Verbraucherpreise 2016 - Statistisches Bundesamt

Preise
Verbraucherpreise 2016
Der Verbraucherpreisindex für Deutschland misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen,
die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Darunter
fallen zum Beispiel Nahrungsmittel, Bekleidung und Kraftfahrzeuge ebenso wie Mieten, Reinigungsdienstleistungen oder
Reparaturen. Nach dem Inlandskonzept werden alle Ausgaben
berücksichtigt, die in Deutschland getätigt werden, das heißt
neben den Ausgaben von beispielsweise Single-Haushalten,
Ehepaaren, Familien oder Rentnerehepaaren auch die Ausgaben
ausländischer Touristinnen und Touristen. Die Veränderung des
Verbraucherpreisindex zum Vorjahr wird umgangssprachlich
auch als Inflationsrate bezeichnet.
Inflationsrate 2016 gemessen am Verbraucherpreisindex für Deutschland
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in %
1,7
Diese Marke wurde schließlich im Dezember 2016 nach knapp
zweieinhalb Jahren mit einem Sprung auf + 1,7 % wieder überschritten, wobei dieser Wert die höchste Inflationsrate seit Juli
2013 (+ 1,9 %) darstellte.
Für die differenzierte Darstellung der Preisentwicklung werden
im Folgenden Verbrauchs- und Gebrauchsgüter sowie Dienstleistungen unterschieden.
Verbrauchsgüter
Zu den Verbrauchsgütern zählen Waren, die im Zuge ihrer Nutzung verbraucht werden, zum Beispiel Energie, Nahrungsmittel,
Getränke, Tabakwaren oder Zeitungen und Zeitschriften. Für Verbrauchsgüter mussten die Konsumenten in Deutschland im Jahr
2016 durchschnittlich 1,1 % weniger bezahlen als im Vorjahr.
Verbraucherpreisindizes für Energie
2010 = 100
130
Strom
Jahresteuerungsrate 2016: + 0,5 %
0,5
0,0
Jan
Feb
0,3
Mrz
0,1
-0,1
Apr
0,3
0,4
0,7
0,8
120
0,8
Gas
0,4
110
100
Energie
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
90
Heizöl und Kraftstoffe
2017 - 24 - 0088
80
Die Verbraucherpreise in Deutschland erhöhten sich im Jahr
2016 um durchschnittlich 0,5 % gegenüber dem Vorjahr und
damit erstmals seit 2011 wieder stärker als im Jahr zuvor (2015:
+ 0,3 %). Zu Beginn des Jahres 2016 bewegten sich die monatlichen Inflationsraten zunächst auf ähnlich moderatem Niveau
wie 2015 und rutschten dabei einmalig in den negativen Bereich
ab (April 2016: – 0,1 %). Mitentscheidend dafür dürfte gewesen
sein, dass Ostern 2016 bereits im März gefeiert wurde. Durch
diesen Kalendereffekt waren beispielsweise Pauschalreisen im
April 2016 um 8,8 % günstiger als im April des Vorjahres. Gegen
Mitte des Jahres zog die Inflationsrate dann langsam an, blieb
mit + 0,7 % im September und + 0,8 % im Oktober und November allerdings noch bis kurz vor Jahresende unter der 1-%-Marke.
Statistisches Bundesamt
J
A
J
2012
O
J
A
J
2013
O
J
A
J
2014
O
J
A
J
2015
O
J
A
J
2016
O
70
2017 - 24 - 0089
Die Verbraucherpreise wurden 2016 wie bereits 2015 insbesondere durch die Preisentwicklung bei den Energieprodukten
geprägt. Im Jahr 2016 waren die Preise für Haushaltsenergie
und Kraftstoffe um durchschnittlich 5,4 % niedriger als im Jahr
2015. Damit war der preisdämpfende Effekt der Energie 2016
geringer als 2015, als sich die Preise für Haushaltsenergie und
Kraftstoffe im Vorjahresvergleich noch um 7,0 % verbilligten.
Am stärksten gingen 2016 mit – 17 % die Preise für leichtes
Verbraucherpreise 2016
Heizöl zurück (2015: – 23 %). Auch Kraftstoffe waren mit – 7,3 %
erneut deutlich günstiger als im Vorjahr (2015: – 10 %). Diese
Entwicklung war vor allem auf das 2016 am Weltmarkt anhaltend
niedrige Preisniveau für Rohöl zurückzuführen, das gemessen
an der Rohölsorte Brent laut Angaben des Hamburgischen
Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Januar 2016 mit 31,93
US-Dollar je Barrel auf den tiefsten Stand seit Februar 2004 fiel
und erst im weiteren Jahresverlauf sukzessive anstieg. Genauso
wie bei den Mineralölprodukten sanken auch die Preise für die
Umlagen für Zentralheizung und Fernwärme mit – 8,5 % (2015:
– 5,6 %) sowie etwas moderater für Gas mit – 3,0 % (2015:
– 1,5 %). Nachdem Strom 2015 erstmals seit dem Jahr 2000 im
Jahresdurchschnitt für die Verbraucher wieder günstiger wurde
(– 0,8 %), stiegen 2016 die Preise wieder um 0,6 % an. Dies
dürfte im Wesentlichen auf Anstiege der EEG-Umlage und der
Netzentgelte zurückzuführen sein, die sich nach Angaben des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Jahr
2016 gegenüber dem Vorjahr um 2,9 % auf 6,35 Cent pro Kilowattstunde (EEG-Umlage) beziehungsweise um durchschnittlich
4,6 % pro Haushalt (Netzentgelte) erhöhten.1
Ohne die Berücksichtigung der Energiepreise hätte die Inflationsrate im Jahr 2016 bei 1,2 % statt bei 0,5 % gelegen. Dabei
bewegte sich die Jahresteuerungsrate des Gesamtindex ohne
Energie knapp über dem Niveau des letzten Jahres (2015:
+ 1,1 %), aber etwas unter dem Niveau der drei Jahre davor
(2014: + 1,3 %; 2013: + 1,6 %, 2012: + 1,5 %). Auffällig war
jedoch, dass nicht nur die Energie alleine sondern auch der
Gesamtindex ohne Energie zum Jahresende deutlich anzog
(Dezember 2016 gegenüber Dezember 2015: + 1,6 %), was
nicht zuletzt an den Entwicklungen der Wohnungsmiete und
der Nahrungsmittelpreise lag.
Nachdem Nahrungsmittel vor allem in den Jahren 2012 (+ 3,4 %)
und 2013 (+ 4,4 %) überdurchschnittlich teurer geworden waren,
schwächte sich der Anstieg in den Jahren 2014 (+ 1,0 %) und
2015 (+ 0,8 %) deutlich ab. Der Trend rückläufiger Jahresteuerungsraten wurde 2016 mit einem Ergebnis von ebenfalls + 0,8 %
zumindest gestoppt. Während es jedoch 2015 im Vorjahresvergleich bei den einzelnen Nahrungsmittelgruppen sowohl
Preiserhöhungen als auch Preisrückgänge gab, sanken 2016 nur
in einer Warengruppe die Preise gegenüber dem Vorjahr. Deutliche Preiserhöhungen gab es 2016 erneut bei Gemüse (+ 3,7 %)
und Obst (+ 3,6 %). Teurer wurden auch Fisch und Fischwaren
(+ 3,3 %) sowie Speisefette und Speiseöle (+ 2,1 %, darunter
Butter: + 2,9 %). Etwas mehr als vor einem Jahr mussten die Verbraucher zudem für Süßwaren (+ 0,8 %), für Brot und Getreideerzeugnisse (+ 0,6 %) sowie für Fleisch und Fleischwaren (+ 0,4 %)
bezahlen. Spürbar günstiger waren im Jahresdurchschnitt hingegen nur Molkereiprodukte und Eier (− 3,2 %). Zwar stieg der
Preis für Eier um 8,0 %, allerdings wurden Molkereiprodukte im
Vergleich zum Vorjahr um 4,4 % günstiger.
Seit 2012 haben sich die Nahrungsmittelpreise wesentlich kräftiger erhöht als der Verbraucherpreisindex insgesamt. Während
der Verbraucherpreisindex von 2012 bis 2016 um 3,2 % angestiegen ist, verzeichneten Nahrungsmittel im gleichen Zeitraum
mit + 7,2 % eine mehr als doppelt so hohe Steigerungsrate.
Insbesondere bei Obst (+ 16 %), Gemüse (+ 12 %) aber auch bei
Fisch und Fischwaren (+ 10 %), waren auffällige Preisanstiege zu
beobachten. Niedrigere Teuerungsraten als der Verbraucherpreisindex verbuchten nur Speiseöle und Speisefette, deren Veränderungsrate gegenüber 2012 mit + 3,1 % nur geringfügig unter der
des Verbraucherpreisindex insgesamt lag.
Verbraucherpreise für Nahrungsmittel
Gewichtung Veränderung 2016
2010
gegenüber
2015
‰
Nahrungsmittel
Brot und Getreideerzeugnisse
Fleisch und Fleischwaren
Fisch und Fischwaren
Molkereiprodukte und Eier
Molkereiprodukte
Eier
Speisefette und Speiseöle
darunter:
Butter
Margarine
Obst
Gemüse
Zucker, Marmelade, Honig
und andere Süßwaren
Nahrungsmittel, anderweitig
nicht genannt
2012
%
90,52
17,35
20,76
3,65
14,33
12,76
1,57
2,59
0,8
0,6
0,4
3,3
– 3,2
– 4,4
8,0
2,1
7,2
5,8
4,3
10,4
3,5
3,2
6,4
3,1
1,26
0,64
8,76
11,26
2,9
0,2
3,6
3,7
5,9
– 4,8
16,4
11,9
7,54
0,8
8,0
4,28
1,1
4,7
Neben den Nahrungsmitteln gab es auch bei anderen Verbrauchsgütern nennenswerte Preiserhöhungen im Jahr 2016.
So stiegen die Preise für Zeitungen und Zeitschriften um 4,2 %.
Zudem sind Tabakwaren auch ohne Erhöhung der Tabaksteuer
im Jahr 2016 erneut deutlich teurer geworden (+ 3,6 %, darunter
Tabak: + 5,2 %). Im Jahr 2015 waren nach Inkrafttreten der letzten von fünf im Jahr 2010 beschlossenen Tabaksteuererhöhungen Preisanstiege in Höhe von 4,0 % bei Tabakwaren (darunter
Tabak: + 7,4 %) zu beobachten gewesen. Seit 2010 sind Tabakwaren damit um 23 % und Tabak sogar um 46 % gestiegen.
1 Siehe Faktenpapier zur EEG-Umlage 2017 des Informationsportals Erneuerbare
Energien unter www.erneuerbare-energien.de > Recht und Politik > ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG) > EEG: Daten und Fakten.
Statistisches Bundesamt, Verbraucherpreise, 2017
Seite 2
Verbraucherpreise 2016
Gebrauchsgüter
Dienstleistungen
Gebrauchsgüter sind Waren, die eine gewisse Zeit genutzt
werden können, ohne dass sie dabei verbraucht werden. Im Verbraucherpreisindex unterscheidet man Gebrauchsgüter mittlerer
Lebensdauer, wie Bekleidungsartikel und Schuhe, und langlebige Gebrauchsgüter, wie Fahrzeuge und Fernsehgeräte.
Die Dienstleistungspreise stiegen 2016 um 1,3 % gegenüber
dem Vorjahr. Die Entwicklung der Dienstleistungspreise wird
maßgeblich durch die Wohnungsmiete (Nettokaltmiete) beeinflusst, die ein Gewicht von rund 21 % im Wägungsschema des
Verbraucherpreisindex hat und knapp 40 % der Preisentwicklung
bei den Dienstleistungen ausmacht. Die Nettokaltmiete stieg
2016 wie schon 2015 um 1,2 % und damit deutlich stärker als
der Verbraucherpreisindex insgesamt (+ 0,5 %). Auffällig bei der
Nettokaltmiete war der im Jahresverlauf 2016 zu beobachtende
sukzessive Anstieg der monatlichen Vorjahresveränderungsraten, die sich kontinuierlich von + 1,1 % zu Beginn des Jahres auf
+ 1,5 % im Dezember 2016 nach oben bewegten.
Die Preisentwicklung bei den Gebrauchsgütern mit mittlerer
Lebensdauer war mit + 0,8 % gemessen an der Entwicklung der
Verbraucherpreise insgesamt moderat. In diesem Bereich sind
vor allem Bekleidungsartikel sowie Schuhe und Schuhzubehör
von Bedeutung, deren Preise im Jahr 2016 um 0,3 % beziehungsweise um 0,7 % über denen des Vorjahres lagen. Eine ähnliche
Bedeutung wie Schuhe und Schuhzubehör haben auch therapeutische Geräte und Ausrüstungen wie Brillen oder Blutdruckmessgeräte, die sich insgesamt um 1,6 % im Vergleich zu 2015
verteuerten. Preissenkungen waren beispielsweise bei Werkzeugen und Geräten für Haus und Garten mit – 0,7 % (darunter
Alarmmelder oder Bewegungsmelder: – 9,8 %) zu beobachten.
Die Preise für langlebige Gebrauchsgüter, wie Fahrzeuge, Fernsehgeräte und Möbel, verzeichneten 2016 das zweite Jahr in
Folge einen Preisanstieg, nachdem sie sich zuvor über fast zwei
Jahrzehnte hinweg im Jahresdurchschnitt gegenüber dem Vorjahr
verbilligten. Mit + 1,1 % lag die Jahresteuerungsrate zudem
deutlich über der des Vorjahres (2015: + 0,4 %). Dies ist unter
anderem auf die Entwicklung bei Desktop-PCs und tragbaren
Computern zurückzuführen, deren Preise 2015 im Vorjahresvergleich mit – 2,0 % beziehungsweise – 6,4 % noch rückläufig
waren, im Jahresdurchschnitt 2016 jedoch um 4,4 % (DesktopPCs) beziehungsweise 2,3 % (tragbare Computer) gegenüber
2015 anstiegen. Merklich teurer wurden 2016 auch Schmuck
(aus Kunststoff, Glas oder Ähnlichem: + 5,0 %; aus Edelmetall:
+ 4,4 %) sowie Foto- und Filmausrüstung, optische Geräte und
Zubehör (+ 5,0 %, darunter Digitale Kamera: + 6,8 %), deren
Preisanstiege ebenfalls deutlich über den jeweiligen Veränderungsraten der Jahresdurchschnitte aus dem Jahr 2015 lagen.
Verbraucherpreisindex für Deutschland insgesamt und für
ausgewählte Produkte
2010 = 100
120
Nahrungsmittel
110
Gesamtindex
100
langlebige Gebrauchsgüter
J
2012
O
J
A
J
2013
O
J
Herausgeber
Publikationen online
unter www.destatis.de/publikationen
über unsere Datenbank www.destatis.de/genesis
Ihr Kontakt zu uns
Nettokaltmiete
A
Preisrückgänge im Dienstleistungsbereich gab es vor allem bei
Mietwagen und Pauschalreisen, die um 3,0 % beziehungsweise
0,8 % (darunter Pauschalreisen ins Ausland: – 1,1 %) günstiger wurden. Wie in den Vorjahren sanken 2016 die Preise für
Telekommunikationsdienstleistungen. Hier lagen die Preise um
1,5 % unter dem Niveau von 2015.
Statistisches Bundesamt (Destatis)
www.destatis.de
Energie
J
Die Dienstleistungspreise ohne Nettokaltmiete stiegen im Jahr
2016 wie schon 2015 um 1,3 % und damit etwas stärker als
die Nettokaltmiete. Auch im zweiten Jahr nach der flächendeckenden Einführung des gesetzlichen Mindestlohns ist kein
durchschlagender Effekt auf die Preisentwicklung in Deutschland
erkennbar. So liegt die Jahresteuerungsrate bei Dienstleistungen im Jahr 2016 weiter unter dem Durchschnitt der drei Jahre
vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns (2012 bis
2014: + 1,5 %). Preisanstiege waren 2016 beispielsweise bei
Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen zu beobachten (+ 2,0 %). Deutliche Preiserhöhungen – die nicht mit
dem gesetzlichen Mindestlohn in Verbindung stehen dürften
– verzeichneten 2016 Dienstleistungen sozialer Einrichtungen
(+ 4,0 %, darunter Dienstleistungen der Pflegeheime: + 4,1 %)
sowie Versicherungsdienstleistungen und stationäre Gesundheitsdienstleistungen (jeweils + 2,4 %).
A
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2014
O
J
A
J
2015
O
J
A
J
2016
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90
2017 - 24 - 0090
Statistisches Bundesamt, Verbraucherpreise, 2017
www.destatis.de/kontakt
Telefonische Auskünfte zum Thema:
Telefon: +49 (0) 611 / 75 47 77
Erschienen im Februar 2017
© Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017
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mit Quellenangabe gestattet.
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