Eine Hommage an den Ozean – eine Mahnung

kanarische inseln
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FOREIGN LANGUAGE NEWS 055
Lanzarote I Unterwassermuseum offiziell eingeweiht
Eine Hommage an den Ozean –
eine Mahnung an die Menschheit
ohne Umkehr zu überschreiten
und genau das soll 2017 sein.
Eine Mahnung, eine rote Linie,
die uns daran erinnert, dass sich
unsere Meere und unser Klima
verändern und wir dringend Entscheidungen treffen müssen, ehe
es zu spät ist. Das Tor „El portal“ zeigt ein junges Mischlingsmädchen, das in einen großen
Spiegel schaut, der die Welt des
Ozeans in Bewegung reflektiert.
Ein Spiegel in eine andere Welt,
Abtauchen zur Eröffnung unter Wasser.
del „Remolino humano“ ist der
letzte Teil des Museums. Er
setzt sich aus circa 200 Figuren in Lebensgröße zusammen,
die sich in runder Form gruppieren. Es sind Menschen aus
allen Altersklassen und Gesellschaftsschichten, die lebenden
Vorbildern an Land nachempfunden sind. Die Position der
Figuren kreieren ein komplexes
Gebilde, eine Art bewohnbares
Riff, in dem die Meeresbewoh-
In einem Boot wurde das Spektakel für geladene Gäste live übertragen.
Am 10. Januar wurde das Unterwassermuseum, Museo Atlántico
de Lanzarote, offiziell eingeweiht. Der renommierte Künstler
und Bildhauer, der die Skulpturen aus einem umweltverträglichen Spezialbeton schuf, Jason
deCaires Taylor, und Inselpräsident Pedro San Ginés durchschnitten gemeinsam das Band
am Eingang des neuen Museums, aufgrund der außergewöhnlichen Lage unter Wasser.
An Bord eines Bootes wurde
die Einweihung live übertragen.
„Ich hoffe, dass das Atlantikmuseum von Lanzarote eine Tür
zu einer anderen Welt wird und
dass es zu einem größeren Verständnis der wunderbaren Welt
des Meeres und unserer großen
Abhängigkeit von ihr führt“, signalisierten Künstler und Inselpräsident vom Meeresboden aus.
Kanaren- und Inselrat für Tourismus, Mariate Lorenzo und Echedey Eugenio, betonten gemeinsam mit Lanzarotes Präsident
San Ginés den großen Wert des
ersten Unterwassermuseum
Europas für die touristische
Attraktivität der Insel.
Eine Vision wird Realität
Über zwei Jahre lang wurde
an dem Werk gebaut, das einen
Dialog zwischen Kunst und Natur
visualisieren soll. In dieser Zeit
Männer in Geschäftsanzügen als Symbol für das Spiel des Kommerzes zulasten
der Natur.
Der menschliche Strudel unter Wasser – eine Mahnung zu mehr Rücksicht auf die Umwelt.
hat es national und international so viel Medienaufmerksamkeit erzeugt, wie kein anderes
Projekt. Das Museum erstreckt
sich auf einer Fläche von 50 mal
50 Metern auf dem Meeresboden. Die mehr als 200 lebensgroßen Figuren sind aus phneutralem Material erbaut. Wie
gut sie sich in die Umgebung
anpassen, zeigt ein Blick auf die
zuerst versenkten Skulpturen.
Dort hat sich bereits ein vielfältiges Unterwasserleben angesiedelt. Die vom Aussterben bedrohten Engelhaie, Barrakuda- und
Sardinenschwärme, Tintenfische,
Meeresschwämme und gelegentlich sogar ein Schmetterlingsrochen sind dort anzutreffen.
Das Museum
Das Museum ist in fünf verschiedene Abschnitte aufgeteilt, die durchdacht und sinnvoll angeordnet sind. Es beginnt
mit einem unsterblichen Scheiterhaufen „Pira immortal“ aus
Betonpfeilern, vor dem ein
Fischer aus La Graciosa steht
und der einer traditionellen
Begräbnisstätte nachempfunden ist. Der zweite Part „Cruzando el Rubicón“ besteht aus
einer Gruppe von 35 Menschen,
die auf eine Mauer mit einer Tür
zulaufen. Sie symbolisiert das
Tor zwischen zwei Welten. Erstmals hat der Künstler eine 100
Tonnen schwere und 30 Meter
lange und vier Meter hohe Mauer
in die Unterwasserwelt integriert.
Eigentlich völlig absurd in diesem dreidimensionalen Raum,
weil sie leicht von allen Seiten zu
umgehen ist. Sie erinnert daran,
dass Zugehörigkeits- und Besitzansprüche in der Natur völlig
irrelevant sind. Gerade in Zeiten von zunehmendem Patriotismus und Abgrenzung will uns
diese Mauer darauf hinweisen,
dass unsere Ozeane, die Luft, die
Natur und das, was wir in unseren Ländern tun, nicht teilbar
sind. Alle zusammen sind Teil
eines lebendigen Systems, für
das wir verantwortlich sind. Diese
Schwelle bedeutet, einen Punkt
in die Unterwasserwelt. Der Spiegel erhebt sich aus einer Reihe
von Kaktusskulpturen, die kleine
Nischen für „Lebendiges“ bereithalten. Dort sollen sich künftig
Tintenfische, Meeresigel und
junge Fische wohl fühlen. Außer
Kontrolle „Descontrol“ nennt
sich der nächste Abschnitt. Er
besteht aus einen Kinderspielplatz, auf dem Geschäftsleute
in Businessanzügen die Wippe
und Schaukel besetzen. Symbol
für die Ignoranz der Geschäftswelt gegenüber der Natur. Auf
einer der Wippen wird Bezug
genommen auf die Ausbeutung
der Erdölreserven und auf den
Druck, den die Menschheit auf
die marinen Spezies ausüben,
der unweigerlich zum Kollaps
führt, wenn wir nicht gegensteuern. Der menschliche Stru-
ner ein neues Zuhause finden.
Gleichzeitig entlassen sie den
Unterwasserbesucher auf eine
emotionale Art. Diese Anordnung soll verdeutlichen, dass
das Leben im und außerhalb
des Wassers im Wandel ist. Wir
sind der Willkür des Ozeans ausgeliefert. Angesichts der gewaltigen Kraft des Meeres, der uns
mit Sauerstoff und Nahrungsmitteln versorgt sowie unser Klima
reguliert, ist der Mensch klein
und verletzlich, ein Spielball
der Kräfte der Natur. Deshalb
soll ein Besuch des Unterwassermuseums zu einem besseren
Verständnis der Welt des Meeres
führen, damit wir dieses fragile
Ökosystem mehr schätzen und
besser schützen, allein schon
um unsere eigenen Leben zu
retten.
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