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Norwegen setzt neue Standards im Tunnelbau
23.02.2017
Riesentunnel geplant / Auftragnehmer kommen immer häufiger aus dem Ausland
Oslo (GTAI) - Das norwegische Straßenverkehrsamt Statens vegvesen will zwischen 2015 und 2022 rund 200
Tunnel ausbessern. Beim Austausch alter Anlagen sollen Sicherheitsaspekte eine besondere Rolle spielen. Dar­
über hinaus befinden sich weitere 50 Tunnel in Bau, davon über 30 mit einer Länge von mehr als 500 m. Deut­
sche Firmen sind dabei mit von der Partie. Mit dem geplanten Bau eines schwebenden Unterwassertunnels und
eines Riesentunnels für Hochseeschiffe betritt das Königreich verkehrstechnisches Neuland.
Im Jahr 2016 wurden in Norwegen insgesamt 7,2 Mio. cbm Fels gesprengt, davon 4,4 Mio. cbm für den Straßenund mehr als 0,8 Mio. cbm für den Eisenbahn- und U-Bahn-Bau. "Damit markierte das letzte Jahr für uns ein All­
zeithoch im Tunnelbau", sagte Thor Skjeggedal von der Norwegian Tunnelling Society (Norsk Forening for Fjell­
sprengningsteknikk) gegenüber Medien.
Novum in der Verkehrstechnik: schwebender Unterwassertunnel
Und noch ist kein Ende in Sicht. Eines der Neubauprojekte stellt sogar den bisher längsten Straßentunnel der
Welt, den Laerdal-Tunnel in Sogn og Fjordane (24,5 km), in den Schatten: Der Rogfast-Tunnel durch den Sognef­
jord soll mit etwa 27 km nicht nur noch länger, sondern auch als schwebender Unterwassertunnel gebaut wer­
den. Vorgesehen sind dazu parallele 1,2 km lange Betonröhren (je eine pro Spur), die an Pontons befestigt und
eventuell zur Sicherheit auch am Grund des Fjords noch verankert werden und dann etwa 30 m unter der Was­
seroberfläche schweben sollen. Die Investitionskosten werden mit rund 37 Mrd. Euro beziffert. Durch die Umge­
hung von 14 Fährüberfahrten würde sich die Fahrtzeit von Kristiansund bis Trondheim damit in etwa halbieren.
Beim Rogfast-Projekt wird in Norwegen erstmals auch beim Tunnelvortrieb testweise seismische Vorauserkun­
dung eingesetzt. Gegenüber der üblichen Vorerkundung mit Sonden- und Kernbohrungen reduzieren sich da­
durch nicht nur die Kosten, sondern auch der Zeitaufwand, denn die Daten werden in nur fünf Stunden verar­
beitet.
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NORWEGEN SETZT NEUE STANDARDS IM TUNNELBAU
Planungsstand und technische Optionen für den Ausbau von Fjordquerungen
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Quelle: Utviklingsstrategi for ferjefri og utbetra E39 (im Rahmen des Nasjonal transportplan (NTP) 2018-2029
durch Avinor, Jernbaneverket, Kystverket und Statens vegvesen erarbeitet)
Riesentunnel für Frachtschiffe an der Westküste geplant
Auch in der Hochseeschifffahrt will Norwegen durch den Bau eines Riesentunnels Standards setzen. So soll
durch die Halbinsel Stadlandet nördlich von Maloy ein 1,7 km langer Tunnel entstehen. Mit einer Höhe von 49 m
und einer Breite von 36 m wird er sogar für Fracht- und Kreuzfahrtschiffe der Hurtigruten-Flotte reichen. Die als
nautisch besonders anspruchsvoll geltenden Gewässer um Stadlandet lassen sich auf diese Weise in Zukunft
umschiffen. Die Bauarbeiten dürften 2019 beginnen, bis 2022/23 soll der Schiffstunnel fertiggestellt sein. Die
Baukosten dürften bei 2,6 Mrd. Norwegischen Kronen (nkr; knapp 0,3 Mrd. Euro, 1 Euro = 9,2906 nkr im Durch­
schnitt 2016) liegen.
Immer mehr Firmen aus dem deutschen Sprachraum akquirieren Aufträge
Öffentliche Infrastrukturbauaufträge gehen zusehends auch an Auftragnehmer außerhalb Norwegens. So hat
Hochtief gemeinsam mit dem norwegischen Unternehmen Veidekke Entreprenor einen Abschnitt der Europa­
straße 6 (E6) nördlich von Oslo sowie ein Teilstück der Bahnstrecke Oslo-Trondheim modernisiert. Der insge­
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samt 5,6 km lange Autobahnteil umfasste zwei, der 6,8 km lange Gleisabschnitt einen Tunnel. Die Arbeiten wur­
den 2016 abgeschlossen.
Der badische Hersteller Herrenknecht hat für Norwegens größtes Infrastrukturprojekt, den Bau der neuen Follo­
bahn von Oslo nach Ski (22 km Gesamtlänge, davon 19 km Tunnel), vier große Doppelschild-Tunnelbohrmaschi­
nen geliefert. Den Zuschlag für die Tunnelarbeiten bekam 2015 ein Gemeinschaftsunternehmen aus Acciona In­
fraestructuras (Spanien) und Ghelle (Italien).
Zusammen mit seinem norwegischen Partner Stangeland baut der deutsche Bau- und Industriedienstleister Bil­
finger den rund 5 km langen Eiganestunnel in Stavanger. Neben mehreren Auf- und Abfahrrampen baut Bilfin­
ger dafür weitere Verbindungstunnel. Bis 2018 soll der Doppelröhrentunnel fertiggestellt sein.
PNC Norge, eine Tochter des österreichischen Bauunternehmens Porr, sicherte sich im August 2016 einen Auf­
trag im Wert von umgerechnet circa 36 Mio. Euro für den Bau eines 5,5 km langen Abschnitts der Landstraße 17
in der Provinz Nordland, der durch zwei Tunnel verlaufen wird. Strabag wurde 2016 in Norwegen erstmals als
Alleinauftragnehmer für ein Teilstück der E16 von Oslo nach Bergen ausgewählt, das einen fast 2 km langen
Tunnel beinhaltet.
Implenia hat Anfang des Jahres 2017 ein weiteres Los für den Ausbau der E39 von Bergen nach Trondheim erhal­
ten, das einen 2,5 km langen Tunnel unter dem Kjosnesfjord umfasst. Zuvor hatte das Schweizer Unternehmen
bereits den Zuschlag für den Bau eines anderen Abschnitts entlang der E39 bekommen, das mehrere Tunnels
mit einer Länge von insgesamt 7 km beinhaltete. Auch bei einem Teilstück der E134 bei Kongsberg inklusive Tun­
nelbau ist Implenia 2016 zum Zuge gekommen.
In Bau befindliche Tunnel mit über 3 km Länge
Straße
Tunnel
Länge (in m)
R13
Ryfylketunnel
14.300
E134
Maelefjelltunnel
9.400
E39
Lyshorntunnel
9.000
E6
Nordnestunnel
5.810
E16
Filefjelltunnel
5.800
R13
Hundvagtunnel
5.500
E6
Sorkjosfjelltunnel
4.600
E16
Bagnskleivtunnel
4.300
E6
Toftentunnel
3.800
E39
Eiganestunnel
3.700
E6
Soknedaltunnel
3.600
E6
Ailegastunnel
3.400
R77
Tjernfjelltunnel
3.260
F867
Bjarkoytunnel
3.250
Quelle: Statens vegvesen
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Allein um die Sicherheit von längeren Tunneln zu verbessern will das norwegische Straßenverkehrsamt 1 Mrd.
nkr pro Jahr ausgeben. Dazu wird für jeden einzelnen Tunnel ein Plan ausgearbeitet. Ein Großteil der Maßnah­
men in diesem Zusammenhang betrifft Lüftung, Brandschutz, Notrufeinrichtungen und Beleuchtung.
Norwegen und Schweden planen gemeinsames Verkehrsleitsystem
Gemeinsam mit seinem schwedischen Pendant Trafikverket arbeitet das norwegische Straßenverkehrsamt an
einem moderneren Verkehrsleit- und Informationssystem. Es soll auf dem bestehenden aufbauen, zusätzlich
aber auch das Verhalten autonomer Fahrzeuge einbeziehen. Für das Projekt stehen umgerechnet etwa 10,5 Mio.
Euro zur Verfügung. Eingeführt werden soll das neue System 2019.
(S.H.)
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