Nicht nur sauber, sondern rein - Inklusives Arbeitsleben

Nicht nur sauber, sondern rein
Integrationsunternehmen im Porträt: Die Grenzland-Wäscherei
in Ahaus
Es ist ein sonniger Tag, als Ali Cütcü seinen weißen Lkw auf den Hof der Schlossklinik Pröbsting steuert.
Langsam fährt er an dem großen weißen Wasserschloss aus dem 12. Jahrhundert vorbei, in dem die
Verwaltung der „Privaten Akutklinik für Psychologische Medizin“ untergebracht ist. Ein paar Meter weiter
hält er den Wagen an, steigt aus und geht um das Auto herum zur Ladeklappe. Per Knopfdruck lässt er
diese herunter, steigt in den Laderaum und schiebt einen Gitterwagen bis zur Ladekante nach vorn. Das
Gefährt ist mit einer weißen Plane bedeckt. „Ich liefere saubere Bettwäsche für die Klinik“, erklärt der 58Jährige. Er deutet auf weitere Transportboxen, die noch im Laderaum stehen. „Da drin sind Handtücher.
Die waschen wir auch für die Klinik.“
Ali Cütcü arbeitet für die Wäscherei der Grenzland Reha- und Betreuungs GmbH, einer Tochtergesellschaft
des Caritasverbandes. In dem Integrationsunternehmen arbeiten 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, fast
die Hälfte davon haben eine Behinderung. Den Wäschereibetrieb gibt es seit 1994. Über die Jahre ist
dieser stark gewachsen: Heute bearbeiten die Angestellten täglich etwa neun Tonnen Wäsche. Die Stücke
werden hier sortiert, in den großen Maschinen gewaschen und – zum Teil handgefaltet – zurück an die
Kunden vor allem aus Senioren- und Behindertenhilfeeinrichtungen und Krankenhäusern im Münsterland
und am Niederrhein geliefert.
Ali Cütcü ist bei Grenzland für eben diesen letzten Schritt zuständig: Die Wäsche zurück zu den Kunden
bringen. Der Fahrerjob war für ihn eine neue Chance. „Ich hatte vorher einen kleinen Lebensmittelladen,
den ich leider aufgeben musste, weil ich Diabetiker bin. Der Stress war irgendwann einfach zu groß und ich
war körperlich viel zu schwach, um zehn, zwölf Stunden am Stück zu arbeiten.“ In seinem neuen Beruf
kann er sich die Zeit nun besser einteilen. Seither hat er keine Probleme mehr. „Ich kann in diesem Job
regelmäßig essen, was für mich sehr wichtig ist. Außerdem kann ich problemlos und zu festen Zeiten
meinen Insulinspiegel kontrollieren.“
Der 58-Jährige sorgt heute gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen bei Institutionen wie der
Schlossklinik Pröbsting dafür, dass pünktlich die frische Wäsche angeliefert wird. Die Verwaltungsleiterin
der Klinik, Susanne Lansing, schloss den Vertrag mit der Grenzland-Wäscherei schon vor sechs Jahren. Für
sie ist der Service des Unternehmens eine „ganz normale Dienstleistung“, erklärt sie. „Wir haben unsere
Wäsche schon immer an externe Unternehmen gegeben. Das rechnet sich für uns einfach sehr gut.“ Die
Entscheidung für die Grenzland-Wäscherei fiel vor allem wegen der räumlichen Nähe – aber auch
wirtschaftliche Gründe spielten eine Rolle. Dass die Firma ein Integrationsunternehmen ist, wusste die
Klinik zur Zeit der Ausschreibung gar nicht. „Nach dem Vertragsabschluss haben wir uns natürlich umso
mehr über den positiven Nebeneffekt gefreut, dass wir damit auch noch ein inklusives Unternehmen
unterstützen“, erinnert sich die Mitarbeiterin der Klinik, in der seit 1998 unter anderem Patientinnen und
Patienten mit Depressionen, Angst- und Paniksyndromen, Belastungsreaktionen, Schlaf- oder Essstörungen
oder Zwängen behandelt werden.
Grenzland beliefert zum Beispiel die
Schlossklinik Pröbsting mit hygienisch
einwandfrei gereinigter Wäsche.
Ein sehr wichtiger Aspekt ist natürlich auch die Qualität der Leistungen und die Zuverlässigkeit der
Wäscherei. „Bei den rund 280 Menschen, die hier über das Jahr verteilt stationär aufgenommen werden,
fällt schon eine große Menge Wäsche an“, erklärt die Mitarbeiterin der Klinik. „Es ist für uns deshalb sehr
wichtig, dass wir einen gut funktionierenden Ablauf mit Grenzland haben. Wir können und konnten uns bei
unserem Partner aber wirklich immer darauf verlassen, dass wir die richtige Wäsche zum vereinbarten
Zeitpunkt sauber und hygienisch einwandfrei zurückbekommen.“ Und wenn es doch mal Probleme gibt,
dann werden diese – das hebt Susanne Lansing hervor – sofort besprochen und aus dem Weg geräumt.
Das hört auch Martin Kock sehr gerne. Er ist Teil des dreiköpfigen Leitungsteams der Grenzland Reha- und
Betreuungs GmbH und weiß, dass er im harten Wettbewerb mit anderen Wäschereien vor allem durch
Service überzeugt. „Gerade in unserem umkämpften Geschäft kommt es sehr darauf an,
kundenspezifische Leistungen zu bieten und wirklich perfekt zu arbeiten. Die Bettwäsche aus
Krankenhäusern zum Beispiel muss hygienisch absolut einwandfrei gereinigt werden. Dafür haben wir alle
erforderlichen Hygienezertifikate, etwa vom Institut Hohenstein, und seit 2016 darüber hinaus auch ein
Nachhaltigkeitszertifikat“, erklärt der Betriebsleiter, während er durch das rege Treiben in der großen
Haupthalle seiner Wäscherei geht. Aus vielen Ecken wummert das Geräusch von
Industriewaschmaschinen, Dampfwolken dringen aus großen Bügelhilfen empor, Bettwäsche und
Tischdecken werden von Mitarbeiterinnen durch große Mangeln geführt, um sie zu glätten. Wenn Kleidung
beispielsweise der Bewohner von Senioreneinrichtungen gereinigt werden muss, wird vorher jedes
einzelne Wäschestück eingescannt und bekommt ein Etikett verpasst, damit später keine Verwechslungen
passieren. Viele Kunden bevorzugen den Komplettservice, bei dem die Wäsche sogar für jeden Bewohner
einzeln verpackt wird.
Martin Kock und sein Team machen täglich
ihren Job in einer umkämpften Branche.
„Eine Wäscherei ist wirklich ein trubeliges Geschäft, weil der Qualitäts- und Termindruck durchaus
manchmal sehr hoch ist. Das federn wir aber ab, zum Beispiel mit der sozialpädagogischen Betreuung
unserer Mitarbeiter“, sagt Kock. Die Wäscherei hat zwar mehr Personal als andere Unternehmen, aber
manche der Kolleginnen und Kollegen hier sind wegen ihrer Behinderung nicht so belastbar. Einen
Teilausgleich hierfür schafft der LWL, indem er dabei hilft, dass Unternehmen wie Grenzland zum Beispiel
mit dem so genannten Minderleistungsausgleich unterstützt werden. Das LWL-Integrationsamt zahlt den
Firmen außerdem Investitionskostenzuschüsse, wenn neue Mitarbeiter mit Schwerbehinderungen
eingestellt werden. Und auch die Stiftung Wohlfahrtspflege und die Aktion Mensch fördern mit eigenen
Programmen Integrationsunternehmen, wobei hier immer auch im Vordergrund steht, neue Arbeitsplätze
für Menschen mit Behinderung zu schaffen.
Der Aufwand, den die Grenzland-Wäscherei für ihre Kunden betreibt, ist vergleichsweise groß. Für Martin
Kock ist das manchmal ein Balanceakt: „Unsere Kunden treten mit sehr verschiedenen Bedürfnissen an
uns heran. Wir waschen nicht nur für die Bewohnerinnen und Bewohner von Altenhilfeeinrichtungen und
von Wohnheimen für Menschen mit Behinderungen, sondern auch für Hotels und Krankenhäuser, für
Handwerker, Arztpraxen, Rettungs- und Feuerwachen und auch für gewerbliche Großbetriebe“, zählt er
auf. „Die müssen jeweils genau die hochwertige Leistung von uns bekommen, die sie auch eingekauft
haben. Und gleichzeitig haben wir noch ein klares zweites Ziel im Blick: Wir wollen Menschen mit
Behinderungen für den allgemeinen Arbeitsmarkt qualifizieren. Das zusammenzubringen, ist oft eine große
Herausforderung, die wir aber sehr gerne und immer wieder annehmen.“
Die Grenzland Reha- und Betreuungs GmbH kommt übrigens am 1.
März auch zur LWL-Messe der Integrationsunternehmen und stellt
sich dort vor. Wer möchte, kann die Veranstaltung hier bei Facebook
vormerken (dafür müsst ihr eingeloggt sein).
Mehr zur Messe, zum Programm dort und zu den anderen Ausstellern findet ihr unter:
www.lwl-messe.de