00_Wulf Grimm_Grußwort_DBU

Grußwort der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Dr. W. Grimm
Lieber Pater Geißinger,
sehr geehrte Herren Simeoni, Stierle, Ohnmacht und Mair sowie Gäste des Alpenhüttensymposiums aus dem In- und Ausland,
sehr herzlich darf ich Ihnen allen für die freundliche Begrüßung und
die Möglichkeit zu einem außerplanmäßigen Grußwort danken. Vom
Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt darf ich Ihnen
seine besten Grüße übermitteln. Er wünscht Ihnen allen interessante
Vorträge und Diskussionen sowie einen erfolgreichen Verlauf der Veranstaltung.
Wer ist die DBU? Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert
dem Stiftungsauftrag und dem Leitbild entsprechend innovative, modellhafte und lösungsorientierte Vorhaben zum Schutz der Umwelt
unter besonderer Berücksichtigung der mittelständischen Wirtschaft.
Geförderte Projekte sollen nachhaltige Effekte in der Praxis erzielen,
Impulse geben und eine Multiplikatorwirkung entfalten. Es ist das Anliegen der DBU, zur Lösung aktueller Umweltprobleme beizutragen,
die insbesondere aus nicht nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweisen unserer Gesellschaft resultieren. Zentrale Herausforderungen
sieht die DBU vor allem beim Klimawandel, dem Biodiversitätsverlust,
im nicht nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sowie bei schädlichen
Emissionen. Damit knüpfen die Förderthemen sowohl an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über planetare Grenzen als auch an die
von der UNO beschlossenen Sustainable Development Goals an.
Die DBU fühlt sich dem alpinen Raum und dem Kloster Benediktbeuern sehr verbunden. Sie zeigte dieses u. a. in zahlreichen prägnanten
Förderprojekten entlang des Alpenkamms vom Haus der Berge im
Nationalpark Berchtesgaden bis hin zur Besucherlenkung- und Besucherinformation im Projektgebiet Fellhorn / Kanzelwand - Hoher Ifen Breitachklamm (Bayern/Deutschland und Vorarlberg/Österreich).
Diese Einrichtungen sind kein Selbstzweck. Es geht um die touristische Nutzung des alpinen Raums, genauer um die umweltgerechte
touristische Nutzung, aber keinen Massentourismus. Es geht darum,
den Menschen Naturerlebnisse zu ermöglichen und in den in diesem
Symposium im Zentrum stehenden Berg- und Schutzhütten ein ausgewogenes Maß zwischen unabdingbarer Mindestausstattung und
Komfort zu finden. Der Tourismus in Deutschland nimmt zu, im vergangenen Jahr um 3 %, wie wir heute im Tölzer Tageblatt lesen können.
Alpenhütten sind also unverzichtbarer Bestandteil des touristischen
Netzwerks, sie erfüllen in klimatisch und geographisch exponierter
Lage wichtige Schutz- und Servicefunktionen. Die Hütten erleben in-
nerhalb der witterungsbedingt wenigen jährlichen Betriebsmonate oft
extreme Auslastungen bis zur Überbelegung. Die Ver- und Entsorgungssysteme müssen daher auf extreme Belastungen hin dimensioniert werden. Dieses ist wirtschaftlich schwer darstellbar und für die
Technik und die Umwelt mit Kompromissen verbunden.
Ich habe allerhöchsten Respekt vor den Hüttenwarten und –wirten,
die diese Herausforderungen immer wieder bewältigen müssen.
Und ich habe ebenso allerhöchsten Respekt vor den Leistungen der
Bergwachten in Österreich, Südtirol, der Schweiz und Deutschland,
deren hauptberufliche und ehrenamtliche Kameraden ihr Leben einsetzen, um anderer Leben zu retten. Ohne klare Ansage, Verlässlichkeit und Kameradschaft geht da gar nichts.
Wir stellen fest, dass ein verstärkter Einfluss des Klimawandels auf
die Berghütten stattfindet. Ob menschengemacht oder nicht, ist an
dieser Stelle unerheblich. Die Aufgabenstellung für die Sektionen, die
Hüttenwarte und Hüttenwirte ist stärker denn je, sich darauf einzustellen, Anpassungsstrategien zu entwickeln und frühzeitig mit sichernden Maßnahmen zu beginnen. Hierfür sind klare Konzepte erforderlich. Deren Realisierung muss finanziert werden. Deren Genehmigung muss möglich sein. Um sagen zu können, wo es langgeht, ist
Wissen erforderlich.
Es geht somit um kontinuierliche integrale Planungsprozesse, ob Sanierungsfahrplan oder Masterplan, ob Abbruch und Neubau; entscheidend ist, einen roten Faden, ein Konzept zu entwickeln, wie man sich
die Zukunft vorstellt; dazu gehören alle vier Bereiche mit besonderem
Umweltbezug wie Wasser, Energie, Abwasser, Abfall und zusätzlich
um Verköstigung, Übernachtungskomfort, Brandschutz - Sicherheit
der Gäste und vieles anderes mehr.
Der DBU Förderschwerpunkt „Demonstration umweltgerechter Verund Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten“
griff diese Fragestellungen von 1999 bis 2012 auf. Es handelt sich um
ein Thema mit hoher Umweltrelevanz, großer Übertragbarkeit und
Betroffenheit vieler Gäste sowie hohem KMU-Bezug, weil die vielen
standortspezifischen Lösungen kein Thema für große Unternehmen
sind.
In dieser Zeit konnte die DBU 65 Bewilligungen mit einer Fördersumme von fast 3,07 Mio. € und Gesamtkosten von über 7,3 Mio. € aussprechen. Die Eigenanteile machten insgesamt 58 % aus.
19 geförderte Vorgänge betrafen Leitfäden und Fachseminare. Die
bauliche Umsetzung erfolgte in 13 Planungsvorphasen (davon 5 in
Deutschland und 8 in Österreich) sowie 26 Demonstrationsprojekte
(11 Hütten in Deutschland und 15 in Österreich). Die NaturFreunde
Deutschlands wurden dabei ebenso berücksichtigt wie mehrere Bergwachtstandorte.
Die Resonanz auf die Fachseminare war damals genauso hervorragend, wie sie es noch heute ist. Mit 231 angemeldeten Teilnehmern
übertrifft das diesjährige Symposium all meine kühnsten Erwartungen. Wir begannen in 2001 mit 80 Teilnehmern. Vergleichbare Veranstaltungen, in welchen die an vielen Stellen, insbesondere in Österreich, der Schweiz und Südtirol/Italien, vorhandenen Kenntnisse in
dieser Weise zusammengeführt werden, gab es damals nicht.
Wenn sich über die 17 Jahre hier in Benediktbeuern etwa 2.850 Fachleute versammelten, so zeigt dieses, dass es einen Bedarf für dieses
Symposium gibt, dass wir eine Marktlücke getroffen haben. Die auch
in diesem Jahr organisierte hohe Qualität der Vorträge motiviert
überwiegend ehrenamtlich tätige in ihrer Freizeit zur teils sehr weiten
Anreise ins wundervolle Benediktbeuern und zur Zahlung eines Teilnehmerbeitrags. Dafür spreche ich allen Beteiligten in den alpinen
Vereinen und hier in Benediktbeuern meine große Anerkennung und
meinen Dank aus.
Zu den einzelnen Fachseminaren wurden jeweils Tagungsbände erstellt. Zur Jahrestagung des DAV 2010 in Osnabrück erschien zusätzlich die deutsch-englische Wendebroschüre „Umweltschutz in großen
Höhen“.
Es erschien 2008 das Handbuch „Umweltgerechte Ver- und Entsorgung für ausgewählte Berg- und Schutzhütten“ der ZUK gGmbH/DBU
in einer Auflage von 1.000 Exemplaren; das Buch war bereits 2010
vollständig vergriffen. In dem Buch wurden nicht nur die geförderten
Gebäude mit ihren technischen Einrichtungen beschrieben. Dokumentiert wurden insbesondere auch die wichtigen Betriebserfahrungen,
die die Hüttenwirte mit den neuen Systemen und Anlagen gewannen.
Das Buch war nach bereits 2 Jahren vergriffen. Die darin niedergelegten Überlegungen und Erfahrungen haben über den Tag hinaus Bestand. Daher freue ich mich sehr, Ihnen allen dieses Buch heute wieder verfügbar machen zu können: Der Berg-Verlag Rother ist als einer der ältesten und bedeutendsten alpinen Fachverlage weit über die
Grenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hinaus bekannt
für seine Kompetenz im Bereich der Wanderführer und Bergliteratur.
Er hat uns erlaubt, vom Handbuch „Umweltgerechte Ver- und Entsorgung für ausgewählte Berg- und Schutzhütten“ eine Datei zu erstellen
und für die Teilnehmer dieses Symposiums per kostenlosem Download zur Verfügung zu stellen. Dem Verlag sage ich dafür ebenso
meinen ganz herzlichen Dank, wie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DBU, dieses Dokument entsprechend aufzubereiten.
Unter folgendem Link:
https://www.dbu.de/downloads/2017_Buch_Berghuetten_Teil1.pdf
findet sich jetzt das eigentliche Berghüttenbuch als PDF. Auf der letzten Seite dieses PDF-Dokuments ist ein CD-Symbol eingefügt. Klickt
man dieses an, öffnet sich das Dokument mit den Zusatzinformationen, die auf den verschiedenen CDs im Hüttenbuch vorhanden waren.
Bitte nutzen sie den Download gut und reichlich!
Die Veranstaltung in Benediktbeuern wird, wie ich höre, jährlich gemeinsam von den österreichischen, schweizerischen, südtiroler und
deutschen Alpenvereinen weitergeführt. Benediktbeuern ist dafür und
für andere Veranstaltungen ein sehr angenehmer und starker Standort.
Ich meine aber auch, eine stärkere Vernetzung der Hütten untereinander wäre über das jährliche Symposium hinaus zweckmäßig: Eine
gegenseitige Hilfestellung und intensivierter Erfahrungsaustausch
über das Medium Internet ist zeitgemäß. Konkrete Fragen sollten gezielt an einen Kreis von mehreren hundert Hüttenwirten und Hüttenwarten adressiert werden können. Wer kann helfen, wer hat eine
Idee, wer kann einen Ratschlag zu technischen, organisatorischen
oder genehmigungsrechtlichen Fragen geben? Es geht mir vorrangig
um eine nicht kommerziell betriebene Informationsplattform unter
dem Dach der alpinen Verbände vergleichbar ihrem gemeinsamen
Buchungsportal.
Mein Vorschlag an die alpinen Verbände ist, in einem datentechnisch
geschützten Raum ein solches Informationsportal einzurichten. Wenn
ich Ihrer aller Mitgliedszahlen zusammen nehme, dann werden unter
den weit über eine Million Mitgliedern auch Fachkompetenzen zu finden sein, die Sie dabei fachlich und organisatorisch unterstützen können.
Mit diesem Grußwort beschließe ich meine berufliche Laufbahn. In
wenigen Wochen werde ich regulär in den Ruhestand gehen. Lassen
Sie mich sagen, dass die Thematik der Berg- und Schutzhütten mit zu
den schönsten und erfolgreichsten gehörte, die ich in den über 25
Jahren bei der DBU gemeinsam mit Ihnen bearbeiten durfte. Ihnen
allen einen herzlichen Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Ich wünsche Ihnen in Ihrem weiteren Wirken allergrößten Erfolg,
Freude an und in der Bergwelt und vor allem Gesundheit und persönliches Wohlergehen.
Vielen Dank
Wulf Grimm