2 TOP-THEMA Donnerstag, 16. Februar 2017 LOS GEHT’S Bernd Chibici Einkommen und Landflucht In landwirtschaftlichen Biogasanlagen werden meist tierische Exkremente (zum Beispiel Gülle), Energiepflanzen und Zwischenfrüchte als Substrat eingesetzt. Es gärt kräftig bei ■ Karl Brodschneider Die Bundesregierung hat einen Nachfolgetarif für Strom aus Biogas angekündigt. Die Zeit drängt, die ersten Biogasanlagen schließen. D ie Anspannung bei den meist bäuerlichen Biogasanlagenbetreibern ist groß. Ohne einen vertraglich gesicherten Ökostrom-Einspeisetarif geht bald nichts mehr. Von den insgesamt 37 steirischen Biogasanlagen mussten bis jetzt schon 10 vom Netz genommen werden. Die gleiche Anzahl dürfte in den nächsten Monaten folgen. Foto: privat Die jüngst veröffentlichte Einkommensstatistik 2015 für die Steiermark zeigt unser Land aus sehr interessanten und teilweise auch alarmierenden Perspektiven. Vor allem fällt auf, dass die Grüne Mark im Verdienst-Wettbewerb der Bundesländer mit einem durchschnittlichen Bruttoeinkommen von 30.063 Euro im Jahr ziemlich genau im Mittelfeld liegt. Am größten sind die Einkommen in Niederösterreich (33.561 Euro), am geringsten in Tirol (27.927). Allerdings gibt es innerhalb der Steiermark gewaltige Unterschiede. So wird im Bezirk Graz-Umgebung am meisten „Kohle“ gemacht – man bekommt nämlich 34.198 Euro im Durchschnitt und damit gewaltig mehr als in den diesbezüglich traditionell benachteiligten Regionen. Im Bezirk Murau verdient man nur 27.562, in der Südoststeiermark 27.769, in Liezen 27.773 und in Hartberg-Fürstenfeld 27.916 Euro. Diese enormen Unterschiede zeigen, dass auch die Verdienstchancen ein wesentlicher Faktor für die Landflucht sind. Der so genannten „Speckgürtel“ der Landeshauptstadt ist nicht alleine deshalb für viele Übersiedler attraktiv, weil die Immobilien erschwinglicher sind als in der Stadt, man hat auch ein breites Angebot an attraktiven Arbeitsplätzen. Dies entweder in der nahen Stadt oder in deren Peripherie, wo sich zuletzt viele neue Betriebe angesiedelt haben. Daher wird der ländliche Raum nur dann für die Menschen ein interessanter Lebensraum bleiben können, wenn es gelingt, dort auch genug Arbeitsplätze anzusiedeln, wo gute Löhne zu verdienen sind. Johannes Hauptmann ist Sprecher der Biogasanlagenbetreiber. Der geförderte Einspeisetarif gilt nämlich nur für 13 Jahre und den Nachfolgetarif gibt’s noch nicht. „Ohne Ökostrom-Tarif müssen wir den Strom um 2,7 Cent pro kWh verkaufen“, klärt Johannes Hauptmann als Sprecher der steirischen Biogasanlagenbetreiber auf, „und das ist absolut unwirtschaftlich!“ Hoffnung setzt Hauptmann in das neue Arbeitsübereinkom- men der Bundesregierung, in dem man schon für März 2017 die kleine Ökostromnovelle ankündigt. Für hocheffiziente und wärmegeführte Biogasanlagen soll es endlich Nachfolgetarife geben, für andere eine „Abwrackprämie“. Ökostromnovelle „Eine Ökostromnovelle bringt nur was, wenn sie ausreichend budgetiert ist“, sagt Christian Metschina, der Leiter des Referats Energie und Biomasse in der Landwirtschaftskammer, und nimmt die im Arbeitsübereinkommen genannte Summe von fünf Millionen Euro pro Jahr kritisch unter die Lupe. Er ist mit Hauptmann auf derselben Linie: „Alle effizienten Anlagen mit einem Wirkungsgrad von 60 und mehr Prozent müssen einen Nachfolgetarif bekommen. Denn es wäre volkswirtschaft- Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (speziell Inserate) dieser Archivseite zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Gültigkeit mehr aufweisen müssen! © 2017 NEUES LAND
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