Von Erasmus zu Erasmus+: 30 Jahre Erfolgsgeschichte

Europäische Kommission - Factsheet
Von Erasmus zu Erasmus+: 30 Jahre Erfolgsgeschichte
Brüssel, 26. Januar 2017
Die Kommission gibt heute den Startschuss für die Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen
von Erasmus, einem der erfolgreichsten Programme der Europäischen Union.
Zugleich veröffentlicht die Kommission heute den Jahresbericht 2015 über Erasmus+, der einen
Überblick über das zweite Jahr der Laufzeit von Erasmus+, dem derzeitigen Programm für allgemeine
und berufliche Bildung, Jugend und Sport (2014-2020), vermittelt.
Wie hat sich Erasmus in den letzten 30 Jahren entwickelt?
Erasmus wurde 1987 als Austauschprogramm für Hochschulstudierende eingerichtet. Damals nahmen
3200 Studierende aus elf europäischen Ländern teil (Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland,
Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Spanien und Vereinigtes Königreich). Seitdem hat
sich das Programm kontinuierlich weiterentwickelt. Heute umfasst Erasmus+ ein breites Spektrum an
Förderangeboten in den Bereichen Hochschulbildung, berufliche Aus- und Weiterbildung, Schulbildung,
Erwachsenenbildung, Jugend und Sport. Zur Zielgruppe zählen Lernende, Lehrkräfte und
Jugendbetreuer. In den vergangenen 30 Jahren hat das Programm 9 Millionen Menschen die
Möglichkeit gegeben, einen Teil ihres Studiums oder ihrer Ausbildung im Ausland zu absolvieren, dort
Freiwilligendienst zu leisten oder Berufserfahrung zu sammeln. Erasmus+ verfügt über sehr viel engere
Verbindungen zum Arbeitsmarkt als seine Vorgängerprogramme. Beispielsweise werden
Auslandspraktika von Studierenden in Unternehmen und Organisationen gefördert, und nichtformale
Lernerfahrungen sorgen dafür, dass junge Menschen besser auf das Arbeitsleben vorbereitet sind und
sich in der Gesellschaft engagieren.
Wie erfolgreich war Erasmus bisher?
Seit 30 Jahren tragen Erasmus-Auslandsaufenthalte dazu bei, dass junge Menschen Kenntnisse,
Fertigkeiten und Kompetenzen erwerben, die ihnen ein unabhängiges, erfülltes Leben ermöglichen. Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer machen Erfahrungen mit europäischer Dimension und entwickeln ein
Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft. Verschiedene Bewertungen und Folgenabschätzungen
bestätigen, wie wertvoll diese Auslandsmobilität ist. Sie belegen, dass junge Menschen bei einem
Auslandsaufenthalt Kompetenzen erwerben, die heute und künftig auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind,
und dadurch ihre beruflichen Perspektiven verbessern. Bei Studierenden, die ins Ausland gehen, ist die
Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres nach dem Abschluss eine Stelle zu finden, doppelt so hoch
wie bei nicht mobilen Studierenden. Von den Studierenden, die Praktika im Ausland absolvieren, erhält
rund ein Drittel anschließend ein Stellenangebot vom aufnehmenden Unternehmen. Seit 2014
durchgeführte Befragungen veranschaulichen zudem, wie positiv die Studierenden die Erfahrung
bewerten: 96 % geben an, dass sie froh sind, am Programm teilgenommen zu haben.
Was bietet Erasmus+ neben der Förderung von Auslandsaufenthalten noch?
Neben der Auslandsmobilität umfasst das Angebot von Erasmus+ mittlerweile viele weitere
Fördermaßnahmen. Zum Beispiel Kooperationsprojekte: Sie geben Organisationen in den Bereichen
allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport die Möglichkeit, Partnerschaften mit anderen
Organisationen oder anderen Akteuren wie Unternehmen und Behörden zu schließen. Diese Projekte
tragen zur Qualitätsverbesserung bei und fördern die Innovation, beispielsweise durch die Optimierung
von Strategien, die für das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen maßgeblich
sind. Ein umfassender Überblick über abgeschlossene und laufende Projekte wird hier vermittelt.
Wie feiert die EU das 30-jährige Bestehen von Erasmus?
Zum 30. Geburtstag von Erasmus finden im gesamten Jahr 2017 zahlreiche Veranstaltungen auf
europäischer, nationaler und lokaler Ebene statt – unterstützt und inspiriert durch ehemalige ErasmusTeilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Kommission möchte auf diesen Veranstaltungen und durch
Online-Konsultationen einen offenen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern darüber führen, wie das
Programm gestärkt werden kann, sodass es auch künftig konstruktiv Beiträge zur europäischen
Gesellschaft beiträgt.
Erasmus+: das zweite Jahr
Der Jahresbericht 2015 über Erasmus+ vermittelt einen Überblick über die im zweiten Jahr der
Programmdurchführung erzielten Fortschritte und skizziert, wie die Prioritäten des Programms im Jahr
2015 durch gesellschaftliche Entwicklungen geprägt wurden.
Welches waren die wichtigen Entwicklungen im Jahr 2015?
Eine wichtige Funktion von Erasmus+ ist die Förderung der sozialen Eingliederung. Dies gilt auch für
neu angekommene Migranten und Flüchtlinge, deren Bildungsbedarf nun verstärkte Aufmerksamkeit
gewidmet wird. So wurden zusätzlich 4 Mio. EUR bereitgestellt, damit die Online-Sprachhilfe in den
kommenden drei Jahren von 100 000 Flüchtlingen genutzt werden kann.
Auch der Bekämpfung der Radikalisierung im Rahmen von Erasmus+-Maßnahmen wird eine größere
Priorität beigemessen. Bildungsangebote und Jugendprojekte haben eine Schlüsselfunktion bei der
Förderung der sozialen Integration, der Verbesserung des interkulturellen Verständnisses und der
Entwicklung des Zugehörigkeitsgefühls zu einer Gemeinschaft. Erasmus+ fördert beispielsweise
Weiterbildungsprojekte für Jugendbetreuer in ganz Europa und in benachbarten Regionen, damit sie
die Inklusion junger Menschen besser unterstützen können: Im Jahr 2015 nahmen rund 38 000
Jugendbetreuer an solchen Erasmus+-Projekten teil, die mit rund 28 Mio. EUR gefördert wurden.
Wurden 2015 mehr Auslandsaufenthalte absolviert?
Die Mobilitätsmaßnahmen von Erasmus+ waren auch 2015 wieder sehr beliebt: Die Zahl der Anträge
stieg im Vergleich zum Vorjahr um 10 %.
Im zweiten Jahr der Programmlaufzeit erhielten insgesamt 678 000 Lernende und Mitarbeiter im
Rahmen von 19 600 Projekten in allen Bereichen der allgemeinen und beruflichen Bildung und im
Jugendsektor insgesamt 2,1 Mrd. EUR an Fördermitteln. Das ist mehr als je zuvor. Neu
hinzugekommen ist die Finanzierung von Austauschmaßnahmen zwischen europäischen Hochschulen
und Hochschulen aus der ganzen Welt; im Rahmen dieser Aktion wurden über 28 000 Personen mit
insgesamt 110 Mio. EUR gefördert. Im zweiten Laufzeitjahr von Erasmus+ richteten internationale
Zusammenschlüsse von Hochschuleinrichtungen außerdem 32 gemeinsame Erasmus-MundusMasterstudiengänge ein; jeder dieser Studiengänge bietet von der EU finanzierte Stipendien für
Studierende aus der ganzen Welt.
Welche anderen Projekte in den Bereichen Bildung, Berufsbildung und Jugend erhielten im
Jahr 2015 Fördermittel?
Im Jahr 2015 wurden im Rahmen von Erasmus+ auch 1900 strategische Partnerschaften für Projekte
in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung sowie Jugend unterstützt, an denen rund 11 000
Organisationen innerhalb und außerhalb der genannten Sektoren beteiligt waren. Im Zentrum dieser
Projekte standen bedeutende Herausforderungen wie die Qualität von Unterricht und Ausbildung,
Beschäftigungsfähigkeit, neue Technologien, digitale Kompetenzen und die Förderung von Inklusion
und Toleranz.
Zudem unterstützte das Programm im Jahr 2015 unter anderem zehn neue Kooperationsprojekte
zwischen Hochschulen und Unternehmen („ Wissensallianzen“), acht Kooperationen zwischen
Berufsbildungseinrichtungen und Unternehmen („Allianzen für branchenspezifische Fertigkeiten“) und
279 Initiativen zur Stärkung der Bildungssysteme und der Jugendarbeit in Asien, Afrika und
Lateinamerika („Projekte für den Aufbau von Kapazitäten“).
Wie unterstützt das Programm junge Menschen aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen?
Erasmus-Austauschmaßnahmen stehen allen Menschen offen. Im Einklang mit dem Programmziel,
Gerechtigkeit und Inklusion zu fördern, wurde denjenigen der Zugang erleichtert, die mit Hindernissen
konfrontiert sind – aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage, einer Behinderung, des sozialen Status, der
geografischen Abgelegenheit oder aus gesundheitlichen Gründen. Dies sind derzeit rund 10 % der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Austauschmaßnahmen. Personen, die gemäß nationalen Kriterien
aus benachteiligten Verhältnissen kommen, erhalten im Rahmen von Erasmus+ eine zusätzliche
Förderung von 100-200 EUR pro Monat. Derzeit werden bereits über 39 000 benachteiligten
Studierenden solche Zusatzstipendien gezahlt. Im Jugendbereich kommt jeder dritte Teilnehmende von
Jugendaustauschprojekten aus benachteiligten sozioökonomischen Verhältnissen.
Jugendaustauschprojekte und der Europäische Freiwilligendienst stehen jedermann offen und sind
kostenlos. Den Freiwilligen werden die Reise- und Aufenthaltskosten erstattet, sie erhalten ein
Taschengeld, Versicherungsschutz und eine Ermäßigungskarte.
Welche Entwicklungen gab es im Sportbereich?
Die Zahl der im Bereich des Sports geförderten Erasmus+-Projekte ist 2015 auf 53 gestiegen. Davon
standen acht Projekte in direktem Zusammenhang mit der erstmals veranstalteten Europäischen
Woche des Sports, während die anderen 45 ein breites Spektrum unterschiedlicher Sportthemen
abdeckten; zwei Schwerpunkte waren jedoch gesundheitsfördernde körperliche Aktivitäten sowie
zweigleisige Laufbahnen von Sportlerinnen und Sportlern.
Welche Daten zu abgeschlossenen Erasmus+-Projekten gibt es?
Die ersten Mobilitätsprojekte im Rahmen von Erasmus+ sind inzwischen zu Ende gegangen, und
mittlerweile stehen statistische Daten für die im akademischen Jahr 2014/2015 durchgeführten
abgeschlossen Aktivitäten zur Verfügung. Die Daten belegen, dass Erasmus+ bei der
Studierendenmobilität einen neuen Rekord aufgestellt hat: Es wurden über 290 000 Studienaufenthalte
und Praktika im Ausland gefördert – mehr als je zuvor. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer
werden weiterhin von Frankreich (39 985), Deutschland (39 719) und Spanien (36 842) entsendet. Bei
den Aufnahmeländern stehen Spanien (42 537), Deutschland (32 871) und das Vereinigte Königreich
(30 183) an der Spitze. Das monatliche Stipendium für Studierende betrug im Durchschnitt 281 EUR.
Weitere Informationen
IP/17/82
Erasmus+ (Jahresbericht 2015 über Erasmus+, Factsheets, Videos, Erfahrungsberichte, Infografiken)
MEMO/17/83