Ausgabe | 05 03. Februar 2017 powered by Pharmabranche Pflegefall Antibiotika: Kaum Forschung deutscher Firmen Patienten sind zunehmend resistent gegen Antibiotika. Doch für die Industrie ist die Forschung kaum mehr lukrativ D er Fall schlug Wellen: Alle 26 zugelassenen Antibiotika konnten einer an einem multiresistenten Keim erkrankten Rentnerin in den USA nicht helfen - die Frau stirbt nach erfolgloser Behandlung letztlich an einer Blutvergiftung, berichtet Reuters. Herkömmliche Antibiotika stoßen immer mehr an ihre Grenzen, weil multiresistente Keime weltweit zunehmen. Helfen könnten neue Präparate, die als Reserve dienen, wenn alle anderen Mittel versagen. Doch für die Pharmaunternehmen ist die Erforschung neuer Antibiotika wenig lukrativ. Denn die Rendite ist bei Volkskrankheiten wie Diabetes oder kostspieligen Krebsbehandlungen viel höher als bei Antibiotika, die üblicherweise nur für wenige Tage verschrieben werden und möglichst selten zur Anwendung kommen sollten. Dabei zeigt das Schicksal der Rentnerin aus den USA, wie dringend der Bedarf an neuen Antibiotika ist. Schätzungen gehen von weltweit bis zu 700.000 Todesfällen im Jahr aufgrund von Antibiotikaresistenzen aus. „Wir sind dabei, von den Krankheits- Lediglich zwei deutsche Pharmafirmen forschen derzeit nach neuen Antibiotika. Quelle: Flickr/Sheep purple/CC BY 2.0 erregern in die Enge gedrängt zu werden“, sagt der Antibiotika-Forscher Kim Lewis, Professor an der Northeastern Universität in Boston. „Ohne Antibiotika gibt es im Grunde keine moderne Medizin.“ Bereits 2014 warnte die Weltgesundheitsorganisation WHO vor einer weltweiten Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen. Ohne geeignete Maßnahmen stehe die Welt vor einer „post-antibiotischen Ära“, in der gewöhnliche Infektionen und leichte Verletzungen wieder tödlich enden könnten. Rund 30 Jahre ist es her, dass die bislang letzte komplett neue Klasse von Antibiotika auf den Markt kam. „Das ist ein Riesenproblem, aber es wird von der Politik nicht genug getan. Es braucht wohl erst eine große Krankheitswelle, bis etwas passiert“, sagt Oliver Baron, Geschäftsführer des Exzellenzclusters Integrierte Proteinwissenschaften (CIPSM) der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Baron war Geschäftsführer des Biotech-Start-ups Aviru, eine Ausgründung der beiden Münchener Universitäten, das neue Antibiotika erforschte. 2015 musste Aviru nach Angaben von Baron jedoch den Betrieb einstellen, nachdem das Bundesforschungsministerium die Förderung des Unternehmens stoppte - mit der Begründung, dass diese zu risikoreich sei. Die Erforschung neuer Arzneimittel ist teuer und riskant, das liegt in der Natur der Sache. Von der Idee bis zur ersten Zulassung dauert es in der Regel mehr als 13 Jahre. Von 5.000 bis 10.000 Substanzen, die in den Laboren untersucht werden, erreicht nach Angaben des Verbands forschender Arzneimittelhersteller vfa im Schnitt nur eine tatsächlich später den Markt. Analyse Beschäftigungszuwachs in Gesundheitsberufen verlangsamt sich Zum 31. Dezember 2015 übten 2,8 Millionen Beschäftigte in Deutschland einen medizinischen Gesundheitsberuf aus, berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis). Das waren 47.000 mehr als Ende 2014. Demnach stieg die Zahl der Beschäftigten in medizinischen Gesundheitsberufen mit plus 1,7 Prozent aber schwächer als in den beiden Vorjahren (2014: plus 59.000 oder plus 2,2 Prozent, 2013: plus 76.000 oder plus 2,9 Prozent). Zu den Beschäftigten in medizinischen Gesundheitsberufen zählen die Beschäftigten in der Gesundheits- und Krankenpflege einschließlich Rettungsdienst und Geburtshilfe (2015: plus 16.000 oder plus 1,6 Prozent), in der Arzt- und Praxishilfe (plus 10.000 oder plus 1,5 Prozent), in der nichtärztlichen Therapie und Heilkunde plus 10.000 oder plus 2,6 Prozent) sowie der Human- und Zahnmedizin (plus 7.000 oder plus 1,5 Prozent). Insgesamt waren zum 31.12.15 rund 5,3 Millionen Beschäftigte im Gesundheitswesen tätig. Im Vergleich zu 2014 ist die Zahl um 112.000 (plus 2,2 Prozent) gestiegen. Der positive Beschäftigungstrend ist vor allem dem Wachstum in den Berufen der Altenpflege (plus 25.000) und in den anderen Berufen des Gesundheitswesens (plus 38.000) geschuldet. 2015 stieg das Personal in den (teil-) stationären Einrichtungen stärker (plus 45.000 oder plus 2,4 Prozent) als in den ambulanten Einrichtungen (plus 41.000 oder 1,9 Prozent). Überdurchschnittlich ist die Zahl der Beschäftigten im Jahr 2015 in der (teil-)stationären Pflege gewachsen (plus 29.000 oder plus 4,5 Prozent): Deutlich erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten in anderen Berufen des Gesundheitswesens (plus 23.000). Beschäftigungszuwächse gab es im Jahr 2015 in allen ambulanten Einrichtungen, allerdings in einem unterschiedlichen Ausmaß: Während die Zahl der Beschäftigten in der ambulanten Pflege am stärksten wuchs (plus 18.000 oder plus 5,4 Prozent), stieg die Zahl der Beschäftigten in Arztpraxen am geringsten (plus 3.000 oder plus 0,5 Prozent). 1 powered by Ausgabe | 05/17 Zu risikoreich, zu wenig Ertrag: Während in den 1980er Jahren noch viele große Pharmaunternehmen aus den USA und Europa in der Antibiotikaforschung tätig waren, sind es heute mit Sanofi, GlaxoSmithKline, Merck&Co, Roche sowie Novartis nur noch eine Handvoll. Die deutschen Pharmariesen Bayer und Merck hatten sich bereits vor Jahren verabschiedet. Unter den deutschen Pharmafirmen forschen nach vfa-Angaben lediglich zwei nach neuen Antibiotika: die Hamburger Evotec sowie die Wuppertaler AiCuris, die vor gut zehn Jahren als Spin-off aus der Antibiotikaforschung von Bayer entstand. Doch bis aus deren Laboren ein neues Antibiotikum auf den Markt kommen könnte, dürften noch viele Jahre vergehen. Evotec befindet sich mit seinen Projekten derzeit noch in der präklinischen Prüfung, die ein neuer Wirkstoff durchläuft, bevor er am Menschen erprobt werden kann. Das Antibiotikum von AiCuris steckt in der ersten von drei Phasen der klinischen Entwicklung. „Wir sprechen da von Zeiträumen von rund zehn Jahren, bis ein neues Antibiotikum auf den Markt kommt“, sagt AiCuris-Chef Holger Zimmermann. „Wenn ich Antibiotika entwickele, die nur begrenzt eingesetzt werden können oder sollen, muss das Verständnis da sein, dass diese auch hochpreisig verkauft werden können, damit für Firmen klar ist, dass sich die Entwicklung lohnen kann.“ Der Weltmarkt für Antibiotika ist zwar mit Jahresumsätzen von rund 40 Milliarden Dollar relativ groß, doch nur etwa 4,7 Milliarden davon werden mit patentgeschützten Antibiotika erzielt - weniger als der Jahresumsatz nur eines der weltweit umsatzstärksten Krebsmedikamente. Ex-Bayer-Chef Marijn Dekkers hatte bereits vor zwei Jahren moniert, ohne staatliche Unterstützung gebe es zu wenige Anreize, neue Antibiotika für Patienten zu entwickeln, die insbesondere in Krankenhäusern mit resistenten Keimen kämpfen. Die Bundesregierung setzt im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen unter anderem auf mehr Kooperationen zwischen universitären Einrichtungen und der Industrie. Mit dem geplanten Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung sollen zudem dringend benötigte Reserve-Antibiotika, die im Notfall gegen resistente Keime eingesetzt werden können, bei der Vergütung besser gestellt werden, um die Erforschung solcher Präparate anzukurbeln. Auch die Entwicklung von Schnelltests zur zielgenauen Anwendung von Antibiotika soll gefördert werden. Jährlich stellt das Bundesforschungsministerium über die zeitlich befristete Projektförderung rund 27 Millionen Euro 03. Februar 2017 für die Antibiotikaforschung zur Verfügung, diese Förderung steht auch Unternehmen offen. Derzeit werden aber keine großen Industrieprojekte zur Antibiotikaforschung gefördert. Auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung oder das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie werden finanziell unterstützt. Doch nach Angaben des vfa kann alleine die Entwicklung eines neuen Antibiotikums bis zu 1,5 Milliarden Euro kosten. Die mangelnde Finanzkraft bekommt auch die Wissenschaft zu spüren: Forscher der Universität Würzburg haben einen Antikörper entdeckt, der resistente Bakterien bekämpfen soll. „Wir haben den Antikörper seit zwei Jahren fertig entwickelt und könnten direkt mit der klinischen Erprobung beginnen“, sagt Knut Ohlsen vom Institut für Molekulare Infektionsbiologie der Uni Würzburg. Allein - es fehlt an Geld. „Wir sind seit Jahren auf der Suche nach Kapitalgebern“, erklärt Ohlsen und bringt das Problem auf den Punkt: „Je wirksamer und spezifischer ein Mittel ist, desto weniger Geld kann man damit verdienen. Der Antibiotika-Markt liefert nicht die Milliarden-Einnahmen, die sich ein Pharmakonzern oder ein Investorenkonsortium vorstellen.“ Wirtschaft Dialyse-Streit in den USA: FMC setzt sich vorläufig durch Fresenius Medical Care (FMC) hat im Streit über Zuschüsse für Dialysepatienten in den USA einen Etappensieg erzielt E Dialysefirmen hoffen, dass US-Präsident Donald Trump das Thema anders bewerten wird. Quelle: Flickr/Bernard Spragg. NZ/CC0 1.0 in von FMC und anderen Dialyseanbietern angerufenes Gericht hat einen Vorstoß der US-Gesundheitsbehörde CMS, der die Unternehmen belasten würde, bis auf weiteres gestoppt. Das berichtet Reuters unter Berufung auf den Dialysekonzern. Eine entsprechende einstweilige Verfügung bleibe aber auf unbestimmte Zeit bestehen. Sie gelte solange das Gericht sie nicht ändere. Laut der CMS-Verordnung soll die Wohltätigkeitsorganisation American Kidney Fund Dialysepatienten künftig keine Zuschüsse mehr für Zusatzversicherungen zahlen dürfen. Die Patienten würden dann nur noch eine Basisversorgung erhalten und FMC sowie Konkurrenten wie DaVita und US Renal eine deutlich niedrigere Ver- 2 powered by Ausgabe | 05/17 gütung für ihre Behandlung. Das hätte laut FMC erheblich nachteilige Auswirkungen aufs eigene Geschäft. Von der neuen Vorschrift könnten zwischen 700 und 2.000 Patienten in den USA betroffen sein, erklärte die Tochter des Gesundheitskonzerns Fresenius, die in den USA insgesamt mehr als 180.000 Patienten behandelt. „Die 2000 Patienten machen den Kohl nicht fett“, sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Aber offenbar befürchteten Investoren, dass die Beschränkungen auf weitere Patientengruppen ausgedehnt würden. Die USA sind für FMC mit Abstand der wichtigste Markt. Änderungen im USGesundheitssystem können deshalb große Auswirkungen auf das Unternehmen haben. 03. Februar 2017 Von 2013 bis 2015 verzeichnete FMC wegen Kürzungen im US-Gesundheitssystem rückläufige Gewinne. Im vergangenen Jahr ging es jedoch wieder bergauf, unter anderem wegen leicht angehobener Erstattungssätze für staatlich krankenversicherte Patienten in den USA, gesunkener Behandlungskosten und eines Sparprogramms. USA US-Präsident Trump streicht Mittel für Frauengesundheit US-Präsident Donald Trump hat die Unterstützung von NGOs eingeschränkt, die bei Abtreibungen beraten und unterstützen U nmittelbar nach seiner Amtseinführung hat US-Präsident Donald Trump die sogenannte Mexiko City Policy wieder eingeführt. Der Richtlinie zufolge werden allen Organisationen, die Abtreibungen anbieten, sich für deren Legalisierung einsetzen oder Frauen zum Thema Schwangerschaftsabbruch beraten, US-amerikanische Entwicklungsgelder komplett gestrichen - auch für solche Angebote, die nichts mit Schwangerschaftsabbrüchen zu tun haben, berichtet die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW). „Die Richtlinie hat verheerende Auswirkungen für das Leben von Mädchen und Frauen in Entwicklungsländern“, sagt DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. „Organisationen, die sich im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit für Familienplanung einsetzen, werden die dringend benötigte Aufklärung und Versorgung mit Verhütungsmitteln massiv einschränken oder gar ganz einstellen müssen.“ Das bedeute, dass Millionen Mädchen und Frauen sich nicht mehr vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen könnten und ihnen im Falle von Gewalt keine sicheren Abtreibungsdienste zur Verfügung stünden. Die Müttersterblichkeit weltweit werde wieder ansteigen. Die Entscheidung von Präsident Trump sei Bähr zufolge umso unverständlicher, da wissenschaftliche Studien belegen würden, dass die Mexico City Policy die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in der Vergangenheit nicht reduziert habe. „Vielmehr hat die Einschränkung des Zugangs zu Verhütungsmitteln zu einem Anwachsen von Trumps Kürzungen haben weitreichende Folgen für Frauen auf der ganzen Welt. Quelle: Flickr/Thomas Pompernigg/CC BY-SA 2.0 ungeplanten Schwangerschaften und zu mehr unsicheren Abbrüchen geführt.“ Nach Ansicht der DSW muss die Bundesregierung mehr Verantwortung übernehmen. „Wenn sich die USA als einer der größten Geber für internationale Familienplanungsprogramme aus ihrer Verantwortung zurückziehen, ist Deutschland gefordert. Ich appelliere daher an die Bundesregierung, das Menschenrecht auf Familienplanung zu fördern und ihre Investitionen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit deutlich zu erhöhen“, sagt Bähr. Die Mexiko City Policy - auch als Global Gag Rule bekannt - wurde erstmals 1984 von dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan eingeführt. Seither wurde sie von demokratischen Präsidenten jeweils ausgesetzt und von republikanischen stets wieder eingeführt. 3 powered by Ausgabe | 05/17 03. Februar 2017 Wirtschaft Lidl: 20 Prozent weniger Zucker und Salz bei Eigenmarken Mit der Lidl-Reduktionsstrategie soll in Eigenmarkenprodukten Zucker und Salz bis 2025 um 20 Prozent reduziert werden steigt das Risiko für Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes.“ Zusätzlich zu Information und Aufklärung der Kunden geht Lidl eine Partnerschaft mit diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe ein. „Der Anteil fehlernährungsbedingter Krankheiten, wie beispielsweise Diabetes Typ 2, nimmt ständig zu. Die Übernahme gesellschaftspolitischer Verantwortung und Information der Kunden durch Lidl zusammen mit uns als Partner ist daher sehr zu begrüßen“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied bei der Derzeit werden in Deutschland bis zu 25 Prozent des täglichen Energiebedarfs durch Zucker gedeckt. Quelle: Flickr/Jeanny/CC BY 2.0 Deutschen Diabetes-Hilfe. Zustimmung erfährt Haak durch Matthias Steiner, dem Olympiasieger und Weltmeister im Lidl Deutschland zuständig für den Einm Rahmen der Lidl-Reduktionsstrategie 2025 hat sich das Unternehmen kauf. „Lidl übernimmt Verantwortung. Gewichtheben, der nach seiner Karriere zum Ziel gesetzt, in Produkten seiner Ei- Wir wollen nachhaltigster Discounter in durch bewusste Ernährung und Bewegung genmarken den Anteil an zugesetztem Deutschland werden und unterstützen 45 Kilo abgenommen hat. Steiner, selbst Zucker und Salz bis zum Jahr 2025 um den Ansatz der Bundesregierung, mehr an Diabetes Typ 1 erkrankt, beschreibt den jeweils 20 Prozent zu reduzieren. Die Re- für bewusste Ernährung und Bewegung Stellenwert von Ernährung und Bewegung duktionsstrategie ist als Teil eines umfas- einzutreten. Damit wollen wir eine Sogwir- wie folgt: „Essen und Bewegung bedeuten senden Konzeptes zu bewusster Ernäh- kung für die Branche in Gang setzen und Lebensfreude. Dazu braucht man keine das Thema in die Mitte der Gesellschaft strengen Diäten oder einen erhobenen rung und Bewegung gedacht. Zeigefinger. Man muss wissen, was man Die Umsetzung beginne Lidl zufol- bringen“, so Bock. Mit der Lidl-Reduktionsstrategie 2025 isst und sollte Möglichkeiten zur Bewegung ge bei Produkten, die gerne von Kindern verzehrt werden, wie beispielsweise Früh- unterstützt das Unternehmen Bestrebun- einfach nutzen.“ Zu dem umfassenden Ansatz, den Lidl stückscerealien. Erste Ergebnisse wurden gen der Bundesregierung, die im Kampf gedemnach bereits erzielt: Bei dem Artikel gen fehlernährungsbedingte Krankheiten neben der Zucker- und Salzreduktion ver„Honey-Rings“ wurde der zugesetzte Zucker eine ähnliche Vorgehensweise entwickelt folgt, gehört weiterhin die Kooperation mit pro 100 Gramm von 35,1 auf 23,9 Gramm und dafür im vergangenen Jahr bereits der Deutschen Schulsportstiftung, der Lidl und somit um rund 30 Prozent gesenkt. In zwei Millionen Euro im Haushalt bereitge- als Lebensmittel-Partner zur Seite steht. den Salami-Tiefkühlpizzen der Eigenmarke stellt hat. Und das aus gutem Grund: „Die Dadurch wird Sport in Schulen gefördert „Trattoria Alfredo“ wurde der Salzanteil pro Deutschen verbrauchen zu viel Zucker – im und jungen Menschen wird Spaß an der 100 Gramm bereits um 15 Prozent auf 1,3 Schnitt 90 Gramm pro Tag und Person. Bewegung vermittelt. Noch früher setzt die Gramm pro 100 Gramm gesenkt. Über Softdrinks, Fertiggerichte oder direkt Lidl-Fruchtschule an. 20 Ernährungsberate„Wir werden unser gesamtes Eigen- als Honig oder Tafelzucker. Empfohlen rinnen unterrichten im Schuljahr 2016/17 markensortiment überprüfen. Bei der wird allenfalls ein Drittel davon“, so die rund 5.000 Schülerinnen und Schüler im Anpassung orientieren wir uns am Kun- Bundesregierung. „Ärzte sehen übermä- Rahmen einer Kampagne des Vereins „5 am denwunsch, dem Geschmacksempfinden ßigen Zuckerkonsum als wichtigen Grund Tag“ und zeigen, wie einfach sich gesunde und wissenschaftlichen Erkenntnissen“, für Karies und Übergewicht bei Kindern und leckere Obst- und Gemüsesnacks in den so Jan Bock, in der Geschäftsleitung von und Erwachsenen. Und mit dem Gewicht täglichen Speiseplan integrieren lassen. I 4 powered by Ausgabe | 05/17 03. Februar 2017 Ernährung Fleischalternativen im Test: Meist gesünder als Fleisch Im Gesundheitsvergleich schneiden fleischfreie Alternativen zu Wurst und Schnitzel oft besser ab als Fleischwaren D as gute Abschneiden der fleischlosen Alternativen ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie des Instituts für alternative und nachhaltige Ernährung (IFANE) im Auftrag der Albert Schweitzer Stiftung. Vegetarische und vegane Produkte enthalten demnach weniger ungesunde Inhaltsstoffe als vergleichbare Fleischerzeugnisse und haben eine günstigere Nährstoffzusammensetzung. Die ernährungswissenschaftliche Untersuchung vergleicht 80 Fleischalternativen mit 27 fleischhaltigen Produkten im Hinblick auf Nährwerte und gesundheitlich bedeutsame Inhaltsstoffe. Dazu zählen der Protein-, Fett- und Energiegehalt, die Menge an gesättigten Fettsäuren und Salz sowie der Einsatz von Zusatzstoffen. „Die getesteten Fleischalternativen sind in puncto Gesundheit viel besser als ihr Ruf“, sagt Konstantinos Tsilimekis, Leiter des Wissenschaftsressorts der Albert Schweitzer Stiftung. „Das zeigt der ernährungsphysiologische Vergleich mit Fleischwaren.“ Gerade bei den ungesunden gesättigten Fettsäuren können viele fleischfreie Alternativen punkten. 63 Prozent der untersuchten fleischlosen Produkte schneiden hier gut ab, nur bei 10 Prozent ist der Gehalt zu hoch. Bei den fleischhaltigen Produkten ist der Trend umgekehrt. 62 Prozent enthalten deutlich zu viel gesättigte Fettsäuren, bloß 12 Prozent erreichen günstige Werte. Auch der Gesamtfett- und Cholesteringehalt der Fleischwaren ist ungünstiger. Insgesamt wird deutlich, dass im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung nichts gegen den moderaten Verzehr von Fleischalternativen spricht. Quelle: Flickr/Steve Snodgrass/CC BY 2.0 Beim Protein liegen entgegen landläufiger Vorurteile die fleischlosen Produkte ebenfalls vorn. Sie enthalten im Schnitt mehr Protein als die Fleischerzeugnisse. Die gängige Kritik, den fleischfreien Versionen seien zahlreiche Zusatzstoffe und Aromen zugesetzt, ist aufgrund der Studienergebnisse differenziert zu betrachten: Biologisch erzeugte Fleischalternativen schneiden hierbei besser ab als Fleischwaren. Sowohl die fleischfreien als auch die fleischhaltigen Produkte enthalten allerdings fast immer zu viel Salz. Frühere Untersuchungen hatten gesundheitliche Kritik an Fleischalternativen geübt, diese dabei aber nicht mit ihren fleischhaltigen Entsprechungen verglichen. Konsumenten kaufen die fleischlosen Produkte jedoch häufig anstelle von Fleischwaren. Daher ist bei einer ernährungsphysiologischen Betrachtung ein Vergleich mit den fleischhaltigen Pendants sinnvoll. „Die Studie zeigt, dass die häufig geäußerte pauschale Kritik an Fleischalternativen nicht gerechtfertigt ist“, fasst Dr. Markus Keller, Studienleiter vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung, zusammen. „Im Vergleich zu fleischhaltigen Produkten sind sie meist die gesundheitlich günstigere Alternative.“ Gesundheit Prognose: Verdopplung der Demenzerkrankungen bis 2050 Die Zahl der Demenzkranken wird in den nächsten Jahrzehnten rapide steigen. Der Druck auf Gesundheitsleister ist groß L aut dem Global Healthcare und Life Sciences Outlook 2017 von Deloitte steigt die weltweite Anzahl der Demenzerkrankungen von 46,8 Millionen Fällen 2015 auf 74,7 Millionen bis 2030 an und verdoppelt sich innerhalb von weiteren 20 Jahren auf 131,5 Millionen Fälle bis 2050. Vor al- lem in den Industrieländern Westeuropas und Nordamerikas häufen sich chronische Erkrankungen und belasten die Gesundheitssysteme. In Westeuropa steigen die Gesundheitsausgaben um durchschnittlich 4 Prozent jährlich bis 2020, wobei die Hälfte der Kosten für die Behandlung der drei häufigsten Todesursachen anfällt: Herz-Kreislauf-, Krebs- und Atemwegserkrankungen. Prävention rückt verstärkt in den Fokus im Gesundheitsbereich, um das Entstehen solcher Krankheiten möglichst frühzeitig zu verhindern. „Der Anstieg chronischer Krankheiten 5 powered by Ausgabe | 05/17 Demenz zählt heute zu den häufigsten Gesundheitsproblemen im höheren Lebensalter. hat auch mit dem Lebenswandel durch die Urbanisierung, mit Ernährungsgewohnheiten oder Bewegungsmangel zu tun. Deshalb sind nicht nur der Krankheitsverlauf, sondern die Zeit davor und damit die Prävention so wichtig, um Patienten frühzeitig auf diese Risikofaktoren aufmerksam zu machen. Außerdem sind auch bei der Behandlung neue, kosteneffiziente Ansätze gefordert. Die in vielen Ländern traditionelle Behandlung im Krankenhaus könnte beispielsweise durch neue, dezentrale Modelle wie Home Care oder andere kleinere, in der Regel ambulante Versorgungseinheiten ergänzt werden“, sagt Dr. Gregor Konstantin Elbel, Leiter Life Sciences & Healthcare bei Deloitte. Mit erwarteten Ausgabensteigerungen zwischen 2,4 und 7,5 Prozent bis 2020 ist der finanzielle Druck auf die Träger von Gesundheitsleistungen groß. Deshalb entwickeln sie strategische Ansätze, die von einer kontinuierlichen Konsolidierung der bestehenden Kapazitäten und einer breiteren Verteilung der Erträge über die traditionellen Leistungserbringer hinaus bis hin zu einer stringenten Prozessstandardisierung reichen. Digitale Lösungen von Telemedizin bis Big-Data-Analysen spielen ebenfalls eine zentrale Rolle - und nicht zuletzt auch neue Arten der Zusammenarbeit von öffentlicher und privater Hand (Public Private Partnerships). Ein wesentlicher Aspekt des Kostenmanagements und einer vorausschauenden Gesundheitspolitik ist die Prävention. Ein gelungenes Beispiel zeigt die Nichtraucherkampagne „Be smart - don‘t start“, die an verschiedenen deutschen Schulen läuft. Die Initiative hat sich bislang als erfolgreich erwiesen: Studien bestätigen einen deutlichen Rückgang der „Einsteiger“. Zu einer erfolgreichen Prävention gehört auch das Engagement der Patienten. So werden zum Beispiel in Kanada Zielgruppen identifiziert, die bei der Einführung neuer Gesundheitslösungen helfen sollen. In Japan gibt es Anreize für Unternehmen mit entsprechenden Angeboten für ihre Mitarbeiter. Damit lässt sich die Existenz bestimmter Risikogruppen nicht verhindern - aber die Zahl derer, die dazugehören, verkleinern. Auch bietet die Erkenntnis, dass Gesundheitsvor- und -fürsorge eng mit den sozialen Umständen zusammenhängen, neue Möglichkeiten. Ein ganzheitlicher 03. Februar 2017 Quelle: Flickr/allen/CC BY 2.0 Ansatz, der individuelle, soziale und andere Faktoren berücksichtigt, erfordert dabei auch eine Kollaboration verschiedener Stakeholder und Zielgruppen. Als Hürde erweist sich vielfach noch die Finanzierung, da viele dieser Maßnahmen nicht von den Kassen oder vergleichbaren Trägern bezahlt werden. Nicht zuletzt sind Hightech-Entwicklungen in Form von Telemedizin, Wearables oder kommunizierenden Implantaten ein elementarer Bestandteil eines Innovationskatalogs, der Leistungen effizienter machen und Kosten dämpfen kann. Auch der 3DDruck könnte in der Medizin langfristig bessere und kostengünstigere Produkte ermöglichen. „Behandlungen können heute bereits durch eine zunehmende Individualisierung bzw. Personalisierung für den einzelnen Patienten optimiert werden. Dazu tragen künftig auch künstliche Intelligenz oder Biosensoren bei. Patienten erhalten dann ein auf ihr persönliches Krankheitsbild zugeschnittenes Therapieregime und müssen zukünftig seltener zur Therapiekontrolleoder -anpassung ein Krankenhaus oder Ärztezentrum besuchen“, so Elbel. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt, Nicolas Dvorak. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 6
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