Trinkwasseranlage Die letztlich erfreuliche Geschichte um eine mangelhafte Trinkwasseranlage Eines Tages im Sommer vor einigen Jahren rief mich unser Trinkwasserprüfer zu Hause an und teilte mir ganz aufgeregt mit, er sei gerade auf der Berliner Hütte und wir bräuchten eine neue Trinkwasser-UV-Entkeimungsanlage. Die alte Anlage entspreche halt nicht mehr den Bestimmungen, und ich könne ihm am besten gleich in Auftrag geben, eine Ersatzanlage zu besorgen. Ich meinte, so plötzlich könne das wohl nicht so dringend sein. Jedenfalls bestand ich darauf, mich mit der Trinkwasserversorgungsanlage erst einmal bekannt zu machen – und das war gut so. Es stellte sich nämlich heraus, dass die bestehende Anlage zwar als nach Plan gebaut amtlich kollaudiert war; jedoch war sie ganz offensichtlich nie nach Plan gebaut worden; es gab tatsächlich ganz gravierende Abweichungen in wesentlichen Teilen: Z.B. statt getrennter Leitungen für Löschwasser und Trinkwasser nur eine gemeinsame Leitung. Und dieses Löschwasser wurde auch noch durch die UV-Anlage geleitet. Das ging aber nur ohne wirksamen Durchflussbegrenzer, sonst wäre nämlich nicht genug Löschwasser im Ernstfall geflossen. Daher konnte man aber die UV-Anlage um das Mehrfache ihrer Leistungsfähigkeit überlasten. Bei Lastspitzen haben wir sicherlich die Anlage hin und wieder um das 5-fache überlastet. Schlecht ist daran nur, dass dann die Keiminaktivierung nicht mehr zuverlässig funktioniert, also verkeimtes Trinkwasser den Gästen angeboten wird, was bekanntlich streng verboten ist. Insgesamt roch mir das jetzt reichlich nach Ärger mit der Behörde. Wir hätten gerne gründlich geplant, aber es war Eile geboten. Da ich wegen unserer Abwassereinigung eh mit Amtssachverständigen für Wasser zu tun hatte, sprach ich ihn an, dass wir da auf der Berliner Hütte ein Problem hätten und bat ihn um eine Besprechung vor Ort. Er willigte ein. Er hatte wohl nicht mit so einem großen Problem gerechnet. Wir machten eine Ortsbesichtigung zusammen mit dem Planer für das Projekt, den wir schon ausgesucht hatten. Wir saßen in der Hütte bis lange nach Mitternacht und ich war sehr angetan davon, dass der Amtssachverständige sagte: Ich nehme mir die Zeit und übernachte heute halt auf der Hütte. Am besten lassen wir jetzt einmal den Amtssachverständigen, Herrn Christoph Volderauer, aus seiner Sicht über das Projekt berichten: Danke Andreas, es freut mich auch auf die Ansichten und Belange der Behörde in Bezug auf die Wasserversorgung der Berline Hütte eingehen zu dürfen. Zuerst möchte ich mich kurz vorstellen: Mein Name ist Christoph Volderauer, ich bin Amtssachverständiger für Siedlungswasserwirtschaft und Schutzwasserbau im Baubezirksamt Innsbruck, einer Außenstelle des Amts der Tiroler Landesregierung. Auch bin ich für die Förderabwicklung zwischen der Sektion und den Förderstellen des Landes und Bundes verantwortlich. Wie bereits erwähnt, wurde ich im Zuge des Überprüfungsverfahrens der Kläranlage mit den Problemen an der Wasserversorgungsanlage konfrontiert. Im ersten Gespräch im Sommer 2013 wurde mitgeteilt, dass die Wasserversorgungsanlage nicht projekts- und bescheidgemäß errichtet wurde, und gravierende Mängel aufweist. Es war daher laut Planer eine schnelle Lösung notwendig, um eine sichere Wasserversorgung und einwandfreies Trinkwasser für die Gäste und das Personal zur Verfügung stellen zu können. Aus meinen persönlichen Erfahrungen als Sachverständiger wusste ich jedoch, dass schnelle und spontane Entscheidungen meist zu erneuten Problemen und Mehrkosten, und sicherlich nicht zu einer guten Lösung führen. Daher war mir wichtig, eine gute und auch kostengünstige Lösung für die zukünftige Wasserversorgung zu finden. Nach der Besichtigung der Anlage vor Ort zusammen mit dem Planer und dem Sektionsvertreter waren die Probleme klar, und die Funktionsweise der Wasserversorgung nachvollziehbar. Zusammen mit dem Projektanten wurde dann nach nachhaltigen Lösungen für die Versorgung gesucht, und auch gefunden. Der im Anschluss ausgearbeitete Sanierungsvorschlag wurde von der Wasserrechtsbehörde bewilligt, und im Sommer 2014 umgesetzt. Auf Grund mehrerer unvorhersehbarer Probleme mit den Trübungen und Latschennadeln im Oberflächenwasser verzögerte sich die Abnahme der neu errichteten Anlage. Diese konnte jedoch zwischenzeitlich erfolgen, und es wird demnächst der Überprüfungsbescheid ergehen. Die zwischenzeitlich vorliegenden Trinkwassergutachten zeigen einwandfreie Befunde, auch ist laut Planer nunmehr ein nahezu störungsfreier Betrieb der Anlage möglich. Der Umbau der Wasserversorgungsanlage wurde vom Land Tirol und dem Bund (KPC) gefördert. Mit in Kraft treten der neuen Förderrichtlinien 2016 konnte zudem eine Erhöhung der Förderung auf 60 % der Baukosten gewährt werden. Mein Fazit: Im gegenständlichen Fall hat die Sektion Berlin richtig gehandelt und von Anfang an die Behörde miteingebunden und mit der Behörde zusammengearbeitet. Es hätte auch anders laufen können und es wäre vielleicht bis zur Schließung der Hütte gekommen. So konnte jedoch meines Erachtens eine gute Lösung für das Problem gefunden werden, und unnötiger und zeitraubender Schriftverkehr vermieden werden. Durch eine ordentliche Planung und einem abgestimmten Zeitplan konnten realistische Friste für die Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen gewährt werden. Auch wenn sich die Abnahme verzögert hat, wurde dafür von der Behörde Verständnis gezeigt, und auf Grund des Willensbekenntnisses der Sektion und den Kenntnissen für die Ursache der Verzögerung nicht ständig urgiert. Erfreulich ist auch die Steigerung der Fördergelder um das 7- fache der ursprünglichen Summe, die jedoch dem Umstand zu verdanken ist, dass in der Zwischenzeit bessere Förderbedingungen für Hütten erreicht wurden. Mein Wunsch und Rat an die Anwesenden Sektionen und Planer ist daher, die Behörde nicht als Gegner, sondern als Partner in der Findung von Lösungen zu sehen. Nur wenn alle zusammen an einem Strang ziehen sind auch gute Lösungen möglich. Danke Und hier noch eine kurze Vorstellung der Anlage: Oberhalbe der Berliner Hütte sieht man hier die Zollhütte. Dort ist der 25 m³-Wassertank, in dem Gelände darüber die Wasserfassung. Das Ganze noch einmal in einer Grundrissdarstellung: • • • • • Unten die Hütte Oben wieder die Zollhütte, daneben der 25m³-Tank Darüber die Quellfassung 300 Meter Leitung im oberen Abschnitt 200 Meter Leitung im unteren Abschnitt • Unsere Anforderung an die Anlage ist, dass die Versorgung der Hütte mit ausreichend Wasser bei Vollbelegung funktionieren muss, selbst wenn die UV-Anlage einmal für etwas längere Zeit gestört sei sollte. Und das Löschwasser muss unabhängig von der UV-Anlage auch fließen. Darüber hinaus sollte aus Kostengründen so viel vom Bestand erhalten bleiben, wie irgend möglich. Die Gelände-Oberfläche sollte für den Leitungsbau möglichst nicht verwüstet werden. Und wegen der Kosten sollte keine Anlage gewählt werden, die am maximalen Durchfluss dieser Riesenhütte dimensioniert wird. • Die Lösung sieht folgendermaßen aus: • Von der Bestandsanlage bleibt bis auf die alte UV-Anlage fast alles erhalten. • Die neue UV-Anlage wird in der ehemaligen Zollhütte untergebracht • Als neue Leitung wird nur eine 50 Meter lange Stichleitung zur Zollhütte und zurück zum Wassertank verlegt. • Eine nur kleine UV-Anlage, die ständig läuft und das entkeimte Wasser in einen 25.000-Liter-Tank entlässt wird eingebaut. Dadurch werden die Lastspitzen auch mit der kleinsten UV-Anlage abgefangen. Die Hygiene im Speicher wird durch den ständigen Durchfluss des Überwassers gewährleistet: Der Tankinhalt wird so mindestens zweimal täglich gewechselt. Fazit: In diesem Fall hatten alle Beteiligten Vorteile durch die gute Zusammenarbeit. Wir von der Sektion Berlin wissen auch, dass es ganz anders gehen kann: Auf dem benachbarten Friesenberghaus hatten wir noch vor einigen Jahren eine Hüttenwart, der gerne auf Opposition ging, Behördenschreiben missachtete und selber rumbastelte. Im Falle der dortigen Trinkwasseranlage hätte das beinahe in einem Strafverfahren geendet. Thomas als Vorstandsmitglied könnte davon ein Lied singen; er musste das damals wieder in geordnete Bahnen lenken.
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