Verlauf des Lade- / Entladevorgangs bei 50 °C passiviert wird. Dies geschieht vermutlich durch die Bildung einer Schicht, welche der normalerweise auf konventionellen Graphitelektroden beobachteten, sogenannten „solid electrolyte interphase“ (SEI) Schicht ähnelt, und stellt so die bisherige Vorstellung in Frage, wonach es sich bei LTO um ein SEI freies Material handle. Während des Lade- / Entladevorgangs beobachtetes C2H4 stammt hauptsächlich aus der Reduktion von Ethylencarbonat wohingegen H2 durch die elektrochemische Zersetzung von Wasserverunreinigungen im Elektrolyten entsteht. Was die Bildung von CO2 anbelangt, so ist von komplexeren chemischen Reaktionen auszugehen. Durch Oberflächenbeschichtung von LTO mit Kohlenstoff nimmt die Gasbildung aufgrund der vergrößerten spezifischen Elektrodenoberfläche zu. Die Stabilität der elektrochemischen Grenzfläche an sogenannten Hochvolt-LiNi0.5Mn1.5O4Kathoden gegenüber der oxidativen Zersetzung der standardmäßig eingesetzten CarbonatElektrolyte hängt von der Art des eingesetzten Salzes und der Lösungsmittelzusammensetzung ab. Es ist anzunehmen, dass die PF6- Anionen Teil eines in der Elektrolytlösung ablaufenden Zersetzungskreislaufes sind, welcher zur Bildung von POF3 führt. Andere Gase wie H2, CO und CO2 resultieren aus der direkten anodischen Zersetzung der Elektrolytlösung. Die Viskosität der Elektrolytlösung bestimmt dabei die Geschwindigkeit der elektrochemisch initiierten Nebenreaktionen, da sie direkten Einfluss auf den Stofftransport von Nebenprodukten nimmt. Aus diesen Untersuchungen und Ergebnissen geht deutlich hervor, dass die Entwicklung und Anwendung der beschriebenen in situ Gasanalysetechniken völlig neue Möglichkeiten der IX Identifikation und Aufklärung leistungslimitierender Nebenreaktionen in elektrochemischen Zellen unter Betriebsbedingungen eröffnet.
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