Der Mensch vor Gott – Teil 3 Der Mensch in seinen Grenzen – Geschaffen aus Staub vom Erdboden (Gen 2,4-7) Eine Predigt von Nina Gschwind Gliederung 1. Vorbemerkungen 2. Textanalyse 3. Zusammenfassung: Was sagt der biblische Text über den Menschen aus? 4. Anwendung: Was sagt uns das heute? Wie können wir die Erkenntnisse der biblischen Autoren umsetzen? 1. Vorbemerkungen Gen 2,4-7: Zweiter Schöpfungsbericht Datierung: 7. Jh. v. Chr. Zwei Schöpfungsberichte: nicht unbedingt ein Widerspruch, eher verschiedene Perspektiven auf den Charakter des Menschen Ätiologische Erzählung (gr. aitiología, d. h. Gründe nennen): geht von Phänomenen der Gegenwart aus und versucht, den Ist-Zustand zu erklären 2. Gen 2,4-7 (Elberfelder) 4 Dies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden. An dem Tag, als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte 5 - noch war all das Gesträuch des Feldes nicht auf der Erde, und noch war all das Kraut des Feldes nicht gesprosst, denn Gott, der HERR, hatte es noch nicht auf die Erde regnen lassen, und noch gab es keinen Menschen, den Erdboden zu bebauen; 6 ein Dunst aber stieg von der Erde auf und bewässerte die ganze Oberfläche des Erdbodens -, 3 7 da bildete Gott, der HERR, den Menschen (hebr. Adam), aus Staub vom Erdboden (hebr. Adama) und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele. Struktur von Gen 2,4-7 V.4: „Überschrift“ V.5-6: Beschreibung der äußeren Umstände V.7: Details über die Erschaffung des Menschen —> zentraler Vers der Predigt Genaue Analyse von V.7a: Gestaltung (formatio) des Menschen da bildete Gott, der HERR, den Menschen, aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele. Hebräisch Mensch: Adam Hebräisch Erdboden: Adama Materialbestimmung zeigt: Mensch vergänglich und auf Erdboden bezogen Genaue Analyse von V.7b: Belebung (animatio) da bildete Gott, der HERR, den Menschen, aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele. Einhauchen des Lebensatems: animatio Erst durch Einhauchen des Lebensatems durch Gott wird der Mensch ein lebendiges Wesen Einhauchen des Lebensatems: Gottes Nähe 3. Zusammenfassung: Was sagt der biblische Text über den Menschen aus? Mensch entsteht durch Gestaltung und Belebung (animatio und formatio) Mensch (Adam) geschaffen aus Staub vom Erdboden (Adama) —> Vergänglichkeit und Bezogensein des Menschen auf die Erde Belebung —> Mensch abhängig von Gott und dessen Zuwendung und Nähe Ps 104,29: Du verbirgst dein Angesicht: Sie erschrecken. Du nimmst ihren Lebensatem weg: Sie vergehen und werden wieder zu Staub. Fazit: Der Mensch ist vergänglich, schwach, begrenzt und vom Schöpfer und dessen Gegenwart abhängig. 4. Anwendung: Was sagt uns das heute? Schwerpunkt auf Abhängigkeit des Menschen von Gottes Zuwendung und Nähe Zahlreiche Beispiele aus den Psalmen für die menschliche Sehnsucht nach Gott Abschließend: Zeit zum Nachdenken über Fragen und persönliches Gebet / Stille Angebot: Gebetsteam nach Gottesdienst Ps 42,2-5 2 Wie eine Hirschkuh lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach dir, Gott! 3 Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott: Wann werde ich kommen und Gottes Angesicht sehen? 4 Meine Tränen sind mein Brot geworden Tag und Nacht, da man den ganzen Tag zu mir sagt: Wo ist dein Gott? 5 Daran will ich denken und vor mir ausschütten meine Seele, wie ich einherzog, in der Schar sie führte zum Hause Gottes, mit Klang des Jubels und Dankes - ein feierlicher Aufzug. Ps 63,2-4 2 Gott, mein Gott bist du; nach dir suche ich. Es dürstet nach dir meine Seele, nach dir schmachtet mein Fleisch in einem dürren und erschöpften Land ohne Wasser. 3 So schaue ich im Heiligtum nach dir, um deine Macht und deine Herrlichkeit zu sehen. 4 Denn deine Gnade ist besser als Leben; meine Lippen werden dich rühmen. Fazit aus Psalmenstellen Beter sehnen sich mit Leib und Seele, d. h. mit ihrer ganzen Existenz, nach Gott und dessen Nähe Gottes Nähe so wichtig wie lebenswichtiges Wasser Durst nach Gott: Mensch bestimmt durch Sehnsucht nach Gottes Nähe Durst kann nur durch Gott selbst gestillt werden Beter suchen Gott im Tempel auf, um seine Nähe zu erfahren Gottes Nähe / Gnade ist besser als das Leben (Ps 63,4) Möglichkeiten, die Sehnsucht nach Gottes Nähe zu stillen Lobpreis Bibellesen Gebet Zitat von Albert Frey aus dem Lied „Keine Lust zu beten“: „Vater du siehst in mich hinein.Mir bleibt nichts als ehrlich zu sein: Ich hab heut keine Lust zu beten. Können wir nicht einfach reden? Irgendwo… Einfach so.“ Stille Ps 65,2: Gott, man lobt dich in der Stille zu Zion. (Luther 2017) Ps 65,2: Auf dem Berg Zion kann man dir, o Gott, begegnen: wenn man dich still anbetet. (Hoffnung für alle) Stille Still werden vor Gott Ihm bewusst diese Zeit schenken Bewusst in seiner Gegenwart verweilen Nicht reden, sondern hören! Ein paar Minuten reichen zum Anfang Langsam steigern! Dienst am Nächsten - Beispiel aus meinem Missionseinsatz in Bahrain Mt 25,40: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Luther 2017) Fragen zum Nachdenken und Beten 1. Was bedeutet es für dich persönlich, dass du auf die Erde bezogen, d. h. schwach, begrenzt und vergänglich, bist? 2. Was bedeutet es für dich, dass du nach Gen 2,4-7 von Gott und seiner Nähe abhängig bist? 3. Fühlst du dich wie die Psalmenbeter von der Sehnsucht nach Gottes Nähe bestimmt? Ist Gottes Nähe für dich lebenswichtig? Warum (nicht)? 4. Wie könntest du diese Sehnsucht erfüllen, d. h. in Gottes Nähe kommen? Lobpreis? Bibellesen? Gebet? Stille? Dienst am Nächsten? 5. Ist Gottes Gnade / Nähe für dich besser als das Leben (vgl. Ps 63)?
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