Arnulf Nöding, M.Sc. - Allgemeine Deutsche Burschenschaft

Der Burschenschafter
Periodikum der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft
1. Jahrgang
1 / 2017
Transskription
Gründungsveranstaltung Jena
Empfang Sprecher
und Altherrenvorsitzende
Arnulf Nöding
Ergänzungsartikel
Ansichten und
Herausforderungen zur Verbandsgründung
Impulsvortrag zum Empfang der Altherrenvorsitzenden und
Sprecher der Gründungsburschenschaften der
Allgemeinen Deutschen Burschenschaft
Avant-Propos:
Sehr geehrte Herren Waffenbrüder,
bitte beachten Sie: die nachfolgende Transkription bezieht sich nicht
auf meine Erfahrungen bisheriger burschenschaftlicher Verbandsarbeit,
sondern sind das Resultat meiner zwanzigjährigen beruflichen Erfahrung in Verbänden und deren Arbeit. Ich habe mich bemüht, meine gedanklichen Skizzen und Folien des frei gehaltenen Empfangsvortrags in
einen Fließtext zu bringen. Das ist sehr schwer, weil wichtige Elemente
des Vortrags, wie Stimmungen, Reaktionen, Lachen und Erstaunen des
Plenums, die der frei Vortragende rhetorisch nutzen kann, nicht abgebildet werden können. Beim vorliegenden Ergebnis hoffe ich auf Ihr mildes
Urteil und Verständnis. Bei Verständnisfragen stehe ich Ihnen gerne jederzeit unter [email protected] zur Verfügung. Vielen Dank.
Ihr Arnulf Nöding (B! Brunsviga Göttingen)
1. Allgemeine Gedanken
zu einem Verband
• Allianzen - Netzwerke –
Verbände
• Vision – Strategie – Ziele in
einer Allianz
• Wechselbad der Gefühle
• Komplexität – Varianz –
Dynamik
Arnulf Nöding
Arnulf Nöding (B! Brunsviga, Göttingen) hat in Göttingen, Kiel,
Straßburg und Freiburg i.Br.
Volkwirtschaft, Geschichte und
Geographie studiert und an der
Fernuniversität in Hagen seinen
MSc abgelegt. Er verantwortet
als Director Political Relations/
Corporate Communications des
Konzerns AREVA die politischen
Verbindungsbüros, Berlin, Brüssel
und Paris.
Als aktiver Reserveoffizier diente
er in unterschiedlichen Verwendungen u.a. im Fallschirmjägerbataillon 262, als Bataillonsführer
Panzergrenadierbataillon 391, im
Einsatzzeitraum 19.-21.Kontingent
Afghanistan, sowie in versch.
Stabsverwendungen.
Er kennt (noch) die DB, weiß um die
Trennung der Brunsviga von der DB
und erlebte als Aktiver und junger
AH! die Neugründung der Neuen DB,.
Aus seinem beruflichen Erfahrungen
heraus weiß er um die Herausforderungen einer Verbandsgründung,
einer Allianz von Gleichgesinnten Er
verbindet hierbei den distanzierten
Blick eines damals nicht direkt beteiligten Burschenschafters, mit der Beratungserfahrungen und Mitarbeit in
internationalen Grosskonzernen. Seine Erfahrung: die eigentliche Arbeit
beginnt erst nach der Ausrufung und
Gründung“ möchte er in einem Kurzvortrag vorstellen und Anregungen
für die weitere Arbeit geben.
1.1. Verbände, Netzwerke
und Allianzen
Verbände, Netzwerke und Allianzen und deren Arbeit folgen in
der heutigen Zeit nur einen Duktus: der Zusammenschluss soll einen Mehrwert schaffen, der mehr
ist, als die Summe seiner Einzelteile/ Mitglieder - für alle und jeden und das macht die Angelegenheit
zeitweilig nicht nur kompliziert,
sondern mehr und mehr komplex.
Einige Gedankensplitter dazu auf
Basis, der Systemtheorie, Niklas
LUHMANN und der sog. St. Gallener Managementschule.
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Der Burschenschafter
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Ein Verband ist ein lebendes System und besteht aus Individuen,
die alle frei in Ihren Entscheidungen, Ansichten, Meinungen und
Kompetenzen sind. Die Grenzen
eines solchen Systems auszuloten, ggf. zu harmonisieren und zu
bestimmen, ist ein wesentlicher
Bestandteil der Verbandsarbeit.
Häufig wird leider vergessen,
dass WERTE und nicht VERHALTEN einen Verband und seine
Kultur bestimmen. Alle Mitglieder
eines Verbandes sind deshalb anzuhalten, eine präzise Unterscheidung zwischen Verhaltens-Kultur
und Werte-Kultur zu treffen.
•Verhaltens-Kultur besteht aus
den Handlungsmustern, wie
Vereinbarungen, Pünktlichkeit,
Höflichkeit, Korrektheit, richtigem Tragen der Verbandsnadel, Reaktion auf Provokationen aus der Umwelt des
Verbandes ... Sie wird erzeugt/
kann gesteuert werden durch
Argumente, Anweisungen,
Drohung, Belohnung, Strafe.
Motto: „This the way we do it
here“
•Die Werte-Kultur eines Verbandes besteht aus Verhaltensmustern, wie Vertrauen /
Misstrauen, Achtung / Missachtung, Liebe / Hass, ... und
wird erzeugt/ kann gesteuert
durch die gemeinsame Idee,
Erkenntnis, Ereignis, Erfahrung,
Vorbild, ...
Warum meine ich, ist eine solche Unterscheidung wichtig? Im
heutigen Verband muss auch
dann gehandelt werden können,
wenn Anweisungen oder Regeln
zu Details nicht immer vorliegen.
Moderne Organisationen - und
ich rechne die ADB aus dem bisherigen Erleben der Gründungsveranstaltung dazu - benötigt die
Werte-Kultur eines Verbandes alsEntscheidungs Basis für autonomes Handeln der Mitglieder.
Der Vorteil einer solchen wertebasierten Verbandskultur: im
Gegensatz zum Verhalten, unterliegen Werte nicht dem individuellen Willen. Inhalte können
sich verändern, Werte aber nicht
gezielt verändert werden, sie ste-
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hen deshalb auch nicht zur Disposition
Die Führung eines Verbandes
vor dieser Werte-Kultur bedeutet:
“Wie schaffe ich die konstruktive
Störung von Selbstorganisation
der einzelnen Mitgliedbünde in
Bezug auf Werte, nicht Verhalten“
– dann kann ich auch steuern.
1.2. Vision – Strategie –
Ziele in einer Allianz
Überlegungen zur Vision eines
Verbandes
Vision ist der Treibstoff für lebenserhaltendes Handeln einer
Allianz, eines Verbandes ; Visionen für Organisationen und
Verbände werden von Personen
gestiftet, die eine Vision haben,
nicht durch den Verband als tote
Strukturselbst entwickelt; Visionen verbreiten sich nur durch
„Ansteckung“ nicht durch Unterschrift unter eine Gründungsurkunde oder Top-Down Verordnung; Fehlt eine Vision, dann fehlt
ein Visionär; eine fehlende Vision
eines Verbandes ist durch nichts
zu ersetzen. Wo sind die Visionäre in Ihrem Verband?
die Verbindung von dezentraler
Eigenständigkeit und zentraler
Führung, kurz: für flexible Verbände mit einer flexiblen Organisation in einem hochdynamischen
gesellschaftlichen und politischen
Umwelt – hierüber kann man jährlich oder in Abständen reden.
Wie sieht der Handlungsraum für
Ihren Bund im Verband aus?
1.3. Wechselbad der Gefühle
Müssen Ziele in und für Verbände
gesetzt werden oder „sein“?
Alle strategische Planung, so
Preußens Meisterplaner, reiche
nur bis zur ersten Feindberührung, danach komme nichts als
„ein System von Aushülfen“.
Ziele sind berechtigte Hoffnungen auf zukünftige Zustände. Im
Gegensatz zu werten, Vision und
Strategie können Ziele gesetzt
werden. Sie sind aber im Gegensatz zur Vision oder zur Strategie
„Verbrauchsmaterial“ – d.h. sie
sind nicht ewig und für alle Zeiten
angelegt, sondern Sie verschwinden, wenn sie erreicht sind. Den
Status der Zielerreichung festzustellen ist Aufgabe der damit beauftragten Gremien. Welche Ziele
wollen Sie einbringen, wann sind
sie erreicht?
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Die Folie erklärt sich von selbst
– deshalb nur ein Hintergrundgedanke. Es war der ältere Moltke,
der „Schweiger“, der einen Satz
prägte, den die Chefs großer
deutscher Konzerne und Verbände besser nicht vergessen hätten.
Ein Verbände-Vorstand/ Leitung,
die mit einem Schlieffen-Plan siegen wollten, hat zu wenig Moltke
und zu viel Schlieffen im Kopf. Die
Verzweiflung, beim ersten Auftreten von Widerständen beim Aufbau einer Werte-Kultur in einem
Verband wirft ihn aus der Bahn
und verursacht bei nachfolgenden Vorsitzenden ein negatives
„mind-setting“; man weicht aus,
weil man für Problemlösungen
nicht belohnt wird, stellt sich
Problemen nicht mehr, sondern
täuscht Aktivität und Vorstandsarbeit durch Symptomkuren vor.
Helmuth Graf von Moltke (18001891), der den Telegraphen als
Führungsinstrument nutzte und
die Eisenbahn als Kräfteverstärker wie kein Feldherr zuvor und
keiner in seiner Zeit, hatte nicht
das Geringste gegen minutiöse
Planung, im Gegenteil. Er wusste
aber, dass die „Imponderabilien“,
wie sein Zeitgenosse Bismarck
die unwägbaren Kräfte der Geschichte, der menschlichen Seele
und des Zufalls nannte, ihre tragischen Späße treiben.
Die Missachtung der Grundsätze
des älteren Moltke führte 1905
1.4. Komplexität – Varianz
– Dynamik
Der komplexe Anteil eines Verbandes ist ihre Lebendigkeit, ihr
Überraschungspotenzial – damit
haben Mitglieder in Verbänden
die meisten
Probleme (Motto: Wieso sind Überraschungen
noch da, wir haben doch den Verband…“) . Sie arbeiten deshalb lieber an Lösungen für triviale Projekte und Angelegenheiten.
Verbände im Wechselbad der Gefühle
Braucht ein Verband eine „Strategie“?
Strategie ist „die Kunst des Weglassens“, oder anders: Strategie
legt nur fest, was nicht angestrebt
wird. Das ist für einen Verband,
mit vielen Mitgliedern, extrem
wichtig. Dadurch entsteht ein
zunächst leerer Handlungsraum
zwischen Ist und Soll. In diesem
„Erlaubnisraum“ kann entschieden und gehandelt werden, ohne
vorher jedes Mal Fragen zu müssen, denn es ist ja klar, was man
nicht will. Deshalb ist Strategie in
diesem Verständnis für Verbände
eine wichtige Voraussetzung für
dazu, dass der Große Generalstab in Berlin sich auf den Schlieffen-Plan einließ, der uhrwerksartig
Aufmarsch im Westen, Vernichtung der französische Feldarmee,
dann Wendung gen Osten und
dito gegen die russischen Massenheere vorsah. Als dieser Plan
an der Marne missglückte, wie er
musste, war es ein Wunder, dass
das Deutsche Reich noch mehr
als vier Jahre einen Krieg durchhielt, der nicht zu gewinnen war.
Gefühle
Emotionaler
Stress, Druck
zur
Veränderung
Phase 2:
Phase 4:
Spannungen,
Desillusionierung,
Suchen nach
Sündenböcken,
Selbstvorwürfe
Änderung der
mentalen Muster,
Problemlösung,
Konfliktmanagement
Stillstand
Phase 1:
Erster Kontakt
der
verschiedenen
Kulturen,
Enthusiasmus,
„honeymoon“
Phase 3:
Phase 5:
Krise, Verwirrung,
massive Konflikte,
Kulturelle
Antipathie,
Verweigerung
Schaffung einer
neuen,
gemeinsamen
Kultur basierend
auf kulturellen
Synergien
Moral,
Optimismus,
Produktivität
Herausforderung
annehmen
Auflösung, Rückkehr zur
Monokultur
t
•Kompliziertheit ist eine Beziehung zwischen einem Beobachter und dem Gegenstand
seiner Beobachtung.
•Ein Sachverhalt ist kompliziert,
wenn das zur Verfügung stehende Wissen zum Verstehen
nicht ausreicht.
•Komplexität ist ein Maß für
das Überraschungspotenzial lebendiger Systeme, wie
Verbänden Unternehmen und
Organisationen.
•Trvialität entsteht durch
Komplexitätsreduktion und
bezeichnet etwas, das durch
Lernen und Verstehen (scheinbar) beherrscht werden kann,;
sie entsteht durch bewusstes
weglassen, weghören und
ausblenden – damit wird das
Individuum handlungsfähig.
Komplexe Organisationen, wie ein
Verband, kann nicht beherrscht
werden, auch nicht durch Wissen. Ein komplexer Lebensraum
wie die Verbandsarbeit erfordert
Können (Talente) und Ideen. Er
konfrontiert immer wieder mit
Überraschungen. Können diese
Überraschungen nicht ignoriert
werden, so muss eine Idee gefunden werden, wie damit umzugehen ist. Stehen verschiedene
Ideen zur Auswahl, so muss man
anhand der Werte als Handlungsmaßstab versuchen, brauchbare
von wertlosen Ideen zu unterscheiden. Die nutzlose Alternative wäre, alle Ideen nacheinander
Versuch und Irrtum auszusetzen.
Das kostet Zeit und führt zur Frustration.
Wichtig im Verband, zur notwendigen Komplexitätsreduktion unter den Mitgliedern, ist ein aktives Interessenmanagement, statt
Kontrolle von Einzelmaßnahmen
durch den Vorsitzenden. Interessenmanagement meint: ein harmonisieren von Interessen, ein
„sowohl-als-auch“ anstelle eines
„entweder-oder“ – das kann nur
entstehen, wenn man WERTE als
Maßstab des Handelns nimmt
und nicht Verhalten.
Eine ständige Kontrolle oder ein
Controllinginstrument in einem
Verband ist ein Ausdruck von
tiefem Misstrauen und alle damit
verbundenen Maßnahmen sind in
der Dynamik der heutigen Zeit viel
zu träge. Es muss den Mitgliedern
von Verbänden deshalb bewusst
sein, dass bei allen Entscheidungen das Risiko eingegangen werden muss, dass der Partner in der
Allianz und im Verband zuverlässig ist - die Zuverlässigkeit des
Partners muss sich aber erst in
der täglichen Arbeit immer wieder bestätigen. Sie kann nicht per
se schon geregelt werden, durch
einen Verhaltenskatalog.
Beispiel
Ob der Hund trotz Befehl „Sitz“
wegliefe, wenn er nicht an der
Leine wäre, kann man nur herausfinden, wenn man die Leine löst.
2. Praktisch - operative
Überlegungen
• Sitzungsterror in Verbänden
• Denken in Verbänden
• Kommunikation und Information in Verbänden
• Tägliche Verbandsarbeit
2.1. Sitzungsterror in Verbänden
These: Sitzungsterror lähmt Verbandsarbeit
In Sitzungssituationen aus meiner
Erfahrung ist allgemein folgendes zu beobachten:
•Das Wissen beschränkt – die
wirklichen Spezialisten zu
Themen haben keine Zeit,
die Vertreter sind nicht oder
schlecht eingewiesen
•Die Methoden und Arbeitsweisen sind unvollkommen
– einen Moderator gibt es
neben dem Sitzungsleiter
nicht, Zeitnehmer sind (meist)
unbekannt
Gründungsveranstaltung ADB – Empfang Impuls- Wbr. Arnulf Nöding (B!Brunsviga Göttingen) – 01.10.2016- ©
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Denken in Verbänden
•Die Ziele der Teilnehmer sind
(meistens) inkonsistent und
haben mit dem Zweck der
Sitzung nichts zu tun
•Viele TOP Punkte sind
Symptome, aber nicht das
Was man sieht, das erzählt, wie man hinschaut.
eigentliche Problem- durch
Das Symptom ist nicht das Problem.
Entscheidungen werden dann
•
Neue Blickwinkel ermöglichen neue Lösungen.
Symptome kuriert . Das Ergebnis ist eine „Verschlimm-VerErkunden statt diagnostizieren.
besserung“ für den Verband
Wo alle das Gleiche Denken wird nicht viel gedacht
•Gibt es zu einer Fragestellung
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mehrere Besprechungen,
Papier - liegt kein Papier vor
Ich erinnere an die Beobachtunwechseln die Teilnehmer von
(Entscheidungsdokumentation,
gen aus unserem Durchlauf „TaBesprechung zu Besprechung
Vorgehensbeschreibung, Staxispiel“ – nachfolgend einige Betement, Szenario, Problembeobachtungen auf der Metaebene
•Ein Zusammenhang zwischen
schreibung …), war die Sitzung
auf der Basis von 50 Durchläufen
den verschiedenen Elementen
umsonst
dieses Spiels in unterschiedlides Entscheidungsprozesses
chen Seminaren oder Vorträgen.
in Verbänden zu den Themen
•Ein tragfähiger Konsens entEine Ähnlichkeit oder Wiedererder Sitzung, ließ sich vielfach
steht nur durch einen ausgekennen mit den Beobachtungen
nicht(mehr) feststellen
tragenen Dissens. Ein Konsens
aus unserem Durchlauf, ist natürdurch
Akklamation
wird
in
der
Lösungsansätze zu einer erfolglich „rein zufällig“.
Realisierung
häufig
blockiert
reicheren Sitzungsarbeit in Ver•Sind alle der gleichen Mei•Die Spieler betrachten die
bänden (aus eigener, leidvoller
nung, wird nicht mehr viel
Problemsituation nur aus ihrer
Erfahrung):
gedacht – unterbrechen sie
Perspektive (Taxifahrer, Taxi•Der „Reflex“, eine Sitzung für
die Sitzung, vertagen sie den
zentrale) – gemeinsame Interjedes Thema einzuberufen,
TOP
essen werden nicht geklärt
muß unterdrückt werden. Viel•-
Suchen Sie das Problem,
•Die Arbeitsanweisung wird
leicht bestehen ja auch andere
ergründen
Sie
es
–
und
kurienicht noch einmal durchMöglichkeiten zum Ergebnis
ren
sie
nicht
das
Symptom
gelesen – man meint alles
zu kommen?
verstanden zu haben, neue
•-
Im Punkt Verschiedenes
•Sitzungszahl in Verbänden
Informationen werden dann
können immer wieder Dauerreduzieren heißt: Gute Teamunbewusst aber systematisch
brenner auftauchen – Dauerund Verbandsarbeit findet
ausgeblendet
brenner deshalb, weil sie nach
statt.
einer Entscheidung nie reali•Es findet wenig Analyse statt.
•Eine Sitzung ist kein sozialer
siert/ nie richtig gelöst wurden
Man einigt sich rasch auf
Event, es sei denn, sie ist dazu
oder weil sie als Symptom
den kleinsten gemeinsamen
ausgewiesen. Arbeit, die in
auf ein Problem verweisen,
Nenner;
diesen Sitzungen geleistet
das noch nicht richtig erkannt
•-
Es werden meist sehr
werden soll, ist kein gesellwurde.
massive
Maßnahmen geplant
schaftlicher Anlass und das
und
umgesetzt
(„Ich fahr eingemeinsame Bier an der Thefach
schon
mal
los…“)
ke ist nicht der Hauptgrund um
•-
Es werden isolierte
Reisekosten zu produzieren.
2.2.Denken in Verbänden
Maßnahmen vorgeschlagen.
Das Bier kann genossen wer… oder: wo alle dasselbe denken,
Wechsel- und Nebenwirkunden, wenn Ergebnisse produwird nicht viel gedacht gen von Maßnahmen werden
ziert wurden
nicht berücksichtigt; (nach
… oder: wir wissen zwar noch
•Ergebnis der Verbandsarbeit
drei Minuten Fahren - … Du
nicht, wo wir hinwollen, dafür sind
bedeutet immer: der Lackfahr doch noch mal an den
wir aber schneller da - …
mustest muss positiv sein
Ausgangspunkt zurück … auch
– das ist die Produktion von
wenn das Taxometer weiterläuft???
•-
Wenn man sich auf
einen Lösungsweg/ Vorgehen/
Spielablauf geeinigt hat, werden neue Informationen nicht
mehr beachtet (Risikomanagement = Null) ;
•-
Die gesamte Gruppe
(Plenum und Spieler ) sind
meist stolz auf ihre (miserable)
Leistung
•-
Keiner aus dem Plenum wagt, den Spieler durch
Zuruf Anregungen zu geben
oder einzuschreiten – warum
eigentlich nicht, es war nicht
verboten - lieber sitzt man da
und feixt sich einen ;-)
Wie könnte ein solches Geschehen in der Zukunft minimiert
werden. Anstelle meiner wirren
Vorstellung möchte ich Ihnen die
Gedanken des MIT Professors
Peter SENGE mitgeben; in meinem beruflichen Kontext habe ich
viel mit Verbänden zu tun.
In diesen Sitzungen habe ich ein
Blatt mit den folgenden Thesen
immer in meinem Planer liegen,
um mich an folgende Punkte und
Denkfallen zu erinnern:
•Die Lösungen von gestern
sind die Probleme von Morgen
•Je mehr man sich anstrengt,
desto mehr verschlimmert sich
eine Situation
•Das Verhalten verschlimmert
sich, bevor es sich verbessert
•Der bequemste Ausweg erweist sich oft als Drehtür
•Die Therapie ist schlimmer als
die Krankheit
•Schneller ist langsamer
•Ursache und Wirkung liegen
räumlich und zeitlich nicht unbedingt nahe bei einander.
•Sie können Kuchen essen
oder behalten, aber nicht beides gleichzeitig
•Wer einen Elefanten in zwei
gleiche Hälften teilt hat nicht
gleich zwei kleine Elefanten
•„We have met the enemy and
the enemy is us”
2.3.Kommunikation und
Information in Verbänden und deren Arbeit
Eine Kernkompetenz erfolgreicher Verbandsarbeit ist das aktive Zuhören – Als Ergebnis der
durchgeführten Übung ZUHÖREN (Sie erinnern sich: „… Ein
Mann betrat das Geschäft…“ )lässt
sich feststellen:
Burschenschaftliche Verbandsarbeit
… in der Vergangenheit und Gegenwart aus der persönlichen Wahrnehmung Wbr. Nöding
•Es geht bei dieser Übung
nicht darum wer Recht hat
oder nicht – es geht darum
bewusst wahrzunehmen, dass
bei keiner im vorgelesenen
Text getroffenen Aussage die
Zuhörerschaft im Gehörten
übereinstimmt
•Bitte erinnern Sie sich daran,
dass bei Ihnen allen gedanklich ein „Film“ abläuft, wenn
sie Zuhören – dieses Bild ist
niemals deckungsgleich –
fragen Sie immer, was der
andere Verbandsbruder sieht
oder im Hinterkopf hat, bevor
sie sich über seinen Kommentar aufregen oder ihn in eine
Schublade stecken . Er schaut
auf die gleiche Welt – nur aus
einer anderen Richtung.
•Unterscheiden Sie zwischen
Verständnisfragen und Fragen
nach der Sinnhaftigkeit – vermischen Sie beide Dinge, ist
unnötiger Dissens im Verband
und in der Sitzung vorprogrammiert.
•Sie bauen gerade den „Turm
zu Babel“ da ist eine Sprachverwirrung normal und muss
zum Vorteil für den Verband
genutzt werden; das Schaffen einer Universalsprache
bevor die Arbeit losgeht,
kostet wahnsinnig viel Zeit und
Kraft – lieber mehr Zeit zum
„Übersetzen“ und Nachfragen
einplanen.
2.4.Grundregeln erfolgreicher Verbandsarbeit
(ausgewählte Kommentierung)
Think like an Architect – erst
planen, dann handeln; Planen ist
Probehandeln; der Verbandsvorsitz muss sich als Maler verstehen
und nicht als Steinmetz, auftraggebender „AH Adel“ oder Aktivitates an den Baustellen der einGründungsveranstaltung ADB – Empfang Impuls- Wbr. Arnulf Nöding (B!Brunsviga Göttingen) – 01.10.2016- ©
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Fallstricke der Verbandsarbeit 1/2
Nur „Freundschaft“/ “Partnerschaft“ in einem Verband
 ist zu wenig, wenn die Vision, Strategie und Ziele fehlen oder unvollkommen sind
Man ertrinkt in operativer Tagesarbeit und Klein Klein
 die Vorsitzende muss immer an die übergeordneten Ideen und Werte erinnern – das Bild des „Turmbaus“ vor Augen führen
zelnen Bünder – der Vorsitz muss
den gesamten Bau im blick haben
Defend all – loose all – Bereitschaft sich auf drei bis fünf
wesentliche Punkte der Verbandsarbeit zu beschränken; ein
abrutschen auf die operative Detailebene schränkt die Wirksamkeit der Vorsitzenden und des
Verbandes stark ein
Go to Rome – ja, viele Wege führen nach Rom, aber man kommt
nicht hin, wenn man nicht losgeht;
der Verband schreibt den Weg
nicht vor (viele Wege führen nach
Rom) sondern erinnert an das
Ziel: Rom – und stellt fest, wenn
einer in Mailand schon wieder
Pause macht …
Execute good enough plans –
bei der Anwesenheit von vielen
technischen Burschenschaften
besteht die Gefahr, dass man vermeintlich erst agieren kann, wenn
100% geplant ist; es muss eine
Kultur geschaffen werden, dass
im Verband 80/20 Lösungen
auch gut genug sind um mit der
Umsetzung zu beginnen - vielleicht ergeben sich im Verlauf der
Lösung weitere 10% und über die
Jahre sind die noch fehlenden
10% der Spielraum, um die Lösun-
gen anzupassen und flexibel zu
reagieren.
Permanente Suche nach Unterscheidungen/ Abgrenzungen bindet unnötig Kräfte
Concentrate for Sucess – alle
schauen auf die Dinge, die nicht
funktioniert haben, aber dabei
vergisst man häufig das zu analysieren, warum bei 95% der
Arbeitspakete eines Sitzungsjahres/ Projektes alles auf Grün
steht – die Frage muss hier dann
sein: was haben wir bei den 95%
anders gemacht, nicht gemacht,
neu gemacht, bei denen alles auf
Grün steht als bei denen, die auf
Rot stehen.
Vorteile für Aktive/ AH Schaften müssen in den Bünden geklärt und dann gemeinsam nach oben zur
Vorsitzenden gespiegelt werden
 Wir sind liberaler als liberal, unser Vaterlandsbegriff ist anders als bei anderen, etc., ….
 AH Schaften und Aktivitates unterscheiden sich in dem, was ausgesprochen und … stillschweigend vorausgesetzt wird
Fehlende langfristige Perspektive
 Keine gemeinsame „Landkarte“ an Werten und Inhalten erarbeitet und als Orientierungswerkzeug akzeptiert
Keine Fehlertoleranz – keine Stress Resistenz
 „Wir hätten ganz anders…“, „die xy VbrVbr … typisch…“ – können wir nicht akzeptieren; müssen unseren Verbleib überdenken
, wenn nicht
Keine Standards in Werten einsetzen und einhalten - sondern der Prinzipienlosigkeit frönen
Keine Professionalisierung des Vorsitzes
 Übernahme des Vorsitz erfolgt unprofessionell (Prozess des Übergangs auf den Nachfolger mangelhaft, keine „lessons
learned“, keine moderierte Übergabe geschweige denn, ein „Testament“ der Aktivitäten, zu denen die Vorsitzende noch nicht
gekommen ist – Erinnerung: man kann ein Testament auch ausschlagen !!!das heisst
 Didaktische Hilfsmittel zur Dokumentation werden nicht eingesetzt,
Stay out oft he Balkans – Gilt intern (Wertekultur betonen anstelle sich auf den “Balkanen!!!“ von
Verhaltensweisen und Vorschriften verheddern – extern: kein Abgrenzungsgefecht liefern, lieber
ein „mia san mia“ leben
 Projektmanagement nicht oder falsch betrieben
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Make time your servant – langsamer ist manchmal schneller,
wenn es um Harmonisierung von
Interessen gilt bei der „Spachverwirrung“ innerhalb eines Verbandes
Fallstricke der Verbandsarbeit 2/2
Aufbauorganisation ist bei Gründung meist abgeschlossen- die Ablauf- und
Prozessorganisation muss sich noch „einschleifen“
 Das dauert und ist mit Frustration versehen, weil es jetzt erst ans „Eingemachte“ geht
 Das braucht viel Kommunikation – zusätzlich zu den bundesinternen Abläufen sind jetzt wieder Verbandsabläufe
zu beachten – wie geht man mit denen um, die länger brauchen: straft oder unterstützt man – will man Werte
oder Verhalten fördern?
 Bei Prozessen in Verbänden ist immer zu hinterfragen – dient es dem persönlichen Ego, Kontrollwahn oder
bringt es was für die Zielerreichung – dient es Werterhalt oder Verhaltenskontrolle. Letzteres ist schädlich.
 Gremien und Arbeitsgruppen zu Themen in Verbänden müssen von Anfang an klar auf „Vergänglichkeit“
ausgelegt sein, sonst hat man über kurz oder lang Parallelgesellschaften, die man nicht mehr wegbekommt
Datenbanken für alles mögliche schaffen
 Redundanz und Datenfriedhöfen – Pflegeaufwand der Ressourcen bindet und den eigentlichen Zweck
Was alle Erfolgreichen (Verbände) miteinander
verbindet, ist die Fähigkeit,
den Graben zwischen Entschluss und Ausführung
äußerst schmal zu halten.
überwuchert
 KISS Prinzip konsequent anwenden
 Nicht an „kaputten Sachen“ rumverbessern – lieber einen Schnitt und neu Ansetzen
Einige Grundsätze lernender Organisationen
We have met the enemy and the enemy is … us“
(PETER DRUCKER, ÖSTERREICHISCH-AMERIKANISCHER SACHBUCHAUTOR
UND MANAGEMENTPROFESSOR, 1909-2005)
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Der Burschenschafter
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Impressum
Der Burschenschafter
Periodikum der
Allgemeinen Deutschen Burschenschaft
Herausgeber
Vorsitzende Burschenschaft der
Allgemeinen Deutschen Burschenschaft
Saarbrücker Burschenschaft Germania
Bismarckstraße 112
66121 Saarbrücken
Verlag
Eigenverlag der
Allgemeinen Deutschen Burschenschaft
Redaktion, Anzeigenverwaltung
Dr. Frank Grobe
Dotzheimer Straße 56
65197 Wiesbaden
[email protected]
Ständige Mitarbeiter
Dr. Philip Plickert, Michael Schmidt
Erscheinungsweise
halbjährlich
Auflage
1.000 gedruckte Exemplare
3.700 PDF (nur an Mitglieder)
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Ein Nachdruck ist nur mit schriftlicher
Genehmigung des Herausgebers und mit
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Bildnachweis
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Redaktionelle Präambel
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