Projektausschreibung - Energieforschung Stadt Zürich

Energieforschung Stadt Zürich
Elektrizitätswerk der Stadt Zürich
Geschäftsstelle c/o econcept AG
Gerechtigkeitsgasse 20
8002 Zürich
Tel. 044 286 75 75
[email protected]
www.energieforschung-zuerich.ch
Themenbereich Haushalte
Analyse von freiwilligen Angeboten und Bewegungen mit Bezug zu suffizientem Verhalten
Projektausschreibung
Reto Dettli (Leiter Geschäftsstelle)
Stephan Hammer (Leiter Themenbereich Haushalte)
6. Februar 2017
Inhalt
1 Ausgangslage
1
2 Ziele
2
3 Fragestellungen
2
4 Methodik und Vorgehen
3
5 Zeit- und Kostenschätzung sowie Projektorganisation
4
6 Anforderungen an das einzureichende Angebot und Beurteilungskriterien
4
7 Vergabeverfahren
5
8 Termine
5
9 Allgemeine Geschäftsbedingungen
5
10 Kontakt und Auskunft
6
1 Ausgangslage
Energieforschung Stadt Zürich ist ein auf 10 Jahre angelegtes Forschungsprogramm zur Förderung von
Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Mit anwendungsorientierter Forschung an der Nahtstelle von
sozialwissenschaftlicher Forschung und der Anwendung von neuen oder bestehenden Effizienztechnologien will die Stadt Zürich einen Beitrag auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellchaft leisten. Der Fokus liegt
dabei auf den Themenbereichen Haushalte und Gebäude, denen auf dem Weg zur 2000-WattGesellschaft eine zentrale Rolle zukommt.
Der Themenbereich Haushalte setzt bei den Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt Zürich an, die
zuhause, am Arbeitsplatz und unterwegs Energie konsumieren und als Entscheidungsträgerinnen und
Entscheidungsträger in vielerlei Hinsicht eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der 2000-WattGesellschaft einnehmen. Dabei werden insbesondere sozialwissenschaftliche und umweltpsychologische
Aspekte untersucht, die einen bewussten Umgang mit Energie fördern oder verhindern. In verschiedenen
Feldstudien mit Stadtzürcher Haushalten wird analysiert, welche Hemmnisse in der Stadt Zürich im Alltag
relevant sind und welche Massnahmen bei deren Überwindung hilfreich sind.
1
Der Themenbereich Haushalte verfolgt die Stossrichtungen Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Die
Stossrichtungen Effizienz und Konsistenz fördern Verhaltensweisen, die mit geringerem Ressourcenaufwand das gleiche Ergebnis bringen (z.B. Einsatz effizienter Haushaltgeräte) oder Ressourcen einsetzen,
die von der Natur in gleichem Ausmass regeneriert werden wie sie verbraucht werden (z.B. Nutzung von
erneuerbaren Energien). Die Stossrichtung Suffizienz zielt hingegen auf einen geringeren Verbrauch von
Ressourcen ab. Dies soll durch eine Verringerung der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen (z.B.
weniger Flugreisen) und einen sparsameren Umgang mit Ressourcen erfolgen. Suffizienz auf individueller
Ebene bedeutet die Praktizierung einer Verhaltensausrichtung, die möglichst wenig Ressourcen benötigt
ohne die Lebensqualität und die Zufriedenheit einzuschränken.
Da hinsichtlich der Umsetzung der Stossrichtung Suffizienz aus der Forschung noch wenige Grundlagen
und konkrete Erkenntnisse vorliegen, wurde von Energieforschung Stadt Zürich in einem ersten Schritt
das Projekt «Psychologische Grundlagen der Suffizienz» (FP-1.7) durchgeführt. Ziel dieses Projekts war,
Einflussfaktoren und psychologische Wirkungszusammenhänge, die für die Förderung von Suffizienz
beim Individuum relevant sind, zu identifizieren, diese theoretische Basis zumindest teilweise zu prüfen
und darauf aufbauend Hemmnisse und Ansatzpunkte für die Förderung von suffizienterem Verhalten zu
erkennen. Aus den Erkenntnissen der Literaturanalyse wurde das Konzept des "subjektiv genügenden
Masses" (SGM) abgeleitet. Das subjektiv genügende Mass ist eine individuelle Einschätzung darüber,
welche Mindestausprägung bei umweltrelevanten Verhaltensweisen für die Erhaltung des aktuellen subjektiven Wohlbefindens genügt. Die durchgeführte empirische Befragung zeigte, dass
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sich das subjektiv genügende Mass für die suffizienzrelevanten Verhaltensweisen empirisch feststellen lässt,

das subjektiv genügende Mass im Durchschnitt der antwortenden Personen mit Ausnahme von
Verhaltensweisen zum Leihen, Verleihen und Reparieren zwischen 10% und 70% unter dem Niveau
des Verhaltens liegt,
1
Weiterführende Informationen zu Energieforschung Stadt Zürich und den im Themenbereich Haushalte bisher durchgeführten Forschungsprojekte finden sich auf www.energieforschung-zuerich.ch.
2
Vgl. Jenny A. 2016: Das subjektiv genügende Mass – Empirische Erhebung zu Psychologische Grundlagen der Suffizienz, Energiefo rschung Stadt Zürich, Bericht Nr. 31, Forschungsprojekt FP-1.7 und Jenny A. Suffizienz auf individueller Ebene – Literaturanalyse zu
Psychologische Grundlagen der Suffizienz. Zwischenbericht Nr. 18, Forschungsprojekt FP -1.7.
Analyse von freiwilligen Angeboten und Bewegungen mit Bezug zu suffizientem Verhalten
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
Personen mit tiefem subjektiv genügendem Mass ein besseres Wohlbefinden aufweisen als Personen mit mittlerem oder hohem subjektiven genügendem Mass.
Aufbauend auf den bisherigen Arbeiten möchte der Themenbereich Haushalte freiwillige Angebote und
Bewegungen mit Bezug zu suffizientem Verhalten untersuchen. Es bestehen mittlerweile verschiedene
Angebote (z.B. Sharing-Plattformen, «Repair Cafes») und Bewegungen (z.B. Minimalismus), die suffiziente
Verhaltensweisen fördern, sowohl in der Stadt Zürich als auch in anderen Städten im In- und Ausland.
2 Ziele
Mit dem ausgeschriebenen Projekt werden folgende Ziele verfolgt:

Erstens sind freiwillige Angebote und Bewegungen in Schweizer Städten oder in strukturell vergleichbaren Städten im Ausland zu untersuchen, die zu einer Reduktion des Konsums ohne Reduktion des Wohlbefindens beitragen.

Zweitens ist aufzuzeigen, welche Rolle die öffentliche Hand und private Trägerschaften spielen können, um zur Verbreitung von freiwilligen, suffizienzfördernden Angebote und Bewegungen beizutragen.

Drittens sollen Überlegungen zu neuen freiwilligen, suffizienzfördernden Angeboten angestellt werden, die in der Stadt Zürich in der Praxis umgesetzt werden könnten, allenfalls mit Unterstützung der
Stadt Zürich.
3 Fragestellungen
Die Fragestellungen lassen sich nach Zielen in drei Gruppen zusammenfassen:
1. Analyse freiwilliger suffizienzfördernder Angebote und Bewegungen

Welche freiwilligen Angebote und Bewegungen, die zu einer Reduktion des Konsums ohne Reduktion des Wohlbefindens führen, bestehen in Schweizer Städten oder in strukturell vergleichbaren
Städten im Ausland? Welche Angebote und Bewegungen eignen sich für eine Analyse?

Wie lassen sich diese suffizienzfördernden Angebote und Bewegungen beschreiben: u.a. Initiierende
und Anbietende (Private, NGOs, öffentliche Hand, Unternehmen, weitere); Ziele, Instrumente und
Aktivitäten, Organisation und Funktionsweise, Entwicklungsprozess, Rahmenbedingungen? Aus
welchen Gründen und zu welchem Zeitpunkt wurden die Angebote und Bewegungen lanciert?

Von wem und aus welchen Gründen werden die Angebote in Anspruch genommen (bzw. wer
nimmt aus welchen Gründen an den Bewegungen teil)? Wie hat sich die Nachfrage nach den Angeboten und Bewegungen entwickelt?
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Welche Wirkungen konnten hinsichtlich des Konsumverhaltens der an den Angeboten und Bewegungen teilnehmenden Personen erzielt werden? In welchen Grössenordnungen liegen die Wirkungen (z.B. bezüglich Energieverbrauch)? Welche fördernden und hemmenden Faktoren bestehen?
Analyse von freiwilligen Angeboten und Bewegungen mit Bezug zu suffizientem Verhalten
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Wie könnten der Entwicklungsprozess und die Wirkungen dieser Angebote und Bewegungen verstärkt werden?
2. Analyse der Rolle der öffentlichen Hand und privater Trägerschaften
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Welche Rolle spielen die öffentliche Hand und private Trägerschaften im Zusammenhang mit den
untersuchten suffizienzfördernden freiwilligen Angeboten und Bewegungen? Inwiefern und wie haben sie zur Verbreitung der Angebote und Bewegungen sowie zur Verstärkung deren Wirkungen
beigetragen? Welche fördernden und hemmenden Faktoren bestehen?

Welche Lehren lassen sich aus den untersuchten Angeboten und Bewegungen hinsichtlich der Rolle
der öffentlichen Hand und privater Trägerschaften ziehen?

Welche Rolle könnten die öffentliche Hand und private Trägerschaften in der Stadt Zürich spielen,
um freiwillige, suffizienzfördernde Angebote und Bewegungen zu unterstützen?
3. Neue freiwillige und suffizienzfördernde Angebote und Bewegungen für die Stadt Zürich

Welche freiwilligen und suffizienzfördernden Angebote und Bewegungen würden sich eignen, neu in
der Stadt Zürich bzw. vergleichbaren Städten in der Schweiz lanciert zu werden? Aus welchen
Gründen?
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Wie könnte bei der Lancierung dieser Angebote und Bewegungen vorgegangen werden? Wie könnten die Stadt Zürich und private Trägerschaften diesen Prozess unterstützen (geeignete Rahmenbedingungen, inhaltliche oder finanzielle Unterstützung, Wettbewerbe, etc.)?

Welche Wirkungen könnten von diesen Angeboten auf das Konsumverhalten der Teilnehmenden
erwartet werden?
4 Methodik und Vorgehen
Die Wahl der Methodik und des Vorgehens ist Sache der Anbietenden.
Hinweise:

Das Projekt soll die bisherigen Arbeiten des Themenbereichs Haushalte berücksichtigen, insbesondere die Ergebnisse des Projekts «Psychologische Grundlagen der Suffizienz» (FP-1.7) und – sofern
zweckmässig –das im Themenbereich Haushalte eingesetzte sozialpsychologische Handlungsmodell «Wollen – Können – Tun».
3

3
Bei der Analyse freiwilliger suffizienzfördernder Angebote und Bewegungen schlagen wir ein zweistufiges Vorgehen vor. In einem ersten Schritt erwarten wir eine Übersicht und eine grobe Analyse
von Angeboten und Bewegungen, die zu einer Reduktion des Konsums ohne Reduktion des Wohlbefindens führen. Im zweiten Schritt sollte eine vertiefte Analyse besonders relevanter und vielversprechender Angebote und Bewegungen vorgenommen werden.
Vgl. Artho J., Jenny A. & Karlegger A. 2012: Wissenschaftsbeitrag. Energieforschung Stadt Zürich. Bericht Nr. 6, Forschungsprojekt
FP-1.4.
Analyse von freiwilligen Angeboten und Bewegungen mit Bezug zu suffizientem Verhalten
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Als mögliche Methoden zur Analyse der ausgewählten Angebote und Bewegungen eigenen sich
unseres Erachtens die Analyse von relevanten Dokumenten, qualitative Interviews und allenfalls
standardisierte Befragungen.
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Bei den Fragen mit Bezug zur Stadt Zürich sind die bisherigen Aktivitäten der Stadt zur Förderung
suffizienter Verhaltensweisen zu berücksichtigen.
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
Bei den Überlegungen zu neuen freiwilligen suffizienzfördernden Angebote und Bewegungen in der
Stadt Zürich können Überlegungen für zukünftige Feldversuche im Rahmen von Energieforschung
Stadt Zürich angestellt werden, um neue Instrumente oder Angebote zu testen.
5 Zeit- und Kostenschätzung sowie Projektorganisation
Es ist mit einer Bearbeitungszeit von 8 bis 12 Monaten zu rechnen. Für das Projekt steht ein Kostendach
in der Grössenordnung von CHF 140'000 (inkl. MWST) zur Verfügung.
Das Projekt wird von der Begleitgruppe Themenbereich Haushalte von EFZ begleitet. Die Begleitgruppe
tagt in der Regel zweimal jährlich (Frühling und Herbst). Aus dieser Begleitgruppe werden einzelne Patinnen und Paten delegiert, die das Projekt näher betreuen.
6 Anforderungen an das einzureichende Angebot und Beurteilungskriterien
Anforderungen an die Offerten
Die einzureichenden Angebote im Umfang von maximal 12 Seiten (ohne Anhänge mit Angaben zu Lebensläufen und Referenzprojekten) enthält mindestens die folgenden Punkte:

Auftragsverständnis

Methodisches Vorgehen und Arbeitsschritte

Zeitplan und Meilensteine

Organisation des Projekts sowie Schlüsselpersonen (Arbeitsgemeinschaften sind zulässig)

Kosten (inkl. Gesamtkosten, Stundenansätze der eingesetzten Fachpersonen und resultierender
durchschnittlicher Stundenansatz; Aufteilung der Kosten nach Arbeitsschritten)
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Projektteam und Referenzen
Beurteilungskriterien
Die eingehenden Offerten werden nach folgenden Kriterien beurteilt:
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Auftragsverständnis (10%)
Vgl. https://www.stadt-zuerich.ch/suffizienz.
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
Vorgehensvorschlag (30%)

Qualifikation und Referenzen der verantwortlichen Personen (20%)
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Referenzen des Unternehmens (10%)
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Gesamtkosten und mittlerer Stundensatz (je 15%)
7 Vergabeverfahren
Die Vergabe des Auftrages erfolgt im Rahmen eines offenen Verfahrens.
Die Offerten sind schriftlich oder per Mail einzureichen an:
Energieforschung Stadt Zürich
c/o econcept AG
Ausschreibung Suffizienz
Reto Dettli
Gerechtigkeitsgasse 20
8002 Zürich
[email protected]
8 Termine
Ausschreibung:
6. Februar 2017
Offerteingabe:
10. März 2017
Entscheid über die Vergabe:
11. Mai 2017
Start der Arbeiten:
Mitte Mai 2017
Abschluss der Arbeiten:
Ca. 8–12 Monate nach Start der Arbeiten
9 Allgemeine Geschäftsbedingungen
Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen von Energieforschung Stadt Zürich.
Analyse von freiwilligen Angeboten und Bewegungen mit Bezug zu suffizientem Verhalten
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10 Kontakt und Auskunft
Reto Dettli, Leiter der Geschäftsstelle Energieforschung Stadt Zürich, c/o econcept AG, Gerechtigkeitsgasse 20, 8002 Zürich, Tel. 044 286 75 75
Stephan Hammer, Themenbereichsleiter Haushalte Energieforschung Stadt Zürich, c/o INFRAS AG,
Binzstrasse 23, 8045 Zürich, Tel. 044 205 95 18
www.energieforschung-zuerich.ch
Analyse von freiwilligen Angeboten und Bewegungen mit Bezug zu suffizientem Verhalten
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