Eine gute Wurzel macht einen guten Körnerleguminosenertrag

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Umwelt
BAUERNBLATT | 18. Februar 2017 ■
5. Leguminosen-Tagung mit Schwerpunkt Ackerbau
Eine gute Wurzel macht einen guten Körnerleguminosenertrag
Mit welchen ackerbaulichen Maß­
nahmen lassen sich Ackerboh­
nenerträge steigern? Diese Frage
stand im Mittelpunkt der 5. Legu­
minosen-Wintertagung in Aukrug,
Kreis Rendsburg-Eckernförde. Der
Einladung folgten 125 Teilnehmer,
die sich in Fachvorträgen, Praxis­
berichten informierten und mit
den Referenten diskutierten.
„Ackerbohnen. Das Thema ist
heiß“, betonte der landwirtschaftliche Berater Gustav Alvermann,
der die Leguminosen-Wintertagung moderierte. „Die Preise werden anziehen. Für Ökoackerbohnen werden heute 44 bis 45 €/dt
ab Hof bezahlt, für konventionelle
Ackerbohnen 18 €.“ Die Nachfrage
treibt den Preis. Beides steigt, weil
die Ackerbohne immer häufiger
Soja im Tierfutter ersetzen muss.
Molkereien, die Milch unter dem
Label „gentechnikfrei“ vermarkten, fordern von ihren Lieferanten
Tierfutter ohne Importsoja. Auch
im Ökolandbau steigt der Bedarf
an Ackerbohnen weiter. In Schleswig-Holstein sind im vergangenen
Jahr 3.000 neue Biomilchkühe hinzugekommen, in Niedersachsen sogar 8.000, zählte Futtermittelhersteller Freiherr Ernst-Friedemann
von Münchhausen auf.
„Ackerbohnen sind heikel und
gelten als nicht ertragssicher.“ Al-
Ökoberater Gustav Alvermann moderierte die 5. Leguminosen-Wintertagung, die mit 125 Teilnehmern gut besucht war. Er erläuterte, warum Ackerbohnen einen gut vorbereiteten Boden brauchen. Fotos: Elke zu Münster
ein Zwischenfruchtgemenge aus
Senf, Buchweizen, Phacelia und Hafer. Mitte April erfolgte die Mulchsaat nach tiefem Einsatz eines Schmalschargrubbers durch Einzelkornablage mit 32 K./m2. Auf sandigem, zum Teil staunassen Boden
Erfahrungen
mit 25 bis 40 Bodenpunkten ernteaus der Praxis
te der Ökobauer im vergangenen
Landwirt Jesko Ulrichs aus Al- Jahr knapp 42 dt/ ha Ackerbohnen.
tenholz erzählte, dass er im vergangenen Jahr auf tiefgründigem, sandigen Lehm mit 52 bis
60 Bodenpunkten 70 dt/ha geerntet habe. Fünf Aspekte seien entscheidend für seinen Erfolg: das
Wettergeschehen, die Bodengüte,
die Fruchtfolge, die Bodenbearbeitung und die Produktionstechnik. Nach der Vorfrucht
Winterweizen hat Jesko
Ulrichs die Stoppeln flach
eingearbeitet, im Frühjahr dann gepflügt und
mit der Güttlerkombination, bestehend aus Federzinken und Prismenwalze,
den Boden für die Aussaat vorbereitet. Die Aussaat erfolgte dann Ende
März mit der Drillkombination Kreiselegge, Zahnpackerwalze und Schei- Viele Hülsen pro Quadratmeter bebenschaar. Er säte 41 K./m2 deuten gute Ackerbohnenerträge.
mit einem Reihenabstand Rund 80 dt/ha sind möglich, wenn
von 12,5 cm und einer Tie- die Bedingungen stimmen.
fe von 8 cm. Jesko Ulrichs
arbeitet mit leichten MaWelche Zwischenfrüchte
schinen.
wählen?
Ökobauer Bernd Wiese, Ackerbauer und LegeMit der Frage, welche Zwihennenhalter, baut Acker- schenfrüchte gute Mulch- und Dibohnen für seine Futterei- rektsaatbedingungen schaffen,
Ackerbohnen sind anspruchsvoll, werden vor genmischung an. Nach der hat sich Prof. Dr. Knut Schmiedtdem Hintergrund der Eiweißversorgung für Vorfrucht Sommergetrei- ke von der Universität Dresden bedie Tierfütterung jedoch immer interessanter. de säte er Mitte August fasst. Die Ergebnisse: Zwischenvermann hält jedoch Erträge von
80 dt/ha konventionell erzeugt für
möglich, im Ökolandbau 60 dt/ha.
Zwei Landwirte erläuterten, wie
gute Erträge zu erreichen sind.
früchte reduzieren das Unkrautwachstum deutlich. Hafer und
Roggen haben das beste Unkrautunterdrückungsvermögen
und
ein günstiges C-N-Verhältnis. Beide frieren jedoch nur ab, wenn sie
zum Frost bereits Ähren geschoben
haben. Das setzt eine frühe Aussaat voraus.
In einem weiteren Versuch auf
gut versorgten Böden war bei Direktsaat der Körnerleguminosen­
ertrag am höchsten nach früh gesäter Rispenhirse und Ramtillkraut.
Die Erträge aus Mulchsaat waren
jedoch grundsätzlich höher als
mit Direktsaat, am höchsten auch
hier nach Rispenhirse. Ramtillkraut
hatte zur Direktsaat das beste Unkrautunterdrückungsvermögen.
„Der höhere Ertrag bei Mulchsaat
ist eine Frage der Sätechnik“, erläuterte Prof. Dr. Knut Schmiedtke.
Die Wurzeln der Körnerleguminosen durchdrangen den Boden nach
Direktsaat weniger gut und wuchsen hauptsächlich entlang der Säschlitze.
„Nur eine gute Wurzelung macht
einen guten Körnerertrag“, fasste
Berater Gustav Alvermann die Ergebnisse des Seminars zusammen.
„Ich habe in diesem Seminar gelernt, dass der Weg über eine Zwischenfrucht nur auf den leichteren
Böden wirklich überzeugt. Das sind
die wenigsten Standorte in Schleswig-Holstein.“
FAZIT
„Die große Resonanz auf die
Veranstaltung zeigt, dass
Ackerbohnen zwar anspruchsvoll, aber hoch interessant
sind“, sagte Elke zu Münster,
die diese Tagung mit Unterstützung der Handelsgesellschaft Gut Rosenkrantz ausgerichtet hatte. Ende Juni
planen beide eine Feldbegehung in Schleswig-Holstein.
Dann ist die Wurzelentwicklung am besten zu beurteilen.
Wer über kommende Veranstaltungen informiert werden
möchte, kann sich an Elke zu
Münster wenden per Fax: 04041 30 48 59 und per E-Mail:
[email protected]
Ulrike Hoffmeister
freie Autorin