Weiterbildung weiter denken in den gehobenen

BILDUNG in den Gesundheitsberufen WEITER DENKEN
SCIENCE.RESEARCH.PANNONIA.
Fachhochschule Burgenland
Band 13
BILDUNG
in den Gesundheitsberufen
WEITER DENKEN
Weiterbilden – Weiterdenken – Weiterkommen
Ute Seper (Hg.)
Leykam
Gendergerechtes Schreiben wurde in den einzelnen Beiträgen individuell umgesetzt. Es wird
explizit darauf hingewiesen, dass verwendete Begriffe im Sinne einer geschlechtsneutralen Formulierung die weiblichen Formen in gleicher Weise miteinbeziehen.
© by Leykam Buchverlagsgesellschaft m.b.H. Nfg. & Co KG, Graz 2017
Kein Titel des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes
Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung
elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Konzeption, Redaktion & Organisation: Ute Seper
Covergestaltung: Unique
ISBN: 978-3-7011-0373-7
www.leykamverlag.at
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Mag. Dr. Ute SEPER
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I. UNSERE BILDGUNGSGESELLSCHAFT IM WANDEL
Weiterbildung weiter denken in den gehobenen medizinisch-technischen
Gesundheitsberufen
Sarah BURGMANN, Ute SEPER
Relevanz wirtschaftlicher Bildung für den Berufsstand der
PhysiotherapeutInnen in Österreich unter dem Rollenaspekt
Nicole JAKOB, Ute SEPER
Integriertes Versorgungsmanagement als Zusatzkompetenz in den
Gesundheitsberufen
Peter J. MAYER
Joint Master Degree in Biomedical Laboratory Sciences
Christine SCHNABL, Camilla HESSE, Veronika STEFANIK,
Fernando MENDES, Armando CASEIRO, Steve MEANEY,
Marie CULLITON, Margareta JERNAS
Status quo der akademischen Weiterbildung für Gesundheitsberufe
aus dem MTD-Bereich
Ute SEPER, Sarah BURGMANN, Nicole JAKOB, Martin METZ
„Zukunft denken“ aus Sicht des künftigen Gesundheits- und
Krankenpflegepersonals im Burgenland
Viktoria WERTNER, Ute SEPER
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23
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II.WISSENSTRANSFER IN AUS- UND WEITERBILDUNG FÜR
GESUNDHEITSBERUFE
Strategien für einen qualitätsgesicherten Wissenstransfer in der
praktischen Ausbildung
Heike BAUER-HORVATH, Johanna STREMPFL
Personalize it! Neue Lehr- und Lernwelten in der Ausbildung der
Gesundheitsberufe
Birgit PHILLIPS
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6
Inhaltsverzeichnis
Kontinuierliche berufliche Entwicklung – MTD-CPD-Zertifikate für Fort- und
Weiterbildungsdokumentation
Christine SCHNABL, Reinhard MEIXNER
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Gamebased Learning als didaktische Methode in der Ausbildung
von Gesundheitsförderung und Gesundheitsmanagement
Karin SCHWEIGER
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III. PRAXIS SCHAFFT WISSEN
Zusammenhang Weiterbildung in den Gesundheitsberufen und
therapeutischer Direktzugang
Elke KREUTZER
Lebenslanges Lernen – Anwendung von Wissen aus Fortbildungen
in der Pflegepraxis
Barbara LEYRER
Wissenschaftliche Qualifizierung der Therapieberufe in Deutschland
aus Sicht der Arbeitgeber_innen
Denny PAULICKE, Robert RICHTER, Mariam HARTINGER
Das Konzept Physiologik in der physiotherapeutischen Praxis –
Ergebnisse aus einer qualitativen Validierungsstudie
Johanna STREMPFL, Heike BAUER-HORVATH
Autorinnen- und Autorenprofil
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Vorwort
Mit „BILDUNG in den Gesundheitsberufen WEITER
DENKEN, Weiterbilden – Weiterdenken – Weiterkommen“ wird ein Blick auf die Bildungsgesellschaft und Weiterbildungsoptionen für Health Professionals von heute,
morgen und übermorgen gegeben.
Einen Dialog in Gang zu setzen, wie wir uns weiterbilden und arbeiten möchten, wie gegenwärtiger und künftiger Wissenstransfer in der Aus- und Weiterbildung von
Gesundheitsberufen zu gestalten ist, oder wie durch Berufspraxis erweitertes und neues Wissen geniert werden kann,
ist der Hauptzweck des vorliegenden Buches.
Im ersten Themenkapitel „Unsere Bildungsgesellschaft im Wandel“ werden Trends
und Aspekte unserer sich stetig wandelnden Bildungsgesellschaft im Focus auf Health
Professionals beschrieben. Der digitale Wandel nimmt wachsenden Einfluss auf Berufsund Bildungssysteme, zugleich verändern sich gesellschaftliche Ansprüche und Werte.
Flexible, berufsbegleitende Lernarrangements werden von den Generationen Y und Z
zunehmend gefordert.
Unter dem Kapitel „Wissenstransfer in Aus- und Weiterbildung für Gesundheitsberufe“ werden Beiträge angeführt, die sich mit qualitätsgesicherten Wissenstransfer, mit
kontinuierlichen und zunehmend personalisierten Lehr- und Lernwelten beschäftigen.
Im dritten Teil unter „Praxis schafft Wissen“ werden Themen aus der beruflichen
Praxis behandelt. Die Evidenzbasierung in den Gesundheitsberufen ist bis auf Medizin
& Pflege bis dato kaum sichtbar. Den Stellenwert wissenschaftlicher Qualifikationen
und Kompetenzen von nichtärztlichen Health Professionals in der beruflichen Praxis
gilt es hervorzuarbeiten und anzugleichen.
Weiterbildungsmodalitäten für Health Professionals sind durch vielfältige Aspekte
stark in Veränderung begriffen, der Druck wächst von vielen Seiten. Neue Handlungsoptionen und Gestaltungschancen im Gesundheitssektor stehen in direkter Verbindung
damit.
Der Schlüssel lautet also „Weiterbilden“ und „Weiterdenken“, um beruflich „Weiterzukommen“.
In diesem Sinne „Keep Educating Yourself“!
Mag. Dr. scient. med. Ute Seper
Wissenschaftliche Leitung AIM/Bereich Gesundheit
Hochschullehrende FH Burgenland/Department Gesundheit
I. UNSERE BILDGUNGS­
GESELLSCHAFT IM WANDEL
Weiterbildung weiter denken in den gehobenen
medizinisch-technischen Gesundheitsberufen
Sarah BURGMANN1,2, Ute SEPER2
Medizinische Universität Wien, AKH, Innere Medizin III
2
Fachhochschule Burgenland, Department Gesundheit
1
Kurzfassung: Die akademische Höherqualifizierung der gehobenen medizinischtechnischen Gesundheitsberufe sowie Professionalisierung und Spezialisierung der einzelnen Disziplinen sind im Wandel begriffen. Der Druck auf das österreichische Gesundheitssystem wächst. Hierfür sind der demographische Wandel, vermehrt chronisch
kranke Patientinnen und Patienten, komplexe Krankheitsbilder, Technologisierung und
Emanzipation der Patientenschaft zu nennen. Um den Anspruch auf eine transparente
und effiziente Versorgung mit hoher Qualität und Evidenzbasierung gerecht zu werden,
bedarf es höher qualifizierten Health Professionals.
Nun stellte sich die Frage, welche Weiterbildungsgegebenheiten für gehobene medizinisch-technische Dienste (MTD) in Österreich gegenwärtig bestehen. Zunächst wurde eine Literaturrecherche durchgeführt und acht ExpertInneninterviews zum Bedarf
an hoch qualifizierten MTD auf Master- und PhD-Niveau sowie dem Mehrwert von
bundesfinanzierten Master- und PhD-Studienprogrammen vorgenommen.
Es zeigt sich ein vielfältiges Angebot an Masterprogrammen für Gesundheitsberufe
bezüglich Strukturen, Inhalten und Abschlüssen. Den Großteil der Masterprogramme
stellen selbstfinanzierte Masterlehrgänge dar, Dissertationsmöglichkeiten sind gering.
Der Bedarf an berufsspezifischen Master- und PhD-Programmen wird von der ExpertInnengruppe als groß erachtet. Gegenwärtig mangelt es allerdings an gesetzlichen
Strukturen, Karrieremodellen und Gehaltsschemen sowie finanzieller Unterstützung.
Das Bewusstsein und der Benefit sind aktuell für Financiers und Arbeitgeberinnen und
Arbeitgeber noch nicht offensichtlich, es fehlt die Evidenz. Gefordert werden bundesfinanzierte, leistbare Masterangebote für MTD. Voraussetzung um Weiterbildung in den
Gesundheitsberufen weiter zu denken ist u.a. auch ein verändertes Rollenverständnis
der nichtärztlichen Gesundheitsberufe sowie Machtabgabe der Ärzteschaft.
Schlüsselwörter: Weiterbildung – Gesundheitsberufe – Höherqualifizierung –
Health Professionals
1 Hintergrund und Problemstellung
Die Gesundheitssysteme der Industrieländer stehen vor gemeinsamen Herausforderungen hinsichtlich demografischem Wandel, gesteigerter Lebenserwartung, Entwicklungen in der Technologie, Diagnostik und Therapie. Auch die Koordination der Health
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Sarah BURGMANN, Ute SEPER
Professionals, transparente und effiziente Versorgung, Qualität und Finanzierung des
Gesundheitssystems sowie durchgängige Versorgung der Bevölkerung, Emanzipation
der Patientinnen und Patienten und der Einfluss der Marktwirtschaft auf die Gesundheitsversorgung stellen zentrale aktuelle und zukünftige Themen dar. Sowohl auf sozialer als auch fachlicher Ebene sind die informierten und emanzipierten Patienten für
Health Professionals eine Herausforderung. Primär sind auch eine hochwertige Versorgung durch Qualitätssicherung und Forschung sowie in Zeiten der Budgetknappheit
Effizienz in der Praxis und transparente Finanzierungsstrukturen (Robert Bosch Stiftung 2013).
Die gehobenen medizinisch-technischen Dienste – sowie andere „nicht-ärztliche Berufe“ – befinden sich in einem Vakuum. Um die Bedarfe und Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten erfüllen zu können, befinden sich die Profile sowie Rollen der Professionen bereits in einem Wandel – es entwickeln sich sogar neue Berufe. Dazu braucht es
natürlich auch angepasste Rahmenbedingungen (Panfil and B. Sottas 2009). So wie in
der Ärzteschaft stehen auch die gehobenen medizinisch-technischen Dienste vor einer
doppelten Herausforderung. Einem steigenden Bedarf an Personal stehen geringe Berufseinsteigerinnen und -einsteiger gegenüber (B. Sottas et al., 2010). Durch durchlässige und transparente Karrierepfade kann das Interesse an den medizinisch-technischen
Diensten hoch gehalten und sogar gesteigert werden (Robert Bosch Stiftung 2013). Zu
berücksichtigen ist auch die große Zahl an weiblichen MTD. Mit den Veränderungen
in den traditionellen Bildern und Geschlechterrollen braucht es Anpassungen in der
Organisation, der Kooperation und den Arbeitsverhältnissen(B. Sottas et al., 2010).
Damit in Verbindung stehen weiterführende Master- und PhD-Programme nach
der Erstprofession. In Fachkreisen unbestritten ist, dass die Thematik „Lebenslanges
Lernen“ oder „life-long-learning“ – wie sie auch international gebraucht wird – zu dem
zukunftsorientierten Denken und Handeln von Health Professionals gehört (B. Sottas
et al., 2010).
Weiters werden aufgrund der Fokussierung von „Primary Health Care“ – also der
multiprofessionellen und interdisziplinären Versorgung auf lokaler Ebene – erweiterte
Kompetenzen gebraucht. Diese Versorgungsstrukturen fordern von den Gesundheitsberufen Wissen zu Case Management – also fallbezogener Behandlung. Kenntnisse in der
Mikro- als auch der Makroebene zu Care-Management-Programmen – also zur umfassenden Versorgung von Populationen – sind ebenfalls zukünftig gefragt (Robert Bosch
Stiftung 2013, Diem and Dorner, 2014).
Versorgungssysteme nordischer Länder zeigen vor, dass durch die Übernahme von
ärztlichen Tätigkeiten durch andere Health Professionals – vor allem therapeutische Berufe – eine effektivere und preisgünstigere Versorgung gewährleistet werden kann (Panfil
and B. Sottas 2009). Der hohe Veränderungsdruck auf die Professionen im Gesundheitssystem ist spürbar. Tätigkeiten in der Gesundheitsbildungspolitik müssen folgen,
denn Wegdelegation alleine ist keine Lösung.
Weiterbildung weiter denken in den gehobenen medizinisch-technischen Gesundheitsberufen
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2 Ziel und Fragestellung
Ziel der vorliegenden Studie war es, die gesetzlichen Rahmenbedingungen der diagnostischen und therapeutischen Gesundheitsberufe in Österreich zu beleuchten. Im
Kontext dazu wurden die veränderten Anforderungen, die in der Versorgungspraxis
be- und entstehen, thematisiert und auf dieser Grundlage der Bedarf an Master- und
PhD-Studien für medizinisch-technische Gesundheitsberufe ermittelt. Basierend darauf
wurde übergeordnet gefragt, ob ein Bedarf an Master- und PhD-Programmen für höhere medizinisch-technische Gesundheitsberufe in Österreich geortet wird und welcher
Benefit sich daraus für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Arbeitgeberinnen
und Arbeitgeber generieren könnte.
Weitere daraus resultierende Fragen lauten:
• Wie gestaltet sich der gesetzliche Rahmen hinsichtlich der Aus- und Weiterbildung
von diagnostischen und therapeutischen Berufsprofilen in Österreich?
• Welche Weiterbildungsmöglichkeiten werden gegenwärtig für BachelorabsolventInnen an Fachhochschulen und Universitäten in Österreich angeboten?
• Besteht, besonders aus ExpertInnensicht, ein Bedarf an bundesfinanzierten Masterund PhD-Programmen für die medizinisch-technischen Dienste in Österreich?
Abbildung 1: Fragen zur Weiterbildung medizinisch-technischer Dienste in Österreich und darauf
aufbauende Zielsetzung