120 FOAMIE FMT 01 | 13 | Paul Dauner Modellbau Lindinger GmbH Universaltalent Vinerva von Lindinger 1,80 m – das ist die wohl populärste Spannweite bei Schaum-E-Seglern mit Allroundqualitäten. Und genau in diesem Segment platziert Lindinger seinen neuen, exklusiv angebotenen Vinerva. Günstig und richtig gut möchte er sein; den weniger erfahrenen und gleichzeitig den fortgeschrittenen Piloten ansprechen. Ob das geht? Schön gemacht Ganz klassisch ist der Minerva konstruiert, ohne Experimente, mit Mitteldeckeranordnung der Fläche und Kreuzleitwerk. Und doch: dieser E-Segler sieht irgendwie ziemlich hübsch aus. Geht man der Sache auf den Grund, so zeigen sich subtilschöne Lösungen. So hat der Flügel an der Vorderkante einen eleganten zurücklaufenden Schwung, wogegen die Endleiste dezent nach vorne geht. Die Folge ist ein formales Spannungsverhältnis. Dasselbe Prinzip findet sich am Höhen- und etwas schwächer sogar am Seitenleitwerk. Der Rumpf ist im vorderen Bereich kräftig ausgeformt, geradezu im Scale-Look mit üppiger Kabinenhaube und robust ausgelegtem Rad-Fahrwerk. Nach hinten verjüngt sich der Ausleger stark, läuft grazil aus – und bleibt dennoch ziemlich steif. Da schwabbelt gar nichts. Dazu kommen einige Detaillösungen, die zeigen, dass der Minerva für den harten Alltag gebaut ist. Beispielsweise ist der Rumpf vorne unten durch ein Kunststoffelement geschützt, hinzu kommt eine Spornkufe aus stabilem Plastik. Kräftig entspannt Alles andere als schwach hat Lindinger seinen Vinerva motorisiert, der Segler steigt konstant mit gut 45 Grad. Schon in einer halben Minute ist man damit ganz auf der Höhe, bereit für die entspannte Thermiksuche. Entspannt fliegt sich das Modell in jeder Hinsicht, schon die Ruderreaktionen lassen keine Hektik aufkommen. Lindinger gibt in der Anleitung zwar kleine und große Ausschlagswerte an, doch selbst mit den großen bleiben die Wirkungen weich und nachvollziehbar. Die niedrigen Werte sind eigentlich nur bei ganz schwachem Wind als Einsteigerlösung zu empfehlen, kommen Turbulenzen hinzu, sollte zwingend mehr zur Verfügung stehen. Beim Testmodell wurden folgende Werte gegenüber der Maximalangabe etwas gesteigert: Seitenruder 30 mm, Querruder 20 mm nach oben, 15 mm nach unten. Expo-Zugabe ist nicht nötig, 20% können aber nicht schaden, für besonders gefühlvolles Fliegen. So angenehm wie die Ruderwirkungen ist auch die (antriebslose) Grundgeschwindigkeit: nämlich überaus niedrig. Der Vinerva lässt sich richtig langsam kurven und kurbeln. Auch eng und langsam. Abrissängste? Unbegründet. ÜberziehVersuche quittiert der Segler denkbar harmlos mit einem Absenken der Nase. Noch langsamer geht’s übrigens mit ca. 12 mm positiver (beide Querruder nach unten) Flapsstellung. So wird der Vinerva zum Floater, der sich bei etwas Gegenwind nur noch mit Schrittgeschwindigkeit vorwärts bewegt. Bei stärkerem Wind sogar rückwärts. Da finden der eigene Empfänger und 3s-LiPo locker Platz. Klappluftschraube, Spinner, Regler und Servos für Seiten- und Höhenruder sind bereits fertig montiert, die Kabinenhaube hat durch zwei Magnete sicheren Halt. Modellbau Lindinger GmbH e-Mail: [email protected] www.lindinger.at Modellbau Lindinger GmbH www.fmt-rc.de FMT-TEST 121 4-Klappen-Flügel? Ist es Ihnen auch aufgefallen? Dass es im ersten Drittel der Querruder eine auffällige Fuge gibt? Sollte der Vinerva etwa? Auf der Unterseite wird die Vermutung zur Gewissheit, dort gibt es doch tatsächlich vorbereitete Servopositionen – für einen Vierklappenflügel! Bei 1,84 Meter Schaumsegler-Spannweite. Das ist mal ein Ding. So beschreibt auch die Anleitung detailliert, wie als zusätzliche Option Wölbklappenservos installiert werden können. Freilich muss man sich dafür noch zwei zusätzliche Servos anschaffen. In der Summe ergeben sich folgende Möglichkeiten: 1) Nur Querruder, mit beiliegendem V-Kabel verbunden. Dafür genügt schon eine 4-Kanal-Anlage. Und da der Gleitwinkel nicht unendlich ist, kann man auch so gut landen. 2) Querruder über einen zusätzlichen Kanal einzeln ansteuern und als Landehilfe hochstellen. Lobenswert: die Servokabel sind lang genug und reichen bis in den Kabinenraum, Verlängerungskabel sind nicht nötig. 3) Wölbklappen mit V-Kabel nur als Landeklappen verwenden. 4) Wölbklappen einzeln ansteuern, so dass – einen entsprechenden Computersender vorausgesetzt – zur Landung Butterfly genutzt werden kann (Wölbklappen nach unten, Querruder nach oben). Eine nette Spielerei, die Steilabstiege mit punktgenauem Aufsetzen eröffnet. Wirklich notwendig ist das bei einem Schaumsegler dieser Größe freilich nicht; alleine das Hochstellen (15 mm) der ungeteilten, weit reichenden Querruder ergibt einen starken Sinkflug. Zusätzliches Tiefenruder sollte nicht beigemischt werden. Der Vinerva bäumt sich nämlich nicht auf, die Nase bleibt unten. Schöne und praktische Details zeichnen den neuen Lindinger-Segler aus. So hat der Minerva ein stabiles zentrales Rad-Fahrwerk, die vordere untere Zone wird durch ein Kunststoffelement geschützt. Modellbau Lindinger GmbH e-Mail: [email protected] www.lindinger.at 122 FOAMIE FMT 01 | 13 Modellbau Lindinger GmbH Auch zum Abschluss ein sinnvolles Detail: das Vinerva-Schwänzchen wird durch eine Kunststoff-Kufe wirkungsvoll geschützt. Und trotz dem elegant-dünnen Ausleger ist der Rumpf kein Wackelkandidat. Müssen Sie sich anschauen: Die Querruder zeigen im ersten Drittel eine Fuge – dieser 1,80-m-Flügel ist doch tatsächlich für den 4-Klappeneinsatz vorbereitet. Nötig ist das nicht, aber eine interessante Spielart! Die Ein-Schrauben-Restmontage: das Seiten- wird ins Höhenleitwerk gesteckt – und das Ganze mit einer Schraube von unten auf den Rumpf gezogen. Zuletzt sind die Gestänge anzuschließen. Die beiden Höhenruderklappen arbeiten dank einem ordentlich dimensionierten Drahtbügel gut zusammen. Baustoff des ganzen Modells ist ein flexibler und dennoch ziemlich steifer EPO-Schaum mit glatter Oberfläche. Modellbau Lindinger GmbH Was geht? Wie weit… Erprobt wurde das Modell bei spätsommerlicher Mittagsthermik, schwacher Abendthermik und am stürmischen Herbsthang. Seinen Joker spielt der Vinerva bei eigentlich dürftigen Aufwinden aus. Da zieht er anderen Modellen davon. Setzt sich in jede Blase, in jede noch so kleine Vertikalbewegung. Mit Maximalausschlägen (wichtig!) sind jedoch selbst ruppigere Verhältnisse kein Grund, am Boden zu bleiben. Angedrückt setzt er sich gut durch, marschiert tapfer gegen den Wind. Bei der Frage nach der Fahrtverwertung sollte klar sein: die Fläche ist aus EPO, nicht aus Voll-GFK. Dennoch sind die breiten Flügel steif genug und verwinden sich kaum; härtere Wenden, Abfangmanöver oder höhere Geschwindigkeiten nimmt die Maschine gelassen auf sich. Deshalb darf‘s auch ruhig mal mehr und akrobatisch sein. Zumindest im klassischen Sinn, mit Loop, Rolle und Teilen davon. Und freilich Turns. Zackig wird das alles nie, dafür ist vor allem die Rollrate zu niedrig. Soll es aber auch gar nicht. … vorgefertigt kann ein Modell sein? Zumindest muss es noch in einen kompakten Verkaufskarton passen. Und so ein Kreuzleitwerk macht sich darin nicht gut. Deshalb darf man immerhin noch das Seiten- ins Höhenleitwerk stecken und das Ganze mit einer Schraube von unten am Rumpf fixieren. Und das Rudergestänge einhängen. Mehr nicht? Mehr nicht. Die Flächenmontage zählt nicht, denn das macht man eh vor jedem Flug-Tag. Und die Flächenservos sind bereits komplett montiert. Wie bei Schaumseglern dieser Klasse üblich werden die beiden Flächenhälften durch ein langes Kohlerohr verbunden, in den Rumpfausschnitt gesteckt und durch Klemmschrauben an der Flächenunterseite arretiert. Ein klein wenig mehr zu tun gibt es bei der Kit-Version (69,90 €), bei der im Unterschied zum ARFModell (129,- €) Servos, Brushless-Motor und -Regler nicht verbaut sind. Wie auch immer: für den eigenen Empfänger und Flugakku ist im üppigen Kabinenbereich genug Platz. Die Kapazität e-Mail: [email protected] www.lindinger.at Modellbau Lindinger GmbH www.fmt-rc.de FMT-TEST 123 Datenblatt FOAMIE des noch benötigten 3s-LiPo-Flugakkus sollte sich zwischen 1.300 und 1.800 mAh bewegen, um den Schwerpunkt einstellen zu können. Ein Lob verdient hat die dem Vinerva beiliegende Anleitung. Schlimm genug, dies sagen zu müssen, doch selbstverständlich ist es heutzutage nicht mehr: dass die Restmontageschritte ausführlich und verständlich in Wort und Bild erklärt, dass empfohlene Ruderwege, Servo- und Ruderhebelpositionen, Schwerpunkt sowie Reglerfunktionen genannt und Reparaturtipps gegeben werden. Was es an der Fläche noch zu tun gibt? Gar nichts. Sogar die Querruderservos sind gebrauchsfertig angeschlossen. Das Gestänge wird durch eine Kunststoffhutze geschützt, die auch schon an Ort und Stelle ist. Als Flächenverbinder dient ein langes CFK-Rohr. Sehr erfreulich: die Querruderservokabel kommen lange genug aus dem Flügel raus. Deshalb ist keine Verlängerung nötig, wenn man sie einzeln (ohne V-Kabel) anschließen möchte. Modellbau Lindinger GmbH Modellname: Vinerva Verwendungszweck: Allround-Elektrosegler Hersteller/Vertrieb: Lindinger Preis: 129,– € (ARF)/69,90 € (Kit) Modelltyp: ARF-Schaummodell Lieferumfang: fertig gebauter Rumpf, Leitwerke und Flächen, anscharnierte Quer-, Höhen- und Seitenruder, Fahrwerk, betriebsfertig installierte Servos, Motor und Regler Bau- u. Betriebsanleitung: Deutsch, 24 Seiten mit SchwarzWeiß-Bildern, Angaben zu Schwerpunkt und Ruderausschlägen vorhanden Aufbau: Rumpf: EPO in Form geschäumt Tragfläche: EPO in Form geschäumt Leitwerk: verschraubt, aus EPO Einbau Flugakku: über Kabinenhaube Technische Daten: Spannweite: 1.855 mm Länge: 1.195 mm Profil: k.A. Profil des HLW: k.A. Gewicht/Herstellerangabe: 820 - 880 g Fluggewicht Testmodell: ohne Flugakku: 746 g; mit 3s 1.300 mAh LiPo: 858 g Antrieb vom Hersteller verbaut, empfohlen, verwendet: Motor: Brushless-Außenläufer C28-30 Akku: 3s LiPo 11,1 V 1.300 mAh Regler: Brushless-Regler RC-Funktionen und Komponenten: Höhe: 9-g-Servo Seite: 9-g-Servo Querruder: 2 x 9-g-Servo verwendete Mischer: Quer/Seite, Querruder hoch (Landehilfe) Fernsteueranlage: Spektrum DX8 Empfänger: Spektrum AR6200 Empf.Akku: BEC Erforderl. Zubehör: Sender, Empfänger, Flugakku Geeignet für: Fortgeschrittene Einsteiger Bezug: direkt bei: Modellbau Lindinger, Industriestr. 10, A-4565 Inzersdorf im Kremstal, Tel.: +43(0)7582 813130, Internet: www.lindinger.at e-Mail: [email protected] www.lindinger.at
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