Standfestigkeit im Norden entscheidend

Pflanze
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BAUERNBLATT | 4. Februar 2017 ■
Ergebnisse der Landessortenversuche Futtererbsen – Empfehlung für 2017
Standfestigkeit im Norden entscheidend
Die Futtererbsenfläche lag im Anbaujahr 2016 in Schleswig-Holstein mit zirka 500 ha weiterhin
auf einem eher niedrigen Niveau.
Der Anbau wird größtenteils von
ökologisch wirtschaftenden Betrieben durchgeführt. Doch auch
bei konventionell wirtschaftenden Betrieben kann es den einen
oder anderen Standort geben, der
für Futtererbsen interessant ist, da
sie im Vergleich zur Ackerbohne
über eine etwas bessere Verträglichkeit gegenüber Trockenstress
verfügen.
Im vergangenen Jahr wurden
insgesamt vier Landessortenversuche Futtererbsen von der Landwirtschaftskammer angelegt, von denen es aber nur zwei Standorte in
die Auswertung geschafft haben.
Der Landessortenversuch in Süderhastedt präsentierte sich Anfang
Juli zum Termin der Hauptfeldführung noch in einem guten Zustand,
der auf eine zufriedenstellende
Ernte hindeutete. Die Besichtigung
gegen Ende August zeigte dann allerdings einen stark lagernden Be-
Futtererbsen werden in Schleswig-Holstein auf zirka 500 ha Fläche angebaut.
stand über fast alle Parzellen hinweg. Eine Ernte mit der für Sortenversuche benötigten Genauigkeit ist nicht möglich gewesen. Die
Ergebnisse des Standortes Schuby
hingegen mussten erst nach der
Ernte bei der Verrechnung der Daten verworfen werden, da zu star-
Übersicht 1: Kornerträge in den LSV Futtererbsen 2016,
Anbaugebiet Marsch, Geest, Östliches Hügelland
Östliches Hügelland
Futterkamp2)
Boden/AZ
sL/48
sL/60
Aussaat
Ernte
100 rel. = dt/ha
Respect
Salamanca
Navarro
Astronaute
GD 5 % rel. =
11.4.
17.8.
63,4
94
110
102
105
6
17.3.
2.8.
46,8
94
102
104
102
13
VRS
Hohenlieth1)
*
*
*
Mittel
2016
Mittel
2015
Mittel
2014
2 Orte
3 Orte
3 Orte
55,1
94
106
103
103
14
56,8
97
98
99
103
9
62,6
92
102
104
102
5
ke Ungenauigkeiten zwischen den
Erträgen der einzelnen Wiederholungen eine statistische Verrechnung auf dem geforderten Niveau
nicht zuließen.
Ähnliche Erträge wie 2015
Letztendlich wurden somit der
Versuch in Hohenlieth, der in Zusammenarbeit mit der Norddeutschen Pflanzenzucht durchgeführt
worden ist, und der Versuch am
kammereigenen Standort in Futterkamp für die Ergebnisdarstellung herangezogen. Im Mittel der
beiden Versuche konnten dabei
55,1 dt/ha Futtererbsen geerntet
werden, womit ein ähnliches Niveau wie im Jahr 2015 erreicht wurde. Hervorzuheben ist dabei das Ergebnis des Standortes Hohenlieth,
wo im Mittel der Verrechnungssor-
ten ein Ertrag von 63,4 dt/ha gedroschen werden konnte. Die Sorte ‚Salamanca‘ konnte sich 2016
mit den höchsten Erträgen im Mittel der beiden Standorte behaupten (siehe Übersicht 1). Zu beachten sind dabei allerdings die hohen
Grenzdifferenzen, wonach eine sichere Unterscheidung der Erträge zwischen den Sorten nur eingeschränkt auf die agronomischen
Leistungen zurückzuführen ist.
Das Sortiment umfasste im Anbaujahr 2016 insgesamt vier Sorten, die vor allem aufgrund ihrer
Einstufung im Parameter „Standfestigkeit“ für den Anbau in
Schleswig-Holstein infrage kommen. Die Besonderheit im nördlichen Anbaugebiet ist das mögliche Auftreten von starken Sommerniederschlägen, wodurch die
Lagergefahr gegenüber den ostdeutschen Anbaugebieten deutlich erhöht ist. Die Sorten ‚Respect‘
und ‚­Salamanca‘ haben dabei mit
der Note 1 die beste Einstufung in
der Standfestigkeit laut Beschreibender Sortenliste 2016. Trotz der
Tatsache, dass ‚Salamanca‘ im Mittel der beiden geprüften Standorte dieses Jahr die schlechteste Note
im Parameter „Lager bei Reife“ erzielte, kann bei der langjährigen
Betrachtung der Lagerbonituren
von einer relativ standfesten Sorte gesprochen werden.
Ein weiteres wichtiges Bestandesmerkmal, das unbedingt bei der
Sortenentscheidung Berücksichtigung finden sollte, ist der sogenannte HEB-Index (siehe Übersicht
2). Er beschreibt das Verhältnis von
Bestandeshöhe bei der Ernte (HE)
zur Wuchshöhe nach Blüte (HB).
* = Verrechnungssorten (VRS) 2016, Mittel = 100 rel.; gemeinsame Prüfung von:
1) Norddeutsche Pflanzenzucht; 2) LK Schleswig-Holstein
Übersicht 2: Bestandesmerkmale in den LSV Futtererbsen 2016
Sorte
Blühbeginn
Reife Wuchs- Bestan- HEB-­
höhe deshöhe Index1)
bei
nach
Ernte
Blüte
cm
cm
2 Orte 2 Orte 2 Orte
Respect
Salamanca
Navarro
Astronaute
Mittel
1)
10.6.
9.6.
7.6.
8.6.
9.6.
25.7.
24.7.
26.7.
25.7.
25.7.
91
91
82
90
89
TKM
g
Lager
nach
Blüte
Lager
bei
Reife
2 Orte 2 Orte
2 Orte
2 Orte
1 Ort
57
53
56
56
56
0,63
0,58
0,68
0,62
0,63
1,0
1,7
1,3
1,3
1,3
Verhältnis von Bestandeshöhe bei Ernte (HE) zu Wuchshöhe nach Blüte (HB)
3,2
4,5
3,5
3,3
3,6
282
279
307
322
298
Beim Blühbeginn werden die Unterschiede der einzelnen Erbsensorten sichtbar.
Fotos: Dr. Christoph Algermissen
Die Nummer 1 bei Kälte.
Übersicht 3: Sortenempfehlung 2017 für Futtererbsen in Schleswig-Holstein
Eigenschaften der Sorten nach Beschreibender Sortenliste 2016 unter stärkerer Berücksichtigung der
Ergebnisse der LSV in Schleswig-Holstein
Sorte
empfohlen
Respect
eingeschränkt empfohlen6)
Salamanca
Astronaute
Navarro
Anzahl Prüfjahre1)
3
3
3
0,71
0,62
0,59
HEB-Index2)
Kornertrag rel.
94
102
103
19,6
20,0
20,1
RP-Gehalt in %3)
Blühbeginn
fr-m
fr-m
fr-m
Reife
fr-m
fr
fr
+
+
o/+
Pflanzenlänge4)
Standfestigkeit
++++
+++
++
Bestandeshöhe Ernte
++++
+++
+
Toleranz gegen
zurzeit keine Einstufung möglich, da geringer Krankheitsbefall
­Krankheiten
o
o
o/+
Rohproteingehalt5)
TKM
o
o
o/+
Züchter/Vertrieb
BayWa
NPZ
NPZ
Zulassung/Jahrgang
2007
2009
2013
Vermehrungsflächen in Schleswig-Holstein (ha)
2016
0
7
11
2015
0
11
0
2014
0
17
0
3
0,62
102
20,0
fr
fr-m
o/+
+
+
o
+
NPZ
2010
0
0
18
Anzahl der letzten LSV-Jahre (2014, 2015, 2016) aus denen der Mittelwert von Ertrag, RP-Gehalt und HEB-Index berechnet wurde
Verhältnis von Bestandeshöhe bei Ernte (HE) zu Pflanzenlänge nach Blüte (HB)
Rohproteingehalt bei 86 % TM; 4) Pflanzenlänge: ++ = lang, -- = kurz
5) Rohproteingehalt nach Beschreibender Sortenliste 2016
6) Einschränkungen aufgrund der schlechteren Einstufungen im Parameter „Standfestigkeit“
1)
2)
3)
Hohe Werte bei diesem Parameter bedeuten,
dass der Bestand der Sorte bis zur Ernte nicht
so stark „zusammengerutscht“ ist. Hier zeigten
die geprüften Sorten in diesem Jahr wenig Differenzierung. Bei der langjährigen Betrachtung
kann allerdings eine Unterscheidung zugunsten
der Sorte ‚Respect‘ gemacht werden, die mit
einem Wert von 0,72 im Mittel der vergangenen drei Jahre an der Spitze liegt. Im Vergleich
zum Jahr 2015 waren die „Wuchshöhen nach
der Blüte“ 2016 mit durchschnittlich 89 cm zirka
20 cm kürzer. Unterschiede in der Toleranz gegen Krankheiten konnten nicht bonitiert wer-
Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett und Produktinformation lesen. Warnhinweise und -symbole beachten. Stand: Januar 2017
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den. Beim Auftreten von Viren sind bisher keine Unterschiede in der Sortenanfälligkeit festgestellt worden. Hierbei sei darauf hingewiesen,
dass die Virus­erkrankungen nicht saatgutübertragbar sind, sondern ausschließlich über Blattläuse verbreitet werden.
Sortenempfehlung für 2017
Für die Sortenempfehlung stehen für das Anbaugebiet Schleswig-Holstein die Parameter
„Standfestigkeit“ und „HEB-Index“ im Vordergrund. Die Ertragsleistung steht bei den Futter-
>
ANGEMERKT
Wenn man auf die Anbauverhältnisse von
Körnerleguminosen auf Bundesebene schaut,
ergibt sich ein stark differenziertes Bild im
Vergleich zum Anbauumfang in Schleswig-Holstein. Deutschlandweit steht die
Futtererbse mit zuletzt 87.000 ha seit Jahrzehnten auf Platz eins der Rangliste der heimischen Eiweißpflanzen. Dabei konzentriert
sich der Anbau vor allem auf die ostdeutschen Trockengebiete und Bayern.
Die Ackerbohne ist im Anbau zwischen den
Bundesländern zwar ausgeglichener verteilt, kommt aber mit zirka 41.000 ha auf nur
knapp die Hälfte der Fläche. Der Vollständigkeit halber sind bei dieser Betrachtung auch
die in Schleswig-Holstein eher selten anzutreffenden Lupinen und Sojabohnen zu nennen, die in Deutschland im Jahr 2016 auf einer Anbaufläche von insgesamt 44.000 ha
wuchsen.
Alle Körnerleguminosen haben in den vergangenen Jahren einen starken Anstieg verzeichnet, der auf die politischen Maßnahmen wie Greening oder „Vielfältige Kulturen im Ackerbau“ zurückzuführen ist. Kontraproduktiv erscheint dabei die derzeitige
Diskussion auf EU-Ebene, wonach der Einsatz
von Pflanzenschutzmitteln auf ökologischen
Vorrangflächen verboten werden soll. Dies
würde zwangsläufig zu einem Rückgang des
Anbaus von Körnerleguminosen in Schleswig-Holstein führen. Die Möglichkeiten der
Auflockerung enger Raps-Getreide-Fruchtfolgen durch Ackerbohnen und Erbsen, die
von konventionell wirtschaftenden Betrieben lan­desweit im zunehmenden Maße genutzt werden, könnten damit wieder auf das
Anbauniveau aus der Zeit vor dem Greening
sinken. Dr. Christoph Algermissen
Landwirtschaftskammer
>
>
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Pflanze
BAUERNBLATT | 4. Februar 2017 ■
erbsen nur an zweiter Stelle, da am
Standfestigkeit nur eingeschränkt
Ende die Anfälligkeit gegenüber
empfohlen.
Lager über den geernteten Ertrag
auf den Praxisflächen entscheidet.
Die Sorte ‚Respect‘ steht aus diesen Gesichtspunkten im VorderWenn der Anbau von Futtergrund. Obwohl sie langjährig nur
erbsen als Sommerung in Beeine Ertragsleistung von relativ
tracht gezogen wird, sollte
95 erzielen konnte, ist sie in pundie Entscheidung eher von der
cto Standfestigkeit und was den
Standfestigkeit als von der ErHEB-Index betrifft an der Spitze
tragsleistung der Sorte abhänder geprüften Sorten. Weiterhin
gen. Die Sorte ‚Respect‘ zeichkann die Sorte ‚­Salamanca‘ empnet sich dabei durch die besten
fohlen werden, die einen leicht
Einstufungen bei der Stabilität
überdurchschnittlichen Ertrag mit
aus und kann deshalb gerade
guten Einstufungen in den oben
auch neu einsteigenden Begenannten Kriterien vereint. Für
trieben empfohlen werden.
Betriebe, die sich 2017 für den Anbau von Futtererbsen entscheiden,
sollten diese beiden Sorten im VorDr. Christoph Algermissen
dergrund stehen. Weitere Sorten Der Landessortenversuch Futtererbsen der Landwirtschaftskammer in
Landwirtschaftskammer
wie ‚Astronaute‘ und ‚Navarro‘ Schleswig-Holstein liefert wichtige Ergebnisse zur besseren Einschätzung
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werden aufgrund der schlechteren der einzelnen Sorten.
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FAZIT
EIP aktuell: Beitrag zum Ressourcenschutz
Künftiger N-Bedarfswert im Kohl – machbar?
Der Kohlanbau in Dithmarschen
hat eine lange und erfolgreiche
Tradition. Aber Erfolg schützt bekanntlich nicht vor Tiefschlägen.
Die Forderungen gemäß der künftigen Düngeverordnung zu den
N-Bedarfswerten im Kohlanbau
stellt für viele Betriebe möglicherweise einen drohenden Einschnitt
dar. Aber ist das wirklich so? Ist
das eine sonderbare, nicht praxisgerechte Herausforderung? Dieser
Frage stellt sich der Gemüseanbauerverband aus Marne im Rahmen
des EIP-Förderprojektes „System
zum optimierten Düngemanagement im Acker-, Futter- und Gemüsebau an Schleswig-Holsteins
Westküste“. Fakt ist, dass die
neue Düngeverordnung umgesetzt wird mit dem Ziel, die Qualität unseres Wassers zu verbessern.
Kopfkohl ist eine Kultur mit hohem Stickstoffbedarf und vergleichsweise langer Vegetationszeit. Weiß- und Rotkohl werden
in Dithmarschen vorrangig zur Lagerung angebaut. Lagerkohl stellt
hohe Anforderungen an den Produzenten, da nur Kohl mit stabilem Zellgewebe und einem hohen
Anteil an Chlorophyll nach monatelanger Lagerung mit vertretbarem Aufwand aufbereitet und verkauft werden kann. Voraussetzung
ist ein harmonisches Wachstum der
Pflanzen, das heißt eine gleichmä-
Besucher der Kohllagerschau im vergangenen Jahr bei der Begutachtung der unterschiedlichen Kohlsorten der Ernte
ßige Entwicklung möglichst ohne
Wachstumsstockungen
beziehungsweise Wachstumsschübe bis
zur Ernte. Im Gegensatz zu vielen
Ackerbaukulturen muss Gemüse im
Wachstum geerntet werden, das
heißt ein Nitratrest zum Zeitpunkt
der Ernte ist für eine hohe Qualität
schwer zu vermeiden.
Durch die Novellierung der Düngeverordnung, aber auch wegen
gesellschaftlicher Forderungen
und Vorgaben des Gewässerschutzes werden in Zukunft die Stickstoffgaben reduziert werden müssen. Beobachtungen zeigen jedoch,
dass bei bloßer Reduzierung der
N-Düngegaben ohne Umstellung
der Düngestrategie die erforderliche Qualität zur Einlagerung häufig nicht erreicht wird.
Praktikable Systeme
müssen her
Wie kann hier den Betrieben
ein System an die Hand gegeben