54 Wald & Jagd BAUERNBLATT | 18. Februar 2017 ■ Waldschutzmonitoring Risiken für den Wald im Auge behalten Die Jahre 2015 und 2016 waren bis auf das ständig voranschreitende Eschentriebsterben und wenige kleinere Ausnahmeereignisse aus Sicht des Waldschutzes in Schleswig-Holstein ruhige Jahre. Trotzdem ist es sinnvoll, die Entwicklung möglicher Schadereignisse im Wald im Auge zu behalten und sich mit den Entwicklungen in Vorbeugung, Prognose und Gegenmaßnahmen auf dem Laufenden zu halten. Die Binsenwahrheit „Nach dem Sturm ist vor dem Sturm“ gilt schließlich nicht nur für Starkwindereignisse, sondern auch für andere abiotische und biotische Waldschäden. Bereits seit über zehn Jahren prägt das Eschentriebsterben die Waldschutzsituation in SchleswigHolstein. Es wird intensiv daran geforscht, durch immer genauere Kenntnis der biologischen Zusammenhänge des Befalls der Eschen durch den Pilz Falsches Weißes Stengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) Prognosemöglichkeiten zu verbessern, vor allem aber Vorbeugungs- und eventuell Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Die Vorbeugung, in erster Linie durch pflanzenzüchterische und waldbauliche Maßnahmen, ist dabei einer eventuellen Bekämpfung des Pilzes vorzuziehen, da Gegenmaßnahmen gegen Pilze 2015 und 500 fm 2016. Diese Daten sind zudem nur ein Ausschnitt besonders auffälliger Schadflächen im Privat- und flächenmäßig kleineren Kommunalwald. Andere Folgeschäden treten zum Beispiel durch den Eschenbastkäfer auf, der geschwächte und absterbende Eschen befällt. Kontrolle der Fichten Das Eschentriebsterben ist der zurzeit wichtigste Schaden in unseren Wäldern. Fotos: Dr. Borris Welcker im Waldökosystem, zum Beispiel durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, wegen der komplexen ökologischen Bedeutung der gesamten Pilzflora eines Waldes kaum zielführend oder zu verantworten wären. als Schwächeparasit kann nur durch waldbauliche Maßnahmen begegnet werden. Für Schleswig-Holstein wurden über die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer 2015 ungefähr 140 ha stark vom Eschensterben befallener Flächen und ein Schadholzanfall von über 3.500 fm gemeldet. 2016 waren es Starkes Eschensterben fast 280 ha und 6.500 fm Holz. Dies Auch dem häufig auf das Eschen- betraf alle Alters- und Stärkeklassterben folgenden Befall der ab- sen. Hinzu kamen Fäuleschäden gängigen Bäume durch Hallimasch mit zusätzlich zirka 300 fm im Jahr Regelmäßig werden Fichten durch die Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher bis zum Absterben geschädigt. Besonders bei anhaltend warmtrockener Frühjahrswitterung ist die Gefahr groß, und die Fichtenbestände müssen regelmäßig kontrolliert werden. Die Meldung größerer Schadereignisse durch Fichtenborkenkäfer im Privatwald Schleswig-Holsteins belief sich auf 2.850 fm durch Buchdrucker im Jahr 2015 sowie knapp 2.500 fm durch Buchdrucker und 450 fm durch Kupferstecher 2016. Dies entspricht dem normalen Durchschnittswert der vergangenen Jahre. Des Weiteren wurden für 2015 20 ha Befall mit Blattpilzen, meist Bräune oder Mehltau, 3 ha Befall mit Prachtkäfer an geschwächten Eichen, 20 ha schwerer Kulturschäden durch Kurzschwanzmäuse und 14.200 fm Windwurf auf gut 43 ha Fläche gemeldet. Der Windwurf ist zum größten Teil sicher noch auf vorgeschädigte Bestände des Orkanherbstes 2013 zurückzuführen. So ging die Masse des gemeldeten Sturmholzes 2016 auf gut 600 fm zurück. Im vergangenen Jahr belief sich die Meldung besonderer Waldschadensereignisse bei der Forstabteilung darüber hinaus auf 77 fm alte Eiche durch die Eichenkomplexkrankheit, 10 fm durch Eichenprachtkäfer, 2,5 ha Befall mit Eichenwickler sowie sonstige Pilzerkrankungen in größerem Umfang. Man erkennt, dass das „Eichensterben“ immer wieder mehr oder weniger deutlich auftritt. Ein besonderer Schaden aus der ersten Novemberhälfte 2016 war Schneebruch vor allem in Kiefer und bei jungen, noch belaubWenn selbst Fichten so stark verbissen werden, hat der Waldbesitzer ein ernst zu nehmendes Problem. Wald & Jagd 55 ■ BAUERNBLATT | 18. Februar 2017 ten Laubbäumen. Dies trat auf insgesamt etwa 500 ha im Privatwald Schleswig-Holsteins auf, nachdem es zu einer ungewöhnlich starken Nassschneelage gekommen war. Seminar zu Wildschäden Ein ständig vorhandenes Problem für die Waldbesitzer in SchleswigHolstein sind fast überall Schäden durch hohe Bestände wiederkäuenden Schalenwildes. Verbiss- und Schälschäden sind allgegenwärtig und werden häufig, bedingt durch die kleinflächige Waldstruktur, als „unvermeidbar“ hingenommen. Wegen der besonderen Häufigkeit dieser Schäden widmet sich ein Seminarangebot der Forstabteilung an der Lehranstalt für Forstwirtschaft in Bad Segeberg am 28. Februar diesem Thema. Dabei geht es um Wildschäden im Wald, ihre Vermeidung und Konsequenzen, besonders aber auch um die Aufnah- me und Bewertung dieser Schäden. Hierfür wurden jüngst auf Bundes ebene einvernehmliche Grundsätze des Waldbesitzes auf der einen und der Jägerschaft auf der anderen Seite beschlossen. Diese Möglichkeit einer gütlichen Einigung soll intensiv dargestellt werden. Pflanzenschutz im Wald Außerdem sind an der Lehranstalt für Forstwirtschaft zwei weitere Informationsangebote geplant, um es Waldbesitzern, Forstbediensteten und anderen Interessierten zu erleichtern, die Waldschutzsituation im Auge zu behalten und frühzeitig richtig zu reagieren. Zum einen werden am 23. und 24. März insgesamt drei halbtägige Auffrischungen der Pflanzenschutz-Sachkunde mit dem Schwerpunkt „Forstwirtschaft“ in Bad Segeberg angeboten. Das Pflanzenschutzrecht for- dert die Teilnahme an solchen Auffrischungen spätestens alle drei Jahre, um eine vorhandene eigene Sachkunde aufrechtzuerhalten. zu finden. Dieses steht zum Herunterladen auf der Seite der Landwirtschaftskammer zur Verfügung (www.lksh.de/Forst/Lehransalt für Forstwirtschaft/weitere Angebote der LAF), wo auch eine direkte Waldschutz-Meldeportal Anmeldung zu den Veranstaltungen möglich ist. In Bad Segeberg Zum anderen ist am 5. April eine können sich Interessierte unter Tel.: Gemeinschaftsveranstaltung mit 0 45 51-95 98 24 erkundigen und der Nordwestdeutschen Forst auch anmelden. lichen Versuchsanstalt zum Thema „Waldschutz – Aktuelles, Arbeit mit dem Waldschutz-MeldeporOft kommen Schadereignisse tal“ vorgesehen. Neben aktuellen im Wald überraschend genug. Entwicklungen im Bereich der VorDann kann es hilfreich sein, beugung, Prognose und Gegensich auch in ruhigen Jahren maßnahmen typischer forstlicher bereits mit möglichen WaldSchaderreger soll das Waldschutzschäden beschäftigt zu haben. meldeportal als Monitoringinstrument noch einmal vorgestellt und seine sehr einfache Anwendung geübt werden. Weitere InformatiDr. Borris Welcker onen zu den Veranstaltungen sind Landwirtschaftskammer im Internet im Jahresprogramm Tel.: 0 45 51-95 98 21 der Lehranstalt für Forstwirtschaft [email protected] FAZIT Lehranstalt für Forstwirtschaft aktuell Boden und Befahrung im Wald Bodenschäden sind nicht nur in der Landwirtschaft ein wichtiges Thema, sondern spielen auch bei der Bewirtschaftung des Waldes eine zunehmende Rolle. Neben der Suche nach technischen Lösungen sind vielen Beteiligten die bodenmechanischen Grundlagen in diesem Bereich nicht bewusst. Böden und insbesondere Waldböden als bisher nur wenig gestörte Standorte gelten in Deutschland als erhaltenswertes Kulturgut (Ebel, 2006). Die Bevölkerung ist zudem zunehmend sensibilisiert für die Waldbewirtschaftung, und das nicht nur bei der Bewirtschaftung stadtnaher Wälder, sondern auch im ländlichen Bereich. Neben dem heute nur noch selten und dann auf kleineren Flächen betriebenen Kahlschlag sind Veränderungen („Schäden“) des Bodens in Form von Fahrspuren ein für jeden Waldbesucher sichtbares Ergebnis der Waldbewirtschaftung. Das geht dann schnell mit dem Reflex einher, dass früher doch alles besser war und heute die großen und Ein moderner Harvester bei der E rnte und Holzaufarbeitung im winterlichen Wald vor allem schweren Maschinen den Wald zerstören. Ähnlich, wenn auch im Vergleich zur Landwirtschaft etwas verzögert, werden heute zahlreiche Arbeiten im Wald mit maschineller Unterstützung erledigt. Das beginnt bei der Motorsäge und endet bei Vollerntemaschinen, soge- nannten Harvestern, die Bäume fällen, entasten und dann in verwertbare Holzsortimente einteilen. Sowohl bei der (motor-)manuellen Holzernte als auch beim Harvestereinsatz erfolgt die Bringung des Holzes aus dem Wald heute nur noch in seltenen Fällen durch Rückepferde. Letztere sind seit vielen Jahrzehnten durch den Maschineneinsatz verdrängt. Der Einsatz von Großtechnik geht dabei nicht nur mit einem deutlichen Anstieg der Leistungsfähigkeit einher, sondern dieser Maschineneinsatz ist auch ein wichtiger Baustein der Arbeitssicherheit im Walde, denn Waldarbeit war und
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