Wirtschaftsausblick Winter 2016/17 - Republik Moldau 09.02.2017 Inhalt Wirtschaftsentwicklung: Erste Lichtblicke sichtbar Investitionen: Perspektiven verbessern sich Konsum: Leichte Erholung erwartet Außenhandel: EU mit Abstand führend Wirtschaft hat 2016 die Talsohle durchschritten / Michael Marks Chisinau (GTAI) - Die Konjunktur der Republik Moldau nimmt langsam Fahrt auf. Der Aufschwung bedarf jedoch eines breiteren Fundaments. Eine neue Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds verbessert die Aussichten. Politische Stabilität und höhere Wettbewerbsfähigkeit sind gefragt. Die Investitionen dürften 2017 anspringen. Der Konsum wächst langsam, aber stetig. Auch der Außenhandel entwickelt sich positiv. Eine wie der steigende Zahl von Projekten mit internationaler Finanzierung bietet Chancen. Wirtschaftsentwicklung: Erste Lichtblicke sichtbar Die Wirtschaft der Republik Moldau erholt sich langsam. Allerdings bleibt die Dynamik eher begrenzt. Fehlende Wettbewerbsfähigkeit und wechselhafte Erträge der dominierenden Landwirtschaft bestimmen weitgehend die Möglichkeiten des Wachstums. Der private Verbrauch lebt von Reallohnzuwächsen, denen kein entsprechender Anstieg der Arbeitsproduktivität gegenübersteht. Die Abhängigkeit von - nachlassenden - Gastarbeiterüberwei sungen ist hoch. Sie betrugen im Jahr 2016 noch knapp 1,1 Mrd. US$. Die vor allem öffentliche Investitionstätig keit hängt am Tropf internationaler Geld- und Kreditgeber. Private ausländische Investoren anzuziehen, bleibt angesichts der politischen Unwägbarkeiten eine Herausforderung. Die freien Wirtschaftszonen sind ausbaufähig. Das Potenzial des Landes spiegelt sich in der relativ erfolgreichen Integration des Automobilsektors in internationale Wertschöpfungsketten wider. Die Republik Moldau wird auch in den kommenden Jahren keine Annäherung an ost- und südosteuropäische Wohlstandsniveaus erreichen. Positive Effekte wird voraussichtlich eine Vereinbarung Ende 2016 mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über 178,7 Mio. US$ unter der erweiterten Fondsfazilität (EFF) und der erweiterten Kreditfazilität (ECF) haben. Von Bedeutung ist weniger die Summe als vielmehr das vertrauensbildende Moment. So haben die Euro päische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE), die Europäische Investitionsbank (EIB) und die EUKommission ihre Aktivitäten wieder verstärkt. 1 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - REPUBLIK MOLDAU MKT201702088002.14 Der kleine Aufschwung 2016 war auf den privaten Verbrauch und einen zyklusbedingten Anstieg der landwirt schaftlichen Produktion zurückzuführen, der sich 2017 abschwächt. Dafür dürften ein kräftigeres Reallohn wachstum sowie eine Belebung in Industrie und Bauwirtschaft bei dynamischerem Exportanstieg die Entwick lung vorantreiben. Die Stabilisierung des Außenwerts der Währung ab Jahresmitte 2016 und der schnellere als erwartete Inflationsrückgang (Jahresdurchschnitt 2016: 6,4%; Dezembervergleich: 2,4%) haben eine Lockerung der Geldpolitik erlaubt. So senkte die Zentralbank den Leitzins 2016 schrittweise um 10,5 Prozentpunkte auf 9,0% im Oktober. Wirtschaftliche Eckdaten Republik Moldau Indikator 2015 2016 Vergleichsdaten Deutschland 2015 BIP (nominal, Mrd. US$) 6,5 6,7 3.357,6 BIP pro Kopf (US$) 1.822 1.872 41.147 Bevölkerung (Mio.) 3,6 3,6 81,2 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt des Moldauischen Leu, 1 US$ = 18,8 19,9 - MDL) Quellen: IMF WEO Database Oktober 2016, Statistisches Bundesamt, Moldauische Zentralbank (NBM) Die Devisenreserven des Landes lagen Ende 2016 bei 2,2 Mrd. $. Dies entspricht einer Importdeckung (Waren) von 6,7 Monaten. Die Erwerbslosenquote dürfte 2017 marginal auf 4,5% sinken. Eine Herausforderung bildet die wachsende informelle Beschäftigung. Das Haushaltsdefizit weitet sich geringfügig auf 3,7% des Bruttoinlands produktes (BIP) aus. Die öffentliche Schuld beträgt 2017 gut 42% des BIP, prognostiziert der IWF. Bei den öf fentlichen Investitionen erwartet der Fonds einen deutlichen Anstieg auf 5,2% des BIP. 2 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - REPUBLIK MOLDAU Investitionen: Perspektiven verbessern sich Eine durchgreifende Belebung der Investitionstätigkeit ist 2017 nicht zu erwarten, auch wenn die Zeichen auf ei nen Zuwachs hindeuten. Politische, finanzielle und budgetäre Risiken lasten auf den Perspektiven. Mit der Ende 2016 mit dem IWF geschlossenen Darlehensvereinbarung eröffnet sich der Republik Moldau wieder der Zugang zu öffentlichen externen Finanzierungsquellen und erlaubt einen Anstieg der staatlichen Investitionen. Ange sichts ungenutzter Produktionskapazitäten und hoher Realzinsen besteht für die Unternehmen kein unmittel barer Zwang, kurzfristig deutlich mehr zu investieren. Die Investitionen in Sachanlagen schrumpften in den ersten neun Monaten 2016 um 17,6% auf 9,8 Mrd. MDL. Betroffen waren besonders Maschinen und Anlagen (-26,3%) und sonstige Gebäude (-22,9%). Etwas günstiger schnitten Wohngebäude (-6,0%) und Transportmittel (+15,1%) ab. Die Bautätigkeit ging um 9,6% zurück. Nicht wohnungs- und Ingenieurbau verbuchten die größten Rückgänge. Um 9,8% verringerte sich die Zahl der Bauge nehmigungen. Die öffentlichen Investitionen litten unter dem Einfrieren der Mittel internationaler Geld- und Kreditgeber. Ein Anstieg der ausländischen Direktinvestitionen (2016: etwa 2,8% des BIP) erfordert politische Verlässlichkeit. 3 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - REPUBLIK MOLDAU Ausgewählte Großprojekte in Republik Moldau (Werte in Mio. Euro) Projektbezeichnung Investitio Projektstand Anmerkung/Ansprechpartner Ausschreibungen bis Finanzierung EBWE und EIB(jeweils 52,5 Mio. 17.02.17 Euro), NIF (5 Mio. Euro für Anschaffung von ns-Wert (Mio. Eu ro) Restrukturierung der 110 Eisenbahn neuen Lokomotiven); Internet: http:// www.ebrd.com Gasverbindung 92 Finanzierung beschlossen; EIB und EBWE geben jeweils 41 Mio. Euro und Iasi(Rumänien)-Unghe Bauherr und Betreiber ist EU einen Zuschuss von 10 Mio. Euro; Internet: ni-Chisinau Staatsunternehmen Vest http://www.ebrd.com moldtransgaz Entwicklungs-pro 90 gramm des Wirt KMU-Förderung in der Maßnahmen: Zuschüsse für Technologie, Zu Umsetzungszeit 2017-2021 gangsstraßen, Innovationsförderung; Internet: http://www.mec.gov.md schafts-Ministeriums Einzelhandelsprojekte 60 Sechs Geschäfte in der von Kaufland in Chisi Hauptstadt geplant, das nau erste im Jahr 2018 52 Projekte im Bereich 60 Regionalent-wicklung http://www.kaufland.ro Lokal- und Regionalstra Finanzierung: Fonds für Regionalentwicklung ßen, Wasser/Abwasser, Internet: http://www.mec.gov.md Abfallmanagement, Ener gieeffizienz; Energieeffizienz in Chi 15 sinau 100 öffentliche Gebäude Finanzierung: EBWE (10 Mio. Euro) und eine In sollen ein Darlehen für Sa vestitionshilfe aus E5P-Fonds der EU zur östli nierung erhalten chen Energiepartnerschaft in Höhe von 5 Mio. Euro Internet: http://www.ebrd.com Kreis Balti: Fernwär 10 me-Infrastruktur Ausschreibungen bis Finanzierung: EBWE-Kredit und E5P-Zuschuss; 26.05.17; Installation unter Internet: http://www.ebrd.com anderem von gasbetriebe ner Kraft-Wärme-Kopp lungsanlage, Frequenzum richtern, Pumpen, Lüftern Projekt läuft; Verbesse EBWE-Kredit;Internet: http:// Societe Generale: Un rung der Produktqualität www.ebrd.com terstützung lokaler und Anpassung der KMU Dienstleistungen an EU- Mobiasbanca - Groupe 10 Standards Quellen: http://www.ebrd.com , Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Nationale Ausschreibungsdatenbank: http://tender.gov.md/ro Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter http://www.gtai.de/moldau, "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte". 4 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - REPUBLIK MOLDAU Konsum: Leichte Erholung erwartet Der Verbrauch gehörte 2016 neben der Landwirtschaft zu den Wachstumsmotoren des BIP. Stabilisierte und im Jahresverlauf wieder steigende Rücküberweisungen von Gastarbeitern im Ausland sowie zunehmende Reallöh ne begünstigten die Entwicklung. Diese Faktoren dürften 2017 in verstärktem Umfang zum Tragen kommen. Ein Viertel des Verbrauchszuwachses 2016 war laut Analysten der Expert-Grup auf Einkommensgewinne aus gestie gener Subsistenzlandwirtschaft zurückzuführen und wirft damit Fragen zur Tragfähigkeit auf. Die Bruttolöhne blieben auf Wachstumspfad. Im Oktober 2016 lagen sie nominal bei 5.109 MDL (+11,9%). Real entsprach dies ei nem Zuwachs um 9,2%. Im 3. Quartal 2016 belief sich laut Statistikamt das durchschnittliche monatliche verfügbare Einkommen pro Person auf 2.081 MDL (nominal +5,2% zum 3.Quartal 2015). Die monatlichen Ausgaben pro Person betrugen im Beobachtungszeitraum 2.200 MDL (+3,2%). Nach der Ausgabenstruktur dominierten Nahrungsmittel (Anteil: 41,3%), gefolgt von "Wohnen" (18,0%), Kleidung und Schuhen (10,8%), medizinischer Versorgung und Gesundheit (7,4%) sowie Transport (4,3%) und Kommunikation (4,3%). Die Einzelhandelsumsätze verbuchten in den ersten neun Monaten 2016 einen Anstieg um 0,4% zur Vergleichsperiode des Vorjahres. Außenhandel: EU mit Abstand führend Politische Stabilisierung und eine Belebung der Inlandskonjunktur lassen 2017 eine stärkere Importnachfrage der Republik Moldau erwarten. Wieder anziehende Preise für Rohstoffe dürften den wertmäßigen Effekt unter mauern. Einen dynamischeren Verlauf der Ausfuhren verhindert die fehlende Wettbewerbsfähigkeit. So kommt agrarischen Produkten und einer möglichen Wiederannäherung an Russland eine besondere Bedeutung zu. Das Handelsbilanzdefizit dürfte zu einer leichten Ausweitung tendieren. Der Außenhandel erholte sich 2016 schritt weise, ausgehend vom niedrigen Niveau 2015. Laut nationalem Statistikamt entfielen auf die EU 64,8% der Aus fuhr des Landes oder knapp 1,2 Mrd. $ (+7,2%) und 49,5% der Einfuhr oder 1,8 Mrd. $ (-0,1%). Außenhandel der Republik Moldau (in Mio. US$; Veränderung in %) 2015 Januar bis November 2016 Veränderung Januar bis November 2016/2015 in % Importe 3.986,8 3.629,9 -0,1 Exporte 1.966,8 1.851,4 2,7 Handelsbilanzsaldo -2.020,0 -1.778,5 Quelle: Statistikbüro der Republik Moldau (BNS) In den ersten elf Monaten 2016 bildete Rumänien (Anteil: 13,8%) das wichtigste Lieferland. Hinter Russland (13,0%), VR China (9,7%) und der Ukraine (9,6%) folgte Deutschland (7,9%) mit 288 Mio. $ an fünfter Position. Bei den Ausfuhren der Republik Moldau stand Deutschland (6,2%) mit 116 Mio. $ an vierter Stelle hinter Rumäni en (25,0%), Russland (11,7%) und Italien (9,8%). Bei den Einfuhren waren bearbeitete Waren (+5,9%), Maschinen bauerzeugnisse und Fahrzeuge (+3,9%), mineralische Brennstoffe (-17,9%) sowie Nahrungsmittel (+2,5%) beson ders gefragt. Eine Analyse der Chancen und Risiken, die das Land aufweist, bieten wir Ihnen unter: http://www.gtai.de/GTAI/ Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=swotanalyse--republik-moldau,did=1642768.html 5 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK WINTER 2016/17 - REPUBLIK MOLDAU KONTAKT Christian Overhoff +49 (0)228 24 993-321 Ihre Frage an uns Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch teilweise – nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. © 2017 Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bun destages. 6 www.gtai.de
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