Seiten 1-8 - Mit dem Fahrrad durch die USA

5.100 km in 42 Tagen
Fahrradreise vom Pazifik zu Atlantik
Oliver Gritz
2. überarbeitete Auflage
Mit dem Fahrrad durch die USA
Eine Anleitung für die Durchquerung der USA mit dem Fahrrad.
Sie enthält Informationen zur Planung und Vorbereitung sowie
eine detaillierte Beschreibung der Strecke einschließlich Etappenvorschlägen, Übernachtungsempfehlungen und GPS Dateien.
Der Autor
Oliver Gritz ist
Unternehmer in
Köln. Er ist Gründer und Vorsitzender der Wohltätigkeitsorganisation „Run &
Ride for Reading“ (www.run-ride.com), die
sich um die Lern- und Leseförderung von Kindern und Jugendlichen kümmert. Zum Sammeln von Spendengeldern richtet Ride for
Reading jährlich eine einwöchige Spenden-Rennradtour (www.rideforreading.de) und den Kölner Leselauf (www.leselauf.de) aus. Oliver Gritz
ist verheiratet, hat 3 Kinder und wohnt mit seiner Familie in Bonn.
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Inhaltsverzeichnis
A. Vorwort zur aktualisierten Ausgabe
B. Sinn, Zweck und Aufbau dieses Buches
C. Vorwort: Beweggründe und Erkenntnisse
D. Die Route
E. Anleitung und Nachfahren der Tour
1. Wahl der Reiseroute
2. Vorbereitung
a. Auswahl des Fahrrads
b. Gepäck und Gepäcktransport
c. Technische Geräte
d. Begleitfahrzeug
e. Reisepartner
f. Training
g. Körperpflege, Körperschutz, Ernährung und Reiseapotheke
h. Versicherungen
i. Kosten und Bezahlung
3. Reise in die USA
a. Einreisebestimmungen
b. Wahl des Fluges
c. Reisegepäck und Fahrradtransport
4. Radfahren in den USA
a. Detaillierte Routenbeschreibung, Straßenverhältnisse und Verkehr
b. Streckenprofil
c. Etappenempfehlungen, Übernachtungsmöglichkeiten und Verpflegung
d. Flora und Fauna
F. Schlusswort
Anhang
Etappendaten Variante A. (via Hebgen Lake)
Etappendaten Variante B. (via Gallatin Canyon)
Übernachtungsstätten 2010
Übernachtungsstätten 2014
Literatur
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A. Vorwort zur aktualisierten
Ausgabe
Meine Durchquerung der USA mit dem Fahrrad, die ich 2010 durchführte, war für mich in vielerlei
Hinsicht ein ungemein wichtiges, eindrucksvolles und schönes Projekt. Es war die Reise meines Lebens. Deshalb habe ich darüber im Jahr 2012 ein Buch geschrieben (Mit dem Fahrrad durch die
USA, 5.100 km in 42 Tagen, Eine Fahrradreise vom Pazifik an den Atlantik, Createspace, Oktober
2012). Ich wollte meine Eindrücke von dieser Fahrradtour mit möglichst vielen Menschen teilen
und sie in die Lage zu versetzen, diese wunderschöne Radtour selber einmal durchzuführen. Eine
Gruppe meiner Freunde ließ sich 2014 von meiner Begeisterung anstecken. Wir kehrten gemeinsam zu dieser tollen Strecke zurück und radelten von Seattle bis zum Yellowstone Nationalpark
und von dort weiter bis Mount Rushmore in Süd Dakota. Meine Freunde waren von dieser Radtour genauso begeistert wie ich. Es war ein Höhepunkt ihrer Radfahrerkarriere.
Aufgrund der während dieser zweiten Tour gewonnenen Erkenntnisse wollte ich mein Buch von
2012 aktualisieren. Leider erwies sich dieses Vorhaben als ungemein arbeitsaufwendig, so dass ich
es zunächst aufgab. Durch die Beschäftigung mit modernem Internetmarketing kam ich dann allerdings auf die Idee, mein Buch in vereinfachter Form als PDF Datei zum Runterladen zu vertreiben.
Dadurch wird das Buch für den Leser günstiger. Es reduziert außerdem die Anforderungen an Layout und Formatierung. Neue Erkenntnisse und zusätzliche Informationen lassen sich leicht hinzufügen, in dem ich sie einfach in separaten, vom Haupttext unabhängigen Textblöcken an den relevanten Stellen einfüge. Dies erspart mir, den Originaltext komplett zu überarbeiten. Im Idealfall entsteht auf diese Weise ein Arbeitsdokument, das laufend ohne großen Aufwand aktualisiert werden
kann. Von daher freue ich mich über jede Rückmeldung von Radlern, die die beschriebene Strecke
selber gefahren sind. Für diese Rückmeldungen nutzt du am besten die Facebook Gruppe „Mit
dem Fahrrad durch die USA“ (https://www.facebook.com/groups/196270697494981/) oder
schreibst mir an E-Mail an [email protected].
Den Originaltext habe ich folgendermaßen aktualisiert bzw. ergänzt:
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Den Textteil habe ich an einigen wenigen Stellen angepasst. U.a. habe ich Fehler korrigiert,
kleine Ergänzungen vorgenommen und den Inhalt, soweit dies ohne großen Aufwand möglich
war, an einigen Stellen aktualisiert.
Mein Freund und Mitradler Manfred Orthmann, hat zu den Themen Streckenplanung und Navigation Ergänzungen verfasst, die die neueren technischen Möglichkeiten berücksichtigen.
Manfred verfügt über sehr gute Kenntnisse im Radsport und in der Trainingslehre. Deshalb
hat er außerdem das Kapitel „Training“ um einige Hinweise ergänzt.
Die Streckenbeschreibung enthält einige zusätzliche Erkenntnisse, Hinweise und Alternativen
zu der von mir im Jahr 2010 geradelten Route. Entsprechende Anpassungen und Ergänzungen
habe ich dann auch bei den jeweiligen Etappenempfehlungen vorgenommen. Den Abschnitt
mit den Etappenempfehlungen und Übernachtungsmöglichkeiten habe ich überarbeitet und
mit dem Abschnitt „Ernährung und Verpflegungsmöglichkeiten“ zusammengefasst.
Die Darstellung des Höhenprofils habe ich überarbeitet. Die seitenlange unübersichtliche Darstellung der Höhenprofile am Ende des Buches habe ich herausgenommen und durch eine zu3
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sammengefasste grafische Darstellung des Profils ersetzt. Dies verschafft einen wesentlich besseren Gesamtüberblick. Außerdem enthält das Dokument nun für jede Etappe zusammengefasste Informationen zu den Steigungen der einzelnen Tagesetappen wie die Höhenmeter insgesamt, die durchschnittliche Steigung, die maximale Steigung und die Länge der längsten Steigung.
Die Anzahl von Bildern habe ich deutlich reduziert. Bildmaterial zur Tour ist im Internet
reichlich vorhanden. Auf unserer Internetseite www.mit-dem-fahrrad-durch-die-usa.de kannst
du eine Kurzpräsentation meiner Tour anschauen. Dazu musst du nur deinen Namen und
deine E-Mail-Adresse eingeben. Außerdem gibt es zu unserer Tour von 2014 eine Fernsehreportage, die du auf Youtube unter https://www.youtube.com/watch?v=FwLWUdMkhuA ansehen kannst.
Bonn im Dezember 2016
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B. Sinn, Zweck und Aufbau dieses Buches
Du fährst gern Fahrrad, hast sportliche Ambitionen und einen Sinn für Abenteuer? In diesem
Fall ist die Durchquerung der USA – d. h. eine Fahrt vom Atlantik zum Pazifik oder umgekehrt
– mit dem Fahrrad genau das Richtige für dich. Viele Gründe sprechen dafür:
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Die USA bieten zum Fahrradfahren eine optimale Infrastruktur.
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Das Land hat eine große Menge an wunderschöner Natur zu bieten, die man beim Radfahren besonders erleben und genießen kann.
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Je nach Auswahl der Strecke lässt sich die Route (von 4.500 - 5.500 km) gut in 6 Wochen
oder schneller bewältigen. Somit können Schüler und Studenten diese Tour in ihren Sommer- bzw. Semesterferien durchführen, Arbeitnehmer können die Tour in ihrem sechswöchigen Jahresurlaub absolvieren.
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Trainings- und Reisekilometer tragen mit Sicherheit dafür Sorge, dass sämtliches überflüssiges Körperfett abgebaut wird und sich der Körper um 10 Jahre verjüngt.
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Kurzum: Eine USA-Durchquerung per Fahrrad ist ein überschaubares Abenteuer für jedermann. Körperliche und geistige Grunderneuerung sind bei dieser Reise garantiert.
Diese Gründe fand ich bei meiner eigenen Durchquerung der USA vom 12.8. - 22.9.2010 vollständig bestätigt. Die Erlebnisse dieser Reise begeistern mich nach wie vor. Deshalb möchte ich
dich in die Lage versetzen, diese Tour selber problemlos wiederholen zu können. Wie jede längere Reise setzt auch eine USA-Durchquerung per Fahrrad einen gewissen Aufwand an Vorbereitung voraus. Dieses Buch soll dir die Vorbereitung erleichtern. Es enthält eine detaillierte,
kochrezeptähnliche Anleitung, wie du eine USA-Durchquerung per Fahrrad durchführen kannst.
Dies schließt einen detaillierten Routenvorschlag (einschließlich GPS-Dateien), Übernachtungsmöglichkeiten, Aussagen zu Straßenqualität, Klima, Flora und Fauna sowie Tipps zu Ausrüstung
und Training ein.
Dieses Buch ist auch für all diejenigen interessant, die die USA nur zum Teil durchqueren wollen oder die nach einer schönen Route für eine längere Fahrradtour in den USA suchen. Um dir
die Suche nach den schönsten Abschnitten der Tour zu erleichtern, sind die entsprechenden
Etappenvorschläge in Kapitel D. 4. c. in grüner Schrift überschrieben.
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C. Vorwort: Beweggründe und
Erkenntnisse
Als ich diese Reise im August und September des Jahres 2010 durchführte, war ich 44 Jahre alt.
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich ein karriereorientierter Manager in einem Großkonzern. Meine
Lebensplanung hatte vorgesehen, diese Managertätigkeit bis zum 45. Lebensjahr auszuüben. Damit wollte ich mir eine solide wirtschaftliche Basis für die „zweite Lebenshälfte“ schaffen. In dieser wollte ich dann selbstständig arbeiten und mich verstärkt für gemeinnützige Belange einsetzen. Unter anderem zu diesem Zweck gründete ich 2008 die Wohltätigkeitsstiftung „Ride for
Reading“, die die Lesefähigkeiten von Kinder fördert (www.run-ride.com). Glückliche berufliche
Umstände erlaubten mir dann, meinen neuen Lebensabschnitt schon ein Jahr früher als geplant
zu beginnen.
Die USA-Fahrraddurchquerung markierte den Beginn dieses neuen Lebensabschnitts. Diese
Tour hatte ich schon seit 25 Jahren durchführen wollen. Sie war mein großer Traum und symbolisierte meine neu gewonnene Freiheit. Einmal – als ich 22 Jahre alt war – hatte ich die Zeit
und das Geld, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Jedoch war ich damals leider noch nicht
„reif“ genug, um ein solches Projekt zu organisieren und umzusetzen. Zwischendrin hatte ich
immer mal kurz die Hoffnung, dass sich die Gelegenheit zu dieser Radtour ergeben würde. Jedoch löste sich diese Hoffnung immer wieder darin auf, dass sich die nächste berufliche Herausforderung stellte. Insofern war ich froh, als sich am Anfang des Jahres 2010 endlich die Gelegenheit ergab, meinen Traum in die Tat umzusetzen.
Die Umsetzung stellte mich jedoch vor Herausforderungen, da ich mir beim Vorbereitungstraining durch dilettantisches, überhastetes Vorgehen eine Sehnenentzündung im linken Knie zuzog.
Ein Teil der von mir konsultierten Ärzte war der Meinung, dass ich aufgrund dieser Entzündung
die Tour gar nicht würde durchführen können. Mit Hilfe einer ganz gezielten Physiotherapie und
zahlreichen anderen Maßnahmen konnte ich die Tour dann schlussendlich doch mit fast drei
Monaten Verspätung beginnen. Dies war eine schwierige Zeit. Denn meine Familie hatte nicht
nur die Konsequenzen meiner fast siebenwöchigen Abwesenheit während der Tour zu tragen.
Sie musste mich auch während der langen, schwierigen Vorbereitungszeit ertragen, in der ich
mich aufgrund ständiger Physiotherapie, intensiven Radtrainings und gelegentlicher Frustrationsausbrüche kaum um Familienangelegenheiten kümmerte. Ich danke meinen Familienmitgliedern
und Freunden, dass sie mich in dieser Zeit unterstützt und nicht verstoßen haben.
Die Tour selbst verlief dann vollkommen reibungslos. Von Unfällen, Stürzen und schwerwiegenden Pannen wurden wir vollkommen verschont. Während der 42-tägigen Tour regnete es nur
an 3 Tagen. Die Landschaft entlang der Strecke war oft spektakulär schön. Es war ein ausgesprochenes Vergnügen, dieser schönen Landschaft als Radfahrer so nahe kommen zu dürfen.
Besonders die Etappen durch Idaho und Montana waren herausragende Naturerlebnisse. Die
stete, ganztägige Bewegung an der frischen Luft über einen Zeitraum von 6 Wochen ist außerdem eine einmalige Körpererfahrung. So fit wie nach dieser Tour war ich noch nie in meinem
Leben. Die Kombination von Sport und Natur verschaffte mir eine ungewöhnlich große Anzahl
von Glücksmomenten. Kurzum: Es war eine tolle Erfahrung, die ich allen Menschen wünsche.
Ich hoffe, dass dieses Buch etwas von dieser Erfahrung vermitteln kann.
Oliver Gritz im August 2012
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D. Die Route
Die 5.100 km lange Radtour begann etwas südlich von Seattle, Washington im Marine State Park
bei Des Moines am Puget Sound. Sie endete genau 42 Tage später in Mantoloking am Strand von
New Jersey. Dabei durchquerten wir 11 amerikanische und einen kanadischen Bundesstaat.
Diese waren: Washington, Idaho, Montana, Wyoming, South Dakota, Iowa, Wisconsin, Michigan,
Ontario (Kanada), New York, Pennsylvania und New Jersey. Wir durchquerten 3 Nationalparks
und besuchten ein National Memorial: Mount Rainier, Yellowstone, Wind Cave und Mount
Rushmore. Die höchste überquerte Erhebung war in den Big Horn Mountains der 2.753 m hohe
Granite Pass.
Die GPS Dateien zur Route findest du unter
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E. Anleitung zum Nachfahren der
Tour
E. 1. Wahl der Reiseroute
Die USA lassen sich auf unendlich vielen Routen durchradeln. Erster Entscheidungspunkt ist dabei, ob du wie die Siedler und Entdecker des Landes von Osten nach Westen oder in Gegenrichtung, also von Westen nach Osten reisen willst. Beides hat Vor- und Nachteile. Eine Reise von
Osten nach Westen, d. h. vom Atlantik zu Pazifik ist sicherlich die historisch korrekte Variante.
So fand die Entdeckung und Erschließung des Landes durch uns Europäer statt. So verlief die berühmte Expedition von Meriwether Lewis und William Clark, die zwischen 1804 und 1806 als
Erste den Westen der USA für die amerikanische Regierung erschlossen. Des Weiteren hat eine
Tour von Osten nach Westen den Effekt, dass die Landschaft mit zunehmender Reise schöner
und spektakulärer wird. Der Osten der USA ist eng besiedelt und entsprechend verkehrsreich.
Er hält schöne Landstriche vor, die aber an die Schönheiten des Westens nicht herankommen.
Dem östlichen Teil, der etwa 200 km nach den Appalachen endet, folgt der Mittlere Westen.
Dieser geografisch nicht genau festgelegte Teil der USA erstreckt sich nahezu bis an den Ostrand
der Rocky Mountains, die nach etwa 3.000 km beginnen. Vor allem der Anfang des Mittleren
Westens ist landschaftlich eintönig. 100 km lange, schnurgerade Straßen führen durch Weizen,
Mais- und Kornfelder. Nach etwa 1.000 km kommt die Steppenlandschaft der Great Plains, die
viel abwechslungsreicher ist. Die Great Plains ziehen sich bis in die Rocky Mountains. Diese Gebirgskette ist etwa 400 - 600 km breit und landschaftlich richtig interessant. Die Gegend ist gespickt mit zahlreichen Nationalparks und anderen Naturschönheiten. Nach den Rocky Mountains
beginnt je nach Breitengrad eine Wüsten- oder Steppenlandschaft. Bevor du den Pazifik erreichst, musst du noch eine weitere Bergkette überqueren. Dies ist die Sierra Nevada im Süden
oder das Kaskaden-Gebirge im Norden. Nach deren Überwindung kommt nach 100 - 200 km
die Pazifikküste. Der gesamte Streckenteil, vom Erreichen der Rockies bis zur Pazifikküste, ist
spektakulär. Von daher spricht viel dafür, ihn sich für das Ende der Tour vorzubehalten.
Dagegen spricht allerdings der Wind. Die gesamten USA liegen in der Westwindzone, das bedeutet, der Wind kommt häufiger von Westen als von Osten. Häufig heißt allerdings nicht immer. Wir haben uns bei unserer Durchquerung wegen des Windes für eine West-Ost-Route
entschieden. Von unseren 42 Reisetagen hatten wir an ca. 5 Tagen unerträglichen Gegenwind.
An etwa 10 Tagen hatten wir ungemein hilfreichen Rückenwind. Andere Reiseberichte bestätigen
diese Relation. Wind ist bei jeder Fahrradtourenplanung ein gewichtiges Argument. Denn die
Überwindung des Luftwiderstandes erfordert beim Radfahren die größte Kraftanstrengung. Radeln gegen den Wind führt zu erheblicher Minderung der Reisegeschwindigkeit. Es ist ein frustrierendes Unterfangen. Beim bergauf radeln weißt du mit Gewissheit, wann die Anstrengung endet und dass die Mühen durch eine gleichlange Bergabfahrt aufgewogen werden. Eine Fahrt gegen
den Wind ist dagegen von unbestimmter Dauer ohne entsprechende Kompensation. Außerdem
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