Heute mit dem kompletten Berlinale-Programm BERLI AUSGABE BERLIN | NR. 11240 | 5. WOCHE | 39. JAHRGANG MITTWOCH, 1. FEBRUAR 2017 | WWW.TAZ.DE H EUTE I N DER TAZ NALE € 2,10 AUSLAND | € 1,60 DEUTSCHLAND Kritik an Jobs für Expolitiker Wer nicht zahlt, der stirbt Transparency will Prüfung für Wechsel in die Wirtschaft EU BRÜSSEL | Transparency Inter- national wirft zahlreichen früheren EU-Beamten Interessenkonflikte aufgrund ihrer neuen Jobs vor. Nach einer von der Organisation am Dienstag veröffentlichten Studie gehen viele frühere EU-Politiker Tätigkeiten nach, bei denen „Interessenkonflikte nicht ausgeschlossen“ werden könnten. Demnach sind 30 Prozent der Exabgeordneten des Europäischen Parlaments inzwischen im EU-Lobbyregister verzeichnet, bei ehemaligen EU-Kommissaren ist es sogar mehr als jeder Zweite. Ein Sprecher der EU-Kommission verwies darauf, dass für Kommissare schon jetzt eine 18-monatige Karenzzeit gelte. ▶ Der Tag SEITE 2 ALL ABOUT SCHULZ Schulz. Schulz. Schulz. Schulz. Schulze auch noch. Und dann wieder Schulz ▶ SEITE 13, 14 EVERYTHING ABOUT TRUMP Trump. Trump. Trump. Donald. Donald. Trump ▶ SEITE 9, 10, 12, 19 UND DER GANZE REST Bundeswehr, Bad Bank, Ballpolitik, bedauerliche Fehler, Bildung, Berlin ▶ SEITE 5, 7, 14, 17, 18, 21-24 Marokko wieder dabei Foto oben: reuters VERBOTEN AFRIKANISCHE UNION Goord morning, ladies and gentlemen! Schlussstrich unter Streit über Westsahara Donald Trumpel geht mit großer Härte gegen Kritiker seiner Politik im Regierungsapparat vor und schmeißt die kommissarische Justizministerin Sally Yates raus. What the fuck? Donald Trumpels Aufnahmestopp für Flüchtlinge trifft nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 20.000 Menschen. Holy shit! MEXIKO Sie flüchten vor den mörderischen Banden in Honduras. Sie fürchten die Erpresser des Zeta-Kartells an der Grenze zu den USA. Und jetzt baut Donald Trump noch eine Mauer. Unterwegs mit Flüchtlingen in Mexiko ▶ Reportage SEITE 3 Donald Trumpel lässt das von Barack Obama erlassene Verbot, Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender am Arbeitsplatz zu diskriminieren, bestehen. Ach so, dann ist ja alles gut. Migranten, die in Mexiko auf einen Zug warten, mit dem sie nach Norden Richtung US-Grenze kommen wollen Foto: Edu Ponces/Ruido/Picturetank/Ag.Focus ADDIS ABEBA epd | Marokko ist nach 33 Jahren wieder Mitglied der Afrikanischen Union (AU). Auf dem AU-Gipfel in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba wurde der marokkanische König Mohammed VI. am Dienstag mit Beifall begrüßt. Marokko war 1984 aus Protest gegen die Aufnahme der Demokratischen Arabischen Republik Sahara ausgetreten, die für die von Marokko annektierte Westsahara proklamiert worden war. Nun stimmten die AU-Mitgliedern mehrheitlich für die Wiederaufnahme. Sie wurde auch von der sahrauischen Exilregierung begrüßt. ▶ Ausland SEITE 11 ▶ Meinung + Diskussion SEITE 12 TAZ MUSS SEI N Die tageszeitung wird ermöglicht durch 16.660 GenossInnen, die in die Pressevielfalt investieren. Infos unter [email protected] oder 030 | 25 90 22 13 Aboservice: 030 | 25 90 25 90 fax 030 | 25 90 26 80 [email protected] Anzeigen: 030 | 25 90 22 38 | 90 fax 030 | 251 06 94 [email protected] Kleinanzeigen: 030 | 25 90 22 22 tazShop: 030 | 25 90 21 38 Redaktion: 030 | 259 02-0 fax 030 | 251 51 30, [email protected] taz.die tageszeitung Postfach 610229, 10923 Berlin taz im Internet: www.taz.de twitter.com/tazgezwitscher facebook.com/taz.kommune 30605 4 190254 801600 KOMMENTAR VON SVENJA BERGT ZUR NÄHE VON POLITIK UND WIRTSCHAFT W Auf dem Weg in die Lobbyslative enn ein Lobbyverband einen frisch ausgeschiedenen Politiker einstellt, dann kauft er nicht nur sein Fachwissen. Sondern auch – mitunter vor allem – sein Adressbuch. Das wissen alle Beteiligten. Die Wirtschaft, die um sie wirbt, und natürlich die Politiker selbst – auch wenn sie es wohl lieber nicht so sehen möchten. Wer will schon für sein Netzwerk gekauft werden? Das Verhältnis zwischen Politik und Wirtschaft ist vielerorts unangenehm eng. Das zeigt nicht nur die aktuelle Studie von Transparency International über die beliebte Drehtür zwischen Politik und Lobbyismus. Sondern ebenso der Blick auf Parteispenden, auf gut bezahlte Ne- benjobs von Abgeordneten in Berlin und Brüssel, die Dichte an Büros von Lobbyorganisationen – mitunter getarnt als Thinktanks oder Kanzleien – im Berliner Regierungs- und im Brüsseler Europaviertel. Das geht bis zur Weigerung der Bundesregierung, Gästeliste und Rechnung eines Geburtstagsessens für den damaligen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann offenzulegen. Lieber jahrelang prozessieren und am Ende verlieren als ein bisschen Transparenz zeigen. Es gibt reihenweise Fälle, in denen sich politische Entscheidungen nur über eine zu große Nähe zur Wirtschaft erklären lassen. Das überschaubare Interesse an Aufklärung etwa, das Regierung und Be- hörden hierzulande beim Abgasskandal zeigen. Die absehbar wirtschaftsfreundliche Umsetzung der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung in deutsches Recht. Oder, um auf Europa zu blicken, Vorschläge für Gesetzestexte, die wortgleich sind mit Vorschlägen der Industrie. Die Einzelfälle summieren sich und tragen irgendwann zu einem grundsätz- Lobbyismus als eigene Gewalt? Dieser Eindruck schadet der Demokratie lichen Misstrauen gegenüber Politikern bei. Der Lobbyismus wird als eigene Gewalt wahrgenommen, als Lobbyslative. Kein Zustand, der einer Demokratie guttut. Aber etwas, das Parlamente und Regierungen ändern können. Wie? Die gut bezahlten Nebenjobs abschaffen. Mehr Transparenz bei Treffen mit Lobbyisten. Karenzzeiten für einen Jobwechsel, die mehr sind als ein Feigenblatt. Das wäre ein Anfang. Und außerdem gut für das Selbstbewusstsein: Wenn eine Lobbyorganisation einen Politiker fünf Jahre nach dem Ausscheiden aus der Politik einstellt, macht sie das sicher wegen der Kompetenz. Und nicht wegen des Adressbuchs.
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