Stellungnahme zum Bürgerbegehren „G9-jetzt

Stellungnahme zum Bürgerbegehren „G9‐jetzt‐NRW“ aus Sicht der SL des JHG Die Bildung und das Wohl unserer Kinder ist ein sehr hohes Gut und aus diesem Grund ist es wichtig, die Sorgen der Eltern ernst zu nehmen, Bildungssysteme zu prüfen und zu hinterfragen. Seit Einführung des G8‐Gymnasiums gibt es Kritik an dieser Veränderung, die 2010 dazu geführt hat, dass die Landesregierung den Schulen ermöglichte zu G9 zurückzukehren. Hiervon haben aber nur 13 Gymnasien in ganz NRW Gebrauch gemacht. Die Elternvertretungen des Bürgerbegehrens nennen als Kritikpunkte an G8 u.a. die höheren Belas‐
tungen der Schülerinnen und Schüler ‐ insbesondere durch den Nachmittagsunterricht, was letztend‐
lich die Leistungsfähigkeit und die Freizeit der Schüler negativ beeinflusse. Hierzu möchte ich folgendes zur Versachlichung anmerken: Leistungen: Keine Abschlussprüfung oder zentrale Prüfung zeigt eine Verschlechterung der G8‐Schüler in den Abschlussnoten, eher das Gegenteil. Dies belegte u.a. sehr eindrucksvoll der Vergleich der Abiturleis‐
tungen im sogenannten „Doppeljahrgang“. Darüber hinaus liegen Bundesländer mit langjähriger G8‐
Erfahrung (Thüringen, Sachsen) in den PISA‐Ergebnissen im oberen Drittel, NRW im unteren Drittel des Bundesländervergleichs. Eine weitere, wenig bekannte Auswertung der Prüfungsergebnisse aus den zentralen Prüfungen (D,M) der letzten drei Jahrein in der Einführungsphase der Oberstufe des G8‐Gymnasiums und der Gesamtschule zeigt, dass die Schülerinnen und Schüler nach Durchlaufen einer 6‐jährigen Sekundar‐
stufe I (Gesamtschule) im Vergleich zu einer Ausbildung mit nur 5‐jähriger Sekundarstufe I (G8‐
Gymnasium) in Relation zur Schulform nicht bessere, auch nicht konstantere Ergebnisse aufweisen. Dies sollte man aber mit einem Jahr mehr Schulzeit eigentlich erwarten können. Belastungen durch vermehrten Nachmittagsunterricht oder Ganztag: Hierauf haben wir am JHG frühzeitig durch eine entsprechende Rhythmisierung des Schulalltags rea‐
giert. Die Einführung des 60‐Minutenmodells garantiert, dass unsere Schülerinnen und Schüler von der Klasse 5 bis Ende der Klasse 9 nur maximal bis 13.50 Uhr Unterricht erhalten. Das JHG ist somit nach neustem Erlass eine Vormittagsschule. Ebenso hat das JHG den Wunsch vieler Eltern, nur auf freiwilliger Basis ein Betreuungsangebot am Nachmittag zu nutzen, mit höchster Flexibilisierung um‐
gesetzt. Die Ergebnisse der gerade durchgeführten Qualitätsanalyse belegen die hohe Zufriedenheit mit der Organisationsform unserer Schule. Auch wird das soziale Klima, Maßnahmen im Bereich der Schulkultur sowie unsere Vernetzung mit außerschulischen Partnern als beispielhaft herausgestellt. Dies sind alles wesentliche Bausteine, die ein lernförderliches Klima in der Schule garantieren und die schulische Leistungsfähigkeit in einer veränderten kindlichen Lebenswelt fördern. Jüngere Abiturienten: Im Vergleich zum G9‐Gymnasium sind unsere Schülerinnen und Schüler, wenn sie unsere Schule ver‐
lassen, jünger. Dies zeigt sich u.a. in der Berufsorientierung. Entscheidungsprozesse für einen Beruf oder ein Studium sind zum Zeitpunkt des Abiturs noch nicht abgeschlossen. Aus diesem Grunde nut‐
zen viele Abiturienten die verkürzte Schulzeit für ein soziales Jahr oder für ein Auslandsjahr als sinn‐
volle Ergänzung – auch zur weiteren Persönlichkeitsentwicklung. Mein Fazit: Das JHG hat ‐ auch durch die gute Zusammenarbeit mit allen Schulen in Senden – frühzeitig auf Be‐
lastungen des G8‐Gymnasiums mit Entlastungsmöglichkeiten reagiert. Wir nehmen weiterhin die Sorgen der Eltern durch intensive Beratung sehr ernst und sehen die zunehmende Heterogenität unserer Schülerinnen und Schüler als Herausforderung und Chance. Unsäglich erlebe ich als Schulleiterin zurzeit die bildungspolitische Diskussion um G8 und G9. Die bisherigen Ideen und Aussagen der politischen Parteien zu möglichen Veränderung bezüglich G8 oder G9 halte ich für völlig unausgegoren und teilweise absurd. Politische Verantwortungsübernah‐
me im Bildungsbereich heißt Entscheidungen klar, eindeutig und umsetzbar zu treffen und nicht die Verantwortung auf die Schulen mit dem vermeintlichen Hinweis der Selbstbestimmung und Eigen‐
verantwortlichkeit abzuwälzen. Aus den genannten Gründen ‐ insbesondere aufgrund des „Wahlkampfgetöses“ ‐ kann ich eine Un‐
terschrift unter die die G9‐Initiative nicht befürworten. 9.02.2017 Ambrassat