Deutsche Mittelstands Nachrichten

Ausgabe 06
10. Februar 2017
Deutsche
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Welthandel
EU könnte wirtschaftlichen Konflikt mit der USA überstehen
Europa ist wirtschaftlich stark – die Staaten jedoch zerstritten. Daher ist Europa trotz seiner Stärke verwundbar
N
ach den Ankündigungen des neuen
US-Präsidenten Donald Trump ist
mit einem Handelskrieg zwischen den
USA und dem Rest der Welt, also auch mit
der EU zu rechnen. Die EU hätte gute Voraussetzungen, um aus einer derartigen
Auseinandersetzung als Sieger hervorzugehen. Hätte. Tatsächlich ist aber die EU
ernsthaft gefährdet.
Dieser Widerspruch ergibt sich aus
der Struktur der Union und aus dem Verhalten der Mitgliedstaaten:
• Die EU ist eine Zollunion. Sie ist somit im
Außenhandelsbereich eine Einheit, die gegenüber den USA kraftvoll auftreten könnte. Das Bekenntnis zu diesem System wird
aber in Frage gestellt. Ein entscheidendes
Element des Brexit ist das Bestreben Großbritanniens aus der Zollunion auszutreten
und nach Belieben mit wem auch immer
Handelsverträge und insbesondere Freihandelsverträge abschließen zu können.
Ähnliche Argumente sind europaweit zu
hören. Auch Sigmar Gabriel, der deutsche
Die polnische Premierministerin Beata Szydlo. Quelle: EU-Rat
Wirtschaftsminister, der nun Außenminister wurde, bedauert, dass Deutschland keine eigenen Handelsverträge abschließen
kann und als Teil der Zollunion agieren
muss. In das gleiche Horn stößt der ungarische Premierminister Viktor Orban.
• Die osteuropäischen Mitgliedstaaten von
den baltischen Staaten bis Rumänien und
darüber hinaus die mit der EU vertraglich
verbundene Ukraine verstehen die USA
als Schutzmacht gegenüber Russland und
meiden jede Auseinandersetzung mit Washington.
• An der Organisation der Kommission,
die mit den USA zu verhandeln hätte, ist
das Grundproblem der EU deutlich erkennbar. Nachdem sich jedes Mitglied
als eigenständiger Staat versteht und vor
allem nationale Interessen verfolgt, hat jedes Land Anspruch auf einen Kommissar.
Die EU-Kommission hat daher 28 Kommissare, für die es naturgemäß keine ausreichenden Aufgaben gibt, sodass künstlich die einzelnen Ressorts aufgeteilt
werden. Somit sind auch für den Außenhandel zwei Kommissare zuständig, die
Schwedin Anna Cecilia Malström für den
Handel und der Franzose Pierre Moscovici
für die Zollunion.
Unter diesen Umständen interessiert
sich kaum jemand für die Fakten, die den
Handel zwischen der EU und den USA charakterisieren. Diese zeigen aber, dass Europa Donald Trump sehr wohl Paroli bieten
könnte.
Analyse
Trotz Abgasskandal: Deutsche Autobauer steigern US-Verkäufe
Angeführt von Volkswagen haben
die meisten deutschen Autobauer ihre
Absätze in den USA zum Jahresbeginn
gesteigert. Der Wolfsburger Konzern verkaufte im Januar mit gut 23.500 Fahrzeugen 17 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Der starke Zuwachs ist aber auch dem
schwachen Vorjahresmonat geschuldet,
als der Verkauf wegen des Dieselskandals einbrach. Für Audi lief es mit einem
Plus von elf Prozent auf etwa 13.200 Autos ebenfalls rund. Auch Mercedes und
Porsche meldeten Zuwächse, allerdings
im kleineren Umfang. US-Autobauer
dagegen zeigten Schwäche: Die OpelMutter General Motors konnte zwar mit
knapp 196.000 verkauften Fahrzeugen
die meisten Kunden begeistern, im Vergleich zum Januar 2016 war dies aber ein
Rückgang von fast vier Prozent.
Trotz des deutlichen Anstiegs reicht
Volkswagen mit seinen 23.500 Fahrzeugen nicht an den US-Absatz von Daimler heran. Mit genau 27.900 Autos der
Marken Mercedes und Smart verkaufte
der Konzern 3,5 Prozent mehr als ein
Jahr zuvor. Bei Porsche betrug das Plus
5,7 Prozent auf rund 4600 Wagen. BMW
dagegen schlug 21.219 Autos los – 101
Fahrzeuge oder 0,5 Prozent weniger.
Die deutschen Autobauer stehen in den
Vereinigten Staaten in diesem Jahr vor
großen Ungewissheiten, weil Präsident
Donald Trump den Konzernen eine
35-prozentige Importsteuer auf in Mexiko produzierte Autos angedroht hat.
VW-Erzrivale Toyota musste mit einem Minus von elf Prozent einen ebenso
großen Rückschlag hinnehmen wie Fiat
Chrysler. Der japanische Konzern brachte rund 143.000 Autos an die Kunden,
das US-italienische Unternehmen etwas
mehr als 152.000 Autos. Bei Ford rollten
deutlich mehr Pickup-Trucks aus den
Autohäusern, so dass der US-Konzern
einen Rückgang bei anderen Modellen
ausgleichen konnte.
Im Januar läuft das Geschäft in der
gesamten Branche traditionell eher
schleppend. Doch insgesamt brummt
der US-Automarkt. Die Absatzzahlen
steigen seit sieben Jahren. In den vergangenen zwei Jahren wurden Rekordwerte
erzielt. Auch 2017 halten Analysten dies
für möglich, weil sie wegen der Wirtschaftspolitik Trumps auf einen Konjunkturaufschwung setzen.
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Das Management der Zollunion wäre
gefordert
angesichts der Basisdaten gelassen entgegen sehen.
Die EU exportiert in die USA im Jahresschnitt etwa Waren für 420 Milliarden
US-Dollar. Die Importe entsprechen rund
270 Milliarden US-Dollar, sodass der Überhang zugunsten der EU 150 Milliarden
US-Dollar beträgt. Davon entfallen auf
Deutschland 60 Milliarden US-Dollar.
Eine oberflächliche Analyse ergibt
somit, dass der Handel für Europa weit
wichtiger ist als für die USA und protektionistische Maßnahmen die EU besonders
stark treffen würden. Die Exporte der EU
entsprechen 2,8 Prozent des BIP, die Lieferungen der USA in die EU nur 1,4 Prozent
des BIP der USA.
Trump kündigt in seinen vorerst noch
vagen Aussagen Zölle zwischen 20 und 35
Prozent an. Die europäischen Exporteure
müssten also ihre Preise um 120 Milliarden US-Dollar reduzieren, um derartige
Belastungen auszugleichen und weiterhin
konkurrenzfähig zu sein.
Die naheliegende Antwort wäre allerdings, auch den Außenzoll der EU gegenüber den USA in gleichem Umfang anzuheben. Diese Maßnahme würde etwa 80
Milliarden US-Dollar bringen.
Fazit: Der Nettoverlust würde nur 40
Milliarden US-Dollar betragen, somit eine
Größenordnung, die die EU-Zollunion im
Rahmen einer intelligenten Außenhandelsförderung ausgleichen könnte. Verfahren vor der Welthandelsorganisation
der WTO wären nicht zu befürchten: Die
USA arbeiten derzeit in Verbindung mit
der geplanten Anhebung der Zölle an einem neuen Steuer- und Zollsystem, das
die amerikanischen Exporteure extrem
begünstigen würde. Die Reaktion der EU
wäre nach den WTO-Regeln nur sogenannte „retaliation“.
Mehr noch: Trumps Pläne, die Steuern zu senken, die Infrastruktur auszubauen und das Militär aufzurüsten, führen zu
einer Explosion der Staatsschulden. Die
Mittelnachfrage muss die Zinsen in die
Höhe treiben, sodass auch der Dollarkurs
ansteigen wird. In der Folge verbilligen
sich die europäischen Waren für amerikanische Käufer und das Problem wird entschärft.
Man kann also in Europa dem drohenden Handels-Krieg mit den USA schon
US-amerikanische Exporte wären
durch Gegenmaßnahmen gefährdet
Zu beachten sind die Gegebenheiten des
gesamten US-Außenhandels. Diese machen deutlich, dass die Umsetzung von
Trumps Plänen zwar im ersten Moment
den Lieferanten schaden, aber letztlich die
USA schwächen.
Trump sieht nur das gesamte Außenhandelsdefizit – im Schnitt der letzten
Jahre von etwa 760 Milliarden US-Dollar –
und argumentiert, dass eine Importbremse und eine Förderung der Produktion im
Lande für mehr Arbeitsplätze und mehr
Wachstum sorgen würden. Mit derartigen Argumenten wird stets der Protektionismus verteidigt. Die Geschichte zeigt,
dass das Gegenteil eintritt. Unter dem
Schutz eines hohen Außenwalls verfallen
die Menschen und die Unternehmen einem bequemen Schlendrian. Ohne den
Wettbewerbsdruck von außen lässt der
Leistungsdruck nach und die Konkurrenzfähigkeit leidet.
Doch noch bevor dieser Effekt eintritt,
ergeben sich enorme Nachteile für die
USA. Das Defizit von 760 Milliarden USDollar resultiert aus Exporten von 1.500
Milliarden US-Dollar und Importen von
2.260 Milliarden US-Dollar.
Die US-Exporte von 1.500 Milliarden
US-Dollar entsprechen 7,9 Prozent des
BIP der USA. Eine weltweite Importbremse für US-Waren würde der US-Wirtschaft
enormen Schaden zufügen und die Arbeitslosigkeit explodieren lassen. Die EUZollunion würde sich als Anführerin einer
derartigen internationalen Aktion anbieten. Die anderen Wirtschaftsblöcke dürften rasch einem solchen Beispiel folgen.
US-Importe lassen sich nicht leicht durch
inländische Produktionen ersetzen
Die Importe der USA von 2.250 Milliarden US-Dollar resultieren aus zwei Bereichen:
• Das Land hat 322 Millionen Einwohner
mit einer im Durchschnitt sehr hohen
Kaufkraft, wodurch unweigerlich ein
ständiger Importsog gegeben ist. Dieser
Umstand ist kaum zu korrigieren.
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• Im Rahmen der Globalisierung haben
viele Firmen Teile der Produktion ausgelagert und importieren die Bestandteile
in die USA. Diese sollen nun in den USA
produziert werden.
Die USA haben nur eine Arbeitslosigkeit von 4,9 Prozent. Es steht also
keine industrielle Reservearmee von Arbeitslosen zur Verfügung, die zu schlechten Bedingungen bereit wären, die aus
China, Vietnam oder Mexiko transferierten Produktionen zu übernehmen. Die
Kosten der rückgeführten Produktionen
müssten folglich explodieren. Diese Entwicklung hätte dramatische Folgen für
die US-Binnenwirtschaft, würde aber
auch die Exporte extrem verteuern.
Der paradoxe Effekt: Trump will die
außenwirtschaftliche Position der USA
stärken, die geplanten Maßnahmen führen hingegen in eine Schwächung.
Statt die Firmen in die USA zu zwingen, sorgt Trump für eine Verlagerung ins Ausland
Mehr noch: Die Globalisierung hat in
den internationalen Unternehmen eine
Arbeitsteilung zur gängigen Praxis gemacht. Die Entwicklung und Planung
sowie das Marketing und die Produktion
der hochwertigen Teile erfolgen meist
in den angestammten Industrieländern – die billig in Masse herstellbaren
Teile werden in den Billiglohnländern
erzeugt. Die Endfertigung geschieht
vielfach in den Heimatländern der Konzerne. Dieser Umstand begründet zahlreiche Importe in die USA.
Die Reaktion auf Trumps Außenhandelspläne kann nur in einer Neuordnung der Multis bestehen: Die Waren,
die für Abnehmer außerhalb der USA
bestimmt sind, werden zur Gänze auch
außerhalb der USA in eigenen Unternehmen fertiggestellt und an die Kunden
geliefert. In den USA wird nur für den
US-Markt produziert. Mit dem Effekt,
dass die amerikanischen Exporte sinken
und Arbeitsplätze in den USA verloren
gehen.
Die EU-Zollunion würde sich als
neue Heimat für den außeramerikanischen Teil der US-Konzerne anbieten.
Ein entsprechendes Regime wäre schnell
und unschwer zu erstellen.
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Die Überschüsse der US-Dienstleistungsbilanz sind von 75 auf 260 Milliarden US-Dollar angestiegen
Bei der Beurteilung der außenwirtschaftlichen Position der USA ist die Entwicklung
der gesamten Leistungsbilanz über einen
längeren Zeitraum zu beachten.
Die Globalisierung ließ ab den achtziger Jahren das Handelsbilanzdefizit der
USA ansteigen. Der Höhepunkt wurde im
Jahr 2006 mit einem Minus von 837 Milliarden US-Dollar erreicht. In den vergangenen zehn Jahren wurde eine Verringerung
auf die erwähnten 760 Milliarden US-Dollar erreicht.
Zu beachten ist aber die Entwicklung
der Dienstleistungsbilanz, die 2006 einen
Überschuss von 75 Milliarden US-Dollar
aufwies, der aber zuletzt über 260 Milliarden US-Dollar betragen hat.
Diese Entwicklung ist nicht zuletzt
auf die Erfolge der US-Banken und Versicherungen sowie anderer Dienstleister in Europa zurückzuführen. In einem
Handels-Krieg würde auch dieser Bereich
in das Visier der Auseinandersetzungen
geraten. Maßnahmen, die den US-Firmen
beträchtlichen Schaden zufügen könnten,
wären ohne Zweifel ein Thema.
Der Abbau des Handelsbilanzdefizits
und die Steigerung der Dienstleistungsbilanz machen eine Strukturverbesserung deutlich, die durch die von Trump
geplanten Maßnahmen gefährdet wäre –
eine willkommene Gelegenheit für die EU
im internationalen Wettbewerb und als
wirtschaftspolitische Führungsmacht zu
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punkten. Leider sind die Voraussetzungen
nur theoretisch gegeben.
Die Mitgliedstaaten betonen ihre Eigenständigkeit und sind offenkundig an
einer starken Union nicht interessiert. Die
Möglichkeiten, die sich aus der Zollunion
ergeben, werden nicht erkannt. Vor allem
wird übersehen, dass Kleinstaaten in dem
sich abzeichnenden Handelskrieg im Alleingang nicht punkten können.
***
Ronald Barazon war viele Jahre Chefredakteur der Salzburger Nachrichten. Er ist
einer der angesehensten Wirtschaftsjournalisten in Europa und heute Chefredakteur der Zeitschrift “Der Volkswirt“ sowie
Moderator beim ORF.
Mittelstand
Deutscher Maschinenbau: 2016 war ein schlechtes Jahr
Nach den Russland-Sanktionen drohen mit der neuen US-Handelspolitik Einbußen auch im US-Geschäft
D
ie deutschen Maschinenbauer haben
nach einer Berg- und Talfahrt im vergangenen Jahr insgesamt weniger Aufträge erhalten, teilte der Branchenverband
VDMA mit.
Für den Dezember ergab sich insgesamt ein erhebliches Minus der Bestellungen von real 15 Prozent. Wesentlicher
Grund dafür war das starke Großanlagengeschäft im Vorjahresmonat. Doch
auch auf das Gesamtjahr gesehen waren
die Aufträge rückläufig, wenngleich nicht
so stark: „Im Gesamtjahr 2016 verbuchte
der Maschinenbau damit ein Minus der
Auftragseingänge von real 2 Prozent“,
schreibt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph
Wiechers. „Mehr war angesichts der vielen politischen Unsicherheiten in der
Welt auch nicht zu erwarten.“
Im Dezember überzeugte das Inland
mit einem Zuwachs der Bestellungen um
7 Prozent. Dieser konnte den Rückgang
im Ausland um 22 Prozent jedoch nicht
kompensieren. „Anders als im Vorjahr
blieb der Jahresendspurt bei den Bestellungen aus. Die Maschinenbaukonjunktur erweist sich damit weiter als robust
– nicht mehr, aber auch nicht weniger“,
schreibt Wiechers.
Im Drei-Monats-Vergleich (Oktober
bis Dezember) sank der Auftragseingang
zum Vorjahr um real 8 Prozent. Auch hier
verbuchte das Inland einen Zuwachs der
Bestellungen (plus 4 Prozent), während
die Auslandsorder um 12 Prozent sanken.
In dem von Schwankungen weniger
beeinflussten Drei-Monats-Vergleich von
Oktober bis Dezember sanken die Order
um acht Prozent. Während auch hier das
Inland zulegte (plus vier Prozent) sanken
die Bestellungen aus dem Ausland (minus zwölf Prozent).
Nach Zuwächsen im November hatte
der VDMA zuletzt seine Produktionsprognose für 2016 bestätigt, die eine Stagnation vorsah. 2015 lag das Produktionsvolumen bei rund 200 Milliarden Euro. Die
„Sanktionen in Russland und die maue
Konjunktur in den Schwellenländern
machen dem als Rückgrat der deutschen
Wirtschaft geltenden Industriezweig mit
gut einer Million Beschäftigten“ laut
Reuters zu schaffen.
Nun kommt mit der neuen US-Handelspolitik ein neues Problem auf die
Maschinenbauer zu. Der VDMA skizziert
die Problemlage, die sich bereits vor dem
Wahlsieg von Donald Trump abzuzeichnen begann:
Der neue amerikanische Präsident
Donald Trump hat bislang eine protektionistische Handels- und Investitionspolitik skizziert. Auch wenn konkrete politische Maßnahmen noch nicht feststehen
– die Ankündigungen Trumps haben
bereits erste Folgen. „Wir wünschen dem
neuen Präsidenten einen guten Start in
sein Amt. Aber seit seiner Wahl herrscht
Unsicherheit über den künftigen wirtschaftlichen Kurs der USA. Unsicherheit
führt zu Investitionszurückhaltung. Erste Vorboten dafür könnten die Maschinenlieferungen in die USA sein, deren
Rückgang sich im Herbst 2016 noch beschleunigt hat“, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.
Von Januar bis Oktober 2016 gingen
die Exporte in die USA um 3,4 Prozent
zurück, im Zeitraum August bis Oktober
sanken die Maschinenausfuhren sogar
um 5,8 Prozent. „Die Vereinigten Staaten werden auch 2017 der größte EinzelExportmarkt für den deutschen Maschinenbau bleiben. Und niemand kann
sagen, welchen Einfluss der neue amerikanische Präsident jetzt schon auf den
Welthandel hat. Zudem muss sich erst
noch zeigen, ob der amerikanische Kongress und der Senat die Ankündigungen
Trumps einfach durchwinken oder einer
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genauen Prüfung unterziehen. Sicher
ist aber, dass Protektionismus und neue
Handelsschranken am Ende weder den
USA noch den Handelspartnern der Vereinigten Staaten neue Arbeitsplätze oder
zusätzliches Wachstum bringen werden.
Insofern spielt Präsident Trump mit dem
Feuer“, sagt Brodtmann.
Eine Abschottung der amerikanischen Wirtschaft durch Zölle und Mauern würde nicht nur den Handelspartnern, sondern auch dem eigenen Land
schaden. Auch US-Unternehmen sind in
globale Wertschöpfungsnetze eingebunden und auf ausländische Absatzmärkte
angewiesen. Im Jahr 2015 exportierte die
Verarbeitende Industrie der USA Waren
im Wert von 1.112 Milliarden Dollar. Zu
den Hauptabnehmerländern gehörten
Kanada, Mexiko, China und Japan. Dieser
grenzüberschreitende Warenaustausch
sichert auch Arbeitsplätze in den USA.
Hinzu kommt: Etwa ein gutes Drittel des
amerikanischen Marktvolumens wird
durch den Import von Maschinen gedeckt. Denn in vielen Maschinenbausektoren gibt es kein international wettbewerbsfähiges
US-Angebot mehr. Maschinenlieferungen aus Deutschland liegen an vierter
Stelle und haben einen wesentlichen Anteil an der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Industrie.
„Wenn Donald Trump in- und ausländische Unternehmen mit Strafzöllen
dazu zwingen will, ihre Produktion in
den Vereinigten Staaten zu belassen oder
Die Bestellungen aus dem Ausland sind 2016 gesunken.
neu aufzubauen, mag das dort kurzfristig
den einen oder anderen Unternehmensstandort erhalten. Mittel- und langfristig
führen solche staatlichen Zwangsmaßnahmen aber dazu, dass Investoren sich
abwenden – und damit zu Wohlstandsverlusten“, sagt Ulrich Ackermann, Leiter
VDMA Außenwirtschaft. „Darüber hinaus ist es höchst zweifelhaft, dass mit solchen Methoden gerade die brachliegenden amerikanischen Industrieregionen,
denen Trump Versprechungen gemacht
hat, nun wiederbelebt werden.“
Handelspolitisch würden sich die
Vereinigten Staaten mit der Verhängung
von Strafzöllen ebenfalls in eine schwie-
10. Februar 2017
Quelle: Flickr/Armin S Kowalski/CC BY-SA 2.0
rige Lage begeben. Die einseitige Erhöhung der Importzollsätze der USA für
Maschinenbauprodukte wäre nur unter
Verletzung der Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) möglich. Denn die
USA haben gegenüber der WTO vertraglich festgeschrieben, dass die Höhe ihrer
Einfuhrzollsätze für Maschinenbauprodukte zwischen 0 und 5 Prozent liegt. Die
Erhebung eines „Schutzzolles“ wäre im
Rahmen der WTO-Regeln nur bei einer
nachgewiesenen „erheblichen Schädigung“ der einheimischen Produzenten
möglich. Dies trifft auf Maschinenbauprodukte aus Deutschland und Europa
aber sicherlich nicht zu.
Digitalisierung
Deutschland hat Nachholbedarf im digitalen Wettbewerb
Deutsche sind der Neugründung von Unternehmen gegenüber skeptisch. Digitale Trends beginnen aber in diesen Start-ups
D
as Land der Ingenieure und Tüftler
fremdelt noch mit der neuen digitalen Welt. Die aktuelle Deloitte-Studie
„Digitale Wettbewerbsfähigkeit – Wo steht
der Standort Deutschland?“ identifiziert
im OECD-Vergleich Stärken und Schwächen in den Schlüsselbereichen Talente,
Start-up-Kultur sowie Investitionen. Dabei
wird deutlich, dass Deutschland zwar bei
der Talent-Pipeline sehr gut aufgestellt
ist und auch eine hohe Anziehungskraft
auf internationale Spezialisten ausübt,
aktuell aber über einen eher kleinen Pool
von IT-Fachleuten verfügt. Beim Thema
Unternehmensgründung zeigen sich die
Deutschen zögerlich und sehen eher Risiken als Chancen: Selbstständigkeit ist keine
attraktive Karriereoption in Deutschland,
was eine dynamische Entwicklung digital
ausgerichteter Start-ups erschwert. Nicht
zuletzt fallen die Investitionen in Digitalisierungspotenziale und -lösungen deutlich
geringer aus als in den meisten anderen
OECD-Staaten. Der Standort Deutschland
liegt in dieser Hinsicht weit hinter der Spitzengruppe.
„Ausstattung mit Talenten, Affinität
zu unternehmerischer Aktivität oder Investitionen: Unter den 34 OECD-Ländern,
die in die Studie einbezogen wurden, positioniert sich Deutschland in den relevanten Kategorien sehr unterschiedlich
– mit Stärken, aber auch mit deutlichen
Schwächen. Entsprechend groß sind die
Herausforderungen“, erklärt Dr. Alexander
Börsch, Chefökonom bei Deloitte.
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Unternehmen aber nicht zu. Als Resultat belegt Deutschland im Bereich der
Finanzierung durch Venture Capital einen der hinteren Plätze. Zum Vergleich:
Die Gründungsintensität in Kanada
liegt um das Dreifache, in den USA um
das Zweieinhalbfache höher.
Große Investitionslücke
Platzierung der globalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.
Quelle: Deloitte, World Economic Forum, IMD
Allgemeine Wettbewerbsfähigkeit
spitze – aber kein Grund zum Zurücklehnen
In den gängigen globalen Wettbewerbsfähigkeits-Rankings
belegt
Deutschland einen Spitzenplatz, jedoch
ist das Produktivitätswachstum, der
Haupttreiber von Wohlstand und künftigem Wachstum, inzwischen sehr gering. Digitale Technologien können hier
für einen Schub sorgen – im Technologiesektor selbst wie auch in den meisten anderen Industrien. In der digitalen
Wirtschaft ändern sich allerdings die
Innovationsmuster, neue Geschäftsmodelle und Services entstehen vor allem
in kleinen, neu gegründeten Unternehmen. Basis hierfür sind entsprechend
gut ausgebildete Talente mit Potenzial
und Visionen.
Spezialisten-Pool muss aufgefüllt
werden
In dieser Hinsicht steht Deutschland nicht gut da: Der Talent-Pool an
verfügbaren IT-Experten liegt unter
dem vieler anderer OECD-Staaten. Ihr
Anteil an allen Beschäftigten liegt bei
0,7 Prozent – das reicht nur für Platz 20
unter allen teilnehmenden Ländern. Bei
der Forschung im IT-Sektor ist es sogar
nur Platz 22, womit sich Deutschland jeweils im vorletzten Quartal befindet. Bei
den Datenspezialisten ist die Lage etwas
besser, aber auch hier ist der Abstand
zur Spitzengruppe (Niederlande, USA)
enorm.
Nachwuchs ist gesichert
Innovation benötigt Talente und
Talente benötigen Ausbildung. Hervorragend ist die Lage mit Blick auf die
Talent-Pipeline in Deutschland. Nicht
zuletzt aufgrund der hohen Anzahl an
MINT-Studenten und der ausgezeichneten Qualität der Hochschulausbildung
befindet sich Deutschland hier in einer
Spitzenposition und landet im OECDVergleich nur knapp hinter dem Vereinigten Königreich. Mehr als 15 Prozent
der Studierenden in Deutschland sind
in entsprechenden Fächern eingeschrieben. Sieben der 100 besten technischen
Universitäten kommen aus Deutschland: München, Aachen, Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart, Dresden und Darmstadt.
Start-ups haben es schwer
Auch bei digitalisierungsrelevanten
Investitionen hat Deutschland großen
Nachholbedarf. Investments in Informations- und Telekommunikationstechnologien (IKT) finden in einem derart
geringen Ausmaß statt, dass es hier nur
für einen Platz im letzten Viertel reicht
– weit hinter den Spitzenreitern Niederlande und Schweiz. Die Forschungsausgaben in Deutschland konzentrieren
sich auf andere Sektoren. Die IKT-Industrie besitzt daher noch großes Investitions- und Entwicklungspotenzial. Dabei
sollten nicht nur Bildungseinrichtungen,
sondern auch Unternehmen in der Lage
sein, relevante Trends möglichst frühzeitig zu erkennen und die entsprechenden
Investitionen in die Zukunft zu tätigen.
„Es gibt zahlreiche Ansatzpunkte,
um dem Land im Hinblick auf die Digitalisierung mehr Schwung zu verleihen.
Das beginnt bei einer erweiterten und
intensivierten Ausbildung mit besonderem Fokus etwa auf Data-AnalyticsKompetenzen und dem Prinzip lebenslangen Lernens. Vor allem aber sind
höhere Investitionen in dem gesamten
Bereich der Digitalisierung erforderlich,
um die wirtschaftliche Produktivität
und den Wohlstand zu erhalten oder gar
zu steigern“, resümiert Nicolai Andersen, Partner und Leiter Innovation bei
Deloitte.
Innovationen – insbesondere im Bereich der Digitalisierung – finden nicht
in großen Konzernen, sondern vor allem
in Start-up-Unternehmen statt. Und genau hier weist Deutschland im internationalen
Vergleich ein erhebliches
Defizit auf. Die Gründe
liegen hauptsächlich in
der mehrheitlich skeptischen Haltung der Deutschen gegenüber dem
Unternehmertum. Zwar
hegen sie großen Respekt
vor unternehmungslustigen Gründern, trauen sich
Die digitalen Trends haben ihren Ursprung meist in kleinen Unden Schritt zum eigenen
ternehmen.
Quelle: Flickr/Mayra Marcelino/CC BY 2.0
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Immobilien
Baugewerbe fürchtet wirtschaftliche Turbulenzen durch die USA
Während die gewerbliche Nachfrage stark sinkt, explodiert der Bedarf an neuem Wohnungsraum besonders in großen Städten
H
Dank des „Investitionshochlaufproat die Unsicherheit nach der USWahl bereits Auswirkungen auf gramms“ des Bundes wurde im Novemdas Investitionsverhalten der deutschen ber 2016 das stärkste Orderplus für den
Wirtschaft? Wie der Hauptverband der Öffentlichen Bau ausgewiesen: Dieser
Deutschen Bauindustrie in der neuesten legte im Vergleich zum Vorjahresmonat
Ausgabe seines Aktuellen Zahlenbildes um 26,7 Prozent zu – und damit abermals
mitteilt, meldeten die Betriebe des Bau- zweistellig (Jan.-Nov.: +18,6 Prozent), der
hauptgewerbes mit 20 und mehr Be- Umsatz stieg um 9,5 Prozent (Jan.-Nov.:
schäftigten für November 2016 zwar ein +7,5 Prozent). Das starke Orderplus ist
Orderplus im Vergleich zum Vorjahres- überwiegend auf den Straßenbau zumonat von nominal 7,6 Prozent, erstmals rückzuführen, der um 50,2 Prozent zugeseit August 2015 ist jedoch die Nachfrage legt hat (Jan.-Nov.: +19,2 Prozent). Damit
im Wirtschaftsbau zurückgegangen – und das gleich um
10,8 Prozent. Die Nachfrage im
Wohnungsbau und im Öffentlichen Bau ist dagegen mit +
24,9 Prozent bzw. + 26,7 Prozent
ungebrochen. Der vom Statistischen Bundesamt berechnete
preis-, saison- und arbeitstäglich
bereinigte Rückgang des Auftragseingangs von 1,0 Prozent
zum Vormonat ist somit nicht
Ausdruck einer schwächelnden
Baukonjunktur, sondern nach
wie vor nur die Folge des mittlerweile erreichten außergewöhnlich hohen Auftragsniveaus. Die
Bauunternehmen meldeten für
die ersten elf Monate immerhin Der Gewerbebau geht vorerst zurück.
ein Orderplus von nominal 15,3
Prozent.
Entsprechend gut gefüllt sind die kommen die zusätzlichen Bundesmittel
Auftragsbücher: Für Ende 2016 melde- langsam bei den Bauunternehmen an.
te das ifo Institut für die Branche eine Laut aktuellem Monatsbericht des FiReichweite der Auftragsbestände von nanzministeriums lagen die Ausgaben
weit überdurchschnittlichen 3,2 Mona- des Bundes für den Straßenbau in den
ten – und das trotz reger Bautätigkeit. So ersten elf Monaten um 10,3 Prozent über
erwirtschafteten die Baubetriebe mit 20 dem Niveau des vergleichbaren Vorjahund mehr Beschäftigten im November reszeitraums. Für Dezember wird auch
ein Umsatzplus von nominal 6,2 Prozent. ein deutliches Plus erwartet: Von den 8,8
In den ersten elf Monaten lag der Umsatz Milliarden Euro, die der Bund für 2016
um 6,8 Prozent über dem vergleichbaren für den Bau von Straßen angesetzt hat,
Vorjahreszeitraum. Entsprechend zu- sind erst 84 Prozent ausgegeben.
Auch die Nachfrage nach Wohnraum
frieden zeigten sich die Bauunternehmen: 85 Prozent der im Rahmen des ifo ist ungebrochen: Für den Wohnungsbau
Konjunkturtests Befragten beurteilten meldeten die Baubetriebe einen Anstieg
ihre aktuelle Geschäftslage als gut bzw. des Auftragseingangs im Vergleich zum
befriedigend – so viele wie noch nie im November 2015 um 24,9 Prozent (Jan.Nov.: +18,2 Prozent), der Umsatz lag um
Dezember.
6,2 Prozent über dem vergleichbaren
Vorjahresmonat (Jan.-Nov.: +12,7 Prozent). Auch die Baugenehmigungen für
Wohnungen legten in den ersten elf Monaten zu: Es wurde der Neu- und Umbau
von 340.000 Wohnungen genehmigt,
63.600 bzw. 23 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dabei
wurde für den Neubau von Mehrfamilienhäuser ein höheres Wachstum ausgewiesen (+27,4 Prozent) als für die Einund Zweifamilienhäuser (+3,2 Prozent).
Quelle: Flickr/Sean MacEntee/CC BY 2.0
Lediglich der Wirtschaftsbau sorgte für eine negative Überraschung: Die
seit über einen Jahr anhaltenden Steigerungsraten beim Auftragseingang hatten im November 2016 ein Ende – die
Betriebe meldeten einen Rückgang von
10,8 Prozent (Jan.-Nov.: +10,9 Prozent).
Die Unternehmen des Verarbeitenden
Gewerbes hielten sich offenbar – aufgrund der unsicheren Lage auf den Weltmärkten durch die US-Wahl im November – erst einmal mit Aufträgen zurück:
Entsprechend stark sanken die Ordereingänge im Wirtschaftshochbau (-15,2 Prozent). Auf den Umsatz im Wirtschaftsbau
hatte dies aber noch keinen Einfluss, er
legte im November um 3,4 Prozent zu
(Jan.-Nov.: +3,3 Prozent).
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Investitionen
Berlin verliert Spitzenposition für Technologie in Europa
Die Summe der Investitionen hat 2016 zwar abgenommen, die Zahl der Deals für kleinere Unternehmen nahm jedoch zu
W
eil Mega-Deals ausblieben, haben
Deutschlands Start-ups im vergangenen Jahr insgesamt deutlich weniger
Geld durch Finanzierungsrunden eingenommen als im Vorjahreszeitraum. Das
sind Ergebnisse des Start-up-Barometers
der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft
EY (Ernst & Young). Der Gesamtwert ist
von 3,2 auf 2,2 Milliarden Euro um fast ein
Drittel zurückgegangen. Gleichzeitig profitierten aber deutlich mehr Jungunterneh-
liche Zuwächse: Bayern um 87 Prozent
und NRW um 57 Prozent. Rückläufig war
das Finanzierungsvolumen in Hamburg,
wo 127 Millionen Euro in junge Unternehmen flossen – im Vorjahr waren es
aufgrund eines Mega-Deals noch 321 Millionen Euro gewesen.
Europaweit stieg die Zahl der Startup-Finanzierungen im vergangenen Jahr
noch deutlich stärker als in Deutschland:
um 41 Prozent. Der Gesamtwert der In-
konnte sich zudem München mit einem
Investitionsvolumen von 345 Millionen
Euro als zweite deutsche Stadt platzieren– damit belegte die bayerische Landeshauptstadt den siebten Platz.
„Die steigende Zahl an Finanzierungsrunden in den führenden deutschen Start-up-Regionen zeigt, dass der
Start-up-Standort Deutschland weiter
an Attraktivität gewonnen hat und sich
neben dem Zentrum Berlin auch die anderen deutschen Start-up-Ökosysteme
positiv entwickeln. Die Start-up-Szene
in Deutschland steht heute auf einer
breiteren Basis als je zuvor“, kommentiert Peter Lennartz, Partner bei EY, die
Zahlen.
Keine Transaktion über 100 Millionen
Euro
Deutschlandweit bleibt Berlin vorn.
men von frischem Kapital: 2016 erhielten
bundesweit 455 Start-ups Risikokapital,
2015 waren es 383 Unternehmen. Die Zahl
der Finanzierungsrunden stieg von 417 auf
486.
Im Bundeslandvergleich liegt weiter
Berlin vorn: Bei 220 Finanzierungsrunden (Vorjahr: 212) erhielten Berliner Jungunternehmen insgesamt 1,07 Milliarden
Euro (Vorjahr: 2,24 Milliarden Euro). Wie
in Berlin wurden auch in Bayern (83
Transaktionen),
Nordrhein-Westfalen
(48) und Hamburg (40) mehr Finanzierungsrunden gezählt als im Vorjahr.
Beim Finanzierungsvolumen konnten
sich im vergangenen Jahr die Start-upStandorte Bayern (527 Millionen Euro)
und Nordrhein-Westfalen (141 Millionen
Euro) hinter der Bundeshauptstadt platzieren – und verzeichneten dabei erheb-
Quelle: Ernst & Young
vestitionen sank zudem weniger deutlich
als hierzulande: um 11 Prozent auf 11,8
Milliarden Euro. Bei der Zahl der Deals
lag Frankreich mit 583 Transaktionen
vor Großbritannien (535) und Deutschland (486), beim Transaktionswert hatte
hingegen Großbritannien mit großem
Abstand die Nase vorn: Insgesamt 3,74
Milliarden Euro flossen in britische Startups. Dahinter liegen Deutschland mit
2,23 Milliarden Euro und Frankreich mit
2,22 Milliarden Euro.
Nachdem Berlin sich im Jahr 2015
dank einiger sehr großer Investitionen
noch Europas Start-up-Hauptstadt nennen konnte, lagen 2016 London (2,2 Milliarden Euro), Paris, (1,3 Milliarden Euro)
und Stockholm (1,2 Milliarden Euro –
dank Spotify-Großdeal) vor der Bundeshauptstadt. In den europäischen Top 10
Dass das Investitionsvolumen am
Standort Berlin um die Hälfte eingebrochen ist, wertet Lennartz nicht als Problem: „2015 sorgten Einmaleffekte für
Rekordzahlen – dafür profitierten 2016
mehr Unternehmen von Risikokapital.“
Im Jahr 2015 hatten vor allem hohe Investitionen der Start-up-Schmiede Rocket Internet nach ihrem Börsengang im
Jahr 2014 für einen massiven Anstieg der
Investitionen in die deutsche Start-upSzene gesorgt.
Letztlich aussagekräftiger für die
Stärke des Start-up-Standorts Deutschland sei die Zahl der mittelgroßen Deals,
so Lennartz: „Die Zahl der Unternehmen,
die zwischen fünf und zehn Millionen
Euro erhielten, stieg im vergangenen Jahr
von 33 auf 55. Die Zahl der Unternehmen,
die zwischen 10 und 50 Millionen Euro
erhielten, stieg von 48 auf 461. Und sogar
bei den Deals zwischen 50 und 100 Millionen Euro gab es einen leichten Anstieg:
von vier auf sechs“. Der Rückgang beim
deutschlandweiten Investitionsvolumen
sei also allein auf das völlige Fehlen sehr
großer Transaktionen ab 100 Millionen
Euro zurückzuführen, nachdem es im
Vorjahr noch acht derartige Deals gegeben hatte.
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„Wir haben im vergangenen Jahr ein
starkes Wachstum bei kleineren Frühphasenfinanzierungen gesehen. Damit
wurde eine gute Basis für zukünftiges,
nachhaltiges Wachstum gelegt. Denn
je mehr Gründungen und je mehr Finanzierungen im Seedbereich vorgenommen werden, desto größer ist die
Chance, dass sich in Zukunft eine höhere Anzahl Start-ups zu erfolgreichen
Mittelständlern oder sogar Unicorns
entwickeln können.“ Als „Unicorn“ (Einhorn) werden Start-ups bezeichnet,
die eine Milliarde US-Dollar oder mehr
wert sind.
e-commerce sammelt das meiste
Geld ein
Das meiste Geld floss in Deutschland
im vergangenen Jahr in e-commerceund FinTech-Unternehmen: 422 bzw. 413
Millionen Euro. Während allerdings die
Investitionssummen in diesen beiden
Sektoren rückläufig waren, verzeichneten die Bereiche „Mobility“ und „Health“
starke Zuwächse: um 104 Prozent auf 311
Millionen Euro bzw. um 84 Prozent auf
282 Millionen Euro. Stark gestiegen sind
auch die Investitionen in Unternehmen,
die Dienstleistungen im Energiesektor
anbieten: von 39 Millionen Euro auf 230
Millionen Euro.
„Das Interesse der Investoren an
innovativen Geschäftsmodellen in den
Bereichen Mobilität und Energie ist
spürbar gestiegen. Hier hinterlassen die
Energiewende und der Schwenk zu einer veränderten Mobilität ihre Spuren.“
Lennartz beobachtet ein immer stärkeres Interesse großer Konzerne an einer
Zusammenarbeit mit oder an Investitionen in Start-ups aus diesen Bereichen:
„Die Bedeutung von Start-ups für die
aktuelle und zukünftige Entwicklung
der deutschen Wirtschaft hat im Jahr
2016 weiterhin zugenommen und wird
sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen. Immer mehr Konzerne investieren
in Start-ups und fördern die Zusammenarbeit, um im Innovationswettlauf
vorne dabei zu sein. Auch der deutsche
Mittelstand hat inzwischen die Chancen
der Zusammenarbeit mit Start-ups entdeckt, hat aber gegenüber den Konzernen noch starken Nachholbedarf.“
Berlin in Deutschland vor Bayern und
Nordrhein-Westfalen
Berlin konnte sich trotz Rückgangs
des Investitionsvolumens mit weitem Abstand an der Spitze innerhalb
Deutschlands behaupten. Anders als
in Berlin stieg aber in den meisten anderen Bundesländern das Investitionsvolumen: In Bayern von 282 auf 527
Millionen Euro, in NRW von 90 auf 141
Millionen Euro und in Sachsen von 16
auf 101 Millionen Euro. Rückläufig waren
die investierten Summen in Hamburg
(von 321 auf 127 Millionen Euro) und in
Baden-Württemberg (von 149 auf 87 Millionen Euro).
Bis auf Baden-Württemberg und
Sachsen, wo jeweils zwei Deals weniger
gezählt wurden als im Vorjahr, verzeichneten alle anderen größeren Start-upRegionen einen Anstieg der Transaktionen, wobei Nordrhein-Westfalen, wo
sich die Zahl der Deals auf 48 mehr als
verdoppelt hat, besonders stark auffällt.
„Die Start-up Ökosysteme haben
sich überall in Deutschland weiterentwickelt“, beobachtet Lennartz. „Berlin
bleibt zwar vorn und ist weiterhin für
Start-ups weltweit sehr attraktiv, aber
gerade München, Hamburg und Köln
kristallisieren sich als Hotspots mit einer starken Dynamik heraus“. So sei die
10. Februar 2017
Investitionsaktivität etwa in Köln von
acht Deals im Jahr 2015 auf 25 Deals im
vergangenen Jahr deutlich gestiegen
– das Volumen habe von 25 auf 45 Millionen Euro ebenfalls stark zugelegt.
„In der Weiterentwicklung der Startup-Ökosysteme in Deutschland und
der damit einhergehenden engere Zusammenarbeit der innovativen Startups mit deutschen Unternehmen liegt
eine große Chance für die zukünftige
Entwicklung der deutschen Wirtschaft
insgesamt.“
Spotify Europas Risikokapital-König
Mit Abstand am meisten Kapital floss an den schwedischen Musikstreaming-Dienst
Spotify
(900
Millionen Euro). Der britische Essenslieferdienst Deliveroo (245 Millionen
Euro) und der ebenfalls britische Flugsuchdienst Skyscanner (177 Millionen
Euro) folgen auf den Plätzen zwei und
drei.
In Deutschland lag der Lieferdienst
Hello Fresh mit einer Finanzierungsrunde über 85 Millionen Euro vorn –
vor dem Solartechnik-Unternehmen
Heliatek, das 80 Millionen Euro erhielt, und dem Batteriehersteller Sonnen, der 76 Millionen Euro einwerben
konnte.
Mit Platz 4 europaweit bleibt Berlin dennoch eine Metropole für Start-ups.
Quelle: Flickr/Blok 70/CC BY 2.0
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10. Februar 2017
Umwelt
Mittelständler weltweit achten auf nachhaltige Entwicklung
Das Bewusstsein für Umwelt und Klimaschutz ist im Mittelstand sehr präsent. Besonders wichtig ist die Energie-Effizienz
E
in verantwortungsvolles und auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtetes
Verhalten ist vielen Mittelständlern ein
Anliegen. Neun von zehn Mittelständlern
in den Industrie- und Schwellenländern
haben sich in den vergangenen zwei Jahren für soziale oder ökologische Ziele engagiert. Sie setzen sich beispielsweise für
gute Arbeitsbedingungen in ihrem eigenen Unternehmen ein, achten auf soziale
Mindeststandards bei Lieferanten oder
engagieren sich für den Klima- und Umweltschutz. Dies zeigt eine Sonderauswertung des KfW-Wettbewerbsindikators 2016,
für den mehr als 3.100 kleine und mittlere
Unternehmen in zehn wichtigen Volkswirtschaften Europas und der Welt unter
anderem zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR) befragt wurden.
Die Sicherstellung guter Arbeitsbedingungen im eigenen Unternehmen ist
dabei in allen Ländern die CSR-Aktivität,
der die Mittelständler die größte Bedeutung beimessen. Jedes zweite der befragten
Unternehmen setzt sich hierfür ein. Der
deutsche Mittelstand liegt mit etwa 41 Prozent etwas unter dem Durchschnitt. Hier
zu Lande sind die Standards im internationalen Vergleich schon sehr hoch und die
Arbeitsbedingungen deutlich besser als in
vielen anderen Regionen. „Gute Arbeitsbedingungen sind eine wichtige Voraussetzung dafür, dass mittelständische Unternehmen im Wettbewerb um qualifizierte
Fachkräfte erfolgreich sein können“, kommentiert Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der
KfW Bankengruppe. „Die Mittelständler
profitieren von ihrem Engagement für ihre
Beschäftigten.“ Daher fordert jeder fünfte
Mittelständler auch von seinen Lieferanten die Einhaltung sozialer Mindeststandards ein.
Vergleichsweise hoch auf der CSRAgenda der Mittelständler steht auch der
schonende Umgang mit Ressourcen. Mehr
als drei von zehn Unternehmen haben sich
in den vergangenen zwei Jahren für eine
Verbesserung ihrer Materialeffizienz engagiert, fast genauso viele für die Erhöhung
ihrer Energieeffizienz. In Deutschland war
die Verbesserung der Materialeffizienz für
28 Prozent und die Erhöhung der Energieeffizienz für 37 Prozent der befragten Unternehmen ein Thema.
Die Verbesserung der Energieeffizienz
ist zudem das CSR-Thema, das aus Sicht
der Mittelständler weltweit am stärksten
an Bedeutung gewinnen wird. Mehr als
Energieeffizienz zunehmend zum Wettbewerbsvorteil wird.“
Auch über das Thema Energieeffizienz hinaus engagieren sich die deutschen
Mittelständler überdurchschnittlich stark
für den Klima- und Umweltschutz. Gut jedes dritte kleinere und mittlere Unternehmen gab an, in den letzten zwei Jahren in
diesem Bereich aktiv gewesen zu sein. Auf
internationaler Ebene setzt sich nur rund
jedes vierte Unternehmen für den Klimaund Umweltschutz ein.
Viele Mittelständler legen Wert auf ihre Energie-Effizienz. Quelle: Flickr/Christian Reimer/CC BY-SA 2.0
die Hälfte der befragten Unternehmen
geht davon aus, dass das Thema für sie in
den kommenden Jahren wichtiger wird.
„Mit der Umsetzung des internationalen
Klimaabkommens, die auch Gegenstand
des Weltklimagipfels 2017 in Bonn sein
wird, dürfte sich der Druck zu einem effizienteren Umgang mit Energie auch im
Mittelstand weiter verstärken“, sagt KfWChefvolkswirt Zeuner. „Die deutschen
Unternehmen haben hier schon einige
Fortschritte erzielt. In Zukunft werden sie
sich jedoch weiter anstrengen müssen, da
Die Förderung sozialer Projekte und
humanitäre Hilfe stehen dagegen weniger
stark im Vordergrund. Dies gilt insbesondere für Unternehmen in Europa, wo die
soziale Verantwortung traditionell stärker
beim Staat gesehen wird als beispielsweise in den USA. In Deutschland haben sich
in den vergangenen zwei Jahren knapp 17
Prozent der Mittelständler für soziale Projekte oder humanitäre Hilfe eingesetzt.
Vergleichsweise gering ausgeprägt ist auch
das Engagement für Wissenschaft, Kultur,
Kunst oder Sport.
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt, Nicolas Dvorak. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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