Gurtinstandhaltung mit EASA Form 1 ASF Safety Belts / ASF Engineering GmbH Adelebsen bei Göttingen Die Diskussion um die Instandhaltung von Gurten beruht auf der Einstufung von Gurten als TSO-Teile im Jahre 2003 durch die EASA. Danach dürften eigentlich nur TSO-Halter ihre Gurte reparieren oder von den TSO-Haltern beauftragte Firmen, die „Approved Data“ zur Verfügung gestellt bekommen. Bis dahin bestanden Instandhaltungsbetriebe, wie die Firma LTB Schlemann GmbH, die zusammen mit den anwendbaren Instandhaltungsverfahren für die Gurtreparatur vom Luftfahrtbundesamt genehmigt waren. Mit der „Gründung“ der EASA wurden diese Genehmigungen später widerrufen, da diese „Reparaturverfahren“ weder auf Angaben der Original-Gurthersteller noch auf „Approved Data“ von Entwicklungsbetrieben beruhten und diese Instandhaltungsbetriebe sollten entweder mit den Gurtherstellern zusammen arbeiten oder Entwicklungsbetriebe werden und eigene „Approved Data“ erzeugen, wenn die Originalhersteller keine Daten zur Verfügung stellen würden. Die Instandhaltungsbranche lag damals am Boden zerstört. Die meisten der europäischen Gurtinstandhaltungsfirmen wurden geschlossen und mussten neue Zulassungsverfahren anstreben, wenn sie weiter existieren wollten. Der eine oder andere rettete sich, indem er Instandhaltungsbetrieb/Reparaturservice für einen der drei großen amerikanischen Gurthersteller wurde. Entwicklungsbetrieb zu werden und nach eigenen Reparaturverfahren zu arbeiten, diese kostspielige und anspruchsvolle Herausforderung haben die Firmen in der Regel nicht geschafft oder nicht gewollt, da bei dieser Variante viele Entwicklungsunterlagen zu erzeugen sind, viele Tests vorgeschrieben sind und die Dokumentation sehr aufwendig ist. Die Firma LTB Schlemann GmbH wehrte sich 6 Jahre durch eine Klage gegen das Luftfahrtbundesamt bis die letze Instanz den Standpunkt der EASA bestätigte. We cracked the nut! Im Jahr 2014 erhielt die Firma ASF Engineering, die sich bis dahin lediglich mit der Entwicklung und Lieferung von Luftfahrtisolierungen für Hubschrauber und Flugzeuge, mit Schallmessungen / Frequenzanalysen und als Ingenieurdienstleister betätigte, das Angebot, die Maschinen, Anlagen und den Lagerbestand der Firma LTB Schlemann GmbH zu erwerben. Mit dem Entschluss des Geschäftsführers die Maschinen, Anlagen und den Lagerbestand zu erwerben, begann ein Marathon an Know-How Erwerb, eine aufwendige Demontage, Umzug der Gurtinstandsetzung nach Adelebsen bei Göttingen und Wiederaufbau sowie aufwendige Zulassungsarbeiten. Von der Entscheidung den „Betrieb“ von Rotenburg Wümme in die Nähe von Göttingen zu verlagern bis zur „Produktionsaufnahme“ vergingen ca. 1 ½ arbeitsreiche Jahre, bis im September 2015 als Part 145-Betrieb inkl. der EASA-konform zu entwickelnden Reparaturverfahren „produziert“ werden konnte. Es wurden Mitarbeiter neu eingestellt und in der Gurtinstandhaltung und im Luftfahrtrecht aufwendig geschult, Zulassungen bei der EASA und beim LBA beantragt, Handbücher geschrieben und die Instandhaltungsabteilung anhand der neu gewonnenen Erkenntnisse geplant und gebaut; parallel dazu die Maschinen und Anlagen in Rotenburg Wümme demontiert und nach Adelebsen verbracht. Der Entwicklungsbetrieb nach EASA Part 21J, HOSA Aircraftcompletions GmbH, der VIP-Zulieferer und Hersteller von Sitzbezügen für die Luftfahrt, und ASF Engineering GmbH, Instandhaltungsbetrieb gemäß EASA Part 145, ergänzen sich: Wir arbeiten mit einem EASA-Entwicklungsbetrieb zusammen, so dass wir die Gurte Instand halten dürfen. Heute kommen die Kunden aus ganz Europa und vornehmlich aus der General Aviation. Das bedeutet, dass für sehr viele verschiedene Flugzeuge „Approved Data“ erzeugt werden müssen. Diese Sisyphusarbeit war den „alten“ Gurtinstandhaltern erspart geblieben. Gemäß des ASF Gurtinstandhaltungsverfahrens werden die Gurte mittels eines „Minor Change“ auf „Aircraft Level“ in das Luftfahrzeug eingebracht. Momentan gibt es eine Beschränkung für Gurte von statisch getesteten Sitzen. Für Gurte von modernen mittels Katapult und Dummy dynamisch getesteten Sitzen ist der Aufwand noch höher und die Zulassung der Instandhaltung endet in einem STC (Supplement Type Certificate). Autor: Matthias Schrick (Diplom-Ingenieur)
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