Februar 2017 - Das Meininger Theater

SPEKTAKEL
DIE THEATERSEITEN
KOLUMNE
PREMIERE
Ulrich Töpfer ist
Landesgeschäftsführer
des Bundes Evangelischer Jugend in
Mitteldeutschland,
Vorsitzender des
Eine-Welt-Verein
Meiningen e. V. und
Moderator des Bündnisses
für Demokratie und
Toleranz
„Die Mitte muss endlich ihr Schweigen
brechen. Es darf nicht immer nur etwas
an den Rändern passieren“, mahnte der
Generalintendant des Theaters Altenburg-Gera Kay Kuntze, nachdem vier
Schauspieler und Sänger ihre Verträge
wegen verbalen rassistischen Anfeindungen nicht verlängert haben.
Ein einmaliger Vorgang in der Theaterlandschaft. Menschen, die aufgrund
ihrer Hautfarbe und Sprache ihre gesicherte Existenz aufgeben, weil sie in
einem Klima der Anfeindungen und
Vorurteile nicht mehr leben können
und wollen. Das Erschrecken darüber
ist groß.
„Die Mitte muss endlich ihr Schweigen brechen“ – und das muss nicht unbedingt laut sein. Auch wer redet, bleibt
nicht stumm! Im Gespräch nehmen
wir den anderen wahr. Er ist dann kein
unbekannter Fremder mehr. Vertrauen
wächst.
Monatlich feiern wir in Meiningen Begegnungsfeste mit geflüchteten
Menschen. Anfangs war ich sehr unsicher, wie ich mit ihnen umgehen soll.
Sie waren mir fremd. Ich ihnen sicher
auch. Aber sie begegneten mir mit einer Herzlichkeit, die alles Fremdsein
beiseite schob. Dann erzählten sie von
ihren Ländern. Wie sie waren vor dem
Krieg und danach. Mir standen die
Tränen in den Augen. Sie erzählten
von ihrer Flucht und dem Leid, das sie
erlebt hatten und wie froh sie sind, in
Deutschland Menschen kennengelernt
zu haben, die ihnen mit Respekt begegnen.
Ich denke auch an die Aufführungen
im Meininger Theater. An „Jasmin, der
aus dem Orient kommt“, die die Fluchtgeschichten meiner syrischen Freunde
beschreibt. Oder an die Aufführungen
der Bürgerbühne, bei denen meine ausländischen Freunde mitwirken. Ganz
stolz kamen sie von den Proben im
Theater und erzählten davon. Das hat
ihnen ihre Würde zurückgegeben.
Es gehört nicht viel dazu. Ein
freundliches Lächeln, die nette Geste,
ein Gespräch. Es gibt eine Geste der
Begrüßung bei meinen syrischen und
afghanischen Freunden, die mich tief
beeindruckt hat. Sie fassen sich dabei
ans Herz, um zu zeigen, dass ihnen die
Begegnung eine Herzensangelegenheit
ist. Ich habe mir die Geste zu eigen gemacht.
Am Umgang mit Menschen anderer Herkunft scheiden sich die Geister.
Sie sind nicht nur eine Bereicherung
für unsere Gesellschaft, unsere Kultur,
sondern auch eine Herausforderung. Sie
machen die Grundsatzfrage auf: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? In
einer welt-offenen, solidarischen? Oder
in einer geschlossenen, wo Deutschland
den Deutschen gehört? „Germany
first“?
Im „andorranischen Juden“ schreibt
Max Frisch: „Du sollst dir kein Bildnis
machen, heißt es, von Gott. Es dürfte
auch in diesem Sinne gelten: Gott als das
Lebendige in jedem Menschen, das, was
nicht erfassbar ist. Es ist eine Versündigung, die wir, so wie sie an uns begangen
wird, fast ohne Unterlass wieder begehen
– Ausgenommen wenn wir lieben.“ Nächstenliebe verlangt Klarheit!
SCHAUSPIEL · MUSIKTHEATER · KONZERT · BALLETT · PUPPENTHEATER
Ausgabe Februar 2017
„Cyrano de Bergerac“
Romantische Liebeskomödie
Yannick Fischer (Christian de Neuvillette), Ingo Brosch (Cyrano de Bergerac)
Er nannte sich Herkules, lebte in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, kämpfte in der
Gascogner Garde, war praktizierender Atheist, Philosoph, Naturforscher und Verfasser
des allerersten Science-Fiction-Romans „Die
Reise zum Mond“: Hercule Savinien Cyrano
de Bergerac. Fast wäre er in Vergessenheit
geraten, hätte ihn der Dichter Edmond
Rostand mit seinem 1897 uraufgeführten
Schauspiel nicht zu einem französischen
Nationalhelden gemacht.
Cyrano ist ein hervorragender Fechter
und ein sensibler Poet – allerdings hat er
einen Makel: eine sehr große Nase. Noch
größer ist sein Nasenkomplex, so dass jeder,
der einen Witz über die Nase macht, um sein
Leben fürchten muss. Außerdem glaubt Cyrano, dass er aufgrund seiner Nase niemals
Glück bei einer Frau haben wird, noch nicht
einmal bei einer „hässlichen“. Verliebt ist er
in seine Cousine Roxane, die „schönste von
allen“, aber natürlich traut er sich aus Angst
PREMIERE
vor einer Zurückweisung nicht, ihr seine
Gefühle zu gestehen. Roxane interessiert
sich für den hübschen Christian, der neu
im Regiment ist. Auch Christian ist Roxane
gegenüber nicht abgeneigt, doch ihrer Forderung nach gedichteten Liebesbeteuerungen
kann er nicht gerecht werden. Cyrano bietet dem Freund seine Hilfe an und leiht ihm
seinen Geist. Auf diesem Weg ist es Cyrano
auf einmal möglich, seine Liebe an Roxane
zu adressieren. Dabei verfehlen seine Worte
ihre Wirkung nicht: Roxane glaubt, Christian
mehr zu lieben als je zuvor – sie würde ihn
sogar lieben, wenn er hässlich wäre. Mitten in
einer Schlacht wird Christian bewusst, dass
Roxane nicht ihn, sondern Cyrano liebt. Erst
viel später erkennt sie, wessen Worte ihre
Liebe entfacht haben.
Lange war der Meininger Schauspieler
Michael Jeske für die Titelrolle des Cyrano
de Bergerac vorgesehen, doch wenige Tage
vor dem Probenbeginn zog er sich eine Ver-
SCHAUSPIEL
Regie: Lars Wernecke
Bühne & Kostüme: Dirk Immich
Dramaturgie: Anna Katharina Setecki
Mit: Evelyn Fuchs, Anna Krestel, Ulrike
Schlegel, Ulrike Walther, Carla Witte;
Peter Bernhardt, Reinhard Bock, Björn
Boresch, Ingo Brosch, Yannick Fischer,
Matthias Herold, Peter Liebaug, Hans-Joachim Rodewald, Renatus Scheibe, Sven Zinkan
MATINEE:
SO, 05.02., 11.15 Uhr, Foyer Großes Haus
– Eintritt frei
PREMIEREN:
FR, 17.02., 19.30 Uhr und SO, 19.02.,
19.00 Uhr, Großes Haus
letzung zu, die es ihm unmöglich machte, die
Rolle zu spielen. Glücklicherweise sprang
Ingo Brosch, von 2011 bis 2015 Ensemblemitglied des Meininger Theaters, kurzfristig
ein und die Proben konnten mit nur zweitägiger Verzögerung beginnen. Brosch stellt
sich nicht nur der Herausforderung des in
alexandrinischen Versen gedichteten, umfangreichen Textes, sondern auch den anspruchsvollen Fechtchoreografien unter Anleitung von Fechtmeister Wolfgang Ziesch.
An seiner Seite sind Carla Witte als Roxane
und Yannick Fischer als Christian de Neuvillette sowie fast das gesamte Schauspielerensemble zu erleben. Das bewährte Duo aus
Oberspielleiter Lars Wernecke und Bühnenund Kostümbildner Dirk Immich bringt die
französische Heldenkomödie auf die Bühne
des Großen Hauses.
WEITERE VORSTELLUNG:
FR, 24.02., 19.30 Uhr, Großes Haus
Jung, rebellisch und ruhelos
Goethes „Urfaust“ für Jugendliche
Johann Wolfgang Goethes „Faust“ ist die
deutsche Schullektüre schlechthin. Aber es
ist auch das Werk der deutschen Literatur, aus
dem zahlreiche Redewendungen in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen wurden. Viele davon werden tagtäglich benutzt,
ohne das Wissen darüber, dass es eigentlich
Goethes Worte sind. Doch was ist das Besondere an diesem Klassiker, an dem Goethe
während seines gesamten Lebens gearbeitet
hat – was kann diese Geschichte, außerhalb
der reinen Schul- und Abfrageverwertbarkeit uns noch heute über die Welt und die
Menschen erzählen? Während Goethe über
sechs Jahrzehnte und drei Epochen an der
Faustdichtung gearbeitet hat, sind in seinem
ersten Entwurf, dem „Urfaust“, die Konflikte
im Stück stark zugespitzt und radikal auf den
Punkt gebracht. Die vier zentralen Charaktere Faust, Mephistopheles, Gretchen und
Marthe verhandeln Fausts Suche nach dem
Sinn des Lebens und die Gretchentragödie
unter sich.
Die älteste erhaltene Fassung des Stückes
beruht auf einer Mitschrift, die während einer Lesung des damals gerade mal 25 Jahre
alten Goethe entstand. Die Dichtung wurde
erst kurz vor seinem Tode, 60 Jahre später,
fertiggestellt. Der „Urfaust“ ist vielmehr ein
Werbefoto: Vivian Frey, Phillip Henry Brehl
erweitertes Fragment, enthält aber schon wesentliche Teile der späteren „Faust I“-Dichtung. Da die Hauptfigur mit Goethe selbst
gealtert ist, findet man im „Urfaust“ Faust
nicht als einen alten Mann vor, sondern als
einen jungen Intellektuellen, einen Forscher
und Getriebenen, der mit sich und der Welt
hadert. Verjüngung ist noch kein Thema, die
Gier nach Leben schon. Es darf keine Langeweile aufkommen, es muss immer und immer
weitergehen. Die Erkenntnis über den nie zu
erreichenden Stillstand, die Erkenntnis nie
dem System zu entkommen, treiben Faust
bis hin zur Selbstaufgabe. Er wird schließlich
zum bedingungslosen Egomanen, stets dreht
er sich nur um sein Ich und die Bestätigung
dieses Ichs durch immer neue Reize und immer uferloseren Konsum. Egal welcher Art
dieser Konsum sein mag, schließlich kann
man auch Menschen konsumieren. Faust
muss das tun – um sich selbst noch irgendwie spüren zu können, stürzt er sich in einen
Lebens- und Genußrausch, dessen Strudel
sich schneller und schneller dreht.
Die „Urfaust“-Produktion findet nicht im
vergoldeten neoklassischen Ambiente des
großen Meininger Theatersaales statt, sondern ist in den Kammerspielen. Durch die
größere Nähe zu den Akteuren und die nicht
SCHAUSPIEL
Regie: Gabriela Gillert
Bühne & Kostüme: Helge Ullmann
Mus. Leitung: Xell
Dramaturgie: Dr. Patric Seibert
Mit: Meret Engelhardt, Christine Zart; Phillip
Henry Brehl, Vivian Frey, Patric Seibert; Statisterie des Meininger Theaters
KOST-PROBE:
MI, 22.02., 19.00 Uhr, Kammerspiele
PREMIERE:
DO, 02.03., 20.00 Uhr, Kammerspiele
mehr vorhandene Bühnenrampe kann die tragische Liebesbeziehung zwischen Gretchen
und Faust unglaublich nahe und dicht erlebt
werden. Auch die Musik des Komponisten
und Theatermusikers Xell bedient sich der
Hörgewohnheiten von Jugendlichen und
ist in ihrer Klangwelt angesiedelt. Gabriela
Gillert und der Bühnen- und Kostümbildner
Helge Ullmann haben eine Bühnensituation
geschaffen, die Faust ins Jetzt holt – und
die Faszination und Verführungskünste Mephistos unmittelbar erlebbar macht. Diese
Welt ist jung, rebellisch, ruhelos und gefährlich.
Februar 2017
T h e a t e r k a s s e 0 3 6 9 3 / 4 5 1 2 2 2 o. 1 3 7
w w w. d a s - m e i n i n g e r- t h e a t e r. d e
FESTWOCHE MIT GASTSPIELEN VOM 7. BIS 17. APRIL
IM FOKUS
Im April wird Teodor Currentzis
mit seinem international gefeierten
Ensemble „musicAeterna“ anlässlich der
Festwoche in Meiningen (7. bis 17. April)
Station machen. Dem traditionsreichen
Haus und seinem Publikum steht eine
fulminante musikalische Begegnung
bevor – zumal die Tonkünstler aus dem
Ural sonst nur in den Metropolen des
Musiklebens wie Wien, Amsterdam,
Salzburg oder Berlin Halt machen. Doch
wer ist dieser Maestro aus der Kälte,
was treibt ihn an?
Seit 2011 leitet Teodor Currentzis das
Diaghilev-Festival, das den russischen BallettImpresario feiert, der in Perm am Ural geboren wurde. Seither ist er auch Chef des Permer
Opern- und Balletttheaters. Currentzis gilt als
der Wunderknabe unter den Dirigenten der
jüngeren Generation. Sein Werdegang ist ganz
buchstäblich abseitig. Der gebürtige Grieche
begann sein Studium in Athen, ging aber dann
nach St. Petersburg und studierte dort bei dem
legendären Ilja Musin. Seither ist Russland
seine künstlerische Heimat.
Von 2004 bis 2010 war er Chefdirigent in
Nowosibirsk, wo sein Wirken bereits zu Studentenzeiten auffiel. Dort gründete er dann
auch sein eigenes Orchester musicAeterna
und spielte CDs ein, die mit ihrer radikalen
Intensität Furore machten. Currentzis entfesselt etwa bei Mozart eine ganz neue Dramatik
und Schärfe, leuchtet detailversessen in die
Tiefe und schert sich nicht um musikalische
Konventionen. Egal, was Currentzis und seine
Truppe anfassen: Alles klingt aufregend neu,
spannend und sowohl emotional als auch intellektuell mitreißend. Kein Wunder, dass er
neulich sogar im Gespräch war als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Diese Idee
findet er lächerlich: „Ich habe die Berliner nie
dirigiert, wer kommt auf so eine Idee?“.
„Aufbruch und Erneuerung” ist das Thema,
mit dem wir diese Spielzeit übertitelt haben.
Unter diesem Motto soll auch unsere Festwoche vom 7. bis zum 17. April 2017 stehen.
In vielen Religionen feiert man in der Zeit
um Ostern die Erneuerung der Natur. Das
Osterei, ein Symbol noch aus vorchristlichen
Zeiten, ist vielleicht das älteste Zeichen für
den Neubeginn. Die Auferstehung wird im
Christentum und der Auszug aus Ägypten
beim jüdischen Pessachfest zelebriert und
die Menschen daran erinnert, dass Stillstand
immer auch Rückschritt bedeutet und der
ewige Kreislauf der Natur nicht aufzuhalten
ist. So ist der thematische Rahmen gesteckt,
der diese Festwoche bestimmen wird.
Ansgar Haag, Intendant des Meininger
Theaters, wird Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg” (Premiere: 7., 16. April) inszenieren. Ein Stück, das von der unerfüllten
Liebe eines älteren Mannes zu einer jüngeren
Frau erzählt; davon, wie alte und überkommene Strukturen von einem jungen wilden
Künstler aufgebrochen werden, und von der
Erkenntnis, dass ohne das Bewusstsein für das
Alte nichts wirklich Neues entstehen kann.
Wenedikt Jerofejews moderner Klassiker
„Moskau–Petuschki” (Premiere: 13. April) aus
Der Jahrhundert-Maestro
Teodor Currentzis & musicAeterna am 12. und 13. April zu Gast
Currentzis ist kein Jetsetdirigent, der kurz
einschwebt und mit zwei, drei Proben jedes
beliebige Spitzenorchester dirigiert. Currentzis ist ein Probenfanatiker, ein Detailpuzzler
mit Marathonkondition, die er auch seinen
Ensembles abverlangt. Dabei wirkt er eher
weich, nachdenklich, schwärmerisch. Der
schlaksige, stets schwarz gekleidete Exzentriker bittet auf das Sofa in seinem Dienstzimmer, das mit Seidentapete, goldverzierten
Samtvorhängen und Kronleuchter an einen
plüschigen Salon des 19. Jahrhunderts erinnert. Currentzis sinkt auf dem Sofa entspannt
in die Kissen. Was zieht einen Griechen nach
Russland? „Die Länder haben tatsächlich vieles
gemeinsam: Die guten und die schlechten Seiten sind sehr ähnlich. Was mich an Russland
besonders fasziniert, ist die völlig andere Art,
sich der Realität zu nähern. Ich liebe das. Die
russische Seele gibt es wirklich! Wir haben viele
Schwierigkeiten hier, aber ich könnte mir meine
Entwicklung in einem anderen Land so nicht
vorstellen.“
Gerade hat er Mahlers Fünfte geprobt
und aufgeführt. Das Orchester passt kaum
hinein in die Handballhalle, in der geprobt
werden muss, weil das Permer Opernhaus aus
allen Nähten platzt. Die abgenutzte Sportstätte befindet sich in einem Kulturpalast im
schönsten Stalin-Zuckerbäcker-Stil, zehn Minuten mit der rumpelnden Tram vom Opernhaus entfernt. In der Probenpause kommen
Musiker an sein Pult, diskutieren einzelne
Stellen. Er legt den Arm um sie, der enge
persönliche Kontakt ist Currentzis wichtig.
Man hört, dass die Proben oft in Festgelage
münden. Arbeit und Leben sind eins in dieser
Stadt, von der Currentzis sagt: „Die Musiker
kommen nicht wegen der Stadt. Sie kommen,
weil sie hier, so wie nirgendwo sonst, Musik
machen wollen.“ Currentzis hat sich in Russland ein eigenes Imperium aufgebaut. Sein
musicAeterna-Orchester nahm er mit nach
Perm. Unter der Bedingung, dass das in Perm
ansässige Orchester weiter besteht und beschäftigt wird. Bei musicAeterna sitzen Russen einträchtig neben Spitzenmusikern aus
Köln und Paris.
Der Mann fürs Reale am Permer Opernhaus ist Geschäftsführer Marc de Mauny,
ein in Paris geborener Brite im Tweedanzug
mit Fliege. Er und Currentzis kennen sich
seit über 15 Jahren aus St. Petersburg, wo
de Mauny Gesang studierte. Auch Ballettchef Alexeij Miroschnitschenko kommt von
dort: „Wir sind die St.-Petersburg-Connection“,
amüsiert sich de Mauny. Als er 2011 in Perm
anfing, standen die Zeichen auf Tauwetter:
„Der Gouverneur, der uns hierhin gebracht
hat, war ein sehr liberaler Mann. Er hatte die
clevere Strategie in Kunst und Kultur zu investieren.“ Inzwischen wurde Gouverneur Oleg
Tschirkunow abgelöst, die Verschärfung der
politischen Situation in Russland hat auch
Perm zu spüren bekommen. Currentzis, sein
Opernhaus und seine Ensembles blieben
verschont, bislang. Die Unsicherheit stört
Currentzis nicht, auch seine Musiker müssen
mit Einjahresverträgen leben. „Was bedeutet
Sicherheit in der Kunst? So wenig wie in der
Liebe!“
Currentzis redet viel von Anarchie, dann
wieder springt er zu den Mönchen auf dem
Berg Athos und vergleicht deren Gesellschaft
mit seiner in Perm, in der er sich als „Erster
unter Gleichen“ begreift: „Ich bin hier, weil ich
ein Exil brauche. Ich brauche diesen Ort, um
neue Regeln aufzustellen.“
Die neuen Regeln betreffen auch sein Repertoire, das irritierend groß ist. Es beginnt
bei Rameau und endet noch lange nicht bei
Schostakowitsch. Stilgrenzen haben für ihn
keine Gültigkeit, aber seine Basis ist die historisch informierte Arbeitsweise. Er nimmt
sich dabei heraus, das Ergebnis offenzulassen:
„Wenn ich herausfinde, dass ich zu einem Werk
nichts Besonderes zu sagen habe, mache ich das
Stück nicht. Was ich brauche, ist die Inspiration
und die Liebe, die plötzlich entsteht, wenn du
eines Morgens aufwachst und genau weißt, was
du zu tun hast!“
So spontan wie seine Arbeitsweise ist
auch die Planung. In Perm gibt es keine festgelegten Probenpläne. Meistens wird erst
„Aufbruch und Erneuerung“
dem Jahr 1969 ist ein literarisches Roadmovie: Der Held der Geschichte bricht Tag für
Tag auf und versucht nach Petuschki zu gelangen, einem utopisch verklärten wunderbaren
Ort, den er jedoch nie erreicht – die Reise
lohnt dennoch, denn der Weg ist hier das Ziel.
Ausgewählte Solisten aus den schweizerischen Eliteorchester interpretieren als Ensemble Klangart Bläserwerke von Klassik bis
Moderne und begeisterten mit ihrem Können
in Meiningen bereits im Herbst 2015 beim
Gastspiel im Rahmen des 325-jährigen Jubiläums der Hofkapelle. Gemeinsam mit dem
Meininger Solisten widmet sich „klangart“ in
der April-Festwoche (15. April) nun Mozarts
stilbildender „Gran Partita“ sowie der Bläsersonatine „Fröhliche Werkstatt“ Nr. 2 von
1943, die der Meininger Lokalheld Richard
Strauss „den Manen des göttlichen Mozart am
Ende eines dankerfüllten Lebens“ zudachte.
Für alle, die von Richard Wagner nicht
genug bekommen können, bieten wir eine
halbszenische Aufführung des „Tannhäuser”
(14. April) auf der Wartburg an. Von
Meiningen aus steht ein Busshuttle zu Verfügung, das Sie nach Eisenach und zurück nach
Meiningen bringt. Wir würden uns freuen, Sie
zu Ostern in Meiningen begrüßen zu dürfen!
„Meistersinger von Nürnberg“: Chor des Meininger Theaters
am Vortag entschieden, was am nächsten
Morgen geprobt wird. Undenkbar für ein
hiesiges Tariforchester. Als er im September
in Deutschland bei der Ruhrtriennale mit
„Rheingold“ von Wagner aufführte, nahm
er sein Orchester mit. Die Musiker haben
in Wohnwagen übernachtet und wie immer
sehr, sehr lange geprobt – teilweise bis um
1 Uhr nachts. Currrentzis sagt: „Ich nenne es
für mich: ‚Rheingold, ein Prolog zum Ende der
Musik‘. Es ist mehr als eine Oper, es ist ein Projekt, das einen neuen Raum des Verstehens zu
kreieren versucht. Bislang ist Wagner eine Art
negative Religion. Ich aber möchte Wagner eben
nicht als Religion sehen, sondern als politischen,
revolutionären Komponisten und Gestalter der
Gesellschaft.“
In Meiningen wird Currentzis ein
österliches Programm aufführen: „Stabat
Mater“ des italienischen Komponisten
Giovanni Battista Pergolesi sowie „Die
sieben letzten Worte unseres Erlösers
am Kreuze“ von Joseph Haydn. Die
Solopartien übernehmen die international
gefeierten Solistinnen Nuria Rial und
Paula Murrihy. Am Folgetag musiziert eine
Kammerbesetzung der musicAeterna
ein Programm mit Werken von Franz
Schubert und Ludwig van Beethoven.
Februar 2017
FEBRUAR
2017
MI
01
DO
02
DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA
Schauspiel Bürgerbühne nach Ulrich Plenzdorf
Regie: Gabriela Gillert, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann /Elena Vonderau
Musikalische Leitung: Jan-Mathias Schamberger
Helga Berger, Anja Drehmann, Jutta Fritsch, Sigrid Koch, Marion Krause,
Barbara Nußbaum, Marion Thieme, Anja Wittek; Hans-Peter Feix, Uwe Kley,
Frank Nürnberger, Horst Wilhelm
Band: Paul & Paula Band
EINFÜHRUNG ZUM SINFONIEKONZERT
3. SINFONIEKONZERT
mit Werken von Benjamin Yusupov und Dmitri Schostakowitsch
Dirigent: GMD Philippe Bach, Solist: Matthias Ziegler, Flöten
Meininger Hofkapelle
FR
03
PAPAGENOS ZAUBERFLÖTE
Puppenspiel mit Musik nach W. A. Mozart für Zuschauer ab 6 Jahren
Regie: Thomas Lange, Figurenbau: Maarit Kreuzinger, Sebastian Putz
Bühne & Kostüme: Helge Ullmann, Anke Pradel-Schönknecht
Musik. Leitung & Arrangement: Ekkehard Hauenstein
Mit: Sebastian Putz, Roland Klappstein, Musikern der Meininger Hofkapelle
WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF?
Schauspiel von Edward Albee
Regie: Peter Bernhardt, Bühne & Kostüme: Monika Maria Cleres
Mit: Ulrike Walther, Carla Witte; Yannick Fischer, Hans-Joachim Rodewald
HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
Oper von Jacques Offenbach
Einführung 18.45 Uhr Foyer
Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin, Regie: Christian Poewe,
Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Tanja Hofmann, Chor: Martin Wettges
Mit: Elif Aytekin, Carolina Krogius, Monika Reinhard, Camila Ribero-Souza,
Christiane Schröter; Mikko Järviluoto, Steffen Köllner, Marián Krejčík,
Sangjun Lee, Thomas Lüllig, Stan Meus, Mirko Roschkowski,
Dimitar Sterev, Xu Chang; Chor des Meininger Theaters,
Meininger Hofkapelle
MEDEA
Letzte Vorstellung in dieser Spielzeit
Tragödie
Einführung 19.15 Uhr Foyer
Regie: Dr. Patric Seibert, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Marie Liebig
Mit: Ulrike Walther; Oliver Schwieger (Cello)
SO
05
ABENTEUER MIT DER MAUS NO 4
Theaterexpedition für Kinder ab 4 Jahren
Mit: Mitarbeitern/Künstlern des Meininger Theaters
10
SA
11
SO
12
DER BARBIER VON SEVILLA
MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
Schauspiel von Bertolt Brecht/Paul Dessau
Einführung 18.45 Uhr Foyer
Regie: Jasmina Hadziahmetovic, Bühne & Kostüme: Klaus Werner Noack
Mit: Meret Engelhardt, Anna Krestel, Christine Zart; Reinhard Bock, Phillip
Henry Brehl, Vivian Frey, Matthias Herold, Hans-Joachim Rodewald,
Patric Seibert, Sven Zinkan,
Musik: Virginia Breitenstein Krejčík, Jan-Mathias Schamberger
LA TRAVIATA
Oper von Giuseppe Verdi Wiederaufnahme
Musikalische Leitung: Mario Hartmuth, Regie: Christian Poewe,
Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Tanja Hofmann, Chor: André Weiss
Mit: Elif Aytekin, Carolina Krogius; Ernst Garstenauer, Mikko Järviluoto, Stan
Meus, Xu Chang, Alik Abdukayumov; Chor und Extrachor des
Meininger Theaters, Meininger Hofkapelle
SCHAUERGESCHICHTEN
Wiederaufnahme
Puppentheater nach Chris Priestley für Zuschauer ab 8 Jahren
Buch & Regie: Felicitas J. M. Pischel-Zoppeck, Figuren: Kathrin Sellin,
Komposition: Ekkehard Hauenstein
Mit: Franziska Knetsch; Jörg Schmidt
MO
13
SCHAUERGESCHICHTEN
Puppentheater nach Chris Priestley für Zuschauer ab 8 Jahren
Kammerspiele
20.00–22.45 UHR
PK
FR
17
Großes Haus
19.30–22.30 UHR
RF
DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA
Kammerspiele
20.00–22.25 UHR
2. JUGENDKONZERT:
HAYDN-SPASS UND PAUKENSCHLAG
Kammerspiele
09.30–10.30 UHR
11.30–12.30 UHR
KLASSIK EXTRA KONZERT:
HAYDN-SPASS UND PAUKENSCHLAG
Kammerspiele
18.30–19.30 UHR
CYRANO DE BERGERAC
Großes Haus
19.30–22.30 UHR
PF
DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK
Kammerspiele
20.00–21.30 UHR
LUCIA DI LAMMERMOOR
Großes Haus
19.30–22.10 UHR
RE
ILLUSIONEN – ALEXANDRAS LEBEN
Kammerspiele
20.00–22.15 UHR
RONJA RÄUBERTOCHTER
Kammerspiele
15.00–16.30 UHR
CYRANO DE BERGERAC
Großes Haus
19.00–22.00 UHR
PS
RONJA RÄUBERTOCHTER
Kammerspiele
10.00–11.30 UHR
FOYER UM DREI
Foyer
15.00–16.00 UHR
DER ZAUBERER VON OZ
Großes Haus
10.00–11.45 UHR
DER ZAUBERER VON OZ
Großes Haus
10.00–11.45 UHR
Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin
Moderator: Alexander John, Musiker der Meininger Hofkapelle
Kammerspiele
20.00–21.10 UHR
SA
18
Kammerspiele
11.00–12.00 UHR
SO
19
Puppenspiel nach Astrid Lindgren für Zuschauer ab 5 Jahren
Regie & Buch: Dietmar Horcicka, Musik: Ludger Nowak,
Figuren: Udo Schneeweiß, Bühne: Janine Hoffmann
Mit: Roland Klappstein, Sebastian Putz, Falk P. Ulke
Schauspiel von Edmond Rostand Premiere
MO
Großes Haus
19.30–22.30 UHR
RE
Belcanto-Oper von Gaetano Donizetti
Musikalische Leitung: Philippe Bach, Regie: Ansgar Haag,
Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Renate Schmitzer, Chor: Martin Wettges
Mit: Polina Artsis, Elif Aytekin; Mikko Järviluoto, Philipp Marguerre,
Siyabonga Maqungo, Ondrej Šaling, Dae-Hee Shin, Xu Chang;
Chor des Meininger Theaters, Meininger Hofkapelle
Chanson-Schauspiel von Lars Wernecke
Regie & Bühnenbild: Marie Helene Anschütz, Musikalische Arrangements:
Kai Picker, Musikalische Leitung: Franz Fischer, Kostüme: Martina Tornow
Mit: Jannike Schubert; Franz Fischer (Klavier)
Foyer
19.00–21.00 UHR
Großes Haus
19.30–22.30 UHR
RC
Schauspiel von Edmond Rostand Premiere
Regie: Lars Wernecke, Bühne & Kostüme: Dirk Immich,
Mit: Evelyn Fuchs, Anna Krestel, Ulrike Schlegel, Ulrike Walther, Carla Witte;
Peter Bernhardt, Reinhard Bock, Björn Boresch, Ingo Brosch,
Yannick Fischer, Matthias Herold, Peter Liebaug, Hans-Joachim Rodewald,
Renatus Scheibe, Sven Zinkan
Mono-Oper von Grigori Frid Wiederaufnahme
Musik. Leitung: Mario Hartmuth, Regie: Patric Seibert,
Bühne & Kostüme: Janine Hoffmann
Mit: Carolina Krogius; Meininger Hofkapelle; Virginia Breitenstein Krejčík
20
Puppenspiel nach Astrid Lindgren für Zuschauer ab 5 Jahren
Theaternachmittag für alle Interessierten
DI
für Zuschauer ab 6 Jahren
Abenteuermärchen mit Musik nach Lyman Frank Baum
MI
für Zuschauer ab 6 Jahren
Abenteuermärchen mit Musik nach Lyman Frank Baum
21
22
KOSTPROBE: URFAUST
Großes Haus
15.00–17.45 UHR
RSEN
DO
23
Kammerspiele
16.00–17.00 UHR
Kammerspiele
09.00–10.00 UHR
Großes Haus
19.30–22.30 UHR
RC
DER BARBIER VON SEVILLA
Großes Haus
19.30–22.30 UHR
ILLUSIONEN – ALEXANDRAS LEBEN
Kammerspiele
20.00–22.15 UHR
Commedia von Gioachino Rossini
Chanson-Schauspiel von Lars Wernecke
SO
26
Großes Haus
19.30–22.00 UHR
KA
CYRANO DE BERGERAC
SA
25
Foyer
18.30 UHR
mit Werken von Edvard Grieg, Torstein Aagaard-Nilsen und Jean Sibelius
Dirigent: GMD Philippe Bach, Solistin: Carolina Krogius, Mezzosopran
Meininger Hofkapelle
Schauspiel von Edmond Rostand
24
Kammerspiele
19.00 UHR
Eintritt frei
EINFÜHRUNG ZUM SINFONIEKONZERT
4. SINFONIEKONZERT
FR
DAS MEININGER THEATER · Südthüringisches Staatstheater
Bernhardstr. 5 · 98617 Meiningen
Intendant Ansgar Haag · Verwaltungsdirektor Ulrich Katzer
Schauspiel Bürgerbühne nach der Romanvorlage von Ulrich Plenzdorf
Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin
Moderator: Alexander John, Musiker der Meininger Hofkapelle
Großes Haus
15.00–16.45 UHR
Commedia von Gioachino Rossini
Musik. Leitung: GMD Philippe Bach, Regie: Lars Wernecke,
Bühne & Kostüme: Helge Ullmann, Chor: Martin Wettges
Mit: Carolina Krogius, Sonja Freitag; Mikko Järviluoto,
Marián Krejčík, Lars Kretzer, Siyabonga Maqungo, Dae-Hee Shin,
Dimitar Sterev, Sang-Seon Won; Herrenchor des Meininger Theaters,
Meininger Hofkapelle
13
Großes Haus
19.30–22.00 UHR
DER ZAUBERER VON OZ
ZUM 70. TODESTAG VON HANS FALLADA
MO
15
Foyer
11.15–12.30 UHR
Eintritt frei
Lesung/Reihe „Volkslichtspiele”: „Fallada – Letztes Kapitel”
Mit: Jörg Gudzuhn & Albert R. Pasch
Marián Krejčík, Siyabonga Maqungo,
Carolina Krogius: Der Barbier von Sevilla
© Marie Liebig
MI
MATINEE: CYRANO DE BERGERAC
für Zuschauer ab 6 Jahren
Abenteuermärchen mit Musik nach Lyman Frank Baum
Regie & Musik: Christian Claas, Bühne & Kostüme: Christian Rinke,
Musik. Leitung/Arrangements: Thomas Kässens
Mit: Evelyn Fuchs, Julia Steingaß, Christine Zart; Christian Claas,
Matthias Herold, Renatus Scheibe, Sven Zinkan
FR
Großes Haus
19.30–22.00 UHR
KA
Kammerspiele
10.00–11.00 UHR
EVERGREEN
04
Foyer
18.30 UHR
Kammerspiele
20.00–22.30 UHR
Spektakel von Rudolf Hild
Musikalische Leitung: Rudolf Hild, Regie: Matthias Straub
Bühne: HelgeUllmann, Kostüme: Carola Volles, Choreografie: Julia Grunwald
Mit: Meret Engelhardt, Kristin Schulze, Julia Steingaß; Phillip Henry Brehl,
Martin Kiuntke, Renatus Scheibe, Sven Zinkan; Band: Rudi and the
All-Time-Rock-and-Blues-Band
SA
Kammerspiele
20.00–22.25 UHR
NACHT-TANKSTELLE
Eine musikalische Nachtrevue nach Franz Wittenbrink
Musikalische Leitung: Rudolf Hild, Regie: Johanna Hasse
Ausstattung: Christian Rinke
Mit: Evelyn Fuchs, Julia Steingaß, Carla Witte; Björn Boresch, Yannick
Fischer, Peter Liebaug, Renatus Scheibe
Musiker: Stefan Groß, Rudolf Hild, Uwe Schamberger
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MATINEE : ENTFESSELT
Foyer
11.15–12.30 UHR
Eintritt frei
THE ROCKY HORROR SHOW
Großes Haus
19.00–21.30 UHR
THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW
Kammerspiele
21.45–23.30 UHR
Theaterkasse 03693-451-222 oder -137
Musical von Richard O’Brien
Musik. Leitung: Rudolf Hild, Regie: Lars Wernecke, Bühne: Christian Rinke,
Kostüme: Danielle Jost, Choreografie: Andris Plucis/Julia Grunwald
www.das-meininger-theater.de · facebook.com/dasmeiningertheater
twitter.com/diemeininger · instagram.com/dasmeiningertheater
Aus der Reihe „Volkslichtspiele”– Double Feature
Änderungen vorbehalten!
JUNGE SEITE
Februar 2017
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PUPPENTHEATER
Eine ganz besondere Freundschaft
Soloflötist Ekkehard Hauenstein und das Puppentheater
Schauergeschichten
Bei Christopher Priestleys Gruseltrilogie
„Schauergeschichten“ stellte sich der Musiker einer besonderen Herausforderung: Er
komponierte nicht nur die Musik, sondern
ist auch als Darsteller auf der Bühne zu erleben. Während der Probenphasen entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit
Felicitas J. M. Pischel-Zoppeck (Buch, Regie
und Bühnenbild) und der Figurengestalterin
Kathrin Sellin. Gemeinsam mit den Spielern Franziska Knetsch und Jörg Schmidt
entstand eine interessante Inszenierung, die
in der Spielzeit 2015/16 zur Premiere kam;
Priestley selbst reiste damals von Cambridge
nach Meiningen reisen, um die erste Vorstellung live mitzuerleben.
In einem Dorf lebt die blinde Witwe Tallow,
die mit viel Liebe und Hingabe die Apfelbäume in ihrem Garten pflegt. Schon seit
Generationen erzählen sich die Dorfbewohner, dass die kleine, alte Frau eine Hexe sei,
die viele Reichtümer in ihrem Haus verstecke. Simon Hawkins, ein unartiger Junge, der
seiner eigenen Mutter Geld klaut, stellt sich
aus Langeweile und Gier selbst eine Mutprobe und bricht in das Haus der Witwe
ein … Die „Winterschnitt“-Episode ist eine
wahrlich gruselige Geschichte, die lehrt,
dass man nicht stehlen sollte.
Seit seiner Kindheit liebt der britische Autor
Christopher Priestley Gruselgeschichten.
Mit seiner „Tales of Terror“-Trilogie hat er
Horrorgeschichten speziell für Kinder geschrieben, die in viele Sprachen übersetzt
wurden. „Onkel Montague‘s Tales of Terror“
wurde vom „Guardian“ unter die zehn besten Bücher aller Zeiten für 8- bis 12-Jährige
gewählt und in der Theateradaption in London und Prag gespielt.
Das schaurig-poetische Puppentheaterstück
für Zuschauer ab 8 Jahren ist am Sonntag, 12.
Februar, 16.00 Uhr, Montag, 13. Februar, 09.00
Uhr und Dienstag, 06. Juni, 10.00 Uhr in den Kammerspielen zu erleben.
Ekkehard Hauenstein
Ekkehard Hauenstein, seit 1999 Soloflötist der Meininger Hofkapelle, pflegt seit
seinem Engagement in Meiningen und
seinen ersten Begegnungen mit den Puppenspielern an diesem Mehrspartenhaus
einen engen Kontakt zum Puppentheater. Es wird eine fesselnde Leidenschaft
für diese Kunstform. Aus der Kindheit
kannte er das traditionelle Handpuppenspiel, die unterschiedlichen Figurentechniken und Möglichkeiten waren ihm zu
diesem Zeitpunkt noch nicht vertraut.
Nach ersten Erfahrungen bei der Erarbeitung und Zusammenstellung von Musik
für das Schwarze Theater (2001), folgte
vier Jahre später die erfolgreiche Märchenproduktion „Die Weihnachtsgeschichte“
nach Charles Dickens im Großen Haus. Es
entstanden weitere Produktionen wie die
Neukompositionen „Das Märchen von den
zwölf Monaten“ (2004), „Die Kraft der
Liebe“ (2008), „Till Eulenspiegel“ (2008),
„Blubb!“ (2016), „Schauergeschichten“
(2016) und als Bearbeitung „Papagenos
Zauberflöte“ (2007).
Die spartenübergreifende Arbeit findet
der Künstler befruchtend und bereichernd
für das eigene Schaffen. Große Wertschätzung hegt er für die Puppenspieler und
die Arbeit dieser Sparte und wünscht sich
mehr Beachtung für diese Kunstform, die
alle Generationen in ihren Bann ziehen
kann.
Papagenos Zauberflöte
Sie ist und bleibt ein Dauerbrenner: Mozarts
„Zauberflöte“. Darauf aufbauend entwickelten Regisseur Thomas Lange und Ekkehard Hauenstein die märchenhafte Musikerzählung „Papagenos Zauberflöte“ für Kinder ab 6 Jahren. Die Puppenspieler Roland
Klappstein und Sebastian Putz agieren mit
wunderbaren Marionetten und werden von
Musikern der Meininger Hofkapelle, in der
Besetzung aus Flöte, Viola und Violoncello,
begleitet. Die Erfolgsproduktion wurde am
20. November 2016 wiederaufgenommen.
Weitere Vorstellungstermine sind am Freitag,
03. Februar und Freitag, 03. März, jeweils 10.00
Uhr in den Kammerspielen.
Jörg Schmidt, Franziska Knetsch
JUNGE MUSIK
„Haydn Spaß mit Paukenschlag“
2. Jugend- und Klassik-Extra-Konzert
In diesen Konzerten gilt die Aufmerksamkeit
Joseph Haydn. Haydn, der der Sinfonie die
klassische Gestalt gab, der wegweisend für
alle nachfolgenden Komponisten die Verarbeitung von Themen und Motiven zum
Grundprinzip in seinen Sinfonien machte.
Er komponierte in 36 Jahren 104 Sinfonien
und zwei der bekanntesten, die Nr. 94 „Mit
dem Paukenschlag“ und Nr. 45 „Abschiedssinfonie“ wollen wir vorstellen.
Warum ist die Sinfonie unter dem Namen
„Paukenschlag“ bekannt geworden, ist dieser
Titel von Joseph Haydn, was hat es mit dem
„Abschied“ auf sich, wie hat Haydn sein väterliches Verhältnis zu seinen Musikern in
Tönen ausgedrückt, um den Fürsten zu beeinflussen? Dies alles gilt es aufzudecken in
JUGENDKONZERT
Dirigent: Chin-Chao Lin
Moderator: Alexander John
Mit: Meininger Hofkapelle
TERMINE JUGENDKONZERT: MI, 15.02.,
09.30 und 11.30 Uhr, Kammerspiele
TERMIN KLASSIK-EXTRA-KONZERT: MI,
15.02., 18.30 Uhr, Kammerspiele
diesem Konzert. Wir begeben uns auf eine
musikalische Reise zu und mit Haydn, lernen
den Menschen, Komponisten und genialen
Musiker kennen, tauchen ein in die Welt am
Hofe des Fürsten Esterházy, wollen erfahren,
wie Haydn lebte und wirkte, um seine Musik besser verstehen zu können. Aber nicht
nur der Komponist ist uns wichtig, sondern
auch seine „Strategie“, nach welchen Gesetzmäßigkeiten man eine Sinfonie komponiert,
um die Idee in eine Form zu bringen. Diese
Form, der „Sonatenhauptsatz“, lässt sich mit
Exposition-Durchführung-Reprise an den
Sinfonien Haydns anschaulich erklären. Dies
alles wird umrahmt mit der wunderschönen
Musik Haydns und Auszügen aus seiner Korrespondenz und Eindrücken aus seinem Le-
ben. Zum Schluss dieses Konzertes wird im
letzten Satz jeder Musiker, der seinen Part zu
Ende gespielt hat, die Bühne verlassen, so wie
Haydn es vor 245 Jahren vor dem Fürsten
aufgeführt hat.
JUNGES THEATER
Bürgerbühne sucht Darsteller
Neue Produktion „Wir sind jung. Wir sind stark.“
Das Meininger Theater sucht Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene, die sich
für die nächste Inszenierung der Bürgerbühne und des Jungen Theaters mit den
Themen Ausgrenzung, Identität und rechte Gewalt anhand eines fast vergessenen
Ereignisses auseinandersetzen wollen.
Am 24. August 1992 stand Rostock-Lichtenhagen den wohl größten ausländerfeindlichen Ausschreitungen seit 1945 gegenüber: Über 1000 Randalierende der
rechten Szene und über 4000 Schaulustige griffen die zentrale Aufnahmestelle für
Asylbewerber „Sonnenblumenhaus“ und das anliegende vietnamesische Wohnheim
mit Parolen, Steinen und Molotowcocktails an. Weder die Polizei noch die Politik
versuchten dieses Ereignis zu verhindern. Basierend auf diesen Vorfällen drehte
der deutsch-afghanische Filmregisseur und Drehbuchautor Burhan Qurbani im
Jahr 2014 den deutschen Spielfilm „Wir sind jung. Wir sind stark.“ In dem vielfach
preisgekrönten Film begleiten wir eine Gruppe Jugendlicher, die sich aus Perspektivlosigkeit den Neonazis zuwenden.
Qurbani lässt uns einen Blick in die Köpfe der Nach-Wende-Jugend werfen.
Eine Generation, deren Wege ins Nichts zu laufen schienen. Wo soll ich arbeiten?
Wohin soll ich gehen? Und vor allem: Was bin ich? Ohne Antwort flüchten sie
in eine Ideologie, die neben Perspektive und Identität auch Freundschaft zu versprechen scheint.
Das Junge Theater und die Bürgerbühne Meiningen werden die Geschehnisse
rund um das Sonnenblumenhaus auf Basis von Qurbanis Film auf die Bühne bringen. Hierfür werden engagierte Jugendliche und Erwachsene, die Lust haben sich
mit den Beweggründen und Problemen einer verlorenen Generation und ihrer
Verbindung zu heute auseinanderzusetzen, gesucht. Jugendliche ab 16 Jahren
und Erwachsene gesucht,
die Lust haben, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen.
Anmeldung unter: [email protected]
oder 0 36 93 - 45 12 50
Das Casting findet im Februar statt.
Theatererfahrung nicht erforderlich!
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VORGESTELLT
10 Kilometer unter 33 Minuten
Neues Ensemblemitglied: Ondrej Šaling
Beim 46. Meininger Silvesterlauf hat er dann
doch nicht mitgemacht – obwohl die Verlockung groß war, als die Läufer plötzlich seine
Strecke kreuzten; eine Doppelvorstellung
„Gräfin Mariza“ am Silvesterabend verlangt
einfach Disziplin.
Ein paar Kilometer lief er mit, feuerte die
eifrigen Läufer an und applaudierte von der
Seite. Ondrej Šaling, das neue Ensemblemitglied des Meininger Theaters, hat schon
manche Sängerkollegen zum Laufen motiviert, obwohl das Laufen – wie alles andere
– gelernt werden will. „Der Atem und der Puls
müssen runter! Der Atem muss durch die Nase
fließen. Ansonsten atmest Du mit dem Mund
und wirst – bei diesen Temperaturen – krank!“,
verrät Šaling.
Der Tenor läuft auch während der Winterzeit. „Ein Läufer muss in den Wintermonaten
aufholen, damit er im Frühjahr aus dem Vollen
schöpfen kann!“ Reserven aufladen, um gut
auf die Saison vorbereitet zu sein. „Heute
laufe ich, um den Kopf freizubekommen. Es ist
besser, wenn ich vor der Vorstellung laufen gehe,
als nervös im Hotel auf den Auftritt zu warten.“
Bei den vielen Pendlerfahrten zwischen
Meiningen und Bratislava – seine Ehefrau und
sein sechsjähriger Sohn wohnen nach wie vor
in der Slowakei – lernt er seine neuen Partien. „Auf der Autofahrt geht das wunderbar.
Die Zeit wird optimal genutzt – da macht es
einem nichts mehr aus, wenn man hinter einem
Schwertransporter mit 80 km/h fahren muss
und sich die Fahrt dadurch auf acht Stunden
verlängert.“
Nach Tassilo in „Gräfin Mariza“ bereitet
der 38-Jährige momentan seine nächste große
Rolle vor: In Ansgar Haags Neuinszenierung
Ondrej Šaling
KONZERT
von Richard Wagners „Die Meistersinger von
Nürnberg“ wird er den jungen Ritter Walther
von Stolzing verkörpern. Die Opernproduktion kommt am 7. und 16. April im Großen
Haus zur Premiere. Die Partie ist eine wahre
Herausforderung: „Herr Haag fragte an, ob
ich mir zutrauen würde, in seiner Inszenierung
den Stolzing zu übernehmen. Wir kennen uns
seit unserer ersten gemeinsamen Produktion in
Brünn. Ich musste mir die anspruchsvolle Partie
zunächst einmal genauer anschauen, denn mit
dieser Rolle betrete ich ein absolutes Neuland.“
Zu seinem Repertoire gehörten bisher alle
­­Janáč ek-Tenor-Partien. Aber auch Rollen in
Werken von Dvořák, Donizetti, Bellini sowie
Orff verkörperte er zunächst als Ensemblemitglied des Slowakischen Nationaltheaters,
später als Gastsolist in Prag, Brünn und Ostrava.
Die Musik gehörte für Ondrej Šaling seit
seiner Kindheit mit dazu. Er besuchte die
Musikschule während der Grundschul- und
Gymnasialzeit, entschied sich jedoch für ein
Studium an der Sportuniversität und repräsentierte die slowakische Nationalmannschaft
beim Langlauf. „Bei meiner ersten Produktion
‚Kátja Kabanová’ am Meininger Theater habe
ich noch mein Pensum von 770 km im Monat
geschafft. Das wird jetzt weniger.“, lacht der
passionierte Läufer. Nach wie vor führt er
gewissenhaft ein detailreiches Lauftagebuch.
Seine Lieblingsstrecken in Meiningen und
Umgebung hat er längst schon erspäht.
Nach einer Sportverletzung rückte eine
Sportkarriere in weite Ferne und so musste
Ondrej Šaling umdenken. Er schrieb sich bei
der pädagogischen Fakultät der ComeniusUniversität in Bratislava ein und studierte
slowakische Sprache sowie Musik auf Lehramt. Seinen Lebensunterhalt verdiente er
als Angestellter bei der Presseabteilung des
slowakischen Auswärtigen Amtes. Während
er Pressemappen über sein Heimatland an
Botschaften in die weite Welt verschickte,
wuchs seine Leidenschft für das Singen. Und
bald begann er damit regelmäßig Gesangsunterrricht zu nehmen. Nach seinem Abschluss folgte prompt ein zweites Studium
und so fand er sich in der Gesangsklasse von
Magdaléna Blahušiaková an der Akademie
der musischen Künste in Bratislava wieder.
Die ersten Rollen übernahm er noch während des Studiums; Pang in „Turandot“ zählte
zu seinen ersten Auftritten am Slowakischen
Nationaltheater. Als Alfred in der Produktion „Die Fledermaus“ am Prager Nationaltheater kam Šaling zum ersten Mal mit deutschen Dialogen in Berührung. „Deutsch als
Unterrichtsfach hatte mich seit meiner Schulzeit begleitet. In der Prager ‚Fledermaus’ war
die Aussprache zweitrangig. Es war eher ein
lustiges Tschechisch-Deutsch.“ Ein Sprachkurs
in München ermöglichte es ihm, konsequent
an der deutschen Sprache zu arbeiten, der er
sich heutzutage ganz unbefangen bedient.
Ondrej Šaling freut sich auf seine Aufgaben in Meiningen und die nächsten Rollen,
die noch in dieser Spielzeit anstehen. Neben Tassilo in „Gräfin Mariza“ (25.05. und
05.06.) und Stolzing in „Die Meistersinger
von Nürnberg“ (07., 16. und 22.04., 06.05.
und 11.06.) wird der Tenor als Arturo in
„Lucia di Lammermoor“ (18.02. und 24.03.)
und Harlekin/Soldat in „Der Kaiser von
Atlantis“ (Premiere: 22.06.) zu erleben
sein.
KONZERT
Flöten im Zentrum
Nordisches Programm mit Uraufführung
3. Sinfoniekonzert mit Yusupov und Schostakowitsch
4. Sinfoniekonzert
Im anstehenden 3. Sinfoniekonzert stellt sich
die Meininger Hofkapelle unter der Stabführung ihres Generalmusikdirektors Philippe
Bach gleich zwei großen Herausforderungen.
Es stehen anspruchsvolle, aber auch gleichzeitig emotional ungeheuer packende Werke
auf dem Programm: Zunächst „Nola“, ein
Konzert für Flöten und Streichorchester des
tadschikischen Komponisten Benjamin Yusupov. Darin wird Flötist Matthias Ziegler,
dem das Werk auch gewidmet ist, zeigen,
wie ungeheuer reich die Klangwelt der Flöte
sein kann. Neben der im Orchester üblichen
Querflöte erklingen in dieser Komposition
auch die selten im Sinfoniekonzert eingesetzten Bass- und Kontrabassflöten. Im zweiten Teil des Konzertes wird Sie dann Dimitri
D. Schostakowitschs 8. Sinfonie mitreißen.
Das Schaffen dieses Komponisten war
stets eng an die kulturpolitischen Entwicklungen in seiner sowjetischen Heimat gebunden. 1936 wurde er mit dem Artikel „Chaos
statt Musik“, der in der Prawda erschien,
öffentlich gebrandmarkt und quasi über
Nacht vom international anerkannten Komponisten zum geächteten Volksfeind erklärt.
In der Folge musste er sich in der Stalin-Ära
vor Gremien der KPdSU verantworten, so
1936 und 1948. Beide Male gelang es ihm
jedoch, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen,
indem er nach außen hin Lippenbekenntnisse ablegte, für sich aber den Weg in die
innere Emigration suchte. Seine wahren Gedanken finden wir also nicht in den öffentlichen Verlautbarungen, sondern vor allem
in seiner Musik. Öffentlich am politischen
System Kritik zu üben wäre für Schostakowitsch fatal gewesen, das überantwortete
er seinen Kompositionen – mal mehr, mal
weniger subtil. In der 5. Sinfonie etwa, der
er das eigentlich zu erwartende triumphale
Finale verweigert, oder in der Zehnten, deren fast schon brutal anmutender ScherzoSatz ein verzerrtes Porträt Stalins darstellt.
Es sind charakteristische Beispiele für die
Haltung des Komponisten, der sich stets als
musikalischer Anwalt der Unterdrückten
verstand – egal ob sie Opfer diktatorischer
Gewalt oder die des Antisemitismus wurden.
Sie prägt seine Musik bis zum letzten Ton.
Das gilt auch für die 8. Sinfonie, die 1943
im unmittelbaren Angesicht des Krieges entstanden ist. Bereits in der 6. Sinfonie griff
der Komponist auf den letzten Seiten des
Finales zu militärischen Elementen, die in
den Sinfonien sieben und acht eine noch
bedrohlichere Gestalt annehmen. So stellt
der berüchtigte Mittelteil des ersten Satzes
der Siebten den Marsch der deutschen Faschisten auf Leningrad im Jahr 1941 dar.
Noch unmenschlicher geriert sich das Perpetuum mobile im dritten Satz der Achten.
Von gleicher Bedeutung für beide Werke ist
die Überwältigung angesichts der Zerstörung durch den Krieg, die Schostakowitsch
in der trostlosen Passacaglia im vierten Satz
der Achten am bewegendsten vertont hat.
Dem Dirigenten Kurt Sanderling vertraute
er an, dass er mit seiner Komposition „den
Schrecken des Lebens der denkenden und
fühlenden Menschen in der damaligen Zeit“
darstellen wollte. Obwohl das fünfsätzige
Werk der Idee „Durch die Nacht zum Licht“
folgt, überwiegen doch die „dunklen“ Seiten
der Komposition. Es ist nicht zu überhören,
dass Widerstreit, Leid und ein ständiges Ringen Gegenstand der musikalischen Darstellung sind. Es gibt bombastische Aus- und
Einbrüche in dieser Musik, sogar hochdramatische Steigerungen, dafür aber keinen
monumentalen, apotheotischen Schluss:
Das Werk endet in einem resignierenden
Morendo, die Hoffnung bleibt wohl Illusion. Inhaltlich ist die 8. Sinfonie der 7. also
durchaus ähnlich, ohne jedoch deren einfachen emotionalen Zugang zu bieten. Die
zwiespältigen Gefühle und ihr Widerstreit
sind hier feiner ausgearbeitet. Schostakowitschs Freund Ivan Sollertinsky bemerkte,
dass „die Musik bedeutend härter und stärker ist als die der Fünften und der Siebten“
und es deshalb unwahrscheinlich sei, dass
sie deren Popularität erreichen wird. Hier,
in der Achten, kündigt sich bereits Schostakowitschs reduktiver Spätstil an, in dem sich
der musikalische Satz in einzelne Elemente
auflöst, die oftmals sehr ausgearbeitete und
subtile Chiffren beinhalten.
 SINFONIEKONZERT
Dirigent: GMD Philippe Bach
Solist: Matthias Ziegler (Flöten)
Mit: Meininger Hofkapelle
TERMIN: DO, 02.02., 19.30 Uhr,
Großes Haus
KONZERTEINFÜHRUNG:
18.30 Uhr, Foyer des Großen Hauses
Abendlicht
Das Tageslicht glitt aus uns hinaus
Und wir bewegten uns wie
Bilder, die wir noch nie gesehen hatten.
Am äußersten Himmelsrand funkelte
die Nacht wie Kristall
Ein Glanz, wie ihn das Unsichtbare
den Dingen verleiht
Sehen ist erinnern. Und woran erinnert
sich das Licht
An die Berge, die Bäume, die Luft,
wenn wir fort sind
(Stein Mehren)
„Det andre lyset“ („Das andere Licht“) ist
ein 1989 veröffentlichter, auf Riksmål geschriebener Gedichtzyklus des norwegischen
Schriftstellers Stein Mehren (*1935). Der
norwegische Komponist Torstein AagaardNilsen (*1964) wählte aus diesem fünf Gedichte für seinen Mikro-Lied-Zyklus, die alle
Lichter in der Natur behandeln und gleichzeitig das andere Licht, das wir sehen, wenn
wir von der Erde gegangen sind. „Die fünf
Gedichte, die ich gewählt habe, beschreiben
alle eine Art Licht, das wir sehen, wenn es
dunkel wird. Selbst in der Nacht wird Licht
Torstein Aagaard-Nilsen
vom Mond in den Nachthimmel reflektiert.“
Das Werk, eine Auftragsarbeit für das Meininger Theater, wird im 4. Sinfoniekonzert durch
die finnische Mezzosopranistin Carolina Krogius und die Meininger Hofkapelle unter dem
Dirigat des GMD Philippe Bach uraufgeführt.
Edvard Grieg (1843–1907) komponierte
„Sigurd Jorsalfar“ als Bühnenmusik zum
gleichnamigen Schauspiel von Björnstjerne
Björnson über den ersten norwegischen
Kreuzfahrer Sigurd I. Den Stoff hatte Björnson der alten isländischen Saga entnommen;
er wollte ein patriotisches Volksdrama schaffen. Doch das Schauspiel blieb ohne Erfolg
– ganz im Gegensatz zur 1872 komponierten
Musik von Grieg, der aus dieser zwei Chorgesänge als op. 22 und die drei wesentlichen
instrumentalen Teile als Suite op. 56 herausgab. Letztere erklingt im 4. Sinfoniekonzert.
Die – heute populärste und meistaufgeführte – 2. Sinfonie von Jean Sibelius (1856–
1957) entstand größtenteils während eines
Italienaufenthaltes des finnischen Komponisten. Nach ihrer Uraufführung 1902 in Helsinki wurde sie von allen Kritikern als Meisterstück im internationalen Maßstab gewertet. „Alle betonten die eigenständige Form,
den Reichtum an musikalischen Themen und
Motiven sowie die kunstvolle Instrumentierung“ (Kari Kilpeläinen). Die Meinungen
über eventuelle programmatische Inhalte
gingen allerdings weit auseinander. Aufgrund
der belastenden Beziehungen zwischen Finnland und Russland, glaubten einige, politische
Inhalte herauszuhören, die Sibelius jedoch
zurückwies. Nichtsdestotrotz erkannte man
in ihr eine heitere Naturschilderung und die
optimistische Schlusslösung stieß in der problembeladenen Zeit auf offene Ohren. Mit
dieser Sinfonie zeigt Sibelius die Anpassungsfähigkeit der angeblich überholten Form. Sie
steht am Beginn seiner Suche nach einem
neuen Kompositionsstil.
 SINFONIEKONZERT
Dirigent: GMD Philippe Bach
Solist: Carolina Krogius (Mezzosopran)
Mit: Meininger Hofkapelle
TERMIN: DO, 23.02., 19.30 Uhr,
Großes Haus
KONZERTEINFÜHRUNG:
18.30 Uhr, Foyer des Großen Hauses
Februar 2017
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■ RÜCKBLICK
■ UNTERWEGS
Ulrich-Burkhardt-Preis für Meret Engelhardt
Mono-Oper mobil!
Meininger TheaterFreunde ehren Schauspielerin
„Anne Frank“ gastiert in Basel und Zürich
Am 18. Januar 2017 erhielt Schauspielerin
Meret Engelhardt auf der Mitgliederversammlung der Meininger TheaterFreunde
e.V. den Ulrich-Burkhardt-Preis. „Die wunderbare Schauspielerin ist uns aus verschiedenen
großartigen Rollen in Erinnerung. Zu denken ist
dabei an die sehr beeindruckende Darstellung
der Krimhild in Hebbels ,Nibelungen‘; sehr
eindrücklich stellte sie den Wechsel vom etwas
naiven Mädchen, das sich über die Eheschließung mit dem Helden Siegfried freut, über die
tiefe Trauer bei dessen Tod hin zur alles in den
Abgrund reißenden Rächerin dar“, sagte voller
Begeisterung Vorstandsvorsitzende Thomas
Michel. Die mit 1.500 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld zur Verfügung gestellt.
Der Preis erinnert an den 1997 tödlich verun-
glückten Intendanten des Meininger Theaters
und wird seitdem jährlich von den 646 Mitgliedern an herausragende Nachwuchskünstler verliehen.
Die 28-jährige Wienerin ist in dieser Spielzeit u.a. in „Nora“ (01.03.), „Mutter Courage
und ihre Kinder“ (11.02.) und in „Urfaust“
(Premiere: 02.03.) zu erleben.
Meret Engelhardt bei der Preisverleihung
■ MELDUNGEN
Liebe und Tod
Donizettis „Lucia di Lammermoor“ und Verdis „La Traviata“ kehren zurück
„Dichter jeder Größe und Breite! Nehmt eure
Musen an der Hand und reitet nach Meiningen, zu Jacques Offenbachs Fantastischer Oper
‚Hoffmanns Erzählungen’“, schrieb Siggi Seuß
(Main-Post) über die fulminante Opernpremiere in der Inszenierung von Christian Poewe.
Und auch im Februar heißt es wieder: Vorhang auf für große Gefühle!
 OPER
„Lucia di Lammermoor“
TERMINE: SA, 18.02. und FR, 24.03.,
jeweils 19.30 Uhr, Großes Haus
„La Traviata“
TERMINE: SO, 12.02., 15.00 Uhr, SA,
04.03., 19.30 Uhr, SO, 09.04., 19.00 Uhr
und SA, 29.04., 19.30 Uhr, Großes Haus
Elif Aytekin als Lucia
■ IMPRESSUM
Herausgeber:
Das Meininger Theater
Südthüringisches Staatstheater
Bernhardstraße 5, 98617 Meiningen
www.das-meininger-theater.de
V.i.S.d.P.:
ANSGAR HAAG
Redaktion: DOMINIKA MITROVIĆ
Layout:
HCS Medienwerk GmbH
Texte:
G ABRIELA GILLERT, DOMINIKA MITROVIĆ, DR. PATRIC SEIBERT, ANNA KATHARINA
SETECKI, ANTON SVOBODA, SUSANNE TENNER-KETZER
Fotos:
ˇ FOTO-ED, ANNE KOLSTAD MARKEN, MARIE LIEBIG,
UBOMÍR BÁTA,
OLYA RUNYOVA, DANA SEUGLING, SEBASTIAN STOLZ / FILMWILD.DE, VLADIMIR
YAROTSKY, LARS WERNECKE
In der schaurig-schönen Belcanto-Oper
„Lucia di Lammermoor“, die von den Meininger TheaterFreunden zur „Besten Inszenierung des Jahres“ gewählt wurde, erleben
erleben Sie in der Rolle von Lucia Ashtons
Bruder, Lord Enrico, Dae-Hee Shin (18.02.)
alternierend mit Shin Taniguchi (24.03.),
der damit sein Debüt in Meiningen gibt.
Die Mezzosopranistinnen Carolina Krogius
(24.03.) und Polina Artsis (18.02.), letztere
stellt sich dem Meininger Publikum ebenfalls
zum ersten Mal vor, teilen sich die Partie von
Lucias Vertrauter, Alisa. Elif Aytekin wird
erneut eine der bekanntesten Titelrollen der
Operngeschichte verkörpern: Lucia Ashton.
Bereits in der vergangenen Spielzeit wurde
die Sopranistin für ihre ergreifende Interperation von Publikum und Presse bejubelt.
In den Genuss ihres fein nuancierten klaren
Soprans kommen Sie auch in der Wiederaufnahme von Giuseppe Verdis „La Traviata“:
„Die türkische Sopranistin ist ein Goldstück,
brachte die Facetten der Kurtisane Violetta zum
Schillern. Ihr von Leidenschaft besessener Sopran fand in der darstellerischen Ausstrahlung
ein exzellentes Pendant.“, lobte Ursula Mielke
(Thüringer Allgemeine). Ein Wiedersehen
gibt es auch mit dem Bariton Alik Abdukayumov, der die Partie des Giorgio Germonts
bereits in der Spielzeit 2015/16 kurzfristig
übernahm und nun erneut in dieser Rolle zu
hören sein wird; die Dernière, am 29. April,
singt Dea-Hee Shin.
Carolina Krogius
Die Mono-Oper „Das Tagebuch der Anne
Frank“ hatte im Dezember 2015 in den Kammerspielen des Meininger Theaters Premiere.
Diese Produktion, die sich an Jugendliche ab
13 Jahren richtet, ist so flexibel, dass sie leicht
auch an Orten außerhalb Meiningens gespielt
werden kann. So waren wir mit dem Stück
beispielsweise schon in Eisenach, wo die Eisenacher Landeskapelle den Orchesterpart
übernahm und gastierten auch in Schulen,
wo Anne Franks Geschichte in kleinerer Besetzung in der Aula oder Turnhalle gespielt
wurde. Erstaunlicherweise funktioniert das
Stück in allen Varianten, an allen Orten und
unter unterschiedlichsten Bedingungen. Natürlich ist Mezzosopranistin Carolina Krogius,
die Anne Frank verkörpert, als zentrale Figur
immer mit dabei – manchmal nur begleitet
von Virginia Breitenstein Krejčík am Klavier,
manchmal auch von zwei oder bis zu acht
weiteren Musikern. Eine ungewöhnliche Premiere wird es nun Ende Januar geben, wo
das Stück sich auf die Reise in die Schweiz
begibt. Zwei Vorstellungen in Zürich und
eine in Basel wird es geben – auch wieder
an außergewöhnlichen Orten: in einer alten
Kapelle und in einem Studiotheater. Eine
Herausforderung, denn die Zeit für die szenischen Proben sind sehr begrenzt – und die
Vorstellungen schon fast ausverkauft. Dabei
werden wir die letzte Orchesterfassung, die
der russische Komponist Grigori Frid noch
kurz vor seinem Tod ausgearbeitet hat, spielen: Annes Gesang wird von Klavier, Schlagzeug und Kontrabass begleitet. Eine Premiere
für das „Anne Frank“-Ensemble, das die Tradition der Meininger fortführt das künstlerische
Credo unseres Hauses in die Welt zu tragen.
■ TIPPS UND TERMINE
70. Todestag von Hans Fallada
Lesung mit Albert R. Pasch und Jörg Gudzuhn
Am 5. Februar 1947 starb
Hans Fallada. Zum 70. Todestag erinnert das Meininger Theater mit einer Lesung
und anschließenden Filmvorführung an den großen
 EXTRA
TERMIN: SO, 05.02.,
19.00 Uhr, Kammerspiele
deutschen Schriftsteller.
Schauspieler Jörg Gudzuhn,
der im September in Meiningen aus Loriots „Der Ring
an einem Abend“ las, wird
gemeinsam mit Albert R.
Pasch Ernstes und Heiteres
von Fallada präsentieren.
Im Anschluss gibt es in der
Reihe „Volkslichtspiele“ den
Film „Fallada – Letztes Kapitel” mit Jörg Gudzuhn in der
Titelrolle zu sehen.