1 Norbert Sievers Neue Ansätze und Formate der Kulturarbeit Erkenntnisse aus 25 Jahren Fonds Soziokultur Jubiläen sind wichtige Ereignisse in der Geschichte von Organisationen. Sie geben Anlass innezuhalten und zurück zu schauen auf die Gründungsmotive, Erfolge und Misserfolge zu bilanzieren, die eigenen Strategien zu überprüfen. Sie bieten die Chance für Selbstkritik und Reflexion, aber auch dafür, neu aufzutanken und den Blick nach vorne zu richten. Keine Organisation kann darauf verzichten, insbesondere solche nicht, die sich als zivilgesellschaftliche Akteure mit eigenen Zielen definieren. Man kann Jubiläen auf verschiedene Weise begehen. Die meisten Organisationen begnügen sich mit einem Festakt und einer Festschrift. Auch wir haben uns dieser Formate bedient. Nur ist der Festakt bei uns eine Fachtagung und die Festschrift eine Fachdokumentation. Dies ist nicht Ausdruck einer Abgrenzung oder gar Distinktion gegenüber anderen Akteuren. Es entspricht einfach dem Charakter des Fonds Soziokultur und der Soziokultur insgesamt. Beiden wohnte immer ein Moment der Reflexivität und das Bedürfnis nach Selbstverständigung inne, sei es aus Klugheit oder aus Ängstlichkeit. Gründe gibt es dafür viele. Die kulturpolitische Marginalität des Feldes gehört dazu, aber auch der fragile Status der Akteure und Einrichtungen sowie die Unbestimmtheit des Begriffs Soziokultur, als dessen Markenkern inzwischen bezeichnenderweise der Begriff "Vielfalt" ausgegeben wird. Er ist sympathisch, aber auch wenig identitätsstiftend. Vielfalt als empirisches Problem Soziokultur ist immer noch ein schillernder und sperriger Begriff, der mit Blick auf die damit gemeinte Praxis definitorisch und kategorial schwer zu fassen ist. Da ging es ihm nicht viel anders als der Kulturpädagogik, die zur gleichen Zeit im Kontext der Neuen Kulturpolitik entstand und als "Rumpelstilzchen" zunächst enttarnt werden musste. Die Identitätsverweigerung, die mit dieser Metapher vom "Rumpelstilzchen" von Wolfgang Zacharias gekennzeichnet wurde, ist nicht nur als ein Reflex auf Unsicherheiten, Unübersichtlichkeiten und sicher auch Unzulänglichkeiten im soziokulturellen Feld zu sehen, sondern auch als ein wichtiges Bewegungsmoment des Entwicklungsprozesses. Denn es geht dabei schließlich auch darum, wie der Nestor der neuen Kulturpädagogik es im Jubiläumsband "Kultur besser fördern" des Fonds Soziokultur beschreibt, dass wir " ... wissen, theoretisch, gesellschaftlich, handlungspraktisch, worum es geht und was ... politisch zu entscheiden sowie zu finanzieren und in der Fläche zu .. etablieren ist." (Zacharias 2014: 69) Mit anderen Worten: Es geht auch um Politik. Die Soziokultur hat sich immer politisch definiert, nicht nur mit Blick auf ihre Inhalte, sondern auch bezogen auf die Durchsetzung ihrer Interessen und die Artikulation ihrer Ansprüche. Natürlich ging es dabei auch darum, um in der Diktion des Märchens zu bleiben, aus dem "Stroh" der Ideen, Initiativen und Projekte kulturpolitisches "Gold" zu spinnen. Man kann also nicht über Soziokultur reden, ohne über Politik zu sprechen. Dies gilt auch heute noch. Bei aller irrlichternden Vielfaltsrhethorik, die notwendig und sympathisch ist, gilt es doch immer auch im Blick zu behalten, um was es bei dem Phänomen "Soziokultur" praktisch geht. Doch die Erfahrung zeigt, dass dies so einfach nicht ist. Schon Ende der 1980er Jahre gab die ersten Versuche, das Feld der Soziokultur begrifflich klarer zu fassen und empirisch zu vermessen. Ein Beispiel dafür ist die 2 "Bestandsaufnahme Soziokultur", die in dieser Zeit herausgegeben wurde (Sievers/Wagner 1992). Schon damals ging es auch darum, die Arbeitsformen und Methoden der Soziokultur zu identifizieren und zu beschreiben. Ulrich Baer und Max Fuchs haben dazu damals einen erste Beitrag geleistet (Baer/Fuchs 1992). Sie stellten fest, dass "Arbeitsformen" für diesen Bereich ihres Wissens "bis dato "nirgends systematisch dargestellt " worden seien und haben eine theoretische und konzeptionelle Annäherung unternommen, die von den inhaltlichen Prinzipen der Soziokultur ausging und versuchte, daraus Ordnungskriterien zur Unterscheidung verschiedener Arbeitsformen zu entwickeln. Doch dieser Ansatz musste bei einem Programm der Soziokultur ins Leere laufen, das seine Identität aus Offenheit und Vielfalt bezog und sich jeder Einsortierung in vorgegebene Cluster oder Sparten verweigerte. Und so kamen die Autoren zu dem Schluss, dass eine "gewisse Plausibilität" darin liege, "'Soziokultur' (auch) als übergreifendes politisches Programm zu begreifen, das quer zu allen gesellschaftlichen Bereichen liegt." Allerdings werde dann "eine Übersicht über Arbeitsformen der Soziokultur endgültig unmöglich." (Baer/Fuchs 1992: 152) Das war ernüchternd, aber nicht das letzte Wort. Ich gehe auch heute noch davon aus, dass es gelingen kann und gelingen wird, neue "Ansätze und Formate der Kulturarbeit" zu beschreiben, die aus der Praxis derjenigen Akteure erwachsen sind, die sich der Idee der Soziokultur programmatisch verbunden fühlen. Die empirische Enttarnung der Soziokultur wäre wissenschaftlich ein hoch interessantes Projekt, das den Schweiß der Besten verdient hätte, und kulturpolitisch und -praktisch wären die Ergebnisse sehr nützlich, um die Begründungsarbeit für eine bessere Förderung der Soziokultur zu erleichtern und in der soziokulturellen Praxis das Rad nicht immer wieder neu erfinden zu müssen. Die Aufgabe bleibt also auf der To-Do-Agenda, obwohl mit der Jubiläumsdokumentation des Fonds Soziokultur schon ein wichtiger Schritt zur Enttarnung des Phänomens Soziokultur getan ist. Doch jetzt zum Thema Ist etwas Neues durch die soziokulturelle Bewegung und vielleicht sogar mit Unterstützung des Fonds Soziokultur in der kulturellen Landschaft Deutschlands entstanden? Selbstverständlich ist Neues entstanden. Wir haben heute über 500 Soziokulturelle Zentren bundesweit, 400 Jugendkunstschulen und kulturpädagogische Einrichtungen. Es gibt Kulturwerkstätten, Stadtteilkulturtreffs, Medienzentren sowie Kinder- und Jugendmuseen. Es ist in den letzten 30 bis 40 Jahren eine vielfältige soziokulturelle Infrastruktur mit unterschiedlichen Typen und Formaten entstanden, die auf neue Situationen, Bedürfnisse und Anspruchslagen reagiert. Typisch für die Soziokultur ist jedoch nicht nur die Vielfalt ihrer Einrichtungen, sondern auch der Träger und Akteure sowie der mittlerweile unüberschaubaren Anzahl von Projekten, die von ihnen durchgeführt werden. Hier sind die Adressaten des Fonds Soziokultur zuhause. Seine Aufgabe ist es, die soziokulturelle Szene strukturell zu stabilisieren und zu entwickeln. Sie ist also nicht werk- oder personenbezogen als Spitzenförderung definiert, sondern eher im Sinne des Subsidiaritätsprinzips als Hilfe zur Selbsthilfe für die Akteure in diesem kulturellen Praxisfeld. Dabei ist der Anspruch hoch gesteckt. So heißt es etwa in den „Grundsätzen der Förderung“, dass es um die Unterstützung solcher Projekte gehe, „die für die demokratische Kulturentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt von Bedeutung sind und konkret die Qualifizierung der soziokulturellen Praxis 3 bewirken. Die Vorhaben sollen in diesem Sinne Modellcharakter besitzen und beispielgebend sein für die weitere Entwicklung der Soziokultur.“ War der Fonds Soziokultur in seiner bisherigen Förderpraxis in diesem Sinne erfolgreich? Die Statistik spricht zunächst dafür. Wem es gelingt, über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren auf steigende Antragszahlen und Förderbedarfe sowie auf 40 - 60 Prozent Neuantragsteller pro Jahr verweisen zu können, der hat zumindest nicht alles falsch gemacht. Aber dies allein ist noch kein ausreichender Wirkungsbeweis. Die ehrgeizigen Ziele des Fonds wurden qualitativ und nicht quantitativ formuliert. In den Förderschwerpunkten sind sie konkret gefasst. Danach sollen die geförderten Projekte - innovativ sein und beispielhaft die Bedeutung der Soziokultur für die Kulturentwicklung in Deutschland und Europa verstärken; - modellhaft sein und Impulse geben für die Entwicklung soziokultureller Konzepte in kulturaffinen Bereichen sowie eine Reaktion auf aktuelle soziale und gesellschaftliche Problemlagen darstellen; - strukturorientiert sein und Initiativen zur Schaffung von langfristigen Strukturen in der Kulturarbeit durch Beratung, Qualifizierung, Dokumentation und Vernetzung befördern; - kooperativ sein, indem sie Maßnahmen zur Förderung der regionalen, bundes- und europaweiten Kooperation unterstützen. Diese Kriterien bestimmen die Förderpraxis des Fonds Soziokultur bisher. Sie sind ehrgeizig, wenn nicht vermessen. War der Fonds in diesem Sinne auch wirksam? Sind in diesem Zusammenhang tatsächlich neue Formate und Modelle der Kulturarbeit entstanden? Dazu möchte ich einige Hinweise geben und an Beispielen zeigen, wie der Fonds seinen Auftrag umgesetzt hat. Der erste Förderschwerpunkt: Das Neue fördern - Kultur in Bewegung Projektförderung ist dem Anspruch nach immer Innovationsförderung. Da macht der Fonds Soziokultur keine Ausnahme. In den 1980er Jahren hatte das Stichwort »Innovation« noch einen unbelastet guten Klang. Es ging doch um »Alternativen« zum herrschenden Kultursystem, das durch neue Ideen »zum Tanzen« gebracht werden sollte. Eingeübte Routinen und überkommene Veranstaltungsformate sollten überwunden werden, um Kultur für alle und von allen zu ermöglichen. Es galt, neue Zugänge zu Kunst und Kultur zu finden, und dies nicht zuletzt aus der Zivilgesellschaft heraus, von den Akteuren selbst entwickelt. Im Rückblick kann gesagt werden, dass die freie (sozio)kulturelle Szene in diesem Sinne außerordentlich produktiv war, auch wenn dies nicht an jedem Projekt festzustellen ist. Dies gilt auch für die vom Fonds geförderten Vorhaben. Erst der Blick auf die Gesamtheit der geförderten Projekte macht deutlich, wie kreativ das »Neue« erprobt worden ist, und dass es auch gelungen ist, neue Modelle und Formate zu entwickeln. Dabei wurden im Wortsinn auch neue »Zu-Gänge« geschaffen. Ein typischer neuer Modus soziokultureller Projektarbeit ist Bewegung. Soziokultur will etwas »auf den Weg bringen« und nutzt dafür Straßen, Wege, Routen, Flüsse als Medium und Planwagen, Züge, Fahrräder, Schiffe, Busse und Straßenbahnen als Transportmittel. Anders als beim Ein-Ort-Prinzip stationärer Kulturveranstaltungen werden die Akteure und das Publikum hier in Bewegung gesetzt, um an verschiedenen Stationen an Kultur teilhaben oder sich selbst in Szene setzen zu können. Das 4 Prinzip ist nicht neu, aber die Vielfalt der Auslegung und die Kontexte seiner Umsetzung sind enorm gewachsen. Sei es, dass Friedrich II. im Rahmen des Projektes der Oldenburger Landschaft "Als die Friesen Preußen waren" im Jahr 1997 diesen erneut seine Aufwartung macht und in einer Art Zeitreise seine Untertanen auf Land- und Wasserwegen Ostfriesland besucht und dabei 50.000 "Untertanen" begrüßen kann. Sei es, dass die Anlieger von Straßen und Wegen animiert werden, ihre Fenster mit künstlerischen Mitteln in einen öffentlichen "Adventskalender" umzuwandeln, wie bereits 1998 in Omsewitz bei Dresden geschehen. Oder sei es, dass die Elbe als dramaturgischer Kontext genutzt wird, um an verschiedenen Orten beidseitig des Flusses in 20 Aufführungen "Grenzfälle" in Erinnerung zu rufen, um 25 Jahre nach dem Fall der Mauer daran zu erinnern, was das Thema Grenze damals bedeutete. Um einen Handelsweg geht es in einem aktuellen Projekt "Ein Stück vom Ganzen" des Kunstvereins Bahner e.V. in Neuenburg. Hier kamen die Künstler auf die Idee, gemeinsam mit jungen und älteren Neuenburgern, Bürgersteige und Hauseinfahrten durch mosaikartige Pflasterungen in einen Fries entlang der Ortsdurchfahrt umzugestalten. Mittelfristig soll dadurch das längste Gesamtkunstwerk in der Region entstehen. 5 Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch das Piesberger Gesellschafthaus in der Nähe von Osnabrück, das mit dem "FreiLAUFtheater die Bewegung zum Programm gemacht hat, indem das Publikum und die Akteure durch die sehr spezielle Theaterlandschaft des Piesberges geführt werden. Erst kürzlich haben sie mit dem "STEINwalzer" ein bemerkenswertes Stück zur Geschichte der Zwangsarbeit im Dritten Reich in den Steinbrüchen des Piesberges gezeigt. Und natürlich ist an dieser Stelle das Forum für Kunst und Kultur in Holle-Heersum nicht zu vergessen, die mit ihrem "Landschaftstheater" das Moment der Bewegung in freier Natur nutzen. Bei allen Beispielen geht es darum, sich auf den Weg zu machen in die Gesellschaft, Kontakt zu suchen zu den Menschen, sie einzubeziehen in die Handlung. Das ist manchmal skurril, manchmal anstrengend, oft nur großartig. Und es ist soziokulturell, auch wenn RUHR.2010 mit dem B1-Projekt ein ähnliches Format zum Event gemacht hat. Kunst und Alltag in Verbindung zu bringen, die Trennung von Akteuren und Publikum zu überwinden, war ein Anspruch der Neuen Kulturpolitik. Die Soziokultur zeigt wie es geht. Der zweite Förderschwerpunkt: Impulse geben - Themen aufgreifen Soziokultur wurde in der frühen Interpretation nicht als ein geschlossener Bereich oder gar als Sparte begriffen, sondern als ein kulturpolitischer Anspruch, der auch in anderen (sozio-)kulturaffinen Bereichen wirksam werden sollte. Ferner hatte sie stets auch eine soziale Komponente, insofern sie sich auf gesellschaftliche Realitäten und die Sorgen der Menschen einließ. Der Fonds Soziokultur hat deshalb stets darauf geachtet, auch solche Projekte zu fördern, die eher im Sozial-, Bildungs-, Erziehung-, oder Umweltbereich angesiedelt waren, aber sich der Kunst und Kultur als Medium bedienen wollten. Er wollte die soziokulturelle Idee weitertragen und Ressort- und Professionsgrenzen bewusst überschreiten, auch die Grenzen, die es zu den etablierten Kunsteinrichtungen und -genres gab. Auch mit Blick auf diesen Schwerpunkt kann auf viele gelungene Projekte verwiesen werden. Es gibt kaum ein soziales Feld, auf dem der Fonds nicht förderungspolitisch aktiv war, und kaum ein Problem, das dabei außer Acht gelassen worden wäre – sei es Alter, Krankheit, Ausgrenzung, Arbeitslosigkeit, Armut, Esssucht, Stress, Gewalt, Behinderung, Obdachlosigkeit, Mobbing oder Tod. Ich erinnere an das Projekt "Jam Session mit Barfliegen" der Stiftung Linerhaus in Celle 6 aus dem Jahr 2010, in dem es um die Produktion eines Hörspiels mit Menschen ging, die an Multiple Sklerose litten. Ausgezeichnet wurde vom Fonds die Musiktheaterproduktion "Hajusom in Bollyland" von und mit Flüchtlingen und Migranten, ein transnationales Kunstprojekt des Vereins Hajusom in Hamburg im Jahr 2011. Ganz im Sinne der aktuell diskutierten Inklusion war die Förderung des Projekts "Faust I. Theater zum Fühlen und Hören für Blinde" des Berliner Vereins Hörfilm e.V. in Kooperation mit dem Osnabrücker Stadttheater, bei dem sehgeschädigten Menschen mit Hilfe einer Audioskription, also akustischen Beschreibungen zur Handlung, zum Bühnenbild, zu Kostümen etc., die Wahrnehmung einer Theateraufführung ermöglicht wurde. Wenn es um inklusive Kulturarbeit geht, muss die Arbeit der Künstlergruppe Barner 16 in Hamburg erwähnt werden, die der Fonds schon mehrfach gefördert hat. Aktuell erarbeitet sie eine Produktion auf der Basis des Bilderbuches "Gans der Bär" für Kinder ab 8 Jahren. Akteure sind gesundheitlich beeinträchtige Kinder und Jugendliche, die als "ExpertInnen im Aders-sein" dieses Stück um Fragen der Identität auf die Bühne bringen. Erwähnt werden könnten ferner Projekte in Gefängnissen, psychiatrischen Kliniken, Krankenhäusern oder Seniorenheimen, wie das Projekt "King Kongs Töchter" der JugendTheaterWerkstatt Spandau e.V. im Jahr 2011, in dem die Themen Isolation und Einsamkeit aufgegriffen wurden. 7 Wichtig war dem Fonds bei diesen Impulsförderungen neben der Beteiligung der Betroffenen immer die Kooperation von KünstlerInnen oder kulturellen AkteurInnen mit Profis aus den Arbeitsfeldern, um die es thematisch jeweils ging, um gegenseitiges Lernen zu ermöglichen. Exemplarisch sei dafür das Projekt "Trauer ist auch Wut" ebenfalls aus dem Jahr 2011 genannt, bei dem das Theaterensemble "Thea T ins Blaue" und das "Zentrum für trauernde Kinder" gemeinsam mit Kindern ein Figurentheaterstück über Tod, Abschied und Freundschaft für Kinder ab 4 Jahren entwickelt haben. Der dritte Förderschwerpunkt: Strukturen bilden Der strukturbildende Ansatz des Fonds war Ausdruck seines politischen Anspruchs, aber auch der Situation geschuldet. Es gab in den 1980er Jahren zwar einige Soziokulturelle Zenten, Kulturläden, Stadtteileinrichtungen und Jugendkunstschulen, aber keine auch nur halbwegs abgesicherte soziokulturelle Infrastruktur, die den Initiativen aus der Gesellschaft hätte einen verlässlichen Rahmen geben können. Deshalb wurde der Fonds auch als ein Instrument verstanden, den zivilgesellschaftlichen Kulturakteuren Hilfen an die Hand zu geben, um sich besser zu organisieren, um sich fortbilden und austauschen zu können. Auch die Anschubfinanzierung von neuen Modellen der Kulturarbeit stand auf dem Programm. Vieles ist seitdem geschehen: Verbände sind entstanden und haben sich weiter entwickelt. Es gibt Strukturen der Beratung und neue Ansätze der Öffentlichkeitsarbeit. Schließlich sind neue Medien für den Austausch dazu gekommen. Und neue Einrichtungstypen gibt es auch. Der Fonds hat diese Entwicklungen unterstützt und hat sein subsidiäres Prinzip, »Hilfe zur Selbsthilfe« zu leisten, umgesetzt. Vor allem in dem noch jungen Feld der Kulturpädagogik ist er aktiv geworden. Beispielhaft ist dafür die Unterstützung des Kindermuseums München im Wege einer zweijährigen Konzeptionsförderung in den Jahren 1991/92, das inzwischen als Institution etabliert ist und dem mittlerweile ca. 60 Kinder- und Jugendmuseen gefolgt sind. Auch den Bundesverband der Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen resp. die Landesvereinigung kulturelle Jugendarbeit in Unna hat der Fonds in den Anfangsjahren unterstützt, z.B. durch die Starthilfe für die Verbandszeitschrift »Infodienst. 8 Kulturpädagogische Nachrichten«, aber auch durch andere Förderungen wie etwa bei dem Projekt "Face to Face", einer großangelegten Fotoausstellung im Rahmen von RUHR.2010, die auch der Vernetzung der Jugendkunstschulen im Ruhrgebiet dienen sollte und nicht nur im Revier, sondern im Jahr 2011 auch in der Kulturhauptstadt Europas Tallin zu sehen war. Auch die "Nacht der Jugendkultur", die ebenfalls der Stärkung und Vernetzung der jugendkulturellen Infrastruktur in dieser Region dienen sollte und gleichfalls Programmpunkt von RUHR.2010 war, war ein vom Fonds gefördertes Projekt. Darüber hinaus sind gelegentlich auch Festivals gefördert worden, weil in der damit erreichten Öffentlichkeit eine unterstützende Wirkung gesehen wurde. Ein Bespiel ist dafür das "1. GebärdensprachTheater-Festival" in München. Der vierte Förderschwerpunkt: Kooperationen ermöglichen Kooperation ist ein wichtiger Anspruch der Soziokultur. Lange bevor der Begriff »Vernetzung« modisch geworden ist, war den soziokulturellen Akteuren klar, dass sie ihre kulturellen und politischen Projekte und Anliegen nur durch Zusammenarbeit würden erreichen können. Es galt, sich zusammenzuschließen, um politische Stärke zu gewinnen, aber auch um voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu ermutigen und Ressourcen zu bündeln. Es gibt mittlerweile einen überregionalen und bundesweiten Erfahrungsaustausch, der durch die neuen digitalen Medien erleichtert worden ist. Und natürlich sind die soziokulturellen Akteure vor Ort bestens vernetzt, was die Anträge beim Fonds Soziokultur immer wieder zeigen. Aber es gibt auch Desiderata, auf die zu verweisen ist. So hat sich im europaweiten und internationalen Austausch der soziokulturellen Akteure noch nicht so viel getan. Dies ist sicher auch eine Frage der Motivation, aber in der Regel hängt es mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen und den Zeitreserven zusammen. Deshalb hat der Fonds Soziokultur auch hier Initiative ergriffen. In einem Sonderprogramm, das gemeinsam mit dem Niederländischen Fonds voor Cultuurparticipatie durchgeführt wird, stehen vorerst bis 2016 befristet jährlich 50.000 Euro auf jeder Seite zur Verfügung, um deutsch-niederländische Kooperationsprojekte gezielt anzubahnen und die Voraussetzungen und Gelingensbedingungen länderübergreifender Kulturkooperation zu diskutieren. 9 Etliche Kooperationsprojekte sind auf diese Weise bisher realisiert worden. So etwa das Projekt »Frank und Rudi«, entstanden aus der Zusammenarbeit des niederländischen »Theatership Deventer« mit dem deutschen »Theater im Fluss« in Kleve. Dabei ging es um die grenzüberschreitende Kooperation mittels Theaterschiffen entlang des Rheins und der Ijssel im Jahr 2012. Der Aufhänger war die Spuckattacke eines niederländischen Fußballspielers (Frank Rijkers) auf einen deutschen Fußballspieler (Rudi Völler) im Zuge der Weltmeisterschaft von 1990. Im Verlauf der weiteren Projektvorbereitungen gerieten auch Heldenkult und Nationalismus in den Fokus der TheatermacherInnen. Ergebnis war schließlich eine zwanzigminütige Bühnencollage, die auf beiden Theaterschiffen mehrmals zur Aufführung kam. Es gibt viele Beispiele solcher vom Fonds geförderter länderübergreifenden Kulturkooperationen, die je besondere oder gemeinsame Erfahrungen und Kontexte in den jeweiligen Herkunftsregionen nutzen, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Verständnis und Verständigung zu ermöglichen. So haben etwa die Theatergruppen "Das letzte Kleinod" aus Niedersachsen und das "Theater Peergroup" aus den Niederlanden im Sommer 2013 ein Theaterprojekt mit Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren zum Thema "Kartoffelburen" durchgeführt. Junge Menschen aus beiden Ländern haben dabei mehrere Wochen gemeinsam an einer begehbaren Landschaftsinszenierung auf Kartoffeläckern gearbeitet, weil darüber eine Erzählung über gemeinsame regionale Kulturlandschaften, Arbeits- und Lebensweisen möglich wurde. Für die Aufführungen wurden Kartoffelfelder gepachtet, die während des Projekts geerntet wurden. Die Vorstellung wurde in beiden Ländern jeweils viermal aufgeführt. Konnten die Ziele des Fonds Soziokultur bisher erreichet werden? Die Antwort muss ambivalent ausfallen. Einerseits zeigen die Beispiele, dass die Schwerpunkte der Förderung ernst genommen wurden und dass es immer wieder gelingt, dazu interessante und innovative Projektideen aus der soziokulturellen Szene zu erhalten und zu fördern. Andererseits ist nüchtern zu konstatieren, dass die vergleichsweise geringen Mittel des Fonds nur ein »Tropfen auf dem heißen Stein« sein können, die nachhaltig wirkende strukturelle Effekte möglicherweise anstoßen, aber nicht auf Dauer begründen können. Dazu bedarf es anderer Mittel und anderer Förderer. Dies schränkt die Wirksamkeit des Fonds aber nicht ein. Sein Sinn besteht darin, Anreize zu geben. Er wird sich auch in Zukunft als Spezialist für Anstöße begreifen, um viele gute Spiele im kulturellen Feld zu ermöglichen. Die Nachhaltigkeit der Projekte stellt sich dann oft genug und mit Hilfe anderer Akteure von selbst ein. 10 Zum Schluss: Kulturpolitik Was ist und zu welchem Zweck brauchen wir heute noch Soziokultur? Für Hermann Glaser war das Präfix "Sozio" stets eine Hilfskonstruktion, die solange gültig sein sollte, wie der affirmative und damit die gesellschaftlichen Verhältnisse nur bejahende Kulturbegriff vorherrschend sei. Soziokultur war für ihn mit dem Ziel verbunden, den idealistischen Kulturbegriff zu überwinden und die "Trennung zwischen der reinen Welt des Geistes und den Niederungen der Realität" zu durchbrechen, um auf diese Weise die "deutsch-bürgerliche Mentalität in eine staatsbürgerliche umzuwandeln, welche die Integration von Kultur in den gesellschaftlichen Gesamtraum erreicht" (s. Glaser 2014: 63). Viele werden diese Formulierung von Hermann Glaser kennen. Sind wir heute soweit? Können wir auf das Präfix "Sozio" verzichten? Ich glaube nicht. Sicher: Die Kultur ist in der Gesellschaft angekommen. Sie ist Wirtschaftsfaktor, Bildungsfaktor, Integrationsfaktor, Inklusionsfaktor und Spaßfaktor. Sie soll den Strukturwandel ermöglichen, Menschen friedlicher machen und vieles mehr. Die Aufgabenfülle ist mittlerweile so groß, dass Kultur darunter verschüttet zu werden droht. Zumindest besteht die Gefahr, dass ihr kritisches Potenzial durch wohlmeinende Bedeutungsunterstellungen entsorgt wird. Die Mechanismen sind dabei subtil. Nehmen wir den Begriff der Kreativität, der in der Vergangenheit stets positiv konnotiert war. Es ist nicht lange her, da hat der Kulturwissenschaftler Andreas Reckwitz in der Ev. Akademie Loccum das Kreativitätsdispositiv erläutert. Kreativität, so seine Argumentation, umfasse im "ästhetischen Kapitalismus" eine "Doppelstruktur von Kreativitätswunsch und Kreativitätsimperativ, von subjektivem Begehren und sozialer Erwartung: Man will kreativ sein und soll es sein." (Reckwitz 2013: 23) Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Begriff der Innovation, der sich als selbstverständliches Kriterium in fast allen Förderrichtlinien findet, auch in denen des Fonds Soziokultur. Diese Tatsache ist nachgerade ein Beleg für Reckwitz‘ These. Wer sich vergegenwärtigt, wie viel Phantasie und Kreativität aus der Kulturszene und damit aus der Zivilgesellschaft alljährlich entstehen und in Antragsform formuliert werden, dem wird die Selbstverständlichkeit der Erwartungshaltungen in den Förderrichtlinien befremdlich erscheinen müssen. Und wer zusätzlich zur Kenntnis nimmt, mit welchen Zumutungen der Antragstellung und Mittelabrechnung die Projektträger häufig konfrontiert sind, was bei der EU mit ihrem bezeichnenden Programm "Creative Europe" ins Groteske gesteigert wird, dem wird die Rede von sozialer Erwartung im Zusammenhang mit diesem Dispositiv eher als Euphemismus erscheinen. Hier triumphiert das Verfahren über den Inhalt. Hier kehrt, was als freiwilliger schöpferischer Beitrag zur Gesellschaft intendiert war, als Zwang zu den Akteuren zurück. Steckt die Soziokultur in der Falle des Kreativitäts- oder Innovationsdispositivs? Steht sie, was Max Fuchs bereits für die Kulturelle Bildung zu bedenken gegeben hat, in der Gefahr, ganz entgegen ihren eigentlichen Zielen an der "Formung des neoliberalen Subjekts" beteiligt zu sein, wie der "ästhetische Kapitalismus" ihn gerade benötigt? Sie kann sich davon nicht freisprechen und wenn ich es recht sehe, besteht darin die programmatische Verunsicherung, die die aktuelle Generation der soziokulturellen Akteure beschäftigen muss. Natürlich findet die Entgrenzung künstlerischer Praktiken, die Reckwitz als Merkmal einer durch das Kreativitätsdispositiv beeinflussten Ästhetik in der Postmoderne ausmacht, auch im soziokulturellen Feld statt. Sie ist auch nicht frei von eventförmigen und spektakulären Formaten. Projekte sind ja nachgerade die typische Arbeitsform der Soziokultur und bilden nicht selten einen idealen Kontext für Kunstprojekte, die sich an der Idee 11 eines entgrenzten Kunstbegriffs orientieren. Das zeigen nicht zuletzt die Anträge, die an den Fonds Soziokultur gestellt werden. Im Unterschied zu eher traditionellen Formen der Kulturproduktion und -vermittlung, die eher seriell verfährt und auf Wiederholung und Dauer ausgerichtet ist, sind soziokulturelle Projekte in der Regel Unikate, zeitlich befristet, auf aktuelle Anlässe und Situationen bezogen, ortsgebunden, kontextorientiert und beteiligungsintensiv. Projekte sind methodisch hoch anspruchsvoll und teuer, wobei die meisten Kosten in der Regel durch Selbstausbeutung der Akteure und Freiwilligenarbeit kompensiert werden. Ursprünglich waren Projekte als Ausnahme gedacht. Man wollte mal etwas ausprobieren, aus den üblichen Arbeitsroutinen ausbrechen, mal etwas Neues versuchen. Projektarbeit war verbunden mit der frühen Idee der Soziokultur, anders zu leben und anders zu arbeiten. Heute gehört Projektarbeit zum Normalprogramm. Seit die Kulturpolitik entdeckt hat, dass eine programm- und projektbasierte Kulturförderung viel flexibler ist als die Förderung von Einrichtungen, und weil für neue Einrichtungen vielerorts ohnehin das Geld fehlt, boomt die Programm- und Projektförderung, zumal sie den Charme hat, im Bedarfsfall auch wieder rückgängig gemacht werden zu können. Sie belastet die öffentlichen Etats nicht auf Dauer und gibt gleichzeitig viel mehr Spielraum, um auf neue Themen zu reagieren. Sie ist steuerungstheoretisch und -politisch gesehen deshalb höchst effektiv, weil damit eine viel breitere politische Agenda 'bespielt' werden kann und weil sie durch Gewährung und Entzug von Mitteln in unheiliger Allianz mit einem restriktiv ausgelegten Zuwendungsrecht disziplinierende Effekte generiert, auch wenn diese vom Zuwendungsgeber gar nicht intendiert sein mögen. Dem Vorteil auf der Geberseite steht jedoch kein Äquivalent auf der Seite der Zuwendungsnehmer gegenüber. Sicher, es gibt mehr Mittel für Projekte und die Versuchung ist groß, sich beruflich auf dieser Basis auch längerfristig einzurichten. Doch bedeutet dies, immer wieder neue Projekte zu konzipieren, die Mittel dafür zu besorgen etc., was letztlich in Projektitis und Kulturstress ausartet. Wer könnte in der soziokulturellen Szene davon kein Lied singen? So wird aus der Idee für ein besseres Leben hinter dem Rücken der Akteure der Zwang zur Dauerinnovation. Auch das meint die Rede von Kreativitätsdispositiv. Was ist zu tun? Zunächst ist es notwendig, immer wieder einen anspruchsvollen kulturpolitischen Diskurs zu führen. Was Max Fuchs der Kulturpädagogik empfiehlt, die Verstärkung des kritischen Elements, die Schärfung des historischen Bewusstseins und eine Rückkehr des gesellschaftspolitischen Denkens ist auch der Kulturpolitik dringend zu empfehlen. (s. Fuchs 2014) Dies könnte zunächst damit beginnen, die Analyse von Andreas Reckwitz zu lesen, zu verstehen und in seinen Schlussfolgerungen ernstzunehmen, um den problematischen Folgen des Kreativitätsdispositivs eine alternative Logik entgegenzusetzen. Dabei geht es auch um Soziokultur. Denn in ihr glaubt Reckwitz ein "Gegenmittel zur Verabsolutierung des Kreativitätsdispositivs " erkennen zu können, das er mit dem Stichwort "Kreativität ohne Publikum" markiert. (s. Reckwitz 2013: 31) Er verweist dabei auf "die Zweckfreiheit des Kreativen in der lokalen Alltagspraxis" und auf die Möglichkeit, damit das "ständige Bewähren sollen vor einem Publikum zumindest temporär außer Kraft" zu setzen. Nun kennen wir diese "Indifferenz gegenüber dem Publikum" auch aus Kunstinstitutionen. Aber hier geht es nicht darum, das Publikum nicht zu erreichen, sondern ein ganz anderes Verhältnis zu den Adressaten aufzubauen. Dafür hat die Soziokultur Formate entwickelt. Das ist ihr Markenkern, wenn man denn einen solchen ökonomieaffinen Begriff überhaupt verwenden möchte. Es geht darum, ihn 12 zu schützen und zu verteidigen gegenüber den Ambitionen der Kulturpolitik, die am liebsten noch eine neue Generation von Kulturinstituten hätte, um der Fülle von Kulturevents noch weitere hinzuzufügen. Für die Kunst und Kultur überhaupt nur dann präsent sind, wenn sie spektakulär und mit großer Geste daher kommen. Natürlich bedeutet dies nicht, dass Soziokultur auf Publikum im klassischen Sinne verzichten sollte oder könnte. Sie folgt nur anderen Prioritäten im Umgang damit. Sie ist der ständige Versuch, das Gespräch mit der Gesellschaft und in der Gesellschaft zu suchen, Themen anzusprechen, die die Menschen beschäftigen, und dabei Kunst als Kommunikationsmedium einzusetzen – unaufdringlich, unprätentiös, aleatorisch, also auf Auflockerung mentaler Blockaden bedacht. Soziokultur ist realitätsnah, sie ist konkret und aktuell. Sie sollte nicht der vollmundigen Rhetorik der Kulturpolitik folgen und unsinnige Wirkungsbehauptungen aufstellen. Sie kann den gesellschaftlichen Strukturwandel nicht bewältigen und muss es auch nicht. Und trotzdem kann sie gesellschaftspolitisch hoch wirksam sein – und ich füge hinzu: Sie ist wirksam und schickt sich an, noch größere Wirksamkeit zu erreichen, wenn sie etwa – wie in Niedersachen praktiziert – auf's Land geht und eine Allianz mit der Breitenkultur versucht, um auch diese ein wenig aufzulockern! Wir wissen: Soziale Bewegungen werden vor allem dann wirksam, wenn sie aus möglichst vielen gesellschaftlichen Gruppen ihre Impulse beziehen. Die Soziokultur sollte diesen Weg offensiv gehen und sich nicht einreden lassen, sie sei lediglich ein Generationenprojekt oder eine Fußnote in der Geschichte der Kulturpolitik. Sie ist vielmehr. Sie schafft immer wieder – auch wenn dies nur projektbezogen gelingen mag – Lernorte und Experimentierfelder für die zivile Gesellschaft, Labore für demokratisches Denken, in denen die Gegengeschichten zur expansiven Moderne und zur Logik des Kreativitätsdispositivs erzählt werden. Sie ist ein Stachel im Fleisch der Kulturpolitik, die lebendige Erinnerung an uneingelöste Versprechen der Neuen Kulturpolitik, die der demokratischen Idee unseres Gemeinwesens auch heute noch alle Ehre machen würden. So wie die soziokulturellen Akteure in ihrer Praxis darum bemüht sind, Menschen durch Kultur oder an der Kultur zu stärken, so sollten sie sich immer wieder auch selbst an der demokratischen Idee der Soziokultur neu aufrichten, um selbstbewusst ihre Zukunft in Angriff zu nehmen. Der Fonds Soziokultur kann dabei nur Unterstützer sein – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Norbert Sievers 13 Literatur: Baer, Ulrich/Fuchs, Max (1992): Arbeitsformen der Soziokultur, in: Sievers/Wagner (1992), a.a.O., S. 147 - 171 Fonds Soziokultur (Hrsg.) (2014): Kulturbesser fördern. 25 Jahre Fonds Soziokultur, Bonn: Eigenverlag Fuchs, Max (2014): Kulturelle Bildung als neoliberale Formung des Subjekts. Eine Nachfrage, in: http://www.kubi-online.de/artikel/kulturelle-bildung-neoliberale-formung-des-subjekts-nachfrage Glaser, Hermann (2014): Wie weiland Sisyphus. Soziokultur im Rückspiegel, in: Fonds Soziokultur (Hrsg.), a.a.O., S. 62 - 66 Reckwitz, Andreas (2013): Die Erfindung der Kreativität, in Kulturpolitische Mitteilungen Nr. 147, H. II/2013, S. 23-35 Sievers, Norbert/Wagner, Bernd (Hrsg.) (1992): Bestandsaufnahme Soziokultur. Beiträge - Analysen Konzepte, Stuttgart, Berlin, Köln: W. Kohlhammer Verlag Zacharias, Wolfgang (2014): Soziokultur und Kulturpädagogik. Oder: Wie wir damals gemeinsam das Rumpelstilzchen enttarnt haben, in: Fonds Soziokultur (Hrsg.), a.a.O., S. 69 - 74
© Copyright 2025 ExpyDoc