Schulversuche zu Radioaktivität im Alltag und Schutz vor Strahlung AUTOR Sabine Janzen Der Energieparcours des NaT-Lab der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität Im Rahmen meiner Staatsexamensarbeit habe ich für den Energieparcours des NaTLab der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität eine Station zum Thema Radioaktivität entwickelt und anschließend mit Schülergruppen erprobt. Das NaT-Lab für Schüler ist eine außerschulische Bildungseinrichtung der Universität in Mainz, die Schülern der unterschiedlichen Jahrgangsstufen einen Zugang zu den Naturwissenschaften ermöglichen und das Interesse an Naturwissenschaften steigern will. Ein Angebot des NaT-Lab ist der Energieparcours. Er beinhaltet verschiedene Stationen zum Thema Energie und richtet sich an Schüler vorzugsweise ab der zehnten Klassenstufe. Die Schüler führen an den einzelnen Stationen in Partnerarbeit Versuche zu verschiedenen Formen der Energie oder der Energieumwandlung durch. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt in den Bereichen der Physik und der physikalischen Chemie, so werden beispielsweise folgende Themen behandelt: Ergometrie, Windenergie, Solarenergie, Akkumulatoren, Sterlingmotor und Wasserkraft. Zu jeder Station gehört ein Laptop mit einer Excel-Datei, in der Versuchsbeschreibungen, Aufgabenstellungen und Zusatzinformationen enthalten sind. In dieser Datei findet auch die Auswertung statt, was die Eingabe der Messwerte in Tabellen, das Berechnen von Größen und das Erstellen von Diagrammen beinhaltet. Versuchsstation zum Thema Radioaktivität, Teil 1 Meine Aufgabe im Rahmen der Staatsexamensarbeit bestand darin, Versuche zu dem Thema Radioaktivität zu entwickeln, die Excel-Datei in einer für Schüler verständlichen Art und Weise zu erstellen und anschließend mit Schülern zu erproben. Die entwickelte Station besteht aus zwei Teilen, die sich mit dem Thema Radioaktivität im Alltag und Schutz vor Strahlung auseinandersetzen. Die Schüler haben die Möglichkeit, nach dem ersten Teil, der aus vier Versuchen besteht, die Station zu beenden und Einblicke in ein anderes Thema zu bekommen. Im ersten Versuch der Station erlernen die Schüler den Umgang mit dem GeigerMüller-Zählrohr. Außerdem sollen sie verschiedene Produkte aus dem Alltag (Torbernit, Quarzit, Buntsandstein, eine mit Uranglasur glasierten Fliesenkachel, ein Glühstrumpf und Uranglas, Abb. 1) auf ihre Radioaktivität überprüfen. Im zweiten Versuch lernen die Schüler, dass auch ohne ein radioaktives Präparat mit dem Geiger-Müller-Zähler radioaktive Strahlung nachweisbar ist, indem sie die Nullrate bestimmen und diese von der im ersten Versuch bestimmten Zählrate subtrahieren müssen. Im dritten Versuch sollen die Schüler die vom Kaliumchlorid ausgehende radioaktive Strahlung bestimmen. Dazu sollen die Schüler in einer ungefähr einstündigen Messung die radioaktiven Zerfälle in Kaliumchlorid ermitteln. Den Wert der Untergrundstrahlung bekommen die Schüler aus zeitlichen Gründen gegeben. Der vierte Versuch ist ein Modellversuch zum Thema Halbwertszeit, bei dem das Augenmerk auf die Umwandlung eines Stoffes in einen anderen gelegt wird. Der Modellversuch besteht aus einer Apparatur, die einer Rechenmaschine ähnlich ist. Die Perlen sind jedoch nicht wie bei einer Rechenmaschine verschiebbar, sondern nur um den Draht drehbar. Die eine Seite der Perle ist mit einem „U“ beschriftet und symbolisiert das zerfallende Uran, die andere Seite steht für Thorium und ist deswegen mit „Th“ beschriftet (Abb. 2). Zu Beginn des Versuchs zeigt die Uran-Seite aller Perlen nach oben. Die Schüler sollen nun in einzelnen Schritten die Perlen umdrehen, die nach Ablauf einer Halbwertszeit zerfallen sind. Anhand der vorhandenen Uran- und Thorium-Perlen nach Ablauf der einzelnen Halbwertszeiten können die Schüler eine Bildungs- und Zerfallskurve erstellen. Versuchsstation zum Thema Radioaktivität, Teil 2 Mit Versuch 5 beginnt der zweite Teil der Station. Für diesen bekommen die Schüler ein Co-60-Präparat mit einer Aktivität von 20 kBq, mit welchem sie die nächsten drei Versuche durchführen. Die Freigrenze von Kobalt-60 liegt bei 100 kBq. Im fünften Versuch sollen die Schüler die Proportionalität zwischen dem Zählergebnis und der Zeit ermitteln. Dazu bestimmen sie in einer insgesamt 60 s dauernden Messung alle 10 s das Zählergebnis und tragen anschließend das Zählergebnis gegen die Zeit in einem Diagramm auf, so dass die Linearität zu sehen ist. Das quadratische Abstandsgesetz soll im sechsten Versuch herausgefunden werden. Dazu wird der Abstand zwischen Zählrohr und Präparat variiert. Es werden Messungen bei den Abständen 7 cm, 9 cm, 13 cm, 17 cm, 21 cm, 25 cm und 30 cm durchgeführt. Die um die Nullrate korrigierte Zählrate wird in einem Diagramm gegen den Abstand aufgetragen. Mit Hilfe der Excel-Funktion „Trendlinie hinzufügen“ sollen die Schüler die quadratische Abnahme des Zählergebnisses mit dem Abstand aus der Diagrammgleichung ablesen. Der letzte Versuch beschäftigt sich mit der Absorption von radioaktiver Strahlung. Nachdem die Schüler die drei Strahlungsarten α-, β- und γ-Strahlung und ihre Eigenschaften bezüglich der Abschirmung vorgestellt bekommen haben, sollen die Schüler sich eine Methode überlegen, mit der sie auf die Strahlungsart schließen können. Sie bestimmen die Zählrate vom Glühstrumpf und vom Co-60-Präparat ohne Abschirmung und mit Blei oder Aluminiumplatten zwischen Zählrohr und Präparat. Aufgrund ihrer Ergebnisse können sie schließen, dass es sich bei der von Kobalt-60 ausgehenden Strahlung um γ-Strahlung handelt und dass der Glühstrumpf auch βStrahlungsanteile besitzt. Fazit Die Schüler sind mit der Bearbeitung der Station sehr gut zu Recht gekommen. Das Vorwissen war sehr gering, was daran liegt, dass das Thema Radioaktivität nur sehr selten in der Schule besprochen wird. Aufgrund dieses geringen Vorwissens waren die Schüler vor allem über die natürliche Radioaktivität überrascht. Durch diese Überraschung wurde das Interesse an dem Thema Radioaktivität gesteigert, so dass die Schüler auch über die Station hinaus mehr über das Thema erfahren wollen. Abb. 2 Uran-Thorium-Perlen Abb 1 Beispiele für natürliche Radioaktivität Abb. 3 Werte zum Versuch „Absorption“
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