11b_Sektion Berlin_Berliner Hütte_Trinkwasseranlage_Anlage1

Trinkwasseranlage
Die letztlich erfreuliche Geschichte um eine mangelhafte Trinkwasseranlage
Eines Tages im Sommer vor einigen Jahren rief mich unser Trinkwasserprüfer zu Hause an
und teilte mir ganz aufgeregt mit, er sei gerade auf der Berliner Hütte und wir bräuchten
eine neue Trinkwasser-UV-Entkeimungsanlage. Die alte Anlage entspreche halt nicht mehr
den Bestimmungen, und ich könne ihm am besten gleich in Auftrag geben, eine Ersatzanlage
zu besorgen. Ich meinte, so plötzlich könne das wohl nicht so dringend sein. Jedenfalls
bestand ich darauf, mich mit der Trinkwasserversorgungsanlage erst einmal bekannt zu
machen – und das war gut so.
Es stellte sich nämlich heraus, dass die bestehende Anlage zwar als nach Plan gebaut amtlich
kollaudiert war; jedoch war sie ganz offensichtlich nie nach Plan gebaut worden; es gab
tatsächlich ganz gravierende Abweichungen in wesentlichen Teilen: Z.B. statt getrennter
Leitungen für Löschwasser und Trinkwasser nur eine gemeinsame Leitung. Und dieses
Löschwasser wurde auch noch durch die UV-Anlage geleitet. Das ging aber nur ohne
wirksamen Durchflussbegrenzer, sonst wäre nämlich nicht genug Löschwasser im Ernstfall
geflossen. Daher konnte man aber die UV-Anlage um das Mehrfache ihrer Leistungsfähigkeit
überlasten. Bei Lastspitzen haben wir sicherlich die Anlage hin und wieder um das 5-fache
überlastet. Schlecht ist daran nur, dass dann die Keiminaktivierung nicht mehr zuverlässig
funktioniert, also verkeimtes Trinkwasser den Gästen angeboten wird, was bekanntlich
streng verboten ist.
Insgesamt roch mir das jetzt reichlich nach Ärger mit der Behörde. Wir hätten gerne
gründlich geplant, aber es war Eile geboten. Da ich wegen unserer Abwassereinigung eh mit
Amtssachverständigen für Wasser zu tun hatte, sprach ich ihn an, dass wir da auf der
Berliner Hütte ein Problem hätten und bat ihn um eine Besprechung vor Ort. Er willigte ein.
Er hatte wohl nicht mit so einem großen Problem gerechnet. Wir machten eine
Ortsbesichtigung zusammen mit dem Planer für das Projekt, den wir schon ausgesucht
hatten. Wir saßen in der Hütte bis lange nach Mitternacht und ich war sehr angetan davon,
dass der Amtssachverständige sagte: Ich nehme mir die Zeit und übernachte heute halt auf
der Hütte.
Am besten lassen wir jetzt einmal den Amtssachverständigen, Herrn Christoph Volderauer,
aus seiner Sicht über das Projekt berichten:
Danke Andreas, es freut mich auch auf die Ansichten und Belange der Behörde in Bezug auf
die Wasserversorgung der Berline Hütte eingehen zu dürfen.
Zuerst möchte ich mich kurz vorstellen:
Mein Name ist Christoph Volderauer, ich bin Amtssachverständiger für
Siedlungswasserwirtschaft und Schutzwasserbau im Baubezirksamt Innsbruck, einer
Außenstelle des Amts der Tiroler Landesregierung. Auch bin ich für die Förderabwicklung
zwischen der Sektion und den Förderstellen des Landes und Bundes verantwortlich.
Wie bereits erwähnt, wurde ich im Zuge des Überprüfungsverfahrens der Kläranlage mit den
Problemen an der Wasserversorgungsanlage konfrontiert. Im ersten Gespräch im Sommer
2013 wurde mitgeteilt, dass die Wasserversorgungsanlage nicht projekts- und
bescheidgemäß errichtet wurde, und gravierende Mängel aufweist. Es war daher laut Planer
eine schnelle Lösung notwendig, um eine sichere Wasserversorgung und einwandfreies
Trinkwasser für die Gäste und das Personal zur Verfügung stellen zu können. Aus meinen
persönlichen Erfahrungen als Sachverständiger wusste ich jedoch, dass schnelle und
spontane Entscheidungen meist zu erneuten Problemen und Mehrkosten, und sicherlich
nicht zu einer guten Lösung führen. Daher war mir wichtig, eine gute und auch
kostengünstige Lösung für die zukünftige Wasserversorgung zu finden.
Nach der Besichtigung der Anlage vor Ort zusammen mit dem Planer und dem
Sektionsvertreter waren die Probleme klar, und die Funktionsweise der Wasserversorgung
nachvollziehbar. Zusammen mit dem Projektanten wurde dann nach nachhaltigen Lösungen
für die Versorgung gesucht, und auch gefunden. Der im Anschluss ausgearbeitete
Sanierungsvorschlag wurde von der Wasserrechtsbehörde bewilligt, und im Sommer 2014
umgesetzt. Auf Grund mehrerer unvorhersehbarer Probleme mit den Trübungen und
Latschennadeln im Oberflächenwasser verzögerte sich die Abnahme der neu errichteten
Anlage. Diese konnte jedoch zwischenzeitlich erfolgen, und es wird demnächst der
Überprüfungsbescheid ergehen.
Die zwischenzeitlich vorliegenden Trinkwassergutachten zeigen einwandfreie Befunde, auch
ist laut Planer nunmehr ein nahezu störungsfreier Betrieb der Anlage möglich.
Der Umbau der Wasserversorgungsanlage wurde vom Land Tirol und dem Bund (KPC)
gefördert. Mit in Kraft treten der neuen Förderrichtlinien 2016 konnte zudem eine Erhöhung
der Förderung auf
60 % der Baukosten gewährt werden.
Mein Fazit:
Im gegenständlichen Fall hat die Sektion Berlin richtig gehandelt und von Anfang an die
Behörde miteingebunden und mit der Behörde zusammengearbeitet. Es hätte auch anders
laufen können und es wäre vielleicht bis zur Schließung der Hütte gekommen. So konnte
jedoch meines Erachtens eine gute Lösung für das Problem gefunden werden, und unnötiger
und zeitraubender Schriftverkehr vermieden werden. Durch eine ordentliche Planung und
einem abgestimmten Zeitplan konnten realistische Friste für die Umsetzung der
Sanierungsmaßnahmen gewährt werden. Auch wenn sich die Abnahme verzögert hat, wurde
dafür von der Behörde Verständnis gezeigt, und auf Grund des Willensbekenntnisses der
Sektion und den Kenntnissen für die Ursache der Verzögerung nicht ständig urgiert.
Erfreulich ist auch die Steigerung der Fördergelder um das 7- fache der ursprünglichen
Summe, die jedoch dem Umstand zu verdanken ist, dass in der Zwischenzeit bessere
Förderbedingungen für Hütten erreicht wurden.
Mein Wunsch und Rat an die Anwesenden Sektionen und Planer ist daher, die Behörde nicht
als Gegner, sondern als Partner in der Findung von Lösungen zu sehen. Nur wenn alle
zusammen an einem Strang ziehen sind auch gute Lösungen möglich.
Danke
Und hier noch eine kurze Vorstellung der Anlage:
Oberhalbe der Berliner Hütte sieht man hier die Zollhütte. Dort ist der 25 m³-Wassertank, in
dem Gelände darüber die Wasserfassung.
Das Ganze noch einmal in einer Grundrissdarstellung:
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Unten die Hütte
Oben wieder die Zollhütte, daneben der 25m³-Tank
Darüber die Quellfassung
300 Meter Leitung im oberen Abschnitt
200 Meter Leitung im unteren Abschnitt
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Unsere Anforderung an die Anlage ist, dass die Versorgung der Hütte mit
ausreichend Wasser bei Vollbelegung funktionieren muss, selbst wenn die UV-Anlage
einmal für etwas längere Zeit gestört sei sollte. Und das Löschwasser muss
unabhängig von der UV-Anlage auch fließen. Darüber hinaus sollte aus
Kostengründen so viel vom Bestand erhalten bleiben, wie irgend möglich. Die
Gelände-Oberfläche sollte für den Leitungsbau möglichst nicht verwüstet werden.
Und wegen der Kosten sollte keine Anlage gewählt werden, die am maximalen
Durchfluss dieser Riesenhütte dimensioniert wird.
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Die Lösung sieht folgendermaßen aus:
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Von der Bestandsanlage bleibt bis auf die alte UV-Anlage fast alles erhalten.
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Die neue UV-Anlage wird in der ehemaligen Zollhütte untergebracht
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Als neue Leitung wird nur eine 50 Meter lange Stichleitung zur Zollhütte und zurück
zum Wassertank verlegt.
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Eine nur kleine UV-Anlage, die ständig läuft und das entkeimte Wasser in einen
25.000-Liter-Tank entlässt wird eingebaut. Dadurch werden die Lastspitzen auch mit
der kleinsten UV-Anlage abgefangen. Die Hygiene im Speicher wird durch den
ständigen Durchfluss des Überwassers gewährleistet: Der Tankinhalt wird so
mindestens zweimal täglich gewechselt.
Fazit: In diesem Fall hatten alle Beteiligten Vorteile durch die gute Zusammenarbeit. Wir von
der Sektion Berlin wissen auch, dass es ganz anders gehen kann: Auf dem benachbarten
Friesenberghaus hatten wir noch vor einigen Jahren eine Hüttenwart, der gerne auf
Opposition ging, Behördenschreiben missachtete und selber rumbastelte. Im Falle der
dortigen Trinkwasseranlage hätte das beinahe in einem Strafverfahren geendet. Thomas als
Vorstandsmitglied könnte davon ein Lied singen; er musste das damals wieder in geordnete
Bahnen lenken.