Unter mittelständischen Schweizer Unternehmen droht die

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Michael Wiget
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Unter mittelständischen Schweizer Unternehmen droht die digitale
Zweiklassengesellschaft
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Bedeutung der Digitalisierung hat für Schweizer Unternehmen innert Jahresfrist
stark zugenommen
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Erfolgreiche Unternehmen setzen deutlich stärker auf digitale Technologien
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Kleine und unprofitable Betriebe verlieren den Anschluss
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Fehlendes Geld ist Hauptgrund für ausbleibende Investitionen in Digitalisierung
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Kaum regionale Unterschiede feststellbar
ZÜRICH, 20. FEBRUAR 2017 – Die Digitalisierung bei Schweizer Unternehmen schreitet in
grossen Schritten voran. Gleichzeitig öffnet sich eine Schere zwischen erfolgreichen und
weniger erfolgreichen Betrieben, wie eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens EY
bei 700 Schweizer Unternehmen mit 30 bis 2‘000 Mitarbeitenden zeigt. Die Bedeutung von
digitalen Technologien hat sich im Vergleich zum Vorjahr stark erhöht. Weit über die Hälfte
setzt bereits auf digitale Technologien: 60 Prozent messen diesen eine mittlere bis grosse
Bedeutung zu – im Vorjahr lag der Anteil noch bei 45 Prozent.
Allerdings setzen erfolgreiche Unternehmen deutlich stärker auf Digitalisierung als
Unternehmen mit schlechter Geschäftslage und negativen Geschäftsaussichten. Für
62 Prozent der «Top-Performer» spielt sie eine sehr grosse oder eine mittelgrosse Rolle. Bei
den weniger erfolgreichen Unternehmen sagen dagegen nur 30 Prozent, dass digitale
Technologien für ihr Geschäftsmodell elementar sind.
Keine Investition aufgrund fehlender Mittel
Über zwei Drittel der Befragten sehen keine grundsätzlichen Hindernisse, um in digitale
Technologien zu investieren. Mehr als doppelt so viele wie im letzten Jahr (15 Prozent) haben
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allerdings zu wenig Geld, 9 Prozent fehlt es an qualifizierten Mitarbeitenden und 8 Prozent
haben zu wenig Know-how.
«Viele mittelständische Unternehmen stehen am Scheideweg», lautet der Befund von Marcel
Stalder, CEO von EY Schweiz. «Ein Teil der Unternehmen passt sich flexibel an die neuen
Entwicklungen an. Diese schaffen es, durch innovative Produkte und Dienstleistungen ihr
Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Andere werden jedoch den Anschluss verlieren: Sie
investieren nicht genug in die Umstellung auf digitale Technologien, suchen zu wenig
spezifisch nach geeigneten Mitarbeitenden oder vernachlässigen die Kulturentwicklung. Es
droht der Schweizer Wirtschaft eine digitale Zweiklassengesellschaft.»
Digitale Fürsprecher auf dem Vormarsch
Die Unternehmen wissen selbst, dass sie sich der Digitalisierung stellen müssen: Der Anteil
der Unternehmen, die diesem Megatrend offen gegenübersteht, ist auf 83 Prozent gestiegen.
Nur noch 17 Prozent (Vorjahr 36 Prozent) geben an, dass die Bedeutung digitaler
Technologien für ihr Geschäftsmodell in den kommenden fünf Jahren nicht steigen wird. Diese
Erkenntnis im täglichen Geschäft umzusetzen ist für viele Unternehmen aber noch schwierig.
Für Martin Ceccon, EY Digital Strategy Leader Schweiz steht fest: «Viele Unternehmen werden
noch gravierende Umwälzungen erleben. Sie brauchen eine agile Strategie für die
Digitalisierung, innovative Produkte, Serviceleistungen und neue Geschäftsmodelle. Sofern die
Führung die Digitalisierung als Chance begreift und fördert, ergeben sich neue spannende
Wachstumsmöglichkeiten. Wer zu lange an einem veralteten Geschäftsmodell festhält, wird
dagegen zu den Verlierern gehören.»
Umsatzstarke Unternehmen sind Vorreiter
«Size matters» – zumindest wenn es darum geht, neue Technologien für das eigene Geschäft
einzusetzen: So nutzen beinahe drei Viertel der Unternehmen (73 Prozent) mit einem Umsatz
über 100 Millionen Franken digitale Technologien. Bei Unternehmen mit einem Umsatz unter
30 Millionen Franken dagegen sagt nur knapp jedes Fünfte (21 Prozent), digitale Technologien
hätten eine sehr grosse Bedeutung.
Martin Ceccon ruft auch die kleineren Unternehmen auf, offen für die Digitalisierung zu sein,
sich neue Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen und in entsprechende Technologien zu
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investieren, denn sonst drohe eine gefährliche Abwärtsspirale. «Auch Betriebe mit 100 oder
200 Mitarbeitenden können Lieferketten optimieren, Kundenbeziehungen intensivieren oder
Produkte individualisieren. Sie werden so flexibler und sparen Geld, Zeit und Ressourcen.
Kooperationen sind wichtig, nicht nur wenn im Betrieb das Geld oder das Wissen für eigene
digitale Lösungen fehlt. Die Unternehmen müssen ein digitales Ökosystem mit Partnern
aufbauen. Dies bedeutet mehr und mehr auch anorganisches Wachstum.»
Neben einer Zunahme der Kooperationen rechnet Martin Ceccon auch damit, dass die Zahl
der spezialisierten digitalen Lösungsanbieter in den kommenden Jahren massiv zunehmen
wird. «Es besteht noch viel Luft nach oben für digitale Lösungen als Baukastensysteme. So
können kleinere Unternehmen, die keiner eigenen Lösung bedürfen, auf offene Plattformen
zurückgreifen und diese in ihre Prozesse einbauen. Wir werden in Zukunft vermehrt solche
Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen auf dem Markt sehen.»
Schweiz gleichmässig digitalisiert – Deutschland gespalten
Bei der Digitalisierung ist in der Schweiz kein Röstigraben erkennbar. Die Umfrage zeigt, dass
der Digitalisierung von Genf bis Romanshorn beinahe der gleiche Stellenwert zugemessen
wird. Auch die von EY Schweiz und vielen anderen Organisationen unterstützte Standortinitiative für Digitalisierung und Innovation, digitalswitzerland, setzt sich zum Ziel, dass digitale
Strategien, Businessmodelle und Technologien in der ganzen Schweiz Verbreitung finden, vor
allem auch durch die Förderung von Start-Ups. Ein im Vergleich unausgeglichenes Bild
bezüglich regionaler Verteilung zeigt die gleichzeitig in Deutschland durchgeführte Befragung:
Im Nordosten des Landes ist der Anteil der Unternehmen, welche die Digitalisierung als sehr
wichtig für ihr Geschäft bezeichnet, sechs Mal tiefer als im Südwesten.
Die Bedeutung der einzelnen Technologien und Anwendungsgebiete ist gemäss der Umfrage
in der Schweiz durchgehend gestiegen. Vor allem Kundenbeziehungen werden von den
befragten Unternehmen inzwischen digital organisiert. 69 Prozent der Unternehmen nutzen
dafür digitale Technologien. Mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets werden
inzwischen von 54 Prozent der Unternehmen eingesetzt, sei es für die Arbeit ihrer
Mitarbeitenden oder den Vertrieb der Produkte. Bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen
verkauft zudem Produkte online, der Anteil stieg von 44 auf 52 Prozent.
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Potenzial wird oft noch verkannt
«Vielen Unternehmen sind die Einsatzmöglichkeiten von digitalen Technologien nicht
vollständig bewusst», beobachtet EY CEO Marcel Stalder. «Insbesondere im klassischen
verarbeitenden Gewerbe halten digitale Lösungen erst langsam Einzug in Fabrikhallen,
Werkräume und Entwicklungsstätten. Vorreiter seien hier oft die grossen Konzerne. Viele
Unternehmen haben zudem vor allem gesteigerte Effizienz und verbesserte Abläufe im Visier
und verkennen, dass die Digitalisierung das Potenzial hat, Geschäftsmodelle grundlegend zu
verändern und neue Dienstleistungen entstehen zu lassen.»
Auch EY selbst treibt intern und extern die Digitalisierung voran. «Es ist auch für uns wichtig,
die Mitarbeitenden auf diese spannende Reise mitzunehmen und auf die Revolution der
Geschäftswelt vorzubereiten. Nur so können wir Kunden während der Transformation in eine
neue, digitale Realität glaubwürdig beraten und begleiten», so Marcel Stalder.
Weitere Information finden Sie auch im Experteninterview in unserem Jahresbericht.
EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory
Über die globale EY-Organisation
Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,
Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer
Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die
Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir
dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und
Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist
es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die
Gesellschaft.
Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited
(EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für
das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited
ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für
Kunden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.ey.com.
Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in
Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten. «EY» und «wir» beziehen sich in dieser
Publikation auf die Ernst & Young AG, Basel, ein Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global
Limited.