Risiken für den Wald im Auge behalten

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Wald & Jagd
BAUERNBLATT | 18. Februar 2017 ■
Waldschutzmonitoring
Risiken für den Wald im Auge behalten
Die Jahre 2015 und 2016 waren bis
auf das ständig voranschreitende
Eschentriebsterben und wenige
kleinere Ausnahmeereignisse aus
Sicht des Waldschutzes in Schleswig-Holstein ruhige Jahre. Trotzdem ist es sinnvoll, die Entwicklung möglicher Schadereignisse im
Wald im Auge zu behalten und sich
mit den Entwicklungen in Vorbeugung, Prognose und Gegenmaßnahmen auf dem Laufenden zu
halten. Die Binsenwahrheit „Nach
dem Sturm ist vor dem Sturm“
gilt schließlich nicht nur für Starkwindereignisse, sondern auch für
andere abiotische und biotische
Waldschäden.
Bereits seit über zehn Jahren
prägt das Eschentriebsterben die
Waldschutzsituation in SchleswigHolstein. Es wird intensiv daran
geforscht, durch immer genauere
Kenntnis der biologischen Zusammenhänge des Befalls der Eschen
durch den Pilz Falsches Weißes
Stengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) Prognosemöglichkeiten zu verbessern, vor allem
aber Vorbeugungs- und eventuell
Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Die Vorbeugung, in erster Linie
durch pflanzenzüchterische und
waldbauliche Maßnahmen, ist dabei einer eventuellen Bekämpfung des Pilzes vorzuziehen, da
Gegenmaßnahmen gegen Pilze
2015 und 500 fm 2016. Diese Daten sind zudem nur ein Ausschnitt
besonders auffälliger Schadflächen im Privat- und flächenmäßig
kleineren Kommunalwald. Andere
Folgeschäden treten zum Beispiel
durch den Eschenbastkäfer auf,
der geschwächte und absterbende
Eschen befällt.
Kontrolle der Fichten
Das Eschentriebsterben ist der zurzeit wichtigste Schaden in unseren Wäldern.
Fotos: Dr. Borris Welcker
im Waldökosystem, zum Beispiel
durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, wegen der komplexen ökologischen Bedeutung der
gesamten Pilzflora eines Waldes
kaum zielführend oder zu verantworten wären.
als Schwächeparasit kann nur durch
waldbauliche Maßnahmen begegnet werden. Für Schleswig-Holstein wurden über die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer
2015 ungefähr 140 ha stark vom
Eschensterben befallener Flächen
und ein Schadholzanfall von über
3.500 fm gemeldet. 2016 waren es
Starkes Eschensterben
fast 280 ha und 6.500 fm Holz. Dies
Auch dem häufig auf das Eschen- betraf alle Alters- und Stärkeklassterben folgenden Befall der ab- sen. Hinzu kamen Fäuleschäden
gängigen Bäume durch Hallimasch mit zusätzlich zirka 300 fm im Jahr
Regelmäßig werden Fichten
durch die Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher bis
zum Absterben geschädigt. Besonders bei anhaltend warmtrockener Frühjahrswitterung ist die
Gefahr groß, und die Fichtenbestände müssen regelmäßig kontrolliert werden. Die Meldung größerer Schadereignisse durch Fichtenborkenkäfer im Privatwald
Schleswig-Holsteins belief sich auf
2.850 fm durch Buchdrucker im
Jahr 2015 sowie knapp 2.500 fm
durch Buchdrucker und 450 fm
durch Kupferstecher 2016. Dies
entspricht dem normalen Durchschnittswert der vergangenen Jahre. Des Weiteren wurden für 2015
20 ha Befall mit Blattpilzen, meist
Bräune oder Mehltau, 3 ha Befall
mit Prachtkäfer an geschwächten
Eichen, 20 ha schwerer Kulturschäden durch Kurzschwanzmäuse und
14.200 fm Windwurf auf gut 43 ha
Fläche gemeldet.
Der Windwurf ist zum größten
Teil sicher noch auf vorgeschädigte
Bestände des Orkanherbstes 2013
zurückzuführen. So ging die Masse
des gemeldeten Sturmholzes 2016
auf gut 600 fm zurück. Im vergangenen Jahr belief sich die Meldung
besonderer Waldschadensereignisse bei der Forstabteilung darüber
hinaus auf 77 fm alte Eiche durch
die Eichenkomplexkrankheit, 10 fm
durch Eichenprachtkäfer, 2,5 ha Befall mit Eichenwickler sowie sonstige Pilzerkrankungen in größerem
Umfang. Man erkennt, dass das
„Eichensterben“ immer wieder
mehr oder weniger deutlich auftritt. Ein besonderer Schaden aus
der ersten Novemberhälfte 2016
war Schneebruch vor allem in Kiefer und bei jungen, noch belaubWenn selbst Fichten so stark verbissen werden, hat der Waldbesitzer ein
ernst zu nehmendes Problem.
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ten Laubbäumen. Dies trat auf insgesamt etwa 500 ha im Privatwald
Schleswig-Holsteins auf, nachdem
es zu einer ungewöhnlich starken
Nassschneelage gekommen war.
Seminar zu Wildschäden
Ein ständig vorhandenes Problem
für die Waldbesitzer in SchleswigHolstein sind fast überall Schäden
durch hohe Bestände wiederkäuenden Schalenwildes. Verbiss- und
Schälschäden sind allgegenwärtig
und werden häufig, bedingt durch
die kleinflächige Waldstruktur, als
„unvermeidbar“ hingenommen.
Wegen der besonderen Häufigkeit
dieser Schäden widmet sich ein Seminarangebot der Forstabteilung
an der Lehranstalt für Forstwirtschaft in Bad Segeberg am 28. Februar diesem Thema. Dabei geht es
um Wildschäden im Wald, ihre Vermeidung und Konsequenzen, besonders aber auch um die Aufnah-
me und Bewertung dieser Schäden.
Hierfür wurden jüngst auf Bundes­
ebene einvernehmliche Grundsätze des Waldbesitzes auf der einen
und der Jägerschaft auf der anderen Seite beschlossen. Diese Möglichkeit einer gütlichen Einigung
soll intensiv dargestellt werden.
Pflanzenschutz im Wald
Außerdem sind an der Lehranstalt für Forstwirtschaft zwei
weitere Informationsangebote
geplant, um es Waldbesitzern,
Forstbediensteten und anderen
Interessierten zu erleichtern, die
Waldschutzsituation im Auge zu
behalten und frühzeitig richtig
zu reagieren. Zum einen werden
am 23. und 24. März insgesamt
drei halbtägige Auffrischungen
der Pflanzenschutz-Sachkunde
mit dem Schwerpunkt „Forstwirtschaft“ in Bad Segeberg angeboten. Das Pflanzenschutzrecht for-
dert die Teilnahme an solchen
Auffrischungen spätestens alle
drei Jahre, um eine vorhandene
eigene Sachkunde aufrechtzuerhalten.
zu finden. Dieses steht zum Herunterladen auf der Seite der Landwirtschaftskammer zur Verfügung
(www.lksh.de/Forst/Lehransalt für
Forstwirtschaft/weitere Angebote der LAF), wo auch eine direkte
Waldschutz-Meldeportal Anmeldung zu den Veranstaltungen möglich ist. In Bad Segeberg
Zum anderen ist am 5. April eine können sich Interessierte unter Tel.:
Gemeinschaftsveranstaltung mit 0 45 51-95 98 24 erkundigen und
der Nordwestdeutschen Forst­ auch anmelden.
lichen Versuchsanstalt zum Thema
„Waldschutz – Aktuelles, Arbeit
mit dem Waldschutz-MeldeporOft kommen Schadereignisse
tal“ vorgesehen. Neben aktuellen
im Wald überraschend genug.
Entwicklungen im Bereich der VorDann kann es hilfreich sein,
beugung, Prognose und Gegensich auch in ruhigen Jahren
maßnahmen typischer forstlicher
bereits mit möglichen WaldSchaderreger soll das Waldschutzschäden beschäftigt zu haben.
meldeportal als Monitoringinstrument noch einmal vorgestellt und
seine sehr einfache Anwendung
geübt werden. Weitere InformatiDr. Borris Welcker
onen zu den Veranstaltungen sind
Landwirtschaftskammer
im Internet im Jahresprogramm
Tel.: 0 45 51-95 98 21
der Lehranstalt für Forstwirtschaft
[email protected]
FAZIT
Lehranstalt für Forstwirtschaft aktuell
Boden und Befahrung im Wald
Bodenschäden sind nicht nur in der
Landwirtschaft ein wichtiges Thema, sondern spielen auch bei der
Bewirtschaftung des Waldes eine
zunehmende Rolle. Neben der Suche nach technischen Lösungen
sind vielen Beteiligten die bodenmechanischen Grundlagen in diesem Bereich nicht bewusst.
Böden und insbesondere Waldböden als bisher nur wenig gestörte Standorte gelten in Deutschland als erhaltenswertes Kulturgut (Ebel, 2006). Die Bevölkerung
ist zudem zunehmend sensibilisiert für die Waldbewirtschaftung,
und das nicht nur bei der Bewirtschaftung stadtnaher Wälder, sondern auch im ländlichen Bereich.
Neben dem heute nur noch selten
und dann auf kleineren Flächen betriebenen Kahlschlag sind Veränderungen („Schäden“) des Bodens in
Form von Fahrspuren ein für jeden
Waldbesucher sichtbares Ergebnis der Waldbewirtschaftung. Das
geht dann schnell mit dem Reflex
einher, dass früher doch alles besser war und heute die großen und
Ein moderner Harvester bei der E
­ rnte
und Holzaufarbeitung im winterlichen Wald
vor allem schweren Maschinen den
Wald zerstören.
Ähnlich, wenn auch im Vergleich
zur Landwirtschaft etwas verzögert, werden heute zahlreiche Arbeiten im Wald mit maschineller
Unterstützung erledigt. Das beginnt bei der Motorsäge und endet bei Vollerntemaschinen, soge-
nannten Harvestern, die Bäume
fällen, entasten und dann in verwertbare Holzsortimente einteilen. Sowohl bei der (motor-)manuellen Holzernte als auch beim
Harvestereinsatz erfolgt die Bringung des Holzes aus dem Wald
heute nur noch in seltenen Fällen durch Rückepferde. Letztere
sind seit vielen Jahrzehnten durch
den Maschineneinsatz verdrängt.
Der Einsatz von Großtechnik geht
dabei nicht nur mit einem deutlichen Anstieg der Leistungsfähigkeit einher, sondern dieser Maschineneinsatz ist auch ein wichtiger
Baustein der Arbeitssicherheit im
Walde, denn Waldarbeit war und