tipps & trends USA: Milchpreis ist versichert ❚❚Die amerikanischen Milchbauern lassen in großem Stil ihr Milchgeld versichern: Rund 23 000 Landwirte haben 60 % ihrer Milch für 2015 durch das sogenannte Milk Margin Protection Program (MPP) abgesichert. Die abgesicherte Milchmenge beläuft sich auf rund 54 Mrd. kg. Dr. Charles Nicholson von der Pennsylvania State University in den USA zeigte sich mehr als zufrieden mit dem Start der neuen „Milchgeld-Versicherung“. Zum Jahresende hin gab es eine zweimalige Verlängerung der Anmeldefrist, weil sich die Milchbauern zunächst nur zögerlich für das Programm anmeldeten. „Sie haben bis zum Schluss gewartet, um die beste Voraussicht auf den Milchpreis in 2015 zu haben“, sagt der Experte. Denn auf Grundlage des Milchpreises entscheiden die Milchbauern schließlich über die prozentuale Milchmenge und die Höhe der abgesicherten Marge, die zur Abdeckung ausgewählt wurde. Nicht zuletzt ist der abstürzende Milchpreis der Grund für die vielen Anmeldungen kurz vor Schluss gewesen, ist sich der Berater sicher. Der Milchpreis werde in der ersten Jahreshälfte unter der 15 €-Cent-Marke liegen. In der zweiten Jahreshälfte soll er zwischen 15 und 20 Cent schwanken. WinterAusflug ❚❚Sie können es kaum erwarten: Jessica Homesteader und Arjan Otten aus Kanada haben sechs ihrer Jersey-Kälber vor einen Schlitten gespannt und freuen sich auf eine Fahrt durch den Schnee. Fude + Serrahn will Wiegert schlucken ❚❚Das Produktionsund Handelsunternehmen für Milchprodukte Fude + Serrahn aus Hamburg will offenbar die Molkerei Wiegert aus Velen (NRW) übernehmen. Wiegert ist auf die Produktion von Konzentraten, Sahne, Werkmilch und flüssigen Mischungen spezialisiert, bietet Lohnverarbeitung an, handelt mit Milch und Milchprodukten und hat eine Spedition mit 30 Tankwagen. Die Privatmolkerei war in den letzten Jahren gewachsen, 2011 hat sie die Genossenschaft Wiesedermeer in Niedersachsen übernommen. Jetzt befindet sie sich dem Vernehmen nach aber in massiven finanziellen Schwierigkeiten. Claus Wiegert sagte gegenüber top agrar, dass es Gespräche mit verschiedenen Unternehmen gebe. Er wollte aber keine Namen nennen. Passen würde Fude + Serrahn allerdings genau: Das Unternehmen handelt mit Milchprodukten, produziert selbst an drei Standorten in Berlin, Erfurt und Gransee und hat einen Fuhrpark mit 32 LKW. Das Deutsche Milchkontor ist zu 51 % an Fude + Serrahn beteiligt. Die übrigen 49 % teilen sich laut DMK die Geschäftsführer Michael Fude und Andreas Serrahn. A-ware startet Produktion Milch-Reiseführer: Ab sofort gibt es einen Reiseführer zu Höfen von Milchlieferanten der Molkerei Hochwald. Zusätzlich gibt es Ausflugstipps für die Umgebung. Der Reiseführer wird auf Milchpackungen verlost. R2 top agrar 2/2015 ❚❚Die neue Molkerei der A-ware Food Group im niederländischen Heerenveen hat mit der KäseProduktion begonnen. A-ware kooperiert dabei mit dem neuseeländischen Milchkonzern Fonterra. Dieser will die anfallende Molke abnehmen und daraus spezielle Milchinhaltsstoffe gewinnen. Rund 750 Mio. kg Milch wollen die Unternehmen in der Käsefabrik jährlich verarbeiten. Damit entsteht die drittgrößte Molkerei in den Niederlanden. Die Milch bezieht A-ware über die Liefergenossenschaft NoorderlandMelk, die „Dutch Milk Foundation“ und von eigenen Lieferanten. Auch deutsche Milcherzeuger sollen nach Heerenveen liefern. Aktuell sucht das Unternehmen jedoch weitere Lieferanten für eine zusätzliche Milchmenge von 200 Mio. kg. Wie viel Milch von eigenen Mitgliedern kommt und wie viele deutsche Landwirte für A-ware produzieren, verrät das Unternehmen nicht. Foto: Homesteader Chaos bei Antibiotika-Datenbank ❚❚Die Meldung der verbrauchten Antibiotika-Mengen in der Rindermast ist mit einem Chaos gestartet: Weil sie es nicht besser wussten, haben etliche Landwirte ihre Formulare statt an die zuständige Behörde an den Deutschen Bauernverband (DBV) geschickt oder bei HI-Tier falsche Häkchen gesetzt. „Dies zeigt, dass die Landwirte sich zwar bemüht haben, ihren Pflichten nachzukommen, die Umsetzung der Novelle in manchen Bereichen jedoch nicht praxistauglich ist“, sagt Dr. Antonia Riecken vom DBV. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit versichert hingegen, dass es keine Probleme gegeben hätte. Wie viele Rinderhalter ihre Daten gemeldet haben, gibt HI-Tier nicht bekannt. Am 31. 03. wird es für Rinderhalter spannend: Dann veröffentlicht das Bundesamt für Verbraucher die beiden Kennzahlen, die als Maßstab für den Antibiotika-Verbrauch gelten. Parallel dazu teilt HI-Tier den Rinderhaltern ihre Verbräuche mit, die ggf. Maßnahmen zur AntibiotikaReduktion ergreifen müssen. Bis spätestens 14.07. müssen Landwirte die Antibiotika-Anwendungen des zweiten Erhebungszeitraumes melden. Nicht-Meldungen innerhalb der Meldefrist können mit einem Bußgeld geahndet werden. Weniger positive Hemmstoff-Fälle 0,16 % 0,14 Quelle: Landesvereinigung Milch NRW 0,12 Grafik: Orb 0,10 0,08 0,06 0,04 0,02 0 98 19 00 20 02 20 04 20 06 20 08 20 10 20 12 20 14 20 Die Zahl positiver HemmstoffFälle bei Milchanlieferungen in NRW war 2014 mit nur 0,02 % so niedrig wie noch nie. BBV schadet Milchbauern Zu: „Bayern: Verbände streiten um MilchVermarktung“ in top agrar 1/2015 Seite R 6. ❚❚Ich bin der Meinung, dass der BBV den Milchviehhaltern derzeit mehr schadet, als er nutzt. Das Unterlaufen der Bayern MeG ist nur ein Aspekt einer vollkommen am Milchmarkt vorbeigehenden Verbandspolitik. Der BBV hat seit Jahren die Zeichen der Zeit nicht wahrgenommen und sitzt jetzt zum Quotenausstieg mit heruntergelassenen Hosen da. Kein Konzept, keine Visionen und schon gar keine praktikablen Vorschläge. Die Möglichkeiten, die das Agrarmarktstrukturgesetz uns Land wirten bietet, sind schon seit Jahrzehnten bekannt. Dennoch halten es die Verantwortlichen im BBV nicht für notwendig, sich im Markt besser zu positionieren. Mehr Freiheit nach der Quote bedeutet auch mehr Verantwortung! Dass nun der BBV, welcher ja eigentliche „Vater“ der Bayern MeG ist, genau diese Organisation untergräbt und schwächt, zeugt nicht gerade von großem Verantwortungsbewusstsein. Matthias Zahn, 92717 Reuth top agrar 2/2015 R 3 tipps & trends Süd West Ost Nord November Ø-Preis 12 Monate ct/kg Barmstedt Breitenburger Deutsches Milchkontor (DMK) Frischli Heideblume Meierei Viöl Milcherfassung Uelzena Molkerei Ammerland Rücker, Aurich Schmalfeld-Hasenmoor Wasbek Berliner Milcheinfuhr Hansa Arla Upahl Müller, Leppersdorf FrieslandCampina, Köln Hochwald Milch eG MUH Arla Naarmann Schwälbchen Arla Foods Sonthofen Bärenmarke Bayer. Milchindustrie Bayernland Berchtesgadener Land FrieslandCampina, Heilbronn Goldsteig Hohenloher Molkerei Meggle Milchverwertung Ostallgäu Milchwerke Schwaben Milchwerk Jäger Molkerei Ehrmann Molkerei Müller Oberfranken West Omira Ravensburg Schwarzwaldmilch Zott, Mertingen 30,0 29,9 31,1 31,0 30,6 30,2 33,1 30,9 28,5 30,1 30,1 31,1 33,0 31,1 34,0 32,5 33,0 32,1 33,8 36,2 35,4 33,8 34,2 37,4 34,4 36,5 33,9 34,7 32,0 31,8 35,0 35,5 34,7 34,5 33,5 36,4 35,1 37,1 36,5 37,4 37,5 37,5 38,0 38,2 37,3 36,5 37,2 37,1 36,6 38,0 37,4 39,7 38,8 38,0 38,5 39,2 40,2 38,9 38,0 38,2 40,2 39,7 39,1 38,2 38,6 38,0 37,3 39,0 38,7 39,0 38,1 39,3 40,5 38,7 Bei 4,0% Fett/3,4% Eiweiß (ohne MwSt.) und 500000 kg Jahreslieferung, inkl. Qualitätszuschläge, Prämien, 2-tägige Abholung, Staffel-Zuschlag; abzüglich Stopp- und Grundkosten Auszahlungspreis gleichbleibend höher als niedriger als im Vormonat Über 90 Molkereien im Internet (www.topagrar.com) Rubrik top-Rind MILCHANLIEFERUNG – D 650 1000 t Bayern: MEGs gründen Milchplattform ❚❚Ende 2014 haben sich elf Milcherzeugergemeinschaften (MEGs) aus Nordbayern zur Milchplattform zusammengeschlossen. Sie ermöglicht den beteiligten Vermarktungsorganisationen, künftig kartellrechtskonform aktuelle Milchpreise auszutauschen. Ohne diese Informationen seien Verhandlungen mit den Molkereien nicht mehr machbar, sagen die MEGs. Im Gegensatz zur Bayern-MeG, der 62 MEGs angeschlossen sind, koordiniert die Plattform die Vermarktung ihrer Mitglieder nicht. Die MEGs wollen vielmehr ihre 1000 t 100 2013 2014 J F M A M J J A S O N D Quelle: ZMB 40 40 35 20 0 2013 2014 55 45 60 500 US-$/100 kg ECM 50 80 550 Milch weiter eigenständig verkaufen. Dies sei auch ausschlaggebend dafür, sich nicht der Bayern-MeG anzuschließen, heißt es. Vertreter der BayernMeG hatten im Vorfeld heftig gegen die Gründung der Milchplattform protestiert und Konsequenzen angekündigt, sollte die neue Vereinigung auch aktiv Milch vermarkten (top agrar 1/2015 ab S. R 6). Die Mitglieds-MEGs der Milchplattform vermarkten 426 Mio. kg Milch pro Jahr. Sie liefern derzeit an die Bayerische Milchindustrie sowie an die Molkereien Bechtel und Zott. MILCHPREIS* – WELT 60 2013 2014 120 450 ❚❚Trotz des aktuellen Marktdrucks blicken die Molkereien relativ zuversichtlich in die Zukunft. „Der durchschnittliche Milchpreis in Deutschland wird 2015 über 30 ct/kg liegen“, verspricht Dr. Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes. Allerdings wird es deutliche regionale Unterschiede geben. Vor allem in Norddeutschland liegen einige Unternehmen bereits jetzt spürbar unter dieser Marke. Im Süden erfolgt das Absinken der Milchpreise hingegen zeitlich verzögert, das Ansteigen allerdings auch. Spätestens im zweiten Halbjahr 2015 rechnet Dr. Engel wieder mit steigenden Milchpreisen. Erste Marktsignale dafür gebe es bereits. So habe sich der Spotmarkt zu Jahresbeginn erstaunlich früh stabilisiert. VMP*-IMPORTE – CHINA 140 600 %01 „Über 30 Cent für 2015“ top agrar-Milchpreisbarometer J F M A M J J A S O N D * Vollmilchpulver Quelle: EU-Kommission 30 J F M A M J J A S O N D * IFCN, 4,0% Fett, 3,3% Protein Quelle: IFCN Die Milchanlieferung in Deutschland ist zum Jahreswechsel deutlich zurückgegangen und hat das Vorjahresniveau unterschritten. Seit Oktober importiert China wieder mehr Vollmilchpulver. Der weltweite Milchpreis hat sich im Dezember etwas stabilisiert. R4 top agrar 2/2015
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