Das Geheimnis der Vayus

Orit Sen Gupta
Das Geheimnis der Vayus
Die Yoga-Praxis der Vayus
in Asana & Pranayama
Übersetzt ins Deutsche von
Eva Oberndörfer
© tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld
1. Auflage 2014
Autorin: Orit Sen Gupta
Englische Originalausgabe „Vayu’s Gate – Yoga and the ten vital Winds“
Übersetzung: Eva Oberndörfer www.vijnanayoga.de
Umschlaggestaltung: mediaservice-berlin
Umschlagfoto Buchrückseite: Shlomi Amami
Illustrationen: Galya Shalit
Herausgeber: www.yoga108.de
Printed in Germany
Verlag: tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld,
www.tao.de, eMail: [email protected]
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-95529-308-6
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Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung,
Übersetzung, Verbreitung und sonstige Veröffentlichungen.
Für meinen Vater
Dov B. Teitler (1922-2002)
INHALT
Einleitung - 9
Teil 1: Vayu Übungen - 13
Kapitel 1 - Die Praxis der zehn Vayus - 15
A: Die Suche nach den äußeren Vayus - 15
B: Die Praxis der äußeren Vayus - 18
C: Die Herausforderung der inneren Vayus - 24
D: Die Praxis der inneren Vayus - 28
Kapitel 2 - Das Prana Vayu Tor zum Pranayama - 35
A: Der innere Körper - 35
B: Die Einbindung von Prana Vayu in Pranayama - 43
C: Die Verbindung zwischen Bandha und Vayu - 46
D: Pranayama Übungen - 55
Kapitel 3 - Die Vayus in den Asanas: Ausrichtung durch Prana - 65
A: Überlegungen zur Ausrichtung - 66
B: Die Vayus als Mittel, um die Ausrichtung zu verbessern - 71
C: Die Anwendung der Vayus in den verschiedenen
Asanagruppen - 79
Teil 2: Eine Kultur - vom Atem verzaubert - 105
Vorbemerkung - 107
Kapitel 4 - Hanuman, der weiße Affengott - 109
Kapitel 5 - Der vedische Urspung von Vayu - 119
Kapitel 6 - Die Vayu-Verbindung zwischen Brahman u. Atman - 125
Kapitel 7 - Die Vayus als Essenz des Lebens - 129
Schlußbetrachtung - 139
8
Anhänge - 141
Anhang 1: Die Vayus in der Shiva Samhita und der
Gheranda Samhita - 143
Anhang 2: Die sieben essentiellen Prinzipien - 144
Anhang 3: Das Prana-Apana-Paar: praktische Reflektionen - 147
Anhang 4: Die Anatomie des Atemsystems - 151
Anhang 5: Die Vayus in Ayurveda - 153
Anhang 6: Ursprüngliche Zitate - 155
Literaturliste - 167
Danksagung - 169
9
Einleitung
Verehrung dir, Vayu!
Denn du bist das sichtbare Brahman,
dich will ich als das sichtbare Brahman bekennen.
Ich will reden, was recht (rta) ist,
ich will reden, was wahr (satya) ist.
das möge mir frommen,
das möge dem Lehrenden frommen.
Es fromme mir! Es fromme dem Lehrenden!
Om! Friede! Friede! Friede!
(Taittiriya Upanishade)1
Dieses Buch ist das Ergebnis einer fünfzehn Jahre andauernden
Erforschung einer wenig bekannten und doch wesentlichen YogaPraxis, welche unter dem Namen ‚die zehn Vayus‘ bekannt ist.
Warum sie vergessen wurde bleibt ein Geheimnis, aber meiner
Erfahrung nach schmiedet diese Praxis eine lebendige Verbindung
zwischen dem physischen und dem energetischen Körper, und
liefert wesentliche Direktiven für jedes ernsthafte Yoga-Üben.
Das Sanskritwort „vayu“ bedeutet Wind, Raum oder Luft. Vayu ist
auch der Name des hinduistischen Windgottes. Wie sich die Vayus
jedoch im menschlichen Körper manifestieren, ihre Funktion und
wie sie sich auf unser Yoga-Üben beziehen, das sind Fragen, die sich
nicht durch eine einfache oder einzige Antwort lösen lassen.
Man kann die Vayus als spezielle Luftkammern im Körper beschreiben, innere Atmosphären, welche das Gedeihen von Leben
und Intelligenz ermöglichen - so wie die äußere Atmosphäre das tut,
die unseren Planeten umgibt. Es gibt zehn Vayus. Jedes von ihnen
hat einen anderen Namen und befindet sich an einer anderen Stelle
im Körper.
1
Upanishaden, übersetzt von Paul Deussen, Marix Verlag 2007
(übersetzt und überarbeitet nach der 3. Auflage 1938), S. 282
10
Die Vayus werden sowohl in den Yoga Sutren des Patanjali erwähnt
als auch in den Hatha Yoga Büchern, und da all diese Texte praxisorientierte Handbücher sind, kann man logischerweise davon ausgehen, daß sie einst einen natürlichen Bestandteil der Yogapraxis
darstellten.
Meine Neugier hinsichtlich der zehn Vayus erwachte vor vielen
Jahren, als ich in einem Hatha Yoga Buch, der Gheranda Samhita, auf
sie stieß. Der Text schien unverständlich zu sein und dennoch
faszinierte er mich.
Die Vayus sind zehn, namentlich prana, apana, samana, udana und vyana,
naga (Schlange), kurma (Schildkröte), krikara (Pfeffer), devadatta
(gottgegeben) und dhananjaya (siegreich) “ 2
Der Text fährt fort, diese lange Liste von Sanskritnamen in zwei
Gruppen mit je fünf Namen zu teilen. Der ersten Gruppe wird der
Sammelname Pranadi gegeben und sie gehört zum inneren Körper:
Das Prana bewegt sich stetig im Herzen,
das Apana in der Anusgegend,
das Samana in der Nabelregion,
Udana im Hals und das Vyana durchdringt den ganzen Körper.
Nach den fünf inneren Vayus werden die fünf äußeren Vayus erläutert, die Nagadis. Sie werden nicht nur durch ihre Lage im Körper
beschrieben sondern auch anhand einer Funktion, die ihnen zugeordnet wird:
Die Schlangen-Nagadi Vayus gehören zum äußeren Körper.
Ich nenne dir jetzt den Sitz dieser fünf äußeren Vayus.
Das ‚Schlangen‘-Vayu führt die Funktion von Rülpsen oder
Erbrechen aus.
Die ‚Schildkröte‘ öffnet die Augenlider.
Der ‚Pfeffer‘ verursacht das Nießen.
Das ‚Gottgegebene‘ macht das Gähnen,
2
Übersetzt nach der englischen Vorlage: Gheranda Samhita, trans. Rai Bahadur Srisa
Chandra Vasu (India: Sri Satguru Publications, 1981), V60 - 65, p. 46
11
und das ‚Siegreiche‘ durchdringt den ganzen Körper und verläßt ihn
selbst nach dem Tod nicht.“
Dann werden die Wirkungen dieser Funktionen erklärt:
Das ‚Schlangen‘-Vayu bringt Bewußtheit hervor.
Die ‚Schildkröte‘ verursacht Sehen.
Der ‚Pfeffer‘ erzeugt Hunger und Durst.
Das ‚Gottgegebene‘ erzeugt Gähnen
und durch das ‚Siegreiche‘ wird ein Laut erzeugt; dieser verläßt niemals
den Körper.
Es wurde keinerlei Erklärung über die Verbindung zwischen allen
Vayus gegeben oder in welchem Zusammenhang sie zu sehen sind.
Und dennoch spürte ich, daß diese scheinbar willkürliche Liste eine
eindeutige und subtile Praxis repräsentierte. Auch wenn ich die
Logik der Vayus noch nicht ausmachen konnte sagte mir meine bisherige Erfahrung, daß in Yoga viele unverständliche und scheinbar
bizarre Informationsbrocken völlig an Klarheit gewinnen, wenn man
sie aus der Perspektive des Übens betrachtet. 3
Und da die Gheranda Samhita übungsorientiert ist, dachte ich, daß es
zwei mögliche Erklärungen für die Kürze der Anweisungen gibt.
Entweder war die Übung seinerzeit so bekannt, daß der Autor sich
nicht damit aufhielt, sie weiter auszuführen oder er wollte, daß die
Übung geheim bleiben sollte und die kurze Beschreibung war als
Code für Eingeweihte gedacht.
Auf jeden Fall war ich fasziniert und dachte im Laufe der Jahre
immer wieder von Neuem über die Vayus nach, weil ich spürte, daß
hier vor mir eine Landkarte lag, die zu einem Schatz führt. Da mir
kein einziges Buch bekannt war, das die Vayus umfassend beschrieb,
begann ich, die klassischen Hindu- und Yogaschriften erneut zu
lesen, um die hier und da erwähnten Vayu-Passagen zusammenzutragen und dadurch ein tieferes Verständnis zu gewinnen.
3 Obwohl die Vayus auch in Ayurveda diskutiert werden, unterscheidet sich das
ayurvedische Verständnis ihrer Physiologie und verdient eine getrennte Diskussion.
Die vorliegende Arbeit fokussiert sich deswegen ausschließlich auf die Vayus im
Zusammenhang der Yoga- bzw. Pranayama-Tradition. Als allgemeine Referenz habe
ich jedoch eine Grundbeschreibung der ayurvedischen Vayus im Anhang 5 beigefügt.
12
Ich war überrascht, als ich merkte, daß die Vayus in den frühen
Schriften, die dem Hatha Yoga vorausgehen, ständig auftauchten: in
Geschichten und Legenden, in Verbindung mit wichtigen Yogakonzepten und im Zusammenhang mit Pranayama-Übungen.
Ich hoffte, daß sich das Rätsel um die Vayus lösen lassen würde,
wenn ich damit begann, das Wissen verschiedener Zeitalter und
Traditionen Indiens zusammenzutragen. Ich las die Schriften immer
wieder und begann gleichzeitig, die Vayus in meine persönliche
Übungspraxis aufzunehmen. Dabei nutzte ich die wenige Information, welche die Gheranda Samhita zur Verfügung stellte, als Landkarte und meinen eigenen Körper als Gelände.
Im Folgenden berichtet das Buch von dieser fortdauernden Suche.
Während dieser Jahre war ich oft enttäuscht und sogar verzweifelt.
Zu anderen Zeiten dachte ich, ich hätte etwas davon verstanden nur
um dann wieder die unvollständige Beschaffenheit meiner Experimente zu erkennen. Und doch begann sich langsam, ganz langsam
ein vollständigeres Verstehen und Üben zu entwickeln.
Ich begann zu erfahren, daß der Körper sich durch das Üben mit den
Vayus auf eine sanfte und doch präzise Aufrichtung einstimmte. Es
war, als ob die Wirbelsäule durch eine senkrechte Luftsäule verstärkt
werden würde. Dies änderte die Haltung, die Atemübungen des
Pranayama wurden einfacher, vertieften sich und der Geist wurde
ruhiger.
Heute finde ich es schwierig, mir vorzustellen, wie ich ohne diese
Vayu-Praxis Yoga üben oder unterrichten sollte.
Der vorliegende Band umfasst zwei verschiedene Abschnitte. Die
Kapitel von Teil Eins führen den Leser in die aktuelle Vayu Praxis
ein und skizzieren, wie sie in Pranayama und Asana integriert werden können, während im Teil Zwei die Vayus im literarischen und
kulturellen Zusammenhang vorgestellt werden.
Ich hoffe, daß Yoga Übende künftig die zehn vitalen Vayu Übungen
in ihr alltägliches Yoga-Üben einbeziehen. Wenn sie es tun, glaube
ich, daß sie entdecken werden, wie dies ihr Üben inspirieren und
verändern wird.
Teil I
Vayu Übungen
14
15
KAPITEL 1
Die Praxis der zehn Vayus
Die fünf verbleibenden Vayus, das naga etc., führen die folgenden
Funktionen im Körper aus: Rülpsen oder Erbrechen4, Öffnen der Augen,
Hunger und Durst, Mund aufreißen oder Gähnen, und zuletzt der
Schluckauf.
- Shiva Samhita5
A. Die Suche nach den äußeren Vayus
Während in früheren Schriften nur die fünf inneren Vayus erwähnt
werden, fand ich in einer späteren Hatha Yoga Schrift, der Shiva
Samhita, eine weitere Bezugnahme auf die fünf äußeren Vayus.
Ich las die Gheranda Samhita und die Shiva Samhita immer wieder und
erahnte allmählich eine Richtung, was die äußeren Vayus bedeuten
könnten. Es dämmerte mir, daß dem Öffnen der Augen, dem
Nießen, dem Gähnen, dem Rülpsen und dem Schluckauf die gleiche
Bewegung zugrunde liegt: Zusammenziehen und Weiten.
Schließlich gelang es mir, einem Faden zu folgen, der die äußeren
Vayus und letztlich alle Vayus verband - eine öffnende und
schließende Bewegung, die an verschiedenen Körperstellen auftritt.
Als ich das erkannte, begann ich langsam, das Reproduzieren ihrer
Funktionen in mein Üben aufzunehmen.
Um mit diesen Funktionen zu experimentieren und ihre Wirkung
untersuchen zu können, mußte ich Bewegungen einleiten, die in
einem normal funktionierenden Körper als autonome Phänomene
4 Rülpsen oder
5
Erbrechen – udgara in Sanskrit
Übersetzt aus: Shiva Samhita, trans. Rai Bahadur Srisa Chandra Vasu
(India: Sri Satguru Publications, 1981), III.8, p.25
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entweder spontan oder regelmäßig auftreten. Ich öffnete viele Male
die Augen weit und versuchte, sie ohne Blinzeln offen zu halten. Mir
wurde die Tatsache bewußt, daß Kontraktionen wie jenen, welche
Nießen oder Erbrechen auslösen, ein Weiten vorausgeht. Bei
manchen Funktionen wie dem Öffnen der Augenlider oder dem
Gähnen ist die weitende Bewegung sofort augenscheinlich; bei
anderen wird sie erst mit der Zeit ersichtlich. Beim Nießen zum
Beispiel ist uns normalerweise nur der dramatische Ausbruch des
Nießens bewußt, tatsächlich geschieht aber am Anfang des NießVorgangs ein Weiten der Nasenflügel. Auch beim Vorgang des
Erbrechens ist uns normalerweise nur die dabei entstehende
auswerfende Bewegung bewußt. Sollte es dir passieren, daß du dich
in nächster Zeit übergeben mußt, dann beobachte dich dabei
sorgfältig. Du wirst bemerken, daß dieser auswerfenden Welle ein
tiefes Weiten des Halses vorausgeht.
Ich übte die Vayus über einen Zeitraum von mehreren Jahren:
manchmal wiederholte ich ein einzelnes öfter, manchmal eines nach
dem anderen, jeweils drei bis fünf Mal. Ich übte sie vor der Meditation, vor Pranayama, vor der Entspannung, während ich gerade
Auto fuhr, unmittelbar nach dem Aufwachen und kurz vor dem
Einschlafen.
Weiterhin übte und analysierte ich jedes der äußeren Vayus; dabei
bemerkte ich, daß bei jedem ein Weiten und ein Entleeren geschieht.
Bei naga vayu weitet sich der Hals und wirft zum Beispiel beim
Rülpsen Luft aus oder beim Übergeben Nahrung. Bei kurma vayu
weitet sich das Auge und löst Tränen aus. Bei krikara vayu weitet sich
die Nase und wirft Schleim aus. Bei devadatta vayu, dem Gähnen,
findet nach der Einatmung auch eine volle Ausatmung statt, die
verbrauchte Luft ausstößt.
Das letzte Vayu, dhanajaya vayu 6, ist anders. Der Text gibt keinerlei
Hinweis auf eine spezifische Bewegung, sondern erwähnt lediglich,
daß es den ganzen Körper durchdringt, einen Laut erzeugt und den
Körper nicht verläßt. Allerdings entdeckte ich, daß das voraus-
6
In der Shiva Samhita wird dhananjaya als Schluckauf beschrieben. Ich
entschloß mich aber der Beschreibung der Gheranda Samhita zu folgen,
nach welcher dhananjaya den ganzen Körper durchdringt. Ich begründete
dies damit, daß der Schluckauf dem Rülpsen oder dem Übergeben (naga
vayu) zu ähnlich ist um ein separates Vayu zu bilden.
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gehende vierte Vayu, das Gähnen, manchmal eine spontane und
natürliche Bewegung auslöste, ähnlich der, die beim Aufwachen
geschieht: unsere Hände strecken sich über den Kopf in einer
Dehnung aus, während unsere Handflächen eine Faust formen, die
sich zum Kopf hin wendet. Oft schließt dies einen unwillkürlichen
seufzenden Laut mit ein. Diese Art von Streckung erfaßt den ganzen
Körper und wird manchmal von knackenden Geräuschen im
Rückgrat oder in anderen Gelenken begleitet. So, wie wir morgens
beim Aufwachen unsere Augen öffnen und die Gesichtsmuskeln
dehnen, so öffnet dieses letzte Vayu die Stimmbänder und die
Gelenke. Ich entschied mich, diese Bewegung als das fünfte Vayu
anzusehen. Es passt zu der weitenden Bewegung aller anderen
äußeren Vayus.
Ich machte noch eine weitere wichtige Entdeckung: wenn sich die
Augen, die Nasenflügel oder der Mund weiten, breitet sich dieses
Weiten im ganzen Körper aus und läßt spontan ein Einatmen entstehen.
Allmählich konnte ich also durch mein wiederholtes Üben den
äußeren Vayus eine Grundstruktur zuordnen: die einleitende
Bewegung beginnt mit Öffnen, Weiten und Einatmen, während ihre
folgende und komplementäre Bewegung als entspanntes Ausstoßen
erfahren wird. Der Vorgang wird durch die Rückkehr in einen
neutralen Zustand beendet. Wenn man zum Beispiel die Augen
weitet bis sie blinzeln oder tränen, läßt man sie anschließend sanft
schließen.
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B. Die Praxis der äußeren Vayus
Wiederhole jedes Vayu drei bis fünf Mal in Folge oder wiederhole
ein einzelnes Vayu bis zu 15 Mal. Die Vayus können im Liegen, im
Sitzen oder im Stehen geübt werden.
Naga Vayu (Schlangen-Vayu)
„Das Naga führt die Funktion des Rülpsens oder Erbrechens aus.
Das Naga bringt Bewußtheit hervor.“
Atme ein während du den Hals weitest und der Zunge erlaubst, flach unten
im Mund zu liegen, mache dabei ein leichtes ujjai-Geräusch7 .
Drehe den Kopf zur Seite und atme aus während du deine Zunge
weit herausstreckst als ob du sie hinaustreiben würdest und erzeuge
dabei den geflüsterten Laut haaaa. Wiederhole auf der anderen Seite.
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Ujjai ist eine Atemtechnik, bei der ein leicht flüsterndes Geräusch während des
Atmens erzeugt wird.
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Kurma Vayu (Schildkröten-Vayu)
„Das Kurma öffnet die Augenlider. Das Kurma verursacht Sehen.“
Atme ein und schaue leicht nach oben während du langsam und
allmählich die Augen weitest. Halte die Augen weit geöffnet bis du
zu blinzeln beginnst oder bis Tränen kommen. Atme aus und
schließe sanft die Augen.
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Krikara Vayu (Pfeffer- oder Rebhuhn-Vayu)
„Das Krikara verursacht Nießen. Das Krikara erzeugt Hunger und Durst.“
Atme ein und weite deine Nasenflügel. Halte sie offen, solange du in
kumbhaka (Atemzurückhaltung) bleiben kannst und löse dann, indem
du durch die Nase ausatmest. Wenn du die Nasenflügel nicht
natürlicherweise weiten kannst, lege deine Mittelfinger auf die
Nasenflügel auf. Dieser Gegendruck hilft, die weitende Bewegung
zu spüren und zu lernen, die Nasenflügel zu weiten.