Abschlussbericht – PJ-Tertial in Zaragoza, Spanien Im letzten Jahr des Medizinstudiums, dem sogenannten Praktischen Jahr, werden drei viermonatige Pflichtpraktika absolviert. Ich entschied mich für ein Tertial im Spanischsprachigen Ausland, einerseits um meine Sprachkenntnisse zu vertiefen, andererseits um die letzte Möglichkeit eines längeren Auslandsaufenthalts wahrzunehmen. Die Universität von Zaragoza ist eine Partneruniversität der LMU und dadurch wird die Anerkennung des Pflichpraktikums erleichtert. Meine Erwartungen an das Praktikum wurden erfüllt, ich konnte sowohl meine Spanischsprachkenntnisse verbessern und Einblicke in die Neurologie gewinnen als auch in den Spanischenlebensstil eintauchen. Schon seit der Schulzeit lerne ich Spanisch, mir fehlte es aber an praktischer Übung. Besonders kann ich den Unikurs „Spanisch für Mediziner“ als Vorbereitung empfehlen. Sonst gibt es auch verschiedenste Bücher zu dem Thema, da habe ich auch bisschen drinnen geblättert. Hilfreich für die Vorbereitung (Wohnungssuche, Einschreiben an der Uni) waren die Erfahrungsberichte vorheriger PJ-Studenten. Für die Freizeitgestalltung, Wochenendtrips und um die Spanische Kultur besser zu verstehen verwendete ich den Reiseführer Lonely Planet Spanien. Ich entschied mich mein Praktikum im Wahlfach Neurologie zu verbringen und wurde dafür in das Krankenhaus Clínico Universitario Lozano Blesa („Clínico“) eingeteilt. Am ersten Tag wurde ich einer erfahrenen Ärztin, meiner Tutorin, zugeteilt. Um 8:30 begann die Morgenbesprechung: der Nachtdienst erzählte von Neuaufnahmen und wichtigen Ereignissen. Mehrmals die Woche gab es danach noch interdisziplinäre oder neurologische Fortbildungen. Wenn es keine Fortbildungen gab, dann blieb ein bisschen Zeit um gemeinsam in der Cafeteria einen „cortado“ (Espresso mit Milch) zu trinken. Je nachdem welches Aufgabenfeld meine Tutorin an dem Tag abdeckte, begleitete ich sie. Meistens gingen wir Visite auf der Station und arbeiteten diese gemeinsam aus (Labor- und Radiologiebefunde interpretieren, Medikation anpassen, Untersuchungen anfordern, Angehörige informieren). Mehrmals die Woche fanden spezialisierte Sprechstuden statt. Ich konnte Einblicke gewinnen in die Therapie von Kopfschmerzen, die therapeutische Anwendung von Botox und peripheren Nervenblockaden Schmerztherapie, Schlafstörungen, Epilepsie, Multiple in der Sklerose, Neuromuskuläre Erkrankungen, vaskuläre und allgemeine Neurologie. Ich habe auch einmal einen Nachtdienst mitgemacht. Da es sich um eine Uniklinik handelt, sah ich auch oft wie Patienten die Studienteilnahme angeboten wurde und wie klinische Studien ablaufen. Mein medizinisches Vorwissen erleichterte mir das Sprachverständnis im Krankenhaus. Viele Begriffe der medizinischen Arbeitssprache sind Latein und daher auch in Spanisch ähnlich, wenn auch manchmal ganz anders ausgesprochen. Die Neurologen waren alle sehr nett zu mir, wenn ich etwas nicht gleich verstanden habe, wurde es nochmals erklärt. Auf einem der PCs gibt es ein Skript für die Assistenzärzte (residente), einfach dannach fragen und USB Stick mitnehmen. Im Krankenhaus lief alles gut, ich habe mich sehr wohl gefühlt und viel gelernt. Gewöhnungsbedürftig waren die Öffnungszeiten der Restaurants und Geschäfte in Spanien. Ganz Spanien macht Siesta von ca. 14h bis 17h. Und gegessen wird hier spät, also Mittagessen gibt’s nur von 14h bis 16h und abendessen ab 20h, dafür aber bis 23h. Anfangs als ich Zaragoza erkunden wollte, war ich verwundert wie heruntergekommen es wirkte: die Geschäfte hatten alle die Rollläden geschlossen, die Straße war wie ausgestorben. Aber nach einigen Tagen bemerkte ich, dass die Stadt abends, nach der Siesta auflebt und entsprechend freundlicher wirkte. Zaragoza ist eine nette Stadt; shoppen, Tapas essen und Sport (gibt Unisportkurse sowie verschiedenste Fitnesscenter) waren meine die Hauptfreizeitaktivitäten. An langen Wochenenden bieten sich Ausflüge an, wie zum Beispiel nach Madrid, Barcelona, Bilbao und San Sebastian (direkter AVE = Schnellzug nach Barcelona, Madrid, Bilbao und Andalusien). Die Pyränen gefielen mir auch sehr gut, Highlight war eine Wanderung im Ordesa Nationalpark (siehe Foto). Hierfür braucht man allerdings ein Auto, bzw. die Organisationen AEGEE und ESN organisieren auch ab und zu Ausflüge. Tagesausflüge gehen nach Juslibol oder zum Parque Natural de Barndenas Reales. Ein engagierter Medizinstudent blogt über Freizeitaktivitäten in Zaragoza und Umgebung: http://www.nomadwill.com/aragon. Außerdem belegte ich einen dreiwöchigen Spanisch-Intensivkurs an der Uni. Die Kurszeiten von 17:00-20:15 ließ sich mit den Praktikumszeiten vereinbaren und für Erasmusstudenten gabs einen kleinen Rabatt, der Kurs kostete dann 160 Euro. Die Wohnung fand ich über die Unihomepage, ich musste allerdings viele Vermieter anrufen, da die meisten die Zimmer lieber für ein ganzes Jahr vermieten wollen und nicht nur paar Monate. (Piso = ganze Wohnung, habitacion = Zimmer in WG) Einfach nicht aufgeben und weitersuchen! Für ein Praktikum im Krankenhaus bietet sich die Wohngegend um den Campus San Francisco an. Hospital Clinico Universitario Lozano Blesa und Miguel Servet sind von hier in Gehweite. Es gibt auch eine Straßenbahn (Tramvia) und Busse, eine wiederaufladbare Karte (Tarjeta) ermöglicht billiges Fahren. Ich organisierte mir eine Handy SIM Karte von Lebara, wobei der Aufwand für ein Prepaid Handy relativ groß war, mit Registrierung und so. Ich hatte einen Tarif mit 1GB Internet, 300min ins Ausländische Handynetz und gratis Anrufe zu Lebara um 15 Euro pro Monat. Alles in Allem hat mir mein Aufenhalt hier in Zaragoza gut gefallen. Ich habe mein Spanisch verbessert und Einblicke in die Neurologie bekommen. Es war eine neue Erfahrung sich nicht gut ausdrücken zu können und auf Hilfe angewiesen zu sein. Es waren alle sehr bemüht und haben mir gerne geholfen. Außerdem lässt es sich in Spanien gut Tapasessen und Shoppen. Mir wurde bewusst was für ein vielseitiges Land Spanien ist, von der Natur aber auch der Kultur her. Das saftige Baskenland mit Klippen und schönen Stränden zum Surfen, das hippe Katalonien mit schönen Stränden, die wunderschönen Pyränen und der von muslimischer Kunst geprägte Süden, hier ist für jedermann was dabei. Ich komme auf jeden Fall wieder! Blick auf die Basilica del Pilar und den Ebro von der Steinbrücke aus, Zaragoza.
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