Schleswig-Holsteins „Pferdeschule“ bleibt in Futterkamp

Bildung 45
■ BAUERNBLATT | 28. Januar 2017
Berufsbildungszentrum Plön und Kammer setzen Erfolgsmodell fort
Schleswig-Holsteins „Pferdeschule“ bleibt in Futterkamp
Schleswig-Holstein ist mit rund
100.000 Pferden und einer großen
Zahl von Menschen, die diese Tiere beruflich oder als Hobby halten,
ein bedeutendes Reiter- und Pferdeland. Allein der Pferdesportverband hat knapp 40.000 Mitglieder.
Hierzulande werden mit den Holsteiner Warmblutpferden und den
Trakehnern herausragende Rassen
gezüchtet, Reiter und Zuchtbetriebe haben Weltniveau. In den Pensions- und Zuchtbetrieben werden deshalb auch Pferdewirtinnen
und Pferdewirte sowie Fachpraktikerinnen und Fachpraktiker in der
Pferdehaltung (früher Werker) benötigt. Ausgebildet werden diese
unter anderem in Futterkamp. Die
Zusammenarbeit wurde nun neu Nach Futterkamp kommen sogar angehende Pferdewirte aus dem Ausland:
besiegelt.
Klassenlehrer Björn Sawallisch mit der Italienerin Talisa Milioto, dem PortuBereits seit 1997 werden am Außenstandort des Berufsbildungszentrums Plön (BBZ Plön) in Futterkamp junge Menschen schulisch
zum/zur Pferdewirt/-in und zum/
zur Fachpraktiker/-in in der Pferdewirtschaft ausgebildet. Diese
langjährige Kooperation zwischen
dem BBZ Plön und der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
wird nun für weitere zehn Jahre durch den neuen Vertrag zwischen den beiden Partnern erfolgreich fortgesetzt. Unterschrieben
haben ihn kürzlich der Geschäftsführer des BBZ Plön, Axel Böhm,
und der Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Peter Levsen Johannsen. Als
passionierter Reiter von Kindesbeinen an freute dieser sich besonders über die Fortsetzung der
20 Jahre währenden Kooperation.
Er bezeichnete sie als Erfolgsstory,
wenngleich der Beruf des Pferdewirtes/der Pferdewirtin ein harter
sei und nichts mit der Kuschelromantik junger Pferdenärrinnen zu
tun habe.
dungsbetrieben und im Blockunterricht des BBZ Plön in Futterkamp statt.
Dabei bietet der Standort Futterkamp beste Voraussetzungen
für die Ausbildung der Schülerinnen und Schüler. Unterrichtet werden sie von gut ausgebildeten und
engagierten Lehrerinnen und Lehrern des BBZ Plön. Für die berufsschulische Ausbildung nutzen sie
die vorhandenen Einrichtungen
im Lehr- und Versuchszentrum.
Klassen- und Unterweisungsräume
stehen der Schule ebenso zur Verfügung wie eine 20 mal 60 m große Reithalle mit Tribüne sowie ein
Stall für maximal zehn Pferde, die
für Unterrichtszwecke von Lehrenden beziehungsweise Lernenden
mitgebracht werden.
Entscheidender Vorteil ist, dass
giesen Vasco Ferreira und dem Polen Jan Zdeb (v. li.).
neben dem Unterricht im Klassenraum auch Unterweisungen am
Pferd stattfinden können. Dies war
der Hauptgrund, der 1997 zu dieser Kooperation führte und fortan einen praxisorientierten Unterricht im Klassenraum und am
lebenden Tier ermöglichte. Alle
Beteiligten sahen darin eine Maßnahme, die eine deutliche Qualitätsverbesserung der Ausbildung
bewirkte. Diese Einschätzung hat
sich bis heute nicht geändert, und
darin liegt nach wie vor die Motivation, diese Kooperation fortzusetzen.
Da der Unterricht nicht an einzelnen Wochentagen, sondern in der
Regel in Zeitblöcken von zwei WoKammergeschäftsführer Peter Levsen Johannsen (r.) und Axel Böhm (BBZ chen erfolgt, nutzen die LernenPlön) besiegeln in Anwesenheit von Plöns Landrätin Stephanie Ladwig für den die Unterbringungsmöglichzehn Jahre die Zusammenarbeit.
keiten im Internat des Lehr- und
650 Schüler/-innen
in zehn Jahren
Allein in den vergangenen zehn
Jahren absolvierten 650 Schülerinnen und Schüler den anerkannten
Ausbildungsweg in Futterkamp
und konnten ins Berufsleben entlassen werden. Seit 1997 waren
es 940 Absolventen/-innen dieser Schule. Die Ausbildung findet In den frisch renovierten Klassenräumen lernen die Auszubildenden traditionell am Modell und, wie hier Niklas
im dualen System auf den Ausbil- Wecknig, digital am E-Board.
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Versuchszentrums. Die gemeinsa­
me Übernachtung fördert nicht
nur das bessere Kennenlernen und
den Zusammenhalt der Schülerin­
nen und Schüler, sondern wirkt
sich nebenbei positiv auf den Lern­
erfolg aus.
Moderner Unterricht
mit E-Boards
Die Unterrichtsräume in Futter­
kamp sind vom BBZ Plön ausgestat­
tet worden und auf dem neuesten
Stand. Sie verfügen über aktuelle
Unterrichtsmedien wie E-Boards
mit Arbeitsplatzlaptops und bieten
den Schülerinnen und Schülern op­
timale Voraussetzungen für zeitge­
mäßes Lernen.
Als Landesberufsschule für Pfer­
dewirtschaft ist die Außenstel­
le des BBZ Plön in Futterkamp der
einzige Standort in Schleswig-Hol­
stein für alle Auszubildenden in
der Pferdewirtschaft. Die Fach­
richtungen sind: Haltung und Ser­
vice, Zucht, klassische Reitausbil­
dung, Rennen und Spezialreitwei­
sen (zum Beispiel Westernreiten).
In Futterkamp gibt es viel Platz auf Weiden, Koppeln, den Ställen und im Internat für die Auszubildenden und ihre
Vierbeiner. Fotos: Isa-Maria Kuhn
Während es früher nur den Be­
ruf der/-s Pferdewirtin/Pferdewir­
tes gab, wurde die Ausbildung im
Jahr 2007 um den Beruf der Fach­
praktikerin/des Fachpraktikers in
der Pferdewirtschaft ergänzt. Die­
ser Berufsschulunterricht wird seit­
her ebenfalls in Futterkamp ange­
boten. Diese Ausbildung ist Men­
schen vorbehalten, die einen För­
derstatus aufweisen. 386 junge
Menschen haben diesen Ausbil­
dungsweg im vergangenen Jahr­
zehnt beschritten. Auch für diese
Schülerinnen und Schüler gelten
die gleichen Rahmenbedingun­
gen wie bei den oben genannten
Pferdewirtinnen und -wirten. Für
alle Schülerinnen und Schüler er­
folgt eine ausgeweitete Betreuung
durch Lehrkräfte der Landesberufs­
schule während der Unterrichts­
zeit. Außerhalb der Unterrichtszeit
übernimmt eine Internatskraft die
Betreuung.
Isa-Maria Kuhn
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 43 31-94 53-111
[email protected]
Information rund um Natur, Umwelt und ländliche Räume
Bildungszentrum legt neues Programm auf
Rund 150 Veranstaltungen vom
Vortrag über Seminare bis hin zu
Exkursionen bietet die Einrichtung 2017 an. Unter dem Nachhaltigkeitsgedanken vereinigt ist
die Themenpalette wieder breit.
Behandelt werden die Komplexe
Naturschutz und Landnutzung,
zukunftsfähige Entwicklung auf
dem Land, Ressourcenschutz und
nachhaltiges Wirtschaften, Qualifikation für Beruf und Ehrenamt, Netzwerke sowie Bildung
für nachhaltige Entwicklung/Umweltbildung.
Eine Besonderheit ist auch 2017
der Aktionsmonat Naturerlebnis
im Mai. Prominenter Botschafter
ist der Meteorologe Dr. Meeno
Schrader. Im Wonnemonat lockt
eine Vielzahl an Veranstaltungen
von Flensburg bis Lauenburg, von
Sylt bis Fehmarn. 600 Erlebnisse in
der Natur sind vorbereitet wor­
den, darunter spezielle für Kin­
dergärten und Schulen. Ab März
steht der Veranstaltungskalender
unter www.aktion-erlebnis.de im
Internet. In der Vergangenheit
haben erfahrene Exkursionsleite­
rinnen und -leiter wie zertifizierte Das Kuratorium des Bildungs­
Natur- und Landschaftsführerin­ zentrums für Natur, Umwelt und
nen und -führer, Kräuterkundige, ländliche Räume berät und be­
Jägerinnen und Jäger, Naturpäd­ gleitet die Arbeit des Vorstands
agoginnen und -pä­
dagogen eine Viel­
zahl von Exkursionen
im gesamten Land
durchgeführt. Auf
erlebnisreiche Wei­
se wird die heimische
Tier- und Pflanzen­
welt nähergebracht
und Altbekanntes
wiederentdeckt. Die
Themenvielfalt reich­
te bisher vom Sam­ Bei 150 Veranstaltungen dürfte für viele Akteumeln und Verarbei­ re im Naturschutz, der Landwirtschaft und dem
ten von Wildkräu­ ländlichen Raum etwas dabei sein.
tern über vogel- oder Foto: Isa-Maria Kuhn
fledermauskundliche
Abendspaziergänge bis zu Pad­ mit dem Fachwissen seiner Mit­
deltouren.
glieder. Es handelt sich um hauptDas Bildungszentrum (BNUR) ver­ und ehrenamtliche Vertreterin­
steht sich als Netzwerk zwischen nen und Vertreter aus den Berei­
Beteiligten, die ihre Erfahrung, chen verbandlicher und behörd­
ihr Können und ihr Wissen aus­ licher Natur- und Umweltschutz,
tauschen. Es möchte Menschen Land- und Forstwirtschaft, Wirt­
kompetent unterstützen, die sich schaft, schulische und außerschu­
in Schleswig-Holstein für Natur, lische Bildung und Weiterbildung,
Umwelt und Heimat engagieren. Kirche und kommunale Landes­
verbände sowie aus den ländli­
chen Räumen. Sie repräsentieren
die Kooperationspartner des Bil­
dungszentrums. Das Kuratorium
berät den Vorstand bei der inhalt­
lichen Ausrichtung der Arbeit des
Bildungszentrums, insbesondere
bei der Programmplanung. Zum
Kuratorium gehören unter ande­
rem die Akademie für die ländli­
chen Räume, der Bauernverband,
die Industrie- und Handelskam­
mer Schleswig-Holstein, das Lan­
desamt für Landwirtschaft, Um­
welt und ländliche Räume, der
LandFrauenverband, der Landes­
verband der Volkshochschulen,
die Nordkirche, zahlreiche Natur­
schutzverbände, die Landwirt­
schaftskammer und viele weite­
re Akteure.
Das aktuelle Programm des BNUR
kann unter folgender Telefon­
nummer bestellt werden:
0 43 47-704-780, Fax 0 43 47-704790. Es kann auch im Internet un­
ter www.bnur.schleswig-holstein.
de heruntergeladen werden.
Isa-Maria Kuhn
Landwirtschaftskammer