020317-1 Runder Tisch zur GRW in Stralsund

Ministerium für Wirtschaft,
Arbeit und Gesundheit
Ausrichtung der regionalen Wirtschaftspolitik
in der Diskussion
Glawe: Gesamtdeutsches Fördersystem weiter nötig – regionaler Bedarf und nicht die
Himmelsrichtung bei Frage der Förderung
entscheidend
Schwerin, 02.03.2017
Nummer: 72/17
In der Hansestadt Stralsund haben unter Federführung von Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe sowie der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer und
Parlamentarischen Staatssekretärin bei der Bundesministerin für
Wirtschaft und Energie, Iris Gleicke, Vertreter von Bund und Land
sowie Praktiker der regionalen Wirtschaftsförderung und Vertreter
der Hochschulen die Weiterentwicklung eines Fördersystems für
strukturschwache Regionen diskutiert. „Mit dem Auslaufen des Solidarpaktes II Ende 2019 steht die Regionalpolitik vor einer grundlegenden Neuorientierung. Wir setzen uns weiter für ein gesamtdeutsches Fördersystem in strukturschwachen Regionen ein, welches die
regionale Wettbewerbsfähigkeit stärkt und Lebensverhältnisse im
Bundesgebiet angleicht. Der regionale Bedarf und nicht die Himmelsrichtung müssen bei der Frage der Förderung entscheidend sein. Es
entstehen am Ende jeder Investition neue Arbeitsplätze, bestehende
Jobs werden gesichert. Ein funktionierendes Fördersystem ist unerlässlich“, forderte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister
Harry Glawe am Donnerstag in Stralsund.
In diesem Zusammenhang soll insbesondere geprüft werden, ob und
wie ostspezifische Fördermaßnahmen in dieses gesamtdeutsche
Fördersystem überführt werden können. Die Gemeinschaftsaufgabe
„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) soll hierbei
als Ausgangspunkt dienen.
„Der Bund steht zum Ziel der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Ziel ist und bleibt der Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Wir brauchen ein festes Bündnis aller strukturschwachen Regionen
in Ost und West, damit die Menschen in allen Regionen gleiche
Chancen haben. Deshalb muss der Bund auch über 2019 hinaus die
strukturschwachen Regionen mit einem umfassenden und integrierten Fördersystem im Strukturwandel unterstützen. Das ist viel wichtiger als eine sinnfreie Debatte über die Abschaffung des Solidaritätszuschlags nach 2019“, sagt die Parlamentarische Staatssekretärin
beim Bundewirtschaftsministerium und Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der neuen Bundesländer Iris Gleicke.
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Mecklenburg-Vorpommern profitiert von Regionalförderung
Im Jahr 2016 wurde mit etwa 41 Milliarden Euro das historisch
höchste Bruttoinlandsprodukt des Landes erzielt; 1991 lag es bei
rund 14 Milliarden Euro. Das Bruttoinlandsprodukt in MecklenburgVorpommern ist damit in den vergangenen 25 Jahren preisbereinigt
(real) um +75 Prozent gewachsen; das sind durchschnittlich +2,2
Prozent pro Jahr. „Mecklenburg-Vorpommern hat in den vergangenen Jahren enorm von der Regionalförderung profitiert. Ohne sie
stünden wir in unseren wirtschaftlichen Kennzahlen nicht dort wo wir
heute stehen. Wir haben dennoch viel zu tun, um unser Land wirtschaftlich voranzubringen“, betonte Wirtschaftsminister Harry Glawe
weiter.
Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner lag in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2015 bei 67 Prozent des bundesdeutschen Durchschnittswertes. Mecklenburg-Vorpommern ist trotz des wirtschaftlichen Aufholprozesses seit 1990 immer noch eine strukturschwache
Region im Sinne der Regionalpolitik. „Es liegt im gesamtstaatlichen
Interesse, wenn die Wirtschaftskraft in diesen Regionen gezielt gestärkt und weiter an das Niveau der strukturstarken Regionen herangeführt wird. Nur so kann es letztlich gelingen, den Aufholprozess der
strukturschwachen Regionen erfolgreich weiterzuführen und ihnen
perspektivisch eine höhere eigene Einnahmebasis zu ermöglichen“,
sagte Wirtschaftsminister Glawe.
GRW ist zentrales Instrument der Regionalförderung – seit 1990
über 9.000 Investitionsvorhaben angeschoben
Die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) ist das zentrale und bewährte Instrument der deutschen Regionalförderung. „Dieses Instrument hat
insbesondere durch die Schaffung von Arbeitsplätzen maßgeblich
dazu beigetragen, dass sich Mecklenburg-Vorpommern als zukunftsweisender Wohn-, Arbeits- und Tourismusstandort etablieren
konnte“, sagte Glawe.
Seit 1990 wurden im Rahmen der GRW in Mecklenburg-Vorpommern für die gewerbliche Wirtschaft über 9.000 Investitionsvorhaben
mit einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von rund 19,7 Milliarden Euro bewilligt. Das Wirtschaftsministerium hat Investitionszuschüsse in Höhe von über 4,3 Milliarden Euro ausgereicht. Dadurch
konnten in Mecklenburg-Vorpommern knapp 97.500 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. „Wir haben mit unserem Instrumentarium
eine gute Basis geschaffen, durch die Förderung von Ansiedlungsund Erweiterungsvorhaben die wirtschaftliche Entwicklung aktiv zu
unterstützen“, erläuterte Wirtschaftsminister Glawe weiter.
Große Herausforderung ist Nachwuchswerbung
Die Wirtschaftsentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern ist durch
kleinbetriebliche Wirtschaftsstrukturen sowie noch zu geringen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten geprägt. „Große Herausforderungen stehen den Unternehmen darüber hinaus im Bereich der
Nachwuchswerbung, insbesondere bei akademischen Arbeitskräften, bevor. Für eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Landes
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müssen wir die Wirtschaftsbereiche, die traditionell in MecklenburgVorpommern verankert sind, weiter stärken und die Wertschöpfungstiefe erhöhen. Darüber hinaus müssen wir verstärkt die Möglichkeiten
zur Förderung von Investitionen, Innovationen, Infrastruktur und
Fachkräftesicherung nutzen“, sagte Glawe.
Die wirtschaftlichen Unterschiede werden in Zukunft durch die Globalisierung und den demografischen Wandel tendenziell eher steigen. „Mit Blick auf die demografische Lage und die schrumpfenden
Binnenmärkte kommt dem überregionalen Geschäft für Mecklenburg-Vorpommern künftig eine noch größere Bedeutung zu. Hier gilt
es vorausschauend zu planen und die Wirtschaft durch entsprechende Förderung für mehr Wertschöpfung und mehr Arbeitsplätze
zu unterstützen“, forderte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe abschließend.
Kennzahlen ausgewählter Wirtschaftsbereiche
Mit über 14.600 Mitarbeitern sowie einem erwirtschafteten Jahresumsatz von rund 4,4 Milliarden Euro ist die Ernährungswirtschaft innerhalb des verarbeitenden Gewerbes der größte Industriezweig des
Bundeslandes. Der Anteil der Ernährungsindustrie am Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes beträgt ca. 33 Prozent. Die hiesige Ernährungsindustrie profitiert auch von der landwirtschaftlichen
Prägung des Landes. Mehr als die Hälfte der Landesfläche Mecklenburg-Vorpommerns wird landwirtschaftlich genutzt.
Traditionell nimmt die maritime Industrie (Schiff- und Bootsbau, maritime Zulieferer sowie Meeres- und Offshore-Technik) mit ca. 280
Unternehmen und insgesamt rund 10.000 Beschäftigten sowie einem
Umsatz (2013) von rund 1,5 Milliarden Euro eine besondere Stellung
ein. Durch die Übernahme der Werftstandorte in Rostock, Stralsund
und Wismar durch den asiatischen Genting-Konzern sind die Auftragsbücher an den Standorten gefüllt.
Eine weitere wichtige Branche in Mecklenburg-Vorpommern ist der
Maschinenbau und die Metallindustrie. Hier sind derzeit in knapp 70
Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten über 10.000 Mitarbeiter beschäftigt; der Branchenumsatz beträgt rd. 230 Millionen Euro im Monat.
Darüber hinaus gehört bei uns im Land - insbesondere in der Hansestadt Wismar und der Region Nordwestmecklenburg - die Holz- und
Möbelindustrie zu den traditionellen und strukturbestimmenden Wirtschaftszweigen. Derzeit sind in 25 Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten rund 3.750 Mitarbeiter beschäftigt. Die Branche erwirtschaftete 2015 einen Jahresumsatz von rund 1,4 Milliarden Euro.