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Kuwaits Gesundheitssektor ist im Umbruch
09.02.2017
Getrennte Versicherungen für Einheimische und Ausländer / Verdoppelung der Bettenkapazitäten / Von Robert Espey
Dubai/Kuwait City (GTAI) - Das kuwaitische Gesundheitssystem ist überlastet. Die Investitionen in neue Kran­
kenhäuser und Gesundheitszentren konnten mit dem schnell wachsenden Bedarf nicht Schritt halten. Jetzt ist
geplant das Bettenangebot innerhalb von fünf Jahren fast zu verdoppeln. Die staatlichen Krankenhäuser sollen
zukünftig den Einheimischen vorbehalten sein. Zur Versorgung der Ausländer werden separate Einrichtungen
gebaut, zudem müssen Ausländer mehr für ihre Gesundheitsversorgung zahlen.
Für den seit langem geplanten Umbau des kuwaitischen Gesundheitssystems gibt es jetzt einen neuen Zeitplan.
Innerhalb von fünf Jahren wird die Trennung des Gesundheitswesens angestrebt. Ein Sektor wird die ausländi­
sche Bevölkerung versorgen, ein weiterer soll für die einheimische Bevölkerung und Staatsbürger der anderen
GCC-Staaten (Gulf Cooperation Council) zuständig sein soll. Aktuell liegt die Bevölkerungszahl bei 4,2 Mio., da­
von sind 2,9 Mio. Ausländer.
Bereits seit 2009 arbeitet Kuwait an Konzepten zur grundsätzlichen Neuordnung der Finanzierung des Gesund­
heitssektors. Das derzeitige System ermöglicht sowohl Einheimischen als auch Ausländern freien beziehungs­
weise subventionierten Zugang zu allen staatlichen Krankenhäusern und Gesundheitszentren. Für die Kuwaiter
ist das staatliche Angebot kostenlos, von Ausländern wird ein jährlicher Beitrag von 50 Kuwait Dinar (K.D.; 164
US$) sowie verschiedene Zuzahlungen verlangt.
Ein 2011 veröffentlichtes "White Paper" schlägt eine Zweiteilung des Gesundheitssektors vor. Es sollen für Ein­
heimische und Ausländer getrennte Versicherungssysteme und separate Versorgungsangebote entstehen. Dem
Konzept zufolge bliebe es für die Kuwaiter bei einer freien Versorgung, denn die von ihnen zu zahlenden Versi­
cherungsbeiträge will der Staat übernehmen.
Neue Versicherung für Ausländer
Die neue "Kuwait Health Insurance Company" (KHIC) wird für die Versicherung und Versorgung der Ausländer
zuständig sein. Diese Leistungen der KHIC sollen in drei eigenen Krankenhäusern sowie 15 Gesundheitszentren
erbracht werden. Ausländer sollen zukünftig an die KHIC einen Jahresbeitrag von 130 K.D. (427 US$) entrichten,
für Familien ermäßigte Beiträge vorgesehen.
Parallel zur Implementierung der Gesundheitsreform will Kuwait die Krankenhauskapazitäten bis 2020 stark
ausweiten. Dem Ministry of Health (MoH) zufolge sollen die Bettenkapazitäten in staatlichen und privaten Ein­
richtungen auf 15.000 steigen. Nach offiziellen Angaben verfügen staatliche Hospitäler derzeit über etwa 7.000
Betten, private über 1.000.
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Kuwait: Ausgewählte Krankenhausprojekte
Projekt
Kuwait Armed Forces Hospital
Investitions-summe (in
Projekt-
Mio. US$)
stand *)
1.700
ST
Projektträger
US Army Corps of Engi­
neers
Al Jahra Hospital
1.285
DU
Al Diwan Al Amiri
Eight Hospitals Expansion: Al Farwaniya
941
DU
Ministry of Health
Police Hospital (Tender No: 202)
780
PQ
Ministry of Public Works
Eight Hospitals Expansion: Al-Adan Hospi­
772
DU
Ministry of Health
New Maternity Hospital
730
DU
Ministry of Public Works
Eight Hospitals Expansion: Al Sabah Hos­
636
DU
Ministry of Health
610
DU
Ministry of Health
New Ibn Sina Hospital
560
PQ
Ministry of Health
Expatriate Hospitals
531
DU
Kuwait Health Insurance
Hospital Expansion
tal Expansion
pital Expansion
Eight Hospitals Expansion: Kuwait Cancer
Control Center
Company
New Pediatric Hospital in Al-Sabah Medi­
500
DE
Ministry of Public Works
New Sabah Al Ahmad Hospital
500
ST
Ministry of Health
Sabah Al Ahmad New Physical Therapy
400
ST
Ministry of Health
400
ST
Kuwait University
350
DE
Public Institution for So­
cal Area
Hospital
Sabah al-Salem University: Medical Cam­
pus: Hospital
Medical City Hospital
cial Security
Eight Hospitals Expansion: Al Amiri Hospi­
335
DU
Ministry of Health
190
DU
Ministry of Health
52
DU
Private Developer
tal Expansion
Eight Hospitals Expansion: Infectious Di­
sease Hospital
Mimar Medical Center
*) ST = Studie, DU= Durchführung, PQ = Präqualifizierung, DE = Design
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen, MEED Projects
In Kuwait war die Bettendichte zwischen 2007 und 2011 von 18 Betten pro 10.000 Einwohner 22 gestiegen, sank
aber 2012 auf 21 und stagnierte dort 2013. Da seitdem die Bettenkapazitäten nicht wesentlich erhöht wurden,
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aber die Bevölkerung kräftig gewachsen ist, stehen aktuell nur noch 19 Betten pro 10.000 Einwohner zur Verfü­
gung.
Offiziellen Angaben zufolge lag Ende 2014 die Bettenkapazität bei insgesamt 8.230, davon entfielen auf Einrich­
tungen des MoH 6.962 Betten. Drei Ölgesellschaften (Al Ahmadi, Chevron, National Petroleum) boten 210 Bet­
ten, 12 private Krankenhäuser 1.058 Betten. Sechs der 17 MoH-Hospitäler mit insgesamt 4.106 Betten sind als
zentrale Regionalkrankenhäuser (General Hospitals) klassifiziert: Al Farwaniya Hospital (2014: 866 Betten), Al
Adan Hospital (806), Al Jahra Hospital (757), Mubarak Al Kabeer Hospital (734), Al Sabah Hospital (525) und Al
Amiri Hospital (418).
Die anderen MoH-Krankenhäuser sind Spezialkliniken: Psychological Medicine Hospital (794 Betten), Maternity
Hospital (458), Ibn Sina Hospital (364), Al Razi Hospital (289), Chest Diseases Hospital (299), Infectious Diseases
Hospital (173), Kuwait Cancer Control Center (199), Physical Medicine and Rehabilitation Hospital (75), das Aller­
gy Center (36), Palliative Care (95) und Sabah Al Ahmed Urology (74).
Die gegenwärtig im Bau befindlichen oder geplanten Krankenhausprojekte würden bei termingerechter Fertig­
stellung die Bettenkapazität bis 2020 um etwa 10.000 auf 18.000 erhöhen. Die zusätzliche Bettenkapazität ent­
fällt fast ausschließlich auf staatliche Träger. Eine wichtige Rolle des Privatsektors wäre möglich, wenn die Idee
der Durchführung von Krankenhausprojekten in Form von PPP (Public Private Partnership) umgesetzt werden
könnte.
Rolle von Public Private Partnerships noch nicht geklärt
Derzeit ist aber unklar, ob die für PPP-Projekte zuständige Kuwait Authority for Partnership Projects (alter Na­
me: Partnerships Technical Bureau/PTB) neue Initiativen ergreift. Als erstes PPP-Projekt im Gesundheitssektor
wurde 2011 der Bau des New Physical Medicine & Rehabilitation Hospital (500 Betten, 500 Mio. US$) präsen­
tiert. Als Ergebnis eines Präqualifizierungsverfahrens hatte das PTB 2012 eine Liste von sechs Firmen/Konsortien
veröffentlicht. Das Projekt wurde aber Ende 2013 aufgegeben.
Als Standorte der drei geplanten Ausländer-Krankenhäuser sind in die Bezirke Jahra, Farwaniya und Ahmadi
vorgesehen, Projektträger ist die KHIC. Im Juli 2016 wurde Hill International mit dem Projektmanagement für
zunächst zwei Hospitäler mit jeweils nur 300 Betten beauftragt. Der Bauauftrag (531 Mio. US$) ging im Dezem­
ber 2016 an die China Metallurgical Group Corporation (MCC), die Fertigstellung ist für Ende 2019 anvisiert.
Beobachter gehen davon aus, dass die personelle und technische Ausstattung der KHIC-Einrichtungen nicht dem
Niveau der für Kuwaiter reservierten Krankenhäuser und Gesundheitszentren entsprechen wird. Bei den Auslän­
dern handelt es sich vor allem um in Asien angeworbene Arbeitskräfte. Es kommen eine größere Gruppe nicht
GCC-Araber und eine kleinere Gruppe westlicher Fach- und Führungskräfte hinzu.
Die neue Struktur der Gesundheitsversorgung hätte für die Kuwaiter nicht nur den Vorteil eines exklusiven Zu­
gangs zu den gut ausgestatteten staatlichen Einrichtungen, sondern sie sollen als zusätzliche Option eine kos­
tenlose Versorgung in privaten Einrichtungen in Anspruch nehmen können, was im bisherigen System nicht
möglich ist. Die für die Einheimischen zuständige Krankenversicherung würde den privaten Gesundheitsdienst­
leistern die Kosten für die Behandlung von Kuwaitern erstatten. Für eine westlichen Ansprüchen genügende
medizinische Versorgung wären zahlungskräftige Ausländer ausschließlich auf private Anbieter angewiesen.
(R.E.)
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