11c_Sektion Berlin_Berliner Hütte_Denkmalschutz_Anlage 2

Berliner Hütte
Erfahrungen mit Denkmalschutz im Hüttenwarts-Alltag
Die Berliner Hütte wurde vor fast 20 Jahren als erste unter Denkmalschutz gestellt.
Öfters ist hier bereits berichtet worden, dass wir einst nicht sonderlich begeistert
davon waren. Darum soll es heute nicht gehen. Ich will einfach von den jahrelangen
praktischen Erfahrungen heute berichten.
Als ich im Jahr 2008 anfing auf der Berliner Hütte mich um die bauliche Sanierung zu
kümmern, war das Verhältnis zwischen dem Bundesdenkmalamt und der Sektion
Berlin noch etwas angespannt; und das nicht ohne Grund: Der damalige Hüttenwart
hatte halt nicht dafür gesorgt, dass der Fensterlieferant auch tatsächlich sich mit
dem Denkmalamt abstimmt.
Herausgekommen waren dabei diese Standartfenster, die bei Herrn Hauser gar nicht
gut ankamen und auch nachträglich noch aufgehübscht werden mussten.
Nun wollte ich das besser machen, und habe Herrn Hauser als erstes ein
Sanierungskonzept für die ganze Hütte vorgelegt. Er schien darüber erfreut zu sein
und vereinbarte mit mir, einmal pro Jahr die Hütte zu besuchen, um gemeinsame
Absprachen über die Teilprojekte zu treffen.
Und so geschah es. Wir stellten eine Stammtruppe von Handwerkern vor (also
Tischler, Maurer und Maler). Wir erhielten wertvolle technische und handwerkliche
Beratung durch Herrn Hauser und seinen Vertrauten, den Malermeister Franz Mayer.
In den Folgejahren fragten wir sogar immer wieder nach dieser Beratung.
Sicherlich ist es manchmal nicht einfach gewesen, schnell eine Antwort auf meine EMail zu erhalten, aber wenn es zeitlich knapp wurde, habe ich bisher immer eine
telefonisch eine Klärung erreichen können.
Auf dem Foto ist die Sanierung eines Giebels zu sehen. Mit dem BDA wurde zuvor
abgestimmt, welche Teile saniert werden und welche ersetzt werden. Die Farbe
wurde uns vorgegeben, die Verarbeitung wurde uns eingehend erklärt, da die
Malerarbeiten überwiegend von ehrenamtlichen Helfern ausgeführt wurden. Die
Mischung des Fugenmörtels wurde vor Ort erst einmal erprobt. Insgesamt war es
aber immer so, dass auch eine für uns tragbare Lösung gefunden wurde.
Bei den Gesprächen auf der Hütte wurde auch immer der Spielraum für die
finanzielle Förderung abgesteckt. Und wir haben immer einen nennenswerten Anteil
der Baukosten gefördert bekommen.
Ein Beispiel für die Absprache ist hier dieses Fenster vom sogenannten Damensalon.
Dieses Fenster war zwar stark beschädigt und die ursprünglich vorhandenen
Außenflügel waren sogar spurlos verschwunden. Aber es hatte noch eine Machart,
die mir erhaltenswert erschien. Wir erzählten also Herrn Hauser von unserem
Wunsch, dass Fenster zu erhalten, indem wir einen neue Außenflügel anfertigen
lassen wollten. Er war im Prinzip einverstanden und bat um Einreichung eines
Entwurfs durch die Tischlerei. Die Tischlerei fertigte nun eine Zeichnung an, mailte
Sie zwischen uns und dem Denkmalamt einige Male hin und her.
Herausgekommen ist diese Lösung, bei der die äußeren Flügel nun so angefertigt
wurden, dass sie sich in das Bild einfügen, aber auch klar zu erkennen ist, dass hier
ein Neubauteil hinzugefügt wurden. Das Ziel ist erreicht: Die Fassade ist wieder
dicht; der Austausch des Fensters gegen eine Neuanfertigung wäre ein wesentlich
größerer Eingriff in die Fassade gewesen und wir haben ein schönes Detail an der
Hütte erhalten können.
Die Kosten für dieses Einzelstück waren eigentlich irrsinnig, verglichen mit einem
Standard-Baumarktfenster. Aber das hätten wir selbst sicherlich auch ohne
Denkmalschutz keinesfalls einbauen wollen. Mit Denkmalschutz hatten wir hingegen
Beratung und finanzielle Hilfe.
Ich kann aus meiner Erfahrung also nur dazu ermuntern, das Denkmalamt als
Berater zu sehen. Man hat zwar noch mehr Abstimmungsarbeit zu berücksichtigen
als ohnehin, aber man hat eben auch etwas davon.
Im Übrigen ist der Denkmalschutz auch eine gute Werbung für die Hütte: Es
kommen tatsächlich Besucher, die die öffentliche Liste der denkmalgeschützten
Bauten regelrecht abarbeiten oder einen Zeitungsartikel über unsere
denkmalgeschützte Hütte gelesen haben. Das sind Gäste, die sonst nicht gekommen
wären.