BASELLAND 27 BASEL | BASELLANDSCHAFTLICHE SAMSTAG, 28. JANUAR 2017 Volk entscheidet über Generationenprojekt Oberwil Am 12. Februar geht es an der Urne um einen Planungskredit für Eisweiher Plus, mit dem die Ortsmitte umgeplant werden soll VON MICHEL ECKLIN 1 Worum geht es bei der Abstimmung über Eisweiher Plus? Oberwil soll einen neuen Ortsteil erhalten, und zwar mitten im Siedlungsgebiet, in der Talsohle zwischen Marchbach, Birsig und Langmattstrasse. Gemäss den Ideen des Gemeinderats soll an der Nordspitze ein Park entstehen, der für Anlässe zur Verfügung steht. Daran anschliessend ist ein dichtes «Mehrgenerationenquartier» geplant. Für ein Familienquartier ist der Süden (Langmannwerk) vorgesehen. 2 Wieso spricht man von einem Jahrhundertprojekt? Der Planungsperimeter ist mit 56 000 Quadratmetern so gross wie acht Fussballfelder. Vorgesehen sind mehrere hundert Wohnungen. Solche Dimensionen prägen das Gesichts Oberwils. 3 Worüber stimmen die Oberwiler am 12. Februar formell ab? Aus diversen «Echoräumen» mit der Bevölkerung haben Planer ein Leitbild entwickelt, das allerdings nicht rechtskräftig ist. Die Gemeindeversammlung genehmigte im Herbst knapp eine Milli- on Franken, um konkret zu planen, etwa Quartierpläne. Dagegen wurde das Referendum ergriffen, daher muss jetzt das Stimmvolk entscheiden. 4 Was geschieht mit den heutigen Sportanlagen in der Talebene? Da sie sanierungsbedürftig sind, sollen sie im Entenwuhr neu erstellt werden. 5 Was erhofft sich der Gemeinderat von Eisweiher Plus? Er möchte mit günstigen Wohnungen junge Bewohner nach Oberwil locken. Das soll Steuersubstrat generieren, um die sowieso anstehenden Investitionen und die Kosten der Überalterung zu decken. Der Baurechtszins soll rund eine Million Franken in die Gemeindekasse fliessen lassen. Den Standort nahe an öffentlichem Verkehr und Läden erachtet der Gemeinderat als ideal für verdichtetes Bauen. Zudem sollen die Wohnüberbauung und der Platz ein «pulsierendes Zentrum» werden. 6 Sind die Gegner grundsätzlich gegen verdichtetes Bauen ? Nein. Sie möchten aber vorerst das Verdichtungspotenzial in den übrigen Quartieren nutzen. Die Talebene möch- ten sie für kommende Generationen freihalten oder nicht mit einem so grossen Projekt auf einmal bebauen. 7 Mit dem Kredit fängt die Planung erst an. Wieso wollen die Gegner das Projekt jetzt zu Fall bringen? Der Gemeinderat betont, das Leitbild sei nicht in Stein gemeisselt. Zu jedem weiteren Schritt, etwa Quartierplänen, werde die Bevölkerung befragt. Daran glauben die Gegner nicht. Sie kritisieren zum Beispiel das im Leitbild mehrfach erwähnte «Mehrgenerationenhaus». Zudem gebe die Gemeinde das Land zu günstig ab, schliesslich wolle man günstigen Wohnraum schaffen. Diese werden zudem Bewohner anziehen, die nicht viele Steuern zahlen. Die Million Franken für die Planung (über ein Steuerprozent) sei zu teuer. 8 Was passiert bei einem Nein der Oberwiler am 12. Februar? Das ist unklar. Die Gegner hoffen, der Gemeinderat werde ein neues Projekt lancieren, nachdem er hingehört hat, was die Bevölkerung will. Für die Befürworter hingegen bedeutet ein Nein, dass das Areal jahrzehntelang und zonenrechtswidrig untergenutzt bleibt. Mit Wachstum keine Probleme Zunzgen In den Mühlematten entsteht eine neue Überbauung. Das beschert der Gemeinde einen starken Bevölkerungsschub. VON SIMON TSCHOPP Mit den 28 Eigentums- und 58 Mietwohnungen, die am südlichen Dorfeingang von Zunzgen realisiert werden, dürfte die jetzige 2500-Seelen-Gemeinde auf einen Schlag um rund 200 Einwohnerinnen und Einwohner zulegen. «Dann haben wir kein Bauland mehr», sagt Gemeinderat Heinz Griner. se Zahl inzwischen auf etwa 2,3 gesunken. Zunzgen kann diesen starken Einwohnerzuwachs problemlos verkraften. Denn die Infrastruktur ist vorhanden. So sagt Thomas Erhardt, der Vizepräsident des Gemeinderats: «Wir haben genügend Schulraum. Unser Schulhaus ist auf zehn Klassen ausgelegt. Pro Jahrgang könnten wir locker vier Kinder aufnehmen.» «Neues Leben, neue Leute; das belebt unsere Vereine und hoffentlich auch die Dorfläden.» Thomas Erhardt Vizepräsident des Zunzger Gemeinderats Gleich gross wie vor 20 Jahren Schon 1995 wies Zunzgen eine Bevölkerungszahl von 2500 auf. Obwohl danach laut Griner immer wieder auf einzelnen Parzellen gebaut worden war, blieb die Einwohnerzahl gleich. «Das hat mit der Verdünnung zu tun», erklärt Heinz Griner, «man beansprucht heute mehr Wohnraum als früher.» Sind vor gut zwei Jahrzehnten durchschnittlich noch 2,9 Personen pro Wohneinheit registriert worden, ist die- INSERAT Die neue Überbauung in den Mühlematten besteht aus insgesamt acht Baukörpern, je vier mit Eigentums- und Mietwohnungen. Bauherrin ist die ImmoML AG von Michele Linsalata. Gestern fand der Spatenstich mit Käufern von Eigentumswohnungen und Unternehmern statt. Ein gutes Drittel der Eigentumswohnungen, die im Frühjahr 2018 bezugsbereit sind, ist bereits verkauft. Im Dezember 2015 hatte Linsalata das Land von der Basler Eisenmöbelfabrik Bemag erworben. Darauf standen Lagerhallen und eine Schreinerei. Nur kurz danach konnte bereits das Baugesuch eingereicht werden, weil Linsalata das Projekt samt Architekt von der Implenia übernehmen hatte. «Dank der raschen Erschliessung des Grundstücks durch die Gemeinde Zunzgen ging alles sehr schnell», lobte der Bauherr. Im Mai letzten Jahres lag die Baubewilligung vor. Danach mussten noch ein paar wenige Altlasten entsorgt werden. Minigolf-Anlage In die Wohnblocks integriert wird eine Minigolf-Anlage, die jetzt schon besteht, aber noch nicht ihren definitiven Platz gefunden hat. Michele Linsalata versprach beim Spatenstich, von nun an monatlich einen Minigolf-Event durchzuführen. «Für Zunzgen entsteht etwas Tolles», freute sich Gemeinderatsvize Thomas Erhardt und zählte auf: «Neues Leben, neue Leute; das belebt unsere Vereine und hoffentlich auch die Dorfläden.» Und er betonte, dass die Mietpreise erschwinglich seien und so idealer Wohnraum für Familien geschaffen werde. Auf der Oberwiler Talebene will der Gemeinderat einen Park (grün), eine urbane Überbauung (rot) und familienfreundliche Wohnungen (orange) erstellen. Die Sportplätze sollen ins Gebiet Entenwuhr (ocker) neu erstellt werden. Teure Ferienreisen Simulant und IV-Betrüger blitzt vor dem Bundesgericht ab VON URS-PETER INDERBITZIN Ferienreisen in ferne Länder und Ausflüge zum Jagen oder Skifahren: Ein «Invalider» liess es sich gut gehen, bis ihm die Behörden auf die Schliche kamen und ihn wegen gewerbsmässigen Betrugs verurteilten. Rund zehn Jahre konnte der Betrüger aus dem Baselbiet sein Leben auf Kosten anderer geniessen. Ein psychiatrisches Gutachten aus dem Jahr 2005 war dafür verantwortlich, dass er eine Invalidenrente zugesprochen bekam. Mit den Jahren begannen aber die Versicherungen an den Leiden des Mannes zu zweifeln und liessen ihn beobachten. Die Observation und eine Hausdurchsuchung ergaben, dass dieser seine Depression bloss vorgespielt hatte und auch seinen angeblich kraftlosen rechten Arm uneingeschränkt einsetzen konnte. Dass er seine schweren Leiden bloss vortäuschte, zeigt auch, dass der Mann Aktivitäten wie Ferienreisen nach Ägypten, Dubai, Paris, Bosnien und Ausflüge zum Jagen oder Skifahren vornahm. Im Juli 2015 ver- urteilte das Strafgericht in Muttenz den Mann wegen gewerbsmässigen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren. Zudem wurde er vom Gericht verpflichtet, den geschädigten Invalidenversicherungen total 242 000 Franken zurückzubezahlen. Nach dem Kantonsgericht Basel-Landschaft hat jetzt auch das Bundesgericht dieses Urteil bestätigt. Der Verurteilte wollte sich aus der Verantwortung stehlen, indem er behauptete, das am Anfang seiner «Invalidität» erstellte Gutachten sei derart oberflächlich gewesen, dass nicht nachvollziehbar sei, warum man ihm aufgrund dieses Gutachtens eine ganze Invalidenrente zugesprochen habe. Die Ärzte und die Versicherer hätten es leichtfertig versäumt, Widersprüchen nachzugehen sowie zumutbare Behandlungen anzuordnen. Dementsprechend liege gar keine Arglist seinerseits vor. Für das Bundesgericht waren diese Einwände nicht wesentlich; es ging davon aus, dass der Mann die Versicherungen und die Ärzte arglistig getäuscht hatte und darum die Verurteilung wegen Betrugs zu Recht erfolgte.
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