Neural fische Punkte auf einen Blick

Datum: 15.02.2017
Neural fische Punkte auf einen Blick
SCHWEIZ Der neue Revisionsbericht bietet nach ersten Erfahrungen eine wertvolle Hilfe bei der Lektüre des Geschäftsberichts.
Was Revisoren zu monieren haben, bleibt nicht länger im Verborgenen.
Themen-Nr.: 660.003
Abo-Nr.: 660003
Auflage: 24'669
Argus Ref.: 64307678
Datum: 15.02.2017
ADRIAN BLUM
bericht keine Wunder zu erwarten sind. bedenken, dass dies
Die ersten Geschäftsberichte zum
Jahr 2016 sind publiziert, und etwas Entscheidendes ist neu: der
Revisionsbericht. Erstmals dürfen die
Prüfer bedeutsame Sachverhalte publizieren, die sie mit den Unternehmen im
Rahmen der Prüfung intensiver diskutiert und beurteilt haben. Solche Diskus-
sionen und Beurteilungen hat es zwar
schon bisher gegeben, sie blieben jedoch stets geheim. Die Publikation soll
Studium der
Jahresrechnung
letztlich nicht ersetze. Es sei ein Ansatzpunkt, welche Fradas
«Der Goodwill ist über alle
Branchen hinweg ein
Thema. Die zugrundeliegenden Schätzungen sind
naturgemäss unsicher»
MATTHIAS JEGER
dem Investor helfen zu erkennen, welche
Partner PwC Schweiz
Risiken der Prüfer genauer unter die
Lupe genommen hat.
In der Schweiz kotierte Unternehmen Auch wer die Sachverhalte gelesen hat:
müssen die Neuerung erstmals in dieser Einen Hinweis darauf, dass der AktienSaison umsetzen, unabhängig davon, kurs von Leonteq unter Druck kommen
nach welchem Standard sie bilanzieren. könnte, gab es nicht. Die Titel haben seit
Zwar haben beispielsweise die Nieder- Publikation des Geschäftsberichts 2015
lande die Regelung bereits ein Jahr früher gut zwei Drittel ihres Werts verloren.
umgesetzt. Trotzdem ist die Schweiz früh
Matthias Jeger, Partner PwC Schweiz,
dran, denn Nachbarländer wie Deutsch- sagt: «Investoren müssen die richtige Erland und Frankreich lassen sich ein Jahr wartungshaltung haben. Am Prinzip änmehr Zeit. Dort müssen Key Audit Mat- dert sich nichts: Wir prüfen die Jahresrechters (KAM) erstmals im Geschäftsbericht nung des abgelaufenen Geschäftsjahres
2017 aufgeführt werden.
und welche Erwartungen den Bewertun-
gen dem Unternehmen zu stellen sind,
auch an der Generalversammlung. «Vielleicht gibt es auch mehr Fragen der Aktionäre an die Revisoren», mutmasst er.
Um welche Themen es geht und wie
viele Sachverhalte aufgeführt werden,
dazu haben KPMG und PwC bisher nahezu identische Erfahrungen gemacht:
Zwischen zwei und sechs, hauptsächlich
aber zwischen drei und fünf KAM werden
aufgeführt. «Dauerbrenner» sind Umsatzerfassung, Goodwill, Impairment generell,
die Bewertung von Darlehen, Sach-
anlagen oder von
Finanzinstrumenten sowie Rückstellungen und Ertragssteuern. Der
Goodwill ist gemäss
Jeger über alle
Branchen hinweg
ein Thema: «Den
Bewertungen liegen Schätzungen
gen zugrunde liegen. Wir geben wie bisher
Was alles beleuchtet wurde
aber keine Einschätzung dazu ab, wie das
«Im Mittelpunkt steht wie bisher der Be- Geschäft operativ im Berichtsjahr gelaufen
richt der Revisionsgesellschaft an denVer- ist, und schon gar nicht dazu, wie es im
waltungsrat. Neu ist, dass wir einen Teil folgenden Geschäftsjahr laufen könnte.»
der Diskussionen, die wir mit dem Audit
Committee und dem Verwaltungsrat geführt haben, an die Öffentlichkeit tragen»,
sagt Philipp Hallauer, Geschäftsleitungs mitglied von KPMG Schweiz. «Wir erklären, was wir genauer geprüft haben und
welche Aspekte wir in der Prüfung dieser
Sachverhalte beleuchtet haben.» Heikel ist
dabei das Revisionsgeheimnis: Was dürfen Revisoren schreiben, ohne Geheimhaltungspflichten zu verletzen? Das sei
aber schnell in den Griff zu bekommen,
indem nur diejenigen Angaben publiziert
werden, die in der Jahresrechnung offengelegt sind, konstatiert Hallauer.
zugrunde, und die
sind naturgemäss
mit Unsicherheit
behaftet. Die Bilanz
Dass ein Sachverhalt erwähnt wird,
heisst nur, dass das Thema intensiver ge- vieler Unternehmen wird massgeblich
prüft und diskutiert worden ist, bevor der von diesen Grössen bestimmt.»
Revisor ihn akzeptiert hat, ergänzt Hallauer
Bei der Umsatzerfassung und -abgrenvon KPMG und sagt: «Andernfalls würde zung geht es etwa um die Behandlung von
das im Revisionsbericht festgehalten wer- Rabatten, erklärt Jeger. Bei bestimmten
den, und die
würde sich einschalten.» Geschäftsmodellen stehe zum Jahresende
Gleichwohl ist die Neuerung ein Fort- noch gar nicht fest, wie hoch die Nachlässe
schritt Hallauer sieht den Revisionsbericht ausfallen. Sie müssen geschätzt werden.
als gute EinstiegsDie Revisionsberichte zum Beispiel
hilfe. Die Jahresvon Novartis und von Roche zeigen Parrechnungen sind
allelen. Rabatte, Goodwill, immaterielle
umfangreich, der
Vermögenswerte und Rechtsfälle werden
Anhang meist klein
bei beiden diskutiert. Der Goodwill bei
gedruckt Der PrüfRoche betrifft die Division Diagnostics,
bei Novartis die Augenheiltochter Alcon.
Als eine Art Pilotprojekt hat der Finanz- bericht helfe, relativ
Dem Goodwill von Alcon liegt die Andienstleister Leonteq schon den Ge- schnell auf die rele-
schäftsbericht 2015 gemäss den neuen vanten Themen zu
nahme eines 3%igen Wachstums der
Fall zeigt, dass vom neuen Revisions- gibt aber auch zu
ob dies plausibel ist, denn jüngst war
Vorschriften erstellt. Prüfer war PwC. Der kommen. Hallauer
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Geldflüsse zugrunde. Es wurde geprüft,
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dies nicht erreicht worden. PwC kommt
zum Ergebnis, dass die Annahmen «angemessen und haltbar» sind.
Der Dialog wird intensiver
Wertvoll ist ein indirekter Effekt: Der Dialog im Dreieck Verwaltungsrat, Manage-
ment und Prüfer werde durch das Be-
«Die Sachverhalte müssen
schon konkret beschrieben
werden, sonst verliert die
ganze Übung ihren Wert.»
PHILIPP HALLAUER
Geschäftsleitungsmitglied KPMG
wusstsein, dass die KAM offengelegt werden, intensiviert, sagt leger. Sieht der Revi-
sor etwa einen Goodwill mit grösseren
Risiken behaftet, könnte dies den VR bewegen, mit dem Management intensiver
über eine Neubewertung zu diskutieren.
Vincent Kaufmann, Direktor des
Stimmrechtsberaters Ethos, nennt einen
weiteren Pluspunkt: Der neue Revisions-
Der Ethos-Direktor sieht ein gewisses
Risiko, dass die Beschreibung der Sachverhalte etwas zu standardisiert ausfallen
könnte. Das würde den Wert der Informationen abschwächen, warnt er. Auch Hallauer mahnt: Bald werde man schauen, wie
andere die neue Regel umgesetzt haben,
bericht gebe dem Investor auch etwas und Anpassungen vornehmen. Das dürfe
mehr Einblick, wie gross die Arbeit der aber nicht dazu führen, dass die Berichte
Revisoren ist und was sie geleistet ha- nur noch standardisierte Formulierunben. «Die Kosten kennen wir schon lange, gen enthalten. «Die Sachverhalte müssen
nun erhalten wir etwas mehr Aufschluss schon konkret beschrieben werden, sonst
über die Arbeit, die darin steckt.» Es sei verliert die ganze Übung ihren Wert.»
noch etwas zu früh, um zu sehen, wie
wertvoll die Informationen sind. Der erste
Eindruck sei jedoch positiv.
Spannend wird nach Ansicht von Kaufmann die weitere Entwicklung, zum Bei-
spiel wenn ein Unternehmen den Revisor wechselt. «Beim letzten Bericht vor
einem Wechsel kann der Revisor vielleicht mehr sagen als bisher. Und wie
verändert sich dann die Beschreibung
der Sachverhalte durch den neuen Revisor?», fragt Kaufmann.
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Das Wichtigste
Der neue
Revisionsbericht hilft dem
Leser, kritische Punkte der Jahresrechnung, genannt Key Audit Matters,
schneller zu identifizieren.
Die neuen Berichte enthalten meist
drei bis fünf bedeutsame Sachverhalte.
Weit verbreitete Themen sind Goodwill, Umsatzerfassung und generell
Wertminderungen.
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