Ein Futterband als Roboter

Tierhaltung
Ein Futterband als Roboter
Für Rinderhalter gibt es jetzt ein Band, das automatisch füttert. Wie funktioniert
der „Fütterungsroboter“? Und wo passt er hin?
D
ie Automatisierung schreitet
auch in der Rinderfütterung voran. Mit „feedstar“ bietet Eder
jetzt eine Lösung an, bei der ein Band
die Kühe regelmäßig automatisch füttert. Das Futterband ist mit Vor- und
Rücklauf ausgerüstet, wie es der Hersteller schon seit Jahrzehnten vertreibt:
Ein Antrieb mit Seilwinde zieht das
Band mit dem Futter aus, ein zweiter
zieht das leer gefressene Band wieder
ein (siehe Foto S. 41 oben links).
Mischwagen mit Elektromotor: N
eu
ist, dass eine Steuerung das Band mit
einem Mischwagen mit Hybridantrieb
koppelt. Am Mischwagen ist zusätzlich
zum Zapfwellenantrieb ein Elektromotor für den Futteraustrag angebaut
(siehe Foto S. 41 oben rechts). Damit lassen sich die Auswurfmenge und die
Bandgeschwindigkeit so aufeinander
abstimmen, dass überall auf dem Band
die gleichen Futtermengen liegen.
Versorgt ein Band mehrere Tiergruppen, lassen sich den jeweiligen Bandabschnitten unterschiedliche Futtermengen zuteilen. Zudem kann der
Landwirt über die Steuerung die Vorlageintervalle variieren.
Die Basisausrüstung umfasst das Futterband, die Steuerung und den Futtermischwagen. Eder liefert hierfür je
nach Bedarf Wägen des Herstellers BvL
von 8 bis 17 m3, die mit den passenden
Elektromotoren und Anschlüssen für
die Steuerung ausgerüstet sind. Das Futterband selbst ist aus glasfaserverstärktem PVC gefertigt und hat zehn Jahre
Schnell gelesen
Fotos: Dorsch
• Die Firma Eder hat ihr Futterband zu einem automatischen
Futtervorlagesystem weiterentwickelt.
Der Auswurf des Mischwagens ist mit dem Antrieb der Seilwinde am anderen Ende
des Stalls gekoppelt, sodass das Futter exakt auf das Band dosiert wird.
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• Das System aus Band,
Mischwagen und Steuerung
eignet sich gut für Um- und
platzsparende Neubauten.
• Weil das Band in einem
kanalförmigen Trog verläuft,
ist kein Nachschieben des
Futters erforderlich.
Der Trog bleibt sauber, weil ihn das Band komplett abdeckt.
Werfen die Kühe Futter, prallt es an der Trogwand ab.
Gewährleistung auf Abrieb. Es ist in
beliebiger Länge bis zu 100 m lieferbar.
Als zusätzliches Modul enthält das
System eine Restfutterklappe. Sie streift
das übrige Futter beim Zurücklaufen
des Bands in einen Auffang. Dort kann
man es einfach mit dem Frontlader entfernen. Weitere Module sind eine App,
mit der der Landwirt das Fütterungssystem per Handy überwachen und steuern kann, sowie Fertigteile für Barren
und Schächte. Das komplette System
z. B. mit einem 40-m-Band, 2 Winden,
Der Elektromotor treibt den Mischwagen beim Auswerfen des
Futters an. Die Steuerung der Anlage befindet sich im Schrank.
einem 10-m3-Hybridmischer, Steuerungsanlage und Restfutterklappe kostet ca. 79 000 € (ohne MwSt.). Weitere
10 000 € netto kommen für die Fertigteile dazu, die Barrenwand, Trogfläche
und Futtertischbegrenzung umfassen.
Kein Futtertisch nötig: E
in Vorteil des
Systems ist, dass kein Futtertisch nötig
ist. Für das Futterband reicht eine Breite
von 90 cm. Auf der dem Fressgitter gegenüberliegenden Seite wird es durch
eine 70 bis 80 cm hohe Mauer begrenzt,
damit die Tiere das Futter nicht aus
dem Trog werfen können. Deshalb eignet sich das Futterband für Umbaulösungen bzw. für platzsparende Neubauten auf beengten Hofflächen.
Der kanalförmige Aufbau des Troges
verringert auch den Arbeitsaufwand.
Die Tiere nehmen das vorhandene Futter fast vollständig auf, ohne dass es
nachgeschoben werden muss.
Wie gut sich das System bewährt,
wird sich zeigen, wenn mehr Bandroboter in der Praxis laufen. Klaus Dorsch
„Das Futterband spart uns Platz, Geld und Zeit“
Als Familie Seidl aus Högling im
Landkreis Rosenheim vor zwei Jahren den Sprung vom Anbinde- zum
Laufstall wagte, entschied sie sich vor
allem aus Kostengründen, an der
Hofstelle in Ortslage zu bauen. Einziges Manko dabei: Der Platz war sehr
knapp. „Wir installierten deshalb ein
Futterband und sparten uns so den
5 m breiten Futtertisch“, erläutert Betriebsleiter Andreas Seidl. Der 2-reihige Stall bezieht den alten Anbindestall mit ein, ist zur Hofseite offen
und bietet Platz für 73 Milchkühe.
Weil die Familie vorhandene Gebäude- und Lagerkapazitäten nutzen
konnte, hat sie mit knapp 7 000 € pro
Stallplatz sehr günstig gebaut. In den
Kosten sind der Melkroboter und die
Fütterungsanlage enthalten.
„Die Automatisierung hilft uns dabei, alle Betriebszweige zu bewältigen“, erläutert Seidl. Neben der
Milchviehhaltung betreibt er mit
seiner Frau Helga und seinem Sohn
Sebastian eine 280-kW-Biogasanlage mit Nahwärmenetz.
erhalten die Kühe zusätzlich bis zu
4 kg Konzentrat. Zum Befüllen koppeln Seidls den Mischwagen von der
Steuerung ab und fahren ihn zur Siloanlage.
Mehr Melkungen: „ Die häufige Fut-
Andreas Seidl kontrolliert am Steuerungsschrank die Futtermengen.
Das Fütterungssystem umfasst neben dem 90 cm breiten und 44 m langen Futterband einen 17-m3-Mischwagen mit Elektromotor und einen
zentralen Steuerungsschrank.
Der Fütterungsroboter füttert
sechsmal pro Tag eine Teil-TMR aus
Maissilage, Grassilage, Luzerneheu
und Eigenmischung. Im Melkroboter
tervorlage hat vor allem in ruhigen
Phasen, z. B. während der Nacht, zu
einem Anstieg der Melkungen geführt“, berichtet Helga Seidl. So
konnte die Fleckviehherde trotz Aufstockung die Leistung von 9 000 kg
pro Jahr halten.
Sehr positiv bewertet die Familie
die Arbeitsentlastung durch das Futterband. Weil der Trog durch eine
80 cm hohe Betonwand begrenzt ist,
entfällt das Nachschieben des Futters
und Kehren des Futtertischs. „Das
spart uns jeden Tag eine halbe Stunde
Arbeit“, rechnet Hofnachfolger Sebastian Seidl vor. Die Restfuttermengen, die eine Klappe beim Zurücklaufen des Bandes in einen Auffang
schiebt, sind gering. „Da fällt alle drei
Tage nur eine Schubkarre voll an.“
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