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Medien-Information
16. Februar 2017
Innenminister Stefan Studt: „Schleswig-Holstein bleibt ein sicheres Land“
Kriminalstatistik
2016:
Aufklärungsquote
insgesamt
leicht
angestiegen,
deutlicher Rückgang der Fallzahlen beim Wohnungseinbruchdiebstahl
KIEL. Die Zahl der Straftaten in Schleswig-Holstein ist 2016 gegenüber dem Vorjahr
leicht gestiegen. Im Vergleich zu 2015 gab es in der Polizeilichen Kriminalstatistik
(PKS), die Innenminister Stefan Studt heute (16. Februar) in Kiel vorstellte, einen
Anstieg der registrierten Kriminalität um 1,9 Prozent auf insgesamt 206.541 Straftaten.
Bei einer Betrachtung der Straftaten ohne die Deliktsgruppe von Straftaten gegen das
Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz/EU ist die registrierte Kriminalität 2016
nahezu auf dem Vorjahresniveau (+0,3 Prozent /190.004 Fälle) geblieben, d.h. der
leichte Zuwachs der registrierten Gesamtkriminalität resultiert größtenteils aus dieser
Deliktsgruppe. In Folge der verstärkten Zuwanderung von Flüchtlingen, die sich auch
in 2016 noch fortgesetzt hat, wurden in Schleswig-Holstein allein 16.537 Straftaten
gegen das Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz/EU erfasst. Im
Vorjahreszeitraum waren es noch 13.165 Straftaten. Dieses bedeutet eine Steigerung
von 25,6 Prozent in diesem Bereich.
Aufklärungsquote gestiegen - Kriminalitätsbelastung nahezu konstant
Mehr als jede zweite Straftat wurde 2016 aufgeklärt: Die Aufklärungsquote (AQ) stieg
auf 54,5 Prozent – das sind 2,4 Prozent mehr als 2015. Auch ohne die Verstöße
gegen das Aufenthalts-, das Asylverfahrens- und das Freizügigkeitsgesetz ist die AQ
mit 50,5 Prozent (2015: 48,8 Prozent) um 1,7 Prozentpunkte gestiegen. „SchleswigHolstein ist und bleibt ein sicheres Land“, sagte Innenminister Stefan Studt. „Die
Menschen können hier vergleichsweise sicher leben.“ Die Debatte um die sogenannte
gefühlte Sicherheit nimmt der Innenminister sehr ernst. „Mir ist bewusst, dass einzelne
schwere Straftaten oder auch bestimmte Serientaten die Öffentlichkeit aufrütteln und
das allgemeine Unsicherheitsgefühl verstärken. Die Kriminalstatistik zeigt jedoch, dass
die objektive Sicherheitslage weiterhin gut ist“, so Studt.
Dies lässt sich auch aus der so sogenannten Häufigkeitszahl ableiten. Diese gibt an,
wie stark die Bevölkerung eines Landes mit Kriminalität belastet ist. Bei Betrachtung
der Straftaten ohne die Verstöße gegen das Aufenthalts-, Asyl- und
Freizügigkeitsgesetz/EU ist ein Rückgang der Häufigkeitszahl festzustellen. So liegt
diese in 2016 bei 6.646 Fällen – das sind 46 weniger als in 2015.
Rückgang der Fallzahlen beim Wohnungseinbruchdiebstahl
Eine positive Entwicklung gab es beim Wohnungseinbruchdiebstahl: 2016 war ein
Rückgang um 8,8 Prozent auf 7.711 Fälle zu verzeichnen. Gleichzeitig ist die
Aufklärungsquote von 8,9 Prozent auf 11,2 Prozent gestiegen. „Das ist eine klare
Trendwende.
Unser
polizeiliches
Konzept
zur
Bekämpfung
des
Wohnungseinbruchdiebstahls trägt Früchte. Durch intensive Ermittlungsarbeit,
verstärkte
Präsenz,
umfangreiche
Präventionsarbeit
und
eine
aktive
Öffentlichkeitsarbeit gelingt es immer häufiger, Einbrecher dingfest zu machen oder
sie von der Tat abzuhalten“, sagte Studt. „Wir werden weiterhin alles tun, damit sich
die Menschen in den eigenen vier Wänden sicher fühlen können.“ Signifikante
Festnahmen in allen Direktionen haben bereits zu Beginn der „dunklen Jahreszeit“
dazu geführt, dass die Fallzahlen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres blieben.
„Die Festnahme zahlreicher Täter aus dem Bereich überregional agierender Banden
zeigt: Die intensivierte Bearbeitung des Themas und der Verbund der norddeutschen
Sicherheitsbehörden funktioniert immer besser. Ich plädiere eindringlich dafür, die
Zusammenarbeit weiter zu intensivieren. Einbrecher kennen keine Landesgrenzen.“
Um Wohnungseigentümer auch künftig besser gegen Wohnungseinbruchsdiebstahl zu
schützen, hat Innenminister Stefan Studt im Oktober 2016 ein spezielles
Förderprogramm ins Leben gerufen. Das Land unterstützt dabei Investitionen in
moderne Sicherheitstechnik bei Bestandsbauten bis 2018 mit insgesamt 1,6 Millionen
Euro. Rund 800 Maßnahmen wurden bereits gefördert. Wie wirksam solche
Schutzmaßnahmen sind, zeigt sich daran, dass der Anteil der versuchten
Einbruchsdelikte 2016 auf 45,4 Prozent (2015: 41,2 Prozent) gestiegen ist. „Wichtig ist
aber auch, dass die Bürgerinnen und Bürger der Polizei helfen und auffällige
Beobachtungen, die sie in ihrer Wohnumgebung machen, sofort über 110 melden.
Eine aufmerksame Nachbarschaft ist zugleich ein guter Einbruchschutz.“, so Studt.
Die positiven Veränderungen im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls lassen
sich auch für den gesamten Diebstahlsbereich feststellen. So sind die Fallzahlen im
Bereich Diebstahl insgesamt um 3.568 Fälle (-4,1 Prozent) gesunken.
Anstieg bei der Gewaltkriminalität
Ein Anstieg von 9,6 Prozent ist hingegen bei der Gewaltkriminalität zu verzeichnen,
der fast ausschließlich aus der Zunahme der Fallzahlen im Bereich der gefährlichen
und schweren Körperverletzung hervorgeht. Hier wurden im vergangenen Jahr 4.402
Taten registriert (+13,1 Prozent). Bei den Rohheitsdelikten kam es zu einem Anstieg
um 9,3 Prozent, bei den Sexualdelikten um 8,7 Prozent. Zudem waren im
vergangenen Jahr 2443 Polizeibeamtinnen und –beamte in Schleswig-Holstein von
Widerstand und Körperverletzung betroffen, 441 von ihnen wurden verletzt. „Die
Sicherheit der Beamtinnen und Beamten liegt mir sehr am Herzen. Im vergangenen
Jahr haben wir deshalb in eine verbesserte Schutzausstattung und eine intensivierte
Fortbildung investiert“, sagte Studt.
Zuwanderung hat Auswirkungen auf die PKS
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 67.707 Tatverdächtige (TV) ermittelt (ohne
Verstöße gegen Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetz/EU), 1716 mehr als im
Vorjahr (+2,6 Prozent). Der Anteil der nichtdeutschen TV lag bei 22,2 Prozent (2015:
18,7 Prozent). 6292 nichtdeutsche TV stammten 2016 dabei aus der Gruppe der
Zuwanderer, was einen Anteil von 9,3 Prozent aller Tatverdächtigen ausmacht. Die
Menge der Zuwanderer kann in der PKS nur näherungsweise berechnet werden. Sie
wird gebildet aus den nichtdeutschen Tatverdächtigen mit Aufenthaltsanlass
„Asylbewerber“,
„Duldung“,
„international/national
Schutzberechtigte
und
Asylberechtigte“,
„Kontingentflüchtlinge“
und/oder
„unerlaubter
Aufenthalt.
Rückschlüsse auf die Verweildauer in der Bundesrepublik Deutschland sind hierbei
nicht möglich.
Mit einer eingehenden Analyse der Situation von Zuwanderern im Kontext von
Kriminalität, die neben den Befunden der PKS auch soziodemografische Daten wie
beispielsweise die Alters- und Geschlechterverteilungen in der Gruppe der Zuwanderer
oder die Perspektiven der Menschen einbezieht, wurde bereits im Sommer 2016 das
Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen beauftragt. Aus den Ergebnissen
werden sich wertvolle Ansätze für eine erfolgreiche Bewältigung der erkannten
Problemlagen ergeben. Die Ergebnisse der „Analyse der Entwicklung der Kriminalität
von Zuwanderern in Schleswig-Holstein“ werden in der Jahresmitte erwartet.
Jugendkriminalität fast auf Vorjahresniveau
Die Zahl der ermittelten TV in der Altersgruppe unter 21 Jahren ist um 952 auf 19.232
TV wieder leicht angestiegen. Ihr prozentualer Anteil an den TV insgesamt ist jedoch
auf 23 Prozent (2015: 23,3 Prozent) gesunken. 4.623 der insgesamt 19.232 TV unter
21 Jahren wurden dabei ausschließlich wegen einer Straftat gegen das Aufenthalts-,
das Asylverfahrens- und das Freizügigkeitsgesetz/EU erfasst. Gemessen an den
Jahren 2006 (29,4 Prozent) bis 2012 (24,7 Prozent) ist die Entwicklung im Bereich der
Jugendkriminalität dennoch insgesamt positiv. Ein möglicher Erklärungsansatz dafür
ist die erfolgreiche Umsetzung der Konzepte zur Bekämpfung der Jugendkriminalität
und insbesondere der Kriminalität jugendlicher Intensivtäter.
PKS und Dunkelfeldstudie bilden einen starken Verbund
Studt unterstrich den grundsätzlichen Wert der PKS, relativierte jedoch ihre
Aussagekraft. „Die PKS besitzt keinen Referenzstatus. Sie bildet nur einen Teil des
sogenannten Hellfeldes ab. Die derzeitigen Erfassungsgrundsätze der PKS erlauben
nur ein unvollständiges Bild der Kriminalität, die unsere Bevölkerung tatsächlich
belastet“, sagte Studt. In der PKS werden insbesondere eine Vielzahl von Straftaten
nicht ausgewiesen, die mittels Internet oder telefonisch aus dem Ausland heraus
begangen wurden, weil Tatort nur eine politische Gemeinde in der Bundesrepublik
sein kann und als Tatort im Sinne der PKS grundsätzlich der Ort der Tathandlung
betrachtet wird. Gleiches gilt, wenn keine überprüfbaren Anhaltspunkte für ein
Täterhandeln in der Bundesrepublik ermittelt werden konnten. Dennoch
beeinträchtigen auch diese zahlreich angezeigten Taten das Sicherheitsgefühl der
Bevölkerung immens und verursachen einen enormen Ermittlungs- und
Verwaltungsaufwand bei den Behörden. Zum Sicherheitsgefühl der Bevölkerung trägt
auch ein Anteil von nicht angezeigten Straftaten bei, das sogenannte Dunkelfeld. Um
Erkenntnisse zum Dunkelfeld zu gewinnen, hat Schleswig-Holstein in diesem Jahr
erneut eine Dunkelfeldstudie in Auftrag gegeben. „PKS und Dunkelfeldstudie können
im Verbund das schaffen, was der Bürgerinnen und Bürger des Landes erwarten und
was auch meiner Erwartungshaltung entspricht: Sie zeichnen ein verlässliches und
belastbares Bild der Kriminalitätsentwicklung im Land. Sie beschönigen nichts und sie
verschweigen nichts“, sagte Studt.
Hinweis für die Redaktionen:
Die gesamte Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2016 steht im Internet auf der Seite
www.polizei.schleswig-holstein.de → Landeskriminalamt → Ermittlung und
Auswertung → Kriminalstatistik. Die regionalen Ergebnisse stellen die
Polizeidirektionen in eigenen Pressekonferenzen vor, zu denen jeweils gesondert
regional eingeladen wird.
Entwicklung der Gesamtkriminalität in den vergangenen 10 Jahren
Jahr
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2007-2016
gemeldete
Fälle
242.615
240.393
242.839
221.510
219.693
211.928
199.964
202.301
202.598
206.541
Veränderung
abs.
+
260
2.222
+
2.446
21.329
1.817
7.765
11.964
+
2.337
+
297
+
3.943
36.074
Straftatenübersicht PKS 2016
%
+
+
+
+
+
-
0,1
0,9
1,0
8,8
0,8
3,5
5,6
1,2
0,1
1,9
14,9
aufgekl.
Fälle
113.618
114.780
119.530
110.649
105.892
102.019
101.014
103.647
105.575
112.535
bekannt
gewordene Veränderung
Fälle
%
Aufklärungsquote
46,8
47,7
49,2
50,0
48,2
48,1
50,5
51,2
52,1
54,5
Aufklärungsquote
2016
absolut
2016
2015
Straftaten insgesamt
206.541
3.943
1,9
54,5
52,1
Straftaten gegen das Leben
72
1
1,4
86,1
87,3
Mord
17
0
0,0
94,1
100,0
Totschlag
41
4
10,8
90,2
97,3
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
1.773
142
8,7
77,4
79,7
Vergewaltigung und sexuelle Nötigung
265
12
4,7
76,7
76,7
Sexueller Missbrauch von Kindern
477
19
4,1
84,5
88,9
Sonstige sexuelle Nötigung
291
57
24,4
82,1
84,6
Exhibitionistische
Handlungen
und
Erregung
öffentlichen
323
Ärgernisses
Besitz/Verschaffung/Verbreitung von Kinderpornografie
213
Rohheitsdelikte
28.311
55
20,5
54,5
49,3
10
2.405
4,9
9,3
80,3
87,9
87,7
87,8
Raub, räuberische Erpressung
7
0,5
55,1
53,3
1.400
Freiheitsberaubung, Nötigung, Bedrohung, Nachstellung
6.061
407
7,2
89,2
90,3
Vorsätzliche einfache Körperverletzung
15.130
1.385
10,1
91,4
91,6
Gefährliche und schwere Körperverletzung
4.402
509
13,1
84,6
82,7
Diebstahl insgesamt
83.654
-3.568
-4,1
26,2
24,6
28.002
41.972
-1.397
-344
-4,8
-0,8
8,3
40,5
7,6
39,6
12.128
265
2,2
88,9
90,3
41.682
-3.224
-7,2
11,8
10,5
7.711
-745
-8,8
11,2
8,9
darunter:
- Diebstahl in Verbindung mit Fahrzeugen
- Diebstahl ohne erschwerende Umstände
davon:
-Ladendiebstahl
- besonders schwerer Fall des Diebstahls
davon:
- Wohnungseinbruchdiebstahl
darunter:
-Tageswohnungseinbruch
2.374
-578
-19,6
12,8
10,3
Vermögens- und Fälschungsdelikte
27.333
-453
-1,6
73,2
73,8
Betrug
19.790
-633
-3,1
77,8
77,4
Unterschlagung
4.546
118
2,7
41,9
45,6
Urkundenfälschung
1.858
89
5,0
85,0
86,4
Veruntreuungen
691
9
1,3
100,0
99,1
Sonstige Straftatbestände (StGB)
37.824
1.341
3,7
46,8
46,5
Vorsätzliche Brandstiftung
512
-134
-20,7
30,7
37,3
Beleidigung
6.533
635
10,8
88,3
89,4
Sachbeschädigung
21.879
208
1,0
23,2
24,0
Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte
736
27.574
100
4.075
15,7
17,3
97,8
96,3
99,1
95,9
16.537
3.372
25,6
99,9
99,9
8.225
509
6,6
92,2
92,2
Straftaten insgesamt, jedoch ohne Verstöße gegen das Aufenthalts190.004
, das Asyl- und das Freizügigkeitsgesetz/EU
571
0,3
50,5
48,8
Gewaltkriminalität
6.132
536
9,6
77,6
75,3
Rauschgiftkriminalität
8.285
518
6,7
91,9
92,0
Wirtschaftskriminalität
1.605
-58
-3,5
99,3
99,3
Computerkriminalität
2.105
790
60,1
51,9
45,6
Umweltkriminalität
2.053
-14
-0,7
56,6
57,5
Straßenkriminalität
48.060
-1.556
-3,1
14,6
14,3
Strafrechtliche Nebengesetze
Straftaten gegen das
Freizügigkeitsgesetz/EU
Aufenthalts-,
Rauschgiftdelikte
das
Asyl-
und
das
Besondere Deliktsgruppen
Verantwortlich für diesen Pressetext: Jana Ohlhoff | Ministerium für Inneres und Bundesangelegenheiten | Düsternbrooker Weg
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