5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Sonntag, 5. Februar 2017
5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Jes 58, 7-10, 1 Kor 2, 1-5, Mt 5, 13-16
VA 18.00 Niederschleinz, 8.30 Sitzendorf, 10.00 Frauendorf, 18.00 Domkirche St. Stephan
Liebe Schwestern und Brüder,
das EVANGELIUM ist keine Einladung zu einem genüsslichen Candle-Light-Dinner oder
einer romantischen „Kerzerl-Party“ und schon gar nicht zu einem TupperwareVorführabend, bei dem es Salzstreuer im topmodernen Design käuflich zu erwerben
gibt. Sondern das EVANGELIUM redet Klartext. Es ist ein In-Erinnerung-Rufen dessen,
was Sache ist, ein Hinweis darauf, was wir als Christen sind: nämlich Salz der Erde und
Licht der Welt. Wie eine Stadt auf einem Berg!
Es sind keine Forderungen, die JESUS hier an uns richtet, sondern ER sagt uns, dass wir
uns mit dem, was wir schon sind, ins Spiel bringen und es sichtbar werden lassen sollen,
was wir hoffentlich immer schon zu leben versuchen. Es geht hier um die Bewahrung
unserer christlichen Identität, um die Merkmale, die wesentlich sind und nicht um
etwas, was wir eventuell oder bestenfalls sein sollten oder könnten, weil wir es doch
schon sind!1 Und das aber nicht durch „glänzende Reden“ oder „gelehrte Weisheit“.2
Und so frage ich Sie, frage ich mich: Sind Sie Salz der Erde? Licht der Welt? Sind Sie es?
Bin ich es? Leuchten wir vor den Menschen durch unser Leben, durch gute Werke?
Papst Franziskus hat kürzlich in einer seiner Morgenmeditationen mit einem einprägsamen Bild von den „Christen am Parkplatz“ gesprochen. Das sind die, die sich in der
Kirche „eingeparkt“ haben, die stillstehen und sich nicht mehr anstrengen, die in
Sicherheit leben und müde sind.3
Sind nicht schon viele Christen und da will ich mich genauso anfragen lassen, oft Menschen,
die bereits erloschen, antrieblos und geschmacklos geworden sind, weil sie keinen Mut
mehr haben und deshalb ihr Licht verstecken und somit nur mehr auf Sparflamme, als schal
gewordenes Salz ungenießbar und kraftlos durchs Leben gehen? Die sich deshalb
1
Vgl. Klaus Berger, Meditationen zu den Sonntagsevangelien, Lesejahr A, 146.
2
Vgl. 1 Kor 2, 1.
3
Vgl. Papst Franziskus, Frühmesse im vatikanischen Gästehaus „Domus Sanctae Marthae“, 17. Jänner 2017.
„ausklinken“ und sich in kleinen, abgeschotteten „Halleluja-Gruppen“ nur mehr um die
eigene Heilsfindung, ihr eigenes Seelenheil in gegenseitiger Bestätigung sorgen?
Manchmal vielleicht sogar verständlich, weil für die Menschen und auch für uns Christen
ein Leben in dieser globalisierten und multipolaren Welt immer unübersichtlicher wird,
auch in einer Kirche, die so sehr nur mit sich selbst beschäftigt ist, weshalb mancher nicht
mehr weiß, wo er Halt und Orientierung finden kann.4 Und wo ein Wort, das aufrichtet,
tröstet und heilt? Die Frage ist nur, wen man heute noch auf den Leuchter stellen kann?
Die bürokratischen Verwalter des Glaubens? Die pharisäerhaften, engherzigen
Moralprediger? Die gestrengen Richter über das Schicksal gescheiteter Ehepaare?5
Unsere Welt braucht Menschen, von denen das Evangelium sagt, dass sie Salz der Erde
und Licht der Welt, eine Stadt auf einem Berg sind. Das ist keine Frage angenehmer
Gefühlsempfindungen, sondern eine klare Ansage, gerade in einer Welt, in der Religion
oft verpönt ist und in der sich unsere Regierung auf den Plan gerufen gefühlt hat, ein
sogenanntes religiöses Neutralitätsgesetz zu erlassen, das zu sein, was man ist. Was aber
soll damit provoziert werden?6
Doch TROTZDEM, so denke ich, tun wir als Christen und als Kirche gut daran, uns nicht
martialisch aufzudrängen, oder uns sogar zu ängstigen, sondern weiterhin den
Weisungen JESU zu folgen und in unserer Gesellschaft zu leuchten und ihr „guten
Geschmack zu geben“: Durch ein Leben, das sich nicht in einem abgrenzten und
geschützten Raum darum müht, Wirkung zu zeigen. Und das nicht als Sparflamme mit
Dimmer-Funktion irgendwie agiert und letztlich nur für sich selbst leuchtet. Wir sollen
als Christen und als Kirche eine „Stadt auf einem Berg“ sein, die nicht verborgen bleiben
kann und nicht dem Rückzug aus der „Welt“ dient, sondern eine Stadt, die jeder sieht,
die anziehend ist, sodass die Menschen von überall her zu ihr kommen.
Beides braucht es: Licht und Salz, nicht Zucker. Licht, das strahlt und sich nicht so einfach
begrenzen lässt. Salz, das in der richtigen Dosis notwendig ist für den guten Geschmack.
Denn es geht doch darum, durch Qualität und nicht durch Quantität aufzufallen. Es geht
nicht darum, dadurch, dass man sich ständig im Scheinwerferlicht oder als
Flammenwerfer in Szene setzt, anderen durch zu viel Salz ihr Leben zu versalzen,
sondern darum, die suchenden und fragenden Menschen durch authentisches und
aufrichtiges Leben als Christ an GOTT zu erinnern, um für sie GOTT sichtbar und
erfahrbar zu machen, damit die Menschen dazu bewegt werden, GOTT, unseren VATER
im Himmel, zu preisen. Und wer nur ein einziges Menschenherz dazu bewegt hat, GOTT
zu danken, der hat nicht umsonst gelebt.7
4
Vgl. Dolores Bauer, Erfüllte Zeit, Die Botschaft des Matthäusevangeliums, Lesejahr A, 80.
5
Vgl. Univ. Prof. Dr. Wolfgang Langer, in: „Erfüllte Zeit“, 6.2.2005.
6
Vgl. Die Presse (21.117), 2. Februar 2017, Kommentar: Dietmar Neuwirth.
7
Vgl. Adolf Schlatterer, Das Evangelium nach Matthäus, 59.