SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Jürgen Hardt MdB (CDU), Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit, gab heute, 17.02.17, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „ “. Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Florian Rudolph. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Nachrichten und Distribution Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 17.02.2017 Hardt, CDU: Washington verunsichert die Welt Baden-Baden: Der Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit, Hardt, erwartet mehr Klarheit in der US-Außen- und Sicherheitspolitik. Die US-Delegation um Vizepräsident Pence müsse dazu auf der heute beginnenden Sicherheitskonferenz in München Antworten liefern. Das hat Hardt im SWR2-Tagesgespräch gesagt. Die unklare Linie von Präsident Trump betrachtet der Transatlantik-Koordinator mit Sorge. Sie könnte auf die Weltpolitik abfärben und andere Akteure wie Russland ermutigen, unbedacht zu handeln, sagte Hardt. Trump wäre gut beraten, nicht wie der Elefant im Porzellanladen Fragen anzusprechen, ohne dass es danach ein klares Profil gebe. Bei der Sicherheitskonferenz in München treffen sich ab heute dutzende Regierungschefs und Minister - darunter auch mehrere Vertreter der USA. Wortlaut des Live-Gesprächs: Rudolph: Sie waren ja selbst vor Kurzem in Washington. Mal ganz ungeschminkt, wie sind denn mittlerweile die Drähte zu dieser neuen US-Regierung? Hardt: Also alle unsere Erfahrungen sind, dass Deutsche als Gesprächspartner, sowohl im Parlament als auch in der Regierung, geschätzt und gewünscht sind. Unser Botschafter hat kürzlich den Chefstrategen des Präsidenten Bannon getroffen. Ich war im Weißen Haus und habe dort den stellvertretenden Stabschef getroffen. Also ich glaube, dass wir, was die Gesprächssituation angeht, gute Dräht entwickelt haben und auch als Gesprächspartner gerne wahrgenommen und akzeptiert werden. Rudolph: Gute Drähte heißt noch nicht, dass man die Antworten bekommt. Wie soll man die Außenpolitik unter Trump einschätzen. Das wird in München sicherlich beherrschendes Thema sein. Mal wird Putin umschmeichelt, mal die Rückgabe der Krim und die Einhaltung des Minsk-Abkommens verlangt, die Zwei-Staaten-Lösung für Nahost in Frage gestellt, Israel aufgefordert, den Siedlungsbau einzustellen und so weiter. Erkennen Sie da irgendeine Linie? Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Hardt: Das ist im Augenblick natürlich nicht der Fall. Da geht es uns in der Politik wie den Journalisten und den Bürgern und vor allem auch den Amerikanern. Die Signale sind häufig widersprüchlich und deswegen erhoffe ich mir schon, dass auf der Münchener Sicherheitskonferenz speziell zu dem Thema „Sicherheitspolitik“, also NATO-Partnerschaft, Bekämpfung des IS, die Stabilisierung der Staaten in der Welt, die mit uns gegen den IS kämpfen und Befriedung der Welt, dass wir da Fortschritte machen und es kommen mehr Senatoren und Congressmen nach München denn je. Es kommt der amerikanische Verteidigungsminister, der amerikanische Vize-Präsident, die Bundeskanzlerin wird morgen früh sprechen, also es wird eine ausgesprochen interessante Konferenz werden. Rudolph: Da kann es ja eigentlich nur besser werden in München - Vize-Präsident Pence als Gesprächspartner. Was ist denn aus Sicht der Bundesregierung das Wichtigste, was es mit ihm jetzt zu klären gilt? Hardt: Für mich gibt es zwei Bereiche, wo wir besonders intensiven Gesprächsbedarf haben und das ist einmal natürlich die Frage der NATO-Zusammenarbeit. Wir haben bereits vor über zwei Jahren begonnen damit, im Bereich der Bundeswehr entsprechend Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet sind, uns dichter an das zwei Prozent-Ziel heranzuführen. Das ist in den anderen europäischen Staaten auch der Fall. Die Frage ist, wie man das sinnvollerweise macht, ohne dass man die Haushalte überfordert, und ohne dass man die Preise in die Höhe treibt. Man kann ja nicht einfach nur mehr in Verteidigung investieren, sondern man muss ja Menschen haben, die als Soldaten zur Verfügung stehen, zu dienen in der Bundeswehr. Man muss aber auch eine Rüstungsindustrie haben, die Rüstungsgüter zügig liefern kann. Von daher gibt es eine ganze Reihe von Fragen in der praktischen Zusammenarbeit, die zu klären sind und das zweite Thema ist für mich die Frage der Handelspolitik. Ich habe das Gefühl, dass in Amerika im Blick auf den fairen und den freien Welthandel und auch auf den fairen und freien Handel mit Europa viele Vorurteile gegen Deutschland und Europa unterwegs sind. Die werden zum Beispiel vom Handelsberater des Präsidenten verbreitet. Da müssen wir Aufklärungsarbeit leisten. Wir sind Partner Amerikas beim wirtschaftlichen Vorankommen Amerikas, wir sind Partner beim Industrialisieren des Landes und nicht Gegner Amerikas. Rudolph: Sie haben ja eben schon die Sorge wegen einer Abschottungspolitik, Protektionismus, angesprochen. Wie klar wird denn die Bundesregierung Kritik formulieren. Wir haben ja auch noch die Mauerbaupläne und wir haben den auf Eis liegenden Einreisebann für muslimische Staaten. Da will der Präsident ja nächste Woche mit einem neuen Dekret nachlegen. Wie klar werden Sie Kritik formulieren? Hardt: Also klar, in der Handelsfrage werden wir deutlich machen, dass wir der Meinung sind, dass entsprechende Strafsteuern oder Sonderzölle für Importe nach Amerika gegen die internationalen Handelsregeln sind, weil sie diskriminierend für einzelne Staaten wirken. Wir werden umgekehrt deutlich machen, dass wir solche Diskriminierungen hier in Europa nicht haben, sonst hätte die WTO und die Welthandelsorganisation uns ja längst zur Rechenschaft, zur Verantwortung gezogen. Das sind Dinge, auf die wir ganz besonders Wert legen müssen, dass hier auch ein bisschen Aufklärungsarbeit gegen die Gerüchte an den Stammtischen Amerikas gearbeitet wird. Von daher gibt es viel zu tun, und das geht eigentlich am besten im Gespräch und eigentlich am besten, wenn der Scheinwerfer auf Deutschland oder auf München gelenkt ist, so wie das ab heute Nachmittag sein wird. Rudolph: Sie haben jetzt den Einreisebann da raus gelassen. Kritik daran auch? Hardt: Also der Einreisebann ist natürlich eine, wie wir finden, ungeeignete Maßnahme zum Schutz Amerikas. Das, was dann letztlich davon übrig geblieben ist, was letztlich von den Gerichten dann ausgesetzt wurde, war schon eine weich gespülte Variante. Das ist eine echte Niederlage des kleinen Teams um den Präsidenten im Weißen Haus gewesen, dass dieses Dekret in Amerika bereits vom Außenministerium und vom Heimatschutzministerium massiv entschärft werden musste, um überhaupt praktikabel zu sein. Wir würden uns wünschen, dass Amerika auf eine solche Regelung verzichtet, aber inneramerikanisch hat das eben doch gezeigt, dass eine dekrete Politik des Präsidenten mit vielen Fehlern und Mängeln behaftet ist, Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) und dass das vielleicht auch für Trump nicht der kluge Weg ist, so weiter vorzugehen, sondern die Dinge vernünftig und sauber zu diskutieren und in verfassungsgemäße Gesetze zu gießen. Rudolph: Abschließend, wie groß sind Ihre Bedenken, dass diese neue US-Regierung über all die Schlappen, Pannen und Affären Handlungsfähigkeit gerade in der Außenpolitik verliert? Hardt: Ich glaube, dass Unsicherheit, wie sie im Augenblick von Amerika und dem unklaren Kurs in der Außenpolitik ausgeht, über kurz oder lang natürlich auf die gesamte Weltpolitik abfärben könnte und vor allem Akteure, die andere Ziele verfolgen in der Welt, zum Beispiel Russland dazu verführen könnten, möglicherweise unbedachte Handlungen zu machen. Deswegen kann ich nur daran appellieren, dass Amerika rasch wieder zurückfindet zu einem klaren Kurs, wie er ja teilweise erkennbar ist, wie er aber eben nicht konsequent durchgehalten wird, etwa gegenüber Russland, etwa gegenüber der Frage der Nahostpolitik, aber auch zur Frage im Südchinesischen Meer. Das sind alles Dinge, wo bisher Amerika wohl überlegte klare Positionen formuliert hatte, die über lange Jahre bestand haben und der amerikanische Präsident wäre, glaube ich, klug beraten, zunächst an diese Aussagen anzuknüpfen und dann seine Akzente zu setzen und nicht manchmal wie der Elefant im Porzellanladen die eine oder andere Frage anzutippen, ohne dass daraus dann hinterher ein klares Profil wird, etwa das Verhalten gegenüber Israel, etwa das Verhalten auch gegenüber Japan oder die Position, die er offensichtlich zu Russland und Putin einnimmt. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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