Predigt am 12.02.2017 in der PG Trinitatis Mannheim von Pfr. U. Nellen / Predigtreihe „Gemeinde“ / Teil III „Normales“ Gemeindeleben in Samaria Aus Anlass der Prozesse, die unsere Gemeinde in den nächsten Monaten und Jahren durchmachen wird - hin zu einer Gemeinde, die sich selbst durch Ehrenamtliche trägt und versorgt, schauen wir in einer Frühlingspredigtreihe mal, was Kirche eigentlich zu Kirche macht, Gemeinde eigentlich zu einer Gemeinde. Zunächst hatten wir uns mit einigen Basics befasst und haben uns angeschaut, was hinter den Begriffen für „Gemeinde“ in der Bibel steht. Letzte Woche haben wir einen Blick auf die erste Gemeinde überhaupt geworfen. Und in der Apostelgeschichte bleiben wir noch ein wenig: Ihr habt dazu einige Verse auf den Bekanntmachungen. (Apg. 8,5ff) Wir befinden uns in Samaria – einer der Städte, die eigentlich jeder ordentliche Jude mied, denn dort leben die Samaritaner, die Nachfahren der 10 Stämme aus dem Nordreich, die immer noch nicht anerkennen wollen, dass der einzige Ort der Anbetung Jerusalem ist, und nicht das alte Heiligtum auf dem Berg Gerazim. Nun jedenfalls herrscht in eben diesem heiligen Jerusalem Christenverfolgung und so sind sie ausgewichen in das gut 50 km nördliche liegende Gebiet der Samaritaner. Dort evangelisieren die Christen, erzählen den Menschen von dem so lange ersehnten Messias, der keinen Unterschied macht zwischen Juden und Samaritanern. Stephanus ist einer dieser Evangelisten und gründet dort eine christliche Gemeinde. Wenn er predigt hat er einen großen Zulauf, denn seine Predigten sind spannend und es passiert immer etwas in diesen Gottesdiensten. Nicht nur, dass Menschen Jesus als Herrn anerkennen und als ihren Retter annehmen, sondern Menschen werden von Bindungen frei, sie werden von allen möglichen Krankheiten und Behinderungen geheilt und es entsteht eine große Freude. Selbst ein stadtbekannter Okkultist Simon bekehrt sich und wird zum Jünger. Petrus und Johannes kommen aus Jerusalem und bitten um ein weiteres Pfingsten für diese junge Gemeinde – und sie erleben es auch, wie die jungen Christen mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. Der frisch bekehrte ehemalige Zauberer Simon kommt aus dem Staunen nicht heraus: Nicht nur die Wunderzeichen, die er zuvor gesehen hatte, jetzt auch noch, dass Menschen die Hände aufgelegt werden und sie sofort reagieren z.B. dadurch dass sie in neuen Sprachen sprechen, weissagen und auch sonst so manche Gaben des Geistes erleben lassen. Das will ich auch können – sagt er zu Petrus, bring mir das bei, ich bezahle auch dafür… Und dann bekommt er eine donnernde Predigt zu hören, die ihm die Ohren klingeln lassen und er sieht ein, dass hier sein alter Adam noch mal kräftig in ihm zum Vorschein gekommen ist… Hier erleben wir einen ganz normalen Tag in einer normalen Gemeinde damals. Wir begleiten ein Evangelisationsteam im Außeneinsatz und können lernen was an Übernatürlichen natürlich ist aber auch Gefahren der Gemeinde, damit wir ihnen begegnen können. 1 1. Wenn Christus eindeutig verkündigt wird, passiert immer etwas. Entweder Ablehnung wie in Jerusalem oder Annahme, wie hier in Samaria. Aber neutral kann eigentlich keiner bleiben, es sei denn, er habe nicht richtig zugehört. Das mag uns schon mal zum Nachdenken bringen, inwieweit unsere Verkündigung von Jesus eigentlich noch eindeutig ist. Und bitte: Es geht hier nicht um Spezialisten, die eine Fachausbildung zum Evangelisten haben, sondern um Menschen, die wie ein Philippus jede/r von uns könnte das sein. Wie reagieren Menschen, wenn wir über unseren Glauben sprechen – und ich meine jetzt wirklich diese eindeutige Art der Verkündigung, wie sie die Urgemeinde gelebt hat – nicht die Art, wie wir manchmal dem Nachbarn die Bibel um die Ohren hauen und dann sagen: Ja, auch Stephanus wurde abgelehnt und gesteinigt… Das Schlimmste, was uns passieren kann ist wirklich, dass Menschen völlig teilnahmslos reagieren – eben nicht Anteil nehmen an unserem Glauben. Hier jedenfalls erlebt die Gemeinde eine große Anerkennung: sie wächst! 2. Immer in der Bibel geht das Hand in Hand, dass Evangelium verkündigt wird und übernatürliches das Wort des Zeugnisses begleitet und immer beginnt es damit, dass Dämonen weichen müssen und hat seine Fortsetzung darin, dass Menschen in ihren Krankheiten und Behinderungen geheilt werden. Das war bei Jesus so und auch in der Urgemeinde und da die Bibel auch eindeutig sagt, dass Jesus und sein Auftrag sich nicht ändern bis ans Ende der Zeiten, hat sich diese Normalität eigentlich auch nicht geändert. Das dies nicht immer so vornehm und förmlich abgeht, auch dafür ist unser Text ein Beleg – aber interessant, dass dies nicht die Gemeinde daran gehindert hat zu wachsen und ihren Ruf ruiniert hätte – diese Angst redet uns heute der Teufel ein, weil er genau das nicht will. Und ich muss mich hier immer wieder selbst überprüfen, ob meine deutsche Ordnungsliebe nicht manchmal dem Heiligen Geist im Weg steht – denn es ist natürlich, wenn Übernatürliches geschieht. 3. Und dann fällt noch etwas auf, wenn Christus verkündigt wird durch Wort und Tat: Freude breitet sich aus! Und zwar, wie es hier im griechischen auch heißt: Große, heftige Freude! Gerade die Tage sprach ich mit jemandem, der beklagte, dass die Gemeinden so wenig von der Freude Gottes und der Freude an Gott ausstrahlten. Und leider musste ich ihm Recht geben. Wenn wir evangelisieren, Seminare oder Bibelwochen halten – ist da als Ergebnis eine Freude zu erleben, die Auswirkungen in unsere Umgebung hinein hat? Denn das wird ja hier beschrieben – dass die Gemeinde sich freut, mag ja vielleicht noch funktionieren, aber dass diese Freude ansteckend wirkt, dass Menschen nur deshalb zum Gästegottesdienst nächste Woche kommen, weil wir solch eine Freude ausstrahlen – das wäre nach diesem Text auch eine normale Angelegenheit in einer Gemeinde, in der der übernatürliche Geist Gottes wirkt. 2 4. Selbst ein Magier, Okkultist, Zauberer, Hexenmeister, der Menschen in seinen Bann gezogen hat durch eine religiöse Kraft, die sogar fromm bemäntelt wird „Die große Kraft Gottes“ – selbst der kommt in die Versammlungen des Philippus, hört, glaubt, lässt sich taufen und ist Christ! – Ich denke, das hatte einen großen Einfluss auf seine früheren Anhänger, die ihm vertrauten und selber zu diesen Christen kamen und sicherlich nicht wenige von ihnen selber Christen wurden. Zum einen möchte uns das zeigen, dass der wirklichen Kraft Gottes keiner widerstehen kann und zum anderen, dass Gott solchen Schlüsselpersonen in sein Reich ruft. Jetzt stellt euch mal vor, der Großmeister der okkulten Loge der „Communitas Saturni“ in Mannheim wird Christ. Was denkt ihr, gibt das für einen Aufruhr in der Geisterwelt, wenn solch eine Schlüsselperson mit Einfluss auf andere diese zu den Gottesdiensten mitnimmt. Haben wir noch Einfluss? Und wenn nicht, warum nicht? Es mag daran liegen, dass wir gar nicht erst offensiv in die Öffentlichkeit hinaus wirken oder aber dass bei uns so wenig passiert, was solche Leute neugierig machen könnte, dass wir schlicht uninteressant für sie sind. Denken wir mal darüber nach. 5. Es ist wohl auch ganz normal, dass eine junge Gemeinde Unterstützung von außen erhält. Hier kommen zwei Apostel nach Samaria, um diesen Christen dort zu helfen, sie zu stärken und zu ermutigen, nicht zuletzt dadurch, dass sie für sie um die Erfüllung mit den Heiligen Geist bitten. Oft nennt man das übrigens auch „Geistestaufe“, weil es zuvor heißt, dass sie bis dato nur die Wassertaufe auf den Namen Jesus empfangen hatten. Hier erkennen wir zwei Dinge: Es ist immer wieder gut, Besuch von außen in den Gemeinden zu haben, seien es Evangelisten, Menschen mit apostolischem Dienst, mit einem prophetischen Auftrag, Lehrende Geschwister, die mit ihren Erkenntnissen uns bereichern oder Hirten, die eine müde Herde wiederaufrichten. Wir hatten ja in den letzten Wochen und Monaten regen Besuch in diesem Sinne. Ich freue mich immer, wenn wir solcherart gesegnet werden als Gemeinde. Und ich werde weiterhin Ausschau nach solchen Engeln halten, die wir dann beherbergen. Das zweit ist wieder einmal der Hinweis darauf, dass es für jeden Christen eine gute Glaubenserfahrung und Bereicherung ist, wenn er den Heiligen Geist nicht nur in sich hat, wie das bei jedem wiedergeborenen Menschen ist, sondern wenn er dazu auch mit der Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet wird. Glaubt mir, es macht vieles im Glauben um ein Vielfaches leichter! 3 6. Und auch das gehört zum Leben einer Gemeinde dazu: (6 ist die Zahl des Menschen und des Gerichts) Wenn wir wiedergeboren sind, ist unser Geist eine Neuschöpfung Gottes. Unsere Seele beginnt dann den Prozess der Erneuerung, an der wir selber auch mitarbeiten (Epheser 4, 23). Hier erleben wir einen Christen, der von seiner Vergangenheit her gewohnt war, Macht zu haben, und der damit auch Menschen manipuliert hatte. In diesem Denken noch verhaftet, denkt er sich überhaupt nichts Böses, als er Petrus darum bittet, dieses Möglichkeit zu erhalten, und auch bereit ist, dafür zu zahlen (wir würden vielleicht frommer sagen: „Eine großzügige Spende zu geben“ – das ist sein Hintergrund gewesen. Daher verurteilt ihn Petrus auch nicht – auch wenn wir das oft so lesen, aber die Sprache ist eben die eines Petrus, der auch noch in seiner Seele ein Stück vom alten Polterer hat. Er weist ihn auf seine Weise zurecht und deckt zugleich auch die Quelle dieses Machstrebens auf. Petrus sagt – und ich übertrage es mal wörtlich und ausführlich aus dem Grundtext: „Dein Geld wird dich noch in den Untergang führen, wenn du meinst, dass die unverdienten Geschenke Gottes durch Geld zu bekommen sind. Du hast an dieser Sache (noch) keinen Anteil, denn Gott schaut das Herz an und dein Herz ist nicht aufrichtig und ungeteilt bei deinem Gott. Daher kehre um von dieser Sünde und suche den Herrn im Gebet – denn das ist die Lösung für dein Herz, indem noch so viel alter Müll herumliegt, ob er dir dann diese falsche Intention deines Herzens vergibt. Die Motivation deines Herzens wird von einer großen Bitterkeit genährt und die hängt mit einer Bindung an den Kampf gegen die wahre Gerechtigkeit zusammen.“ Es geht hier nicht so sehr um Ungerechtigkeit vom Griechischen her, sondern um eine Gegen die Gerechtigkeit sein, die vor Gott gilt – und das bedeutet letztlich nichts anderes, dass dieser Mann noch sehr stark gefangen war in der Ursünde der Rebellion gegen Gott: Ich brauche Gott nicht – ich bin mein eigener Herr! Und das ist wie dies Bibel hier zeigt, eine Bindung, die gelöst werden muss! Simon kehrt sofort um – erschrocken über diese Abgründe, die sich da in ihm aufgetan haben – und bittet um Fürbitte, um Befreiung von dieser Bindung, denn was immer wir als Kinder Gottes lösen auf Erden, das ist im unsichtbaren Bereich auch gelöst. Für uns heißt das erstens, dass es in unseren Gemeinden immer wieder „seelisch“ werden kann mit gefährlichen Folgen, dass wir zweitens Menschen brauchen, die den Geist der Erkenntnis und Unterscheidung haben, die Geistliches von Seelischem unterscheiden können und recht einordnen, seelsorgerlich aufnehmen und dann nicht zuletzt Befreiungsdienst anbieten. Es ist normal und wir können dem übernatürlich begegnen. Und noch ein letztes, was wir aus diesem Text erfahren: 4 7. Vers 25: Die Bewegung von Jesus bleibt nicht auf diese Stadt und diese Gemeinde dort beschränkt – sie ist nicht aufzuhalten. Auf dem Rückweg sitzen die Apostel nicht müde von dem anstrengenden Dienst des Segnens und Befreiens in den Kissen der Kutsche, sondern sagen sich: „Wenn wir schon mal hier sind, können wir das gleich verbinden – da ist noch ein Dorf in dem Jesus nicht bekannt ist, und hier und dort…“ – Einer wendet vielleicht ein: Aber das sind doch Samaritaner?! – Ja, und auch für die ist Jesus gestorben! Ich freue mich über die vielen Flüchtlinge aus dem Islam hier in Mannheim – Glauben wir, dass diese – sogar, wenn sie ganz radikal sind - von Jesus genau so geliebt sind wie wir? Das ist für mich ein wichtiger Schluss dieses Kapitels – dass es weitergeht, dass es dem Herrn nicht genügt, dass er eine türkische Gemeinde hier hat und eine iranische in der Neckarstadt, dass einige Muslime erkannt haben, dass Rab ISA, der Rabbi Jesus wirklich Gottes Sohn ist, der sie ohne Verdienst allein aus Gnade in eine Liebesbeziehung zu einem Vatergott bringen möchte. Fassen wir zusammen: Faktoren eines „normalen“ Gemeindelebens können auch in Mannheim sein: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Es passiert immer etwas! Das Wort wird begleitet von Zeichen und Wundern Es breitet sich Freude aus! Schlüsselpersonen „von der anderen Seite“ bekehren sich Unterstützung von außen Korrektur geschieht Gemeinde hat Ausstrahlung ins Land! Und wie haben wir zu Beginn festgestellt: Wenn Christus eindeutig verkündigt wird, passiert immer etwas. Entweder Ablehnung wie in Jerusalem oder Annahme, wie hier in Samaria. Riskieren wir doch mal was in unserer „ganz normalen Gemeinde“ in Mannheim… 5
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