Weit weg von Max und Moritz

Allgemeiner Anzeiger
DAS WOCHENBLATT FÜR THÜRINGEN
AM MITTWOCH
28. Jahrgang · Nr.6 · 8. Februar 2017 · AUSGABE ERFURT/SÖMMERDA · Tel. 0361 2273636 · E−Mail: servicecenter@allgemeiner−anzeiger.de · www.meinanzeiger.de
Iss dich glücklich:
Neue kulinarische Kolumne
von Karina Both-Peckham
Mitteilen, was mich bewegt:
Beeindruckende Entwicklung –
sechs Jahre meinAnzeiger.de
Seite 2
Seite 3
Michael Schulz
ist Deutschlands bester
Müller-Lehrling.
Mittlerweile ist
er in seinem Ausbildungsbetrieb,
in der Mühle
Otto Crienitz in
Wünschendorf,
fest angestellt.
Zur Ausbildung
gehörten auch
Laboruntersuchungen,
wie hier an der
Labormühle.
Foto: Schulter
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Weit weg von Max und Moritz
ist damit in seinem Ausbildungsberuf nicht nur der
Beste Thüringens, sondern
deutschlandweit.
Eine Sonderstellung hat
er dadurch nicht. Schließlich schaffte Felix Scharf das
Gleiche 2005. Zwei Jahrgangsbeste arbeiten nun in
der Obermühle. „Ich durfte
in alle Bereiche reinschnuppern“, glaubt Michael Schulz
eine Ursache des Erfolgs zu
kennen. Größere Mühlen
beauftragen Fremdfirmen,
wenn Maschinen zu reparieren sind. In Wünschendorf erledigen das die Angestellten.
Als weitere Ursache darf
Schulz’ Ehrgeiz gelten. Er
wollte zu den Besten gehören
und hat sich intensiv auch
in Bereiche eingearbeitet, die
er von Schule und Studium
nicht kannte. „Die Ausbildung war kein Selbstläufer,
vor allem nicht in Chemie
und Biologie.“ Aber seine
Lernkompetenz war hilfreich.
„Rickeracke! Rickeracke!
Geht die Mühle mit Geknacke.“ Nicht aber in Wünschendorf. Hier läuft alles
vollautomatisch. Der Müller
überprüft die Weizenqualität und kontrolliert über
Computer den Mahlvorgang.
Körperlich schwere Arbeit
hat Schulz nur kennengelernt, als er als Azubi bei der
Auslieferung geholfen hat.
So mancher Kleinabnehmer
bekommt sein Mehl immer
noch säckeweise.
Schwieriger ist es, mit dem
Schichtsystem klarzukommen. Im Familienunternehmen „Otto Crienitz KG“, zu
der die Mühle gehört, wird
rund um die Uhr gearbeitet.
„Aber daran gewöhnt man
sich“, sagt Schulz. Schon im
Praktikum konnte er es testen.
Die Möglichkeit haben
auch jene, die sich für den
Müller-Beruf interessieren.
Zwei Wochen bezahltes Praktikum sind Voraussetzung.
Wer dann anfangen möchte,
erhält eine umfassende Ausbildung. „Arbeitslose Müller
gibt es nicht“, macht Felix
Scharf Mut.
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Deutschlands bester Müller-Lehrling geht in der Wünschendorfer Obermühle einem modernen Beruf nach
Über Umwege ist der
junge Mann zu seinem Beruf
„Rickeracke! Rickeracke! Geht gekommen. Verfahrenstechnologe in der Mehl- und
die Mühle mit Geknacke.“ –
Futtermittelwirtschaft nennt
Ein grausiges Ende nehmen
er sich offiziell. Müller ist
Max und Moritz. Doch nicht
deswegen mag Felix Scharf die die bekannte Kurzform.
„Ich habe erst Kfz-Technik
Wilhelm-Busch-Geschichte
studiert“, erzählt Schulz.
nicht. „Sie zeichnet ein stark
Aus Kostengründen gab
überholtes Bild von unserem
er auf. Arbeiten wollte er
Beruf.“
Das Müller-Handwerk, wie und Geld verdienen. Scharf
bot ihm eine Ausbildung
Scharf es als Miteigner der
Wünschendorfer Obermühle in der Mühle. Nach einem
Praktikum wusste Schulz:
versteht, ist ein knallhartes
„Das ist was für mich.“
Geschäft. Überkapazitäten
Mit 30 Jahren startet er
auf dem Mehlmarkt machen
2014 noch einmal durch, setzt
den Müllersleuten zu schafsich mit Jugendlichen auf die
fen. Bestehen kann man nur
durch Qualität. Dafür braucht Schulbank. Letztlich schließt
Schulz seine Lehre mit einem
Scharf gute Mitarbeiter –
Durchschnitt von 1,0 ab und
einen wie Michael Schulz.
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