Zusammenstellung 20.1.2017 - bei der AbL Niedersachsen/Bremen

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – [email protected]
Newsletter „Agrar-Hinweise“ – 20.01.2017
vorherige Ausgaben auf der Internetseite http://www.abl-niedersachsen.de/
Unsere Meinung zur aktuellen Tierwohl-Siegel-Debatte:
Mit gesetzlichen Tierschutz-Vorgaben (statt mit begrenzten und
womöglich nur freiwilligen Tierschutz-Labeln) zu einem
flächendeckendem Tierwohl und zugleich zum Abbau des
Überangebots und zu deutlich höheren Erzeugerpreisen!
1. Die ganze Siegel-Debatte würde nur maximal 20% des Schweinemarktes
betreffen (Gutachten Prof. Spiller & Co.) und vermutlich lediglich dazu führen, dass
es auf einen unzureichenden Basis-Schweine-Erzeugerpreis einen
Kostenerstattungs-Zuschlag der zusätzlichen Kosten gäbe (also immer noch ohne
Einkommenseffekt, mit Ausnahme von Langfrist-Verträgen mit Handelskonzernen mit
einer Erzeugerpreis-Sicherungs-Klausel)
2. Einen wirklich sehr deutlichen Erzeugerpreis-Effekt gibt es nur bei einer
deutlichen EU-weiten Mengen-Verringerung (wegen der niedrigen NachfrageElastizität der Nachfrage) durch die EU-weit anstehende ordnungsrechtliche
Durchsetzung der EU-Schweinehaltungs-Richtlinie und des Kastenstands-Urteils
(verbunden mit Umbauprogrammen). Das Gutachten des Wissenschaftlichen
Agrarministerium-Beirats zur Zukunft der Nutztierhaltung schlägt deshalb richtig vor,
die ohnehin geplante Umsetzung der EU-Schweinehaltungs-Richtlinie in den
Hauptproduktionsländern Deutschland, Niederlande und Dänemark durch trilaterale
Verhandlungen rasch voranzubringen. Mit dann überproportionalen ErzeugerpreisSteigerungen: 20 % mehr Platz für Schweine = 20 % weniger Erzeugung = ca. 4050% höhere Erzeugerpreise. Wenn diese 3 Länder vorangehen, werden sie über die
EU-Kommission auch die anderen EU-Länder zur wettbewerbskonformen Einhaltung
der EU-Richtlinie veranlassen. Angebote aus Drittländern spielen schon jetzt keine
Rolle - wegen nicht-EU-konformer Qualitäts- und Hygiene-Verhältnisse.
3. Von diesem wirklich preiswirksamen und flächendeckenden Ende der nicht
artgerechten Tierhaltung droht die Tierwohl-Siegel- Debatte abzulenken. Die
Siegel-Produkte würden zudem ja weiter unter der Preiskonkurrenz von (weiter
angebotenem) Billig-Fleisch leiden (weil das ja weiter besteht).
4. Es geht deshalb darum, nun auch in den wichtigsten EU-Ländern die EUSchweinehaltungs-Richtlinie rasch umzusetzen! Ein Siegel mit entsprechender
Deklaration könnte allenfalls dazu dienen, in der Übergangszeit ausländische
Konkurrenzangebote zurückzudrängen und die Aufwendungen von teilnehmenden
Schweinehaltern und deren Training für die kommenden ordnungsrechtlichen
Vorgaben zu erstatten.
AbL fordert von Handels- und Schlachtkonzernen eine
deutlich verbesserte Tierwohl-Finanzierung
Handel und Schlachtbranche müssen allen interessierten
Schweinehaltern konsequente Tierwohlmaßnahmen ermöglichen!
Anlässlich der aktuellen Neuverhandlungen von Bauernverband, des
Lebensmittelhandel und der Schlachtunternehmen über die "Initiative Tierwohl"
und die Finanzierung von Tierwohlmaßnahmen durch den Lebensmittelhandel
(„Initiative Tierwohl“) fordert die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL) Niedersachsen/Bremen eine Aufstockung der Mittel, damit künftig alle
interessierten Schweinehalter teilnehmen könnten.
Der AbL-Agrarindustrie-Experte Eckehard Niemann befürwortete diese
Initiative vor allem deshalb, weil sie es den Schweinehaltern ermögliche, sich
gegen Kostenerstattung auf die Regelungen vorzubereiten, die laut geltender
EU-Schweinehaltungs-Richtlinie in anderen Ländern bereits erfolgreich
umgesetzt und die bald auch hierzulande ordnungsrechtlich verbindlich
würden.
Die EU-weit durchzusetzenden Tierwohl-Vorgaben brächten als automatischen
Nebeneffekt die Verringerung der ruinösen Überschuss-Produktion zugunsten
endlich kostendeckender Erzeugerpreise. Die AbL kritisierte die in den Medien
zitierte Forderung des Deutschen Bauernverbands, in der „Initiative Tierwohl“ gerade
Wahlmöglichkeiten der Landwirte für jene Maßnahmen zu streichen, die besonders
tierwohlgerecht seien – z.B. die Schaffung von Auslauf und Stroheinstreu, von
Außenklimareizen und von freier Abferkelung. Gerade diese Kriterien seien
Verbrauchern bzw. Bürgern besonders wichtig sind und spielten für die Akzeptanz
der Schweinehaltung eine zentrale Rolle.
Der AbL-Landesverband Niedersachsen/Bremen forderte die rotgrüne
Landesregierung auf, den schon von der schwarz-gelben Vorgängerregierung
erarbeiteten Tierschutzplan mit festen Umsetzungsfristen ohne elementare Abstriche
umzusetzen. Es sei erfreulich, dass auch andere Bundesländer diesen
Tierschutzplan umsetzen wollten – deshalb dürfe sich gerade Bundesagrarminister
Schmidt nicht weiter um diese zentrale politische Aufgabe herumdrücken.
2.115 Zeichen – 11.03.2016
Nähere Infos in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und über diesen
Link:
Topagrar.com - Lesen Sie mehr auf: http://www.topagrar.com/news/Home-top-NewsWie-geht-es-weiter-mit-der-Initiative-Tierwohl-2836614.html
Pressemitteilung Bundesagrarministerium:
Schmidt: „Das staatliche Label sorgt für mehr Tierwohl in
den Ställen, gleichzeitig profitieren die Landwirte“
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat auf der Internationalen Grünen
Woche 2017 das geplante staatliche Tierwohllabel vorgestellt.
Schmidt setzt bei der Entwicklung des Labels auf Information, Klarheit und leichte
Verständlichkeit für die Verbraucher. Am staatliche Tierwohllabel können die
Konsumenten zukünftig Produkte erkennen, bei deren Erzeugung höhere als die
gesetzlichen Standards eingehalten wurden - und diese Information in ihre
Kaufentscheidung einbeziehen. Dass das ein Wunsch vieler Verbraucher ist, zeigt der
aktuelle BMEL-Ernährungsreport 2017. Demnach wünschen sich 79 Prozent der
Befragten ein staatliches Tierwohllabel und 88 Prozent der Befragten würden mehr Geld
für Lebensmittel ausgeben, wenn diese aus Haltungen mit höheren Tierwohl-Standards
stammen.
„Produkte mit dem Tierwohllabel müssen bezahlbar sein.
Klar ist aber auch: Tierwohl zum Nulltarif kann es nicht geben.“
Bundesminister Christian Schmidt
Das geplante staatliche Tierwohllabel soll mehrere Stufen umfassen – je höher die
Stufe, desto besser die Haltungsbedingungen der Tiere. Geplant sind zunächst zwei
Stufen. Eine dritte Stufe kann ergänzt werden, wenn sich nach der Markteinführung
des Labels zeigt, dass es hierfür eine Nachfrage gibt.
Dem Tierwohllabel liegt ein umfangreicher Kriterienkatalog zu Grunde, der unter
anderem die Größe der Ställe, Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere,
Aufzuchtfragen und die Dauer von Tiertransporten umfasst.
Ziel ist es, das staatliche Tierwohllabel ab 2018 am Markt einzuführen. In einem
ersten Schritt wird das Label für Schweinefleischprodukte entwickelt, danach wird es
für Geflügelprodukte erweitert.

Mit dem Label sollen möglichst viele Verbraucherinnen und Verbraucher erreicht
werden. Voraussetzung dafür ist, dass es gut bekannt und leicht verständlich ist. Zur
Unterstützung der Markteinführung hat das BMEL daher bereits 70 Millionen Euro
eingeplant.
Zum Herunterladen
Das geplante staatliche Tierwohllabel (jpg, 80 KB, nicht barrierefrei)
Foodwatch
Bundesregierung soll Pläne für freiwilliges Siegel aufgeben
18.01.2017
foodwatch und die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) haben
Bundesagrarminister Christian Schmidt aufgefordert, seine Pläne für ein
freiwilliges „Tierwohl“-Siegel aufzugeben. Es ist „nicht geeignet“, um mehr
Tierschutz durchzusetzen, „weil davon immer nur ein mehr oder weniger
kleiner Teil der Tiere profitieren kann und die problemverursachenden
Marktmechanismen weiterhin für die große Mehrzahl der Tiere ungebremst
wirksam bleiben“, so die Kritik in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik des Ministeriums erwartet für
Produkte mit dem freiwilligen „Tierwohl“-Siegel einen Marktanteil von gerade einmal
20 Prozent – damit würde die Bundesregierung sich offiziell von dem Anspruch
verabschieden, eine tiergerechte Haltung für alle statt nur für einige Nutztiere
durchzusetzen. In einer gemeinsamen Stellungnahme, die foodwatch und die
Tierärztliche Vereinigigung für Tierschutz (TVT) heute bei einer Pressekonferenz in
Berlin vorgestellt haben, kritisieren beide Organisationen diesen freiwilligen Ansatz
und fordern die Bundesregierung auf, tierschutzgerechte Haltungsbedingungen für
alle Nutztiere durchzusetzen.
Gesundheit der Tiere erfassen
Erster Schritt muss die Erfassung des Tiergesundheitsstatus in allen Betrieben sein,
so die Forderung. Daraus könnten dann, orientiert an den besten Betrieben,
Zielvorgaben für die Tiergesundheit abgeleitet werden. Andere Faktoren wie
Besatzdichte, Stallbau, Auslauf, Transport oder Schlachtung müssen flächendeckend
in den nächsten zehn bis 15 Jahren verbessert und EU-weit durchgesetzt werden.
Die Bundesregierung muss dabei sicherstellen, dass Europas Nutztierhalter für ein
nachweislich hohes Niveau an Tierschutz und Tiergesundheit angemessen entlohnt
werden. Die steigenden Kosten wären von denen zu tragen, die tierische Produkte
nachfragen.
Große Mehrheit für verbindliche Vorgaben
Dies Forderung nach verbindlichen Regelungen für alle Tierhalter wird von einer
Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger unterstützt, das zeigt eine aktuelle EmnidUmfrage. Nach dem richtigen Ansatz für mehr Tierschutz gefragt, stimmten 80
Prozent der Befragten der Aussage zu: „Mehr Tierschutz sollte für die Tierhalter
verbindlich vorgegeben werden, damit alle Nutztiere tiergerecht und gesund gehalten
werden“. Gerade einmal 16 Prozent bevorzugten den Weg der Bundesregierung.
„Es ist nicht akzeptabel, wenn die Bundesregierung weiterhin vermeidbare
Krankheiten, Schmerzen und Leiden für 80 Prozent der Nutztiere duldet. Ein
freiwilliges Siegel ist eine Scheinlösung, die den allermeisten Tieren schadet, den
Verbrauchern eine vergiftete Wahl aufbürdet und die Landwirte unvermindert einem
ruinösen Preiswettbewerb aussetzt. Eine echte Auseinandersetzung darüber, wie
Tierschutz für alle Nutztiere statt nur für einzelne erreicht werden kann, wird dadurch
verhindert.“ Matthias Wolfschmidt, stellvertretender foodwatch-Geschäftsführer und
Veterinärmediziner
„Aus ethischen Gründen ist Tierschutz unteilbar, die Lebensbedingungen aller Tiere
sollten gleichermaßen gut sein, unabhängig vom Preis der von ihnen gewonnenen
Lebensmittel. Das ist auch bei der Lebensmittelsicherheit so, denn Lebensmittel
müssen auch gleichermaßen sicher für die Gesundheit des Menschen sein, egal ob
sie teuer oder billig sind." Prof. Dr. Thomas Blaha, Vorsitzender der Tierärztliche
Vereinigung für Tierschutz (TVT) und emeritierter Professor an der Tierärztlichen
Hochschule Hannover
20 Prozent „Tierwohl“ – 80 Prozent Tierleid
Bei der Pressekonferenz stellte foodwatch am Mittwoch einen Gegenentwurf zu dem
geplanten staatlichen „Tierwohl“-Siegel vor. „Tierleid – staatlich geduldet“ steht
schwarz auf rotem Grund. Das runde Label solle verpflichtend auf jenen 80 Prozent
der Tierprodukte abgebildet werden, bei denen Minister Schmidt in Kauf nehmen
möchte, dass die Tiere nicht „tierwohlorientiert“ gehalten würden – damit würde die
andauernde Supermarkt-Illusion über Lebensmittel, die angeblich allesamt von
ordentlich und gesund gehaltenen Tieren stammten, beendet.
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Wir meinen: In Zukunft darf kein Tierprodukt mehr in den Handel kommen, das nicht
nachweislich tiergerecht erzeugt wurde. Fordern Sie jetzt eine echte
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Downloads:
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Gemeinsame Stellungnahme von foodwatch und der Tierärztlichen Vereinigung
für Tierschutz (TVT) (PDF, 200 KB)
Kurzinfo zur Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) (PDF, 130 KB)
Links
Aktuelle Emnid-Umfrage: Mehrheit hält freiwilliges „Tierwohl“-Siegel ist für den
falschen Ansatz (Nachricht auf foodwatch.de)
Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesagrarministeriums
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https://www.foodwatch.org/de/startseite/
TAZ – Jost Maurin – 19.1.2017:
Nur für ein paar Tiere
Agrarminister Schmidt verspricht ein Staatssiegel für artgerechter erzeugtes
Fleisch – jedoch ein freiwilliges. Ist das nicht nur Greenwashing?
BERLIN taz | Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) hat am Donnerstag
ein staatliches „Tierwohllabel“ angekündigt. Anders als private Siegel soll es
durch ein Gesetz geregelt werden und deshalb glaubwürdiger sein. Aber
Experten bezweifeln, dass es so genügend Tieren besser gehen wird.
Das sechseckige Label mit der Aufschrift „Mehr Tierwohl“ soll laut Schmidt ab
„spätestens 2018“ zunächst Schweine- und dann Geflügelfleisch kennzeichnen, das
tierfreundlicher als gesetzlich vorgeschrieben erzeugt wurde. Es wird nicht
verpflichtend, sondern freiwillig sein. Geplant sind mehrere Varianten – je höher die
Stufe, desto besser die Haltungsbedingungen.
Das Ministerium will das Siegel über einen nicht genannten Zeitraum mit 70 Millionen
Euro bewerben und den Bauern durch Subventionen erleichtern, ihre Tierhaltung
nach den Regeln des Siegels umzubauen. Die Kriterien hat das Ministerium noch
nicht festgelegt. Möglicherweise werden sie nur geringfügig über dem gesetzlichen
Minimum liegen. Es kann also durchaus sein, dass es ein „Marketinggag“ wird, wie
die Verbraucherorganisation Foodwatch warnt.
„Das ist ein Greenwashing-Siegel“
Denn das Siegel wird sich lediglich auf eine Minderheit des Viehs auswirken. Als ein
Vorbild nennt Minister Schmidt das Bio-Siegel. Doch das haben auch nach
jahrelangen Kampagnen nur rund 6 Prozent der deutschen Agrarbetriebe.
Wissenschaftler schätzen das Marktpotenzial für „Premium“-Fleisch aus besserer
Tierhaltung auf maximal 20 Prozent.
„Das Label ist zu wenig“, sagte der agrarpolitische Sprecher der GrünenBundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff, der taz. „Das ist ein Greenwashing-Siegel,
das nur die gesellschaftliche Diskussion über schärfere Tierschutzvorschriften
beruhigen soll. Von strengeren Regeln würden viel mehr Tiere profitieren.“ Zudem
will der Grüne eine verpflichtende Haltungskennzeichnung, wie es sie bereits bei
Eiern gibt.
Der entscheidende Unterschied zu einem freiwilligen Label wäre: Die Produkte aus
den schlechtesten Haltungsformen würden sozusagen gebrandmarkt. „Jeder
Verbraucher ist damit in der Pflicht, seine Kaufentscheidung zugunsten einer
besseren und artgemäßen Tierhaltung zu treffen“, erklärte Fachreferentin Angela
Dinter von der Tierschutzorganisation Provieh. Sie hat gerade ein detailliertes
Konzept für eine derartige Kennzeichnung erarbeitet.
Nur auf EU-Ebene möglich
Die schlechteste Kategorie 3 sollen demnach alle Produkte erhalten, die nur die
gesetzlichen Mindestnormen einhalten. Die 2 gäbe es zum Beispiel, wenn jedes
Mastschwein statt auf 0,7 künftig 1,1 Quadratmeter leben darf. Für die 1 wäre
Zugang zum Freiland Pflicht, mit mindestens 217 Quadratmetern pro Tier. Die 0
bekämen alle Produkte mit dem Bio-Siegel, das zwar nur einen kleineren Auslauf,
aber zum Beispiel naturfreundlicher erzeugtes Bio-Futter vorschreibt.
Provieh hält so eine obligatorische Kennzeichnung für vereinbar beispielsweise mit
der EU-Verordnung zur Lebensmittelinformation. Sie erlaube nationale Vorschriften
zu Aspekten, die noch nicht EU-weit geregelt sind. Ob der Europäischen Kommission
das reicht, muss aber noch geklärt werden. Minister Schmidt sagte, eine nationale
Pflichtkennzeichnung sei nur auf EU-Ebene möglich.
Auch der Bauernverband lehnt eine obligatorische Kennzeichnung ab.
Hauptargument: Es gebe etwa für Schweine so viele verschiedene Haltungssysteme,
dass 4 Kategorien nicht ausreichten. Mehr Stufen seien zu unübersichtlich für den
Verbraucher, so Verbandssprecher Michael Lohse. …
http://www.taz.de/Gesetzlich-geregeltes-Tierschutzlabel/!5373055/
BUND-Pressemitteilung vom 17. Januar 2017:
Verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung für
Fleischprodukte muss freiwillige Selbstverpflichtungen
ersetzen
Berlin: Das von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Vorfeld der
Grünen Woche angekündigte „staatliche Tierwohllabel“ für Fleischprodukte wird vom
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) als unzureichend kritisiert.
Schmidt setzte erneut auf Freiwilligkeit, obwohl bisherige Versuche zur freiwilligen
Kennzeichnung der Tierhaltungsform wie die sogenannte „Tierwohl-Initiative“ nicht zu
den gewünschten Erfolgen geführt hätten.
„Nur eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung entspricht dem Wunsch der
Verbraucher nach einer klaren Kennzeichnung von Lebensmitteln. Wer kein Fleisch
aus Massentierhaltung kaufen will, muss eindeutig erkennen können, wie die Tiere
gehalten wurden“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
„Entscheiden die Produzenten selbst, ob sie auf Fleischprodukten Schmidts Label
einsetzen oder nicht, wird es weiterhin keine verbindliche Kennzeichnung geben.
Minister Schmidt hat inzwischen zugeben müssen, dass mehr als vier Fünftel der
Verbraucher kein oder nur geringes Vertrauen in die Bilder auf den
Fleischverpackungen haben. An einem Verbot irreführender Werbung und an einer
verpflichtenden staatlichen Kennzeichnung für Fleisch und andere tierische
Lebensmittel führt aus unserer Sicht kein Weg vorbei“, sagte Weiger.
Der BUND-Vorsitzende verwies auf die Erfahrungen mit der verpflichtenden
Kennzeichnung von Eiern. „Die Kennzeichnung von Eiern ist ein Erfolg. Seit Start der
Kennzeichnungspflicht werden fast nur noch Eier aus artgerechterer Haltung gekauft.
Eier von Hühnern aus Käfighaltung wurden fast vollständig vom Markt verdrängt. Das
zeigt, dass sich bei einer klaren Kennzeichnung viele Menschen bewusst für mehr
Tierschutz entscheiden“, sagte Weiger.
Nach dem Vorbild der Eierkennzeichnung wäre auch bei Fleischprodukten die
Einführung der bereits bekannten Einstufung von Null bis Drei zu empfehlen. Dies
würde Verbraucher in die Lage versetzen, Fleischprodukte aus weniger artgerechter
Haltung zu meiden und stattdessen Ware auszuwählen, bei deren Produktion
strengere Umwelt- und Tierschutzstandards gelten würden. „Eine wachsende
Nachfrage nach umwelt- und tiergerecht hergestellten Fleischprodukten ist ein
wichtiger Hebel beim Umbau der Tierhaltung“, sagte der BUND-Vorsitzende.
Pressekontakt: Katrin Wenz, BUND-Agrarexpertin, Tel. 030-27586-549, E-Mail:
[email protected] bzw. Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher, Tel. 03027586-425/-489, E-Mail: [email protected], www.bund.net
Pressemitteilung Deutscher Tierschutzbund
Das Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ für
Milchkühe
Der Deutsche Tierschutzbund hat sein Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ auf
Milchkühe erweitert. Die Milchkühe werden auf Basis der Richtlinie von
verbesserten Haltungsbedingungen profitieren. Erste Markenlizenznehmer sind
die Molkereien Bechtel und Gropper; die Produkte sollen über Lidl
(Premiumstufe), ALDI Nord und ALDI SÜD (Einstiegs- und Premiumstufe) ins
Sortiment. Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin stellt der Verband das
Label für Milchkühe sowie die Zusammenarbeit mit den Partnern vor.
Wir laden Sie herzlich ein zur
Pressekonferenz mit Fototermin:
„Das Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ für Milchkühe“
am Freitag, 20. Januar 2017, 11:30-12:30 Uhr
Messegelände, Halle 6.3, Pressezentrum, Raum A,
Messedamm 22, 14055 Berlin
Mit
•
Thomas Schröder, Präsident Deutscher Tierschutzbund e.V.
•
Jan Bock, Geschäftsleiter Einkauf Lidl Deutschland
•
Philipp Skorning, Group Buying Director bei ALDI SÜD
•
Dr. Christina Emmermann, Leiterin CR bei ALDI Nord
•
Rene Guhl, Geschäftsführer der Privatmolkerei Bechtel
•
Heinrich Gropper, Inhaber der Molkerei Gropper
_____________________________________________
Unsere Gedanken dazu:
Warum wohl sind keine Bauern dabei!?
Gibt es irgendwelche Festlegungen zu einem fairen MilchErzeugerpreis?
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer:
… aus aktuellem Anlass erhalten Sie ein Statement des diesjährigen Vorsitzenden
der Agrarministerkonferenz aus Bund und Ländern, Niedersachsens
Landwirtschaftsminister Christian Meyer, zu dem heute von Bundesagrarminister
Christian Schmidt vorgestellten Tierwohl-Label:
„Das ist wieder nur ein freiwilliges, unverbindliches und wenig
aussagekräftiges Label, von dem es schon so viele gibt. Der Siegel-Dschungel
wird nun noch unübersichtlicher. Erforderlich ist etwas ganz Anderes: eine für
alle Produkte verpflichtende und vor allem einheitliche TierschutzKennzeichnung – analog zur Eier-Kennzeichnung. Die Agrarministerkonferenz
hat dazu Vorschläge unterbreitet – auch zur Fleisch-Kennzeichnung. Herr
Schmidt müsste diese Empfehlungen nur umsetzen.“
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Bioland-Pressemitteilung:
„Bio bietet die höchsten Tierwohl-Standards“
Tierwohllabel von Minister Schmidt verhindert Umbau zu artgerechten
Haltungsbedingungen / Bioland-Bauern zeigen wie Tierwohl wirklich
funktioniert
Mainz / Berlin, 19. Januar 2017. Ein freiwilliges Label, dessen Einstiegsstufe geringer ist
als der gesetzliche Standard soll für mehr Tierwohl in deutschen Ställen sorgen, so die
Vorstellung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. „Dieses Label ist
Verbrauchertäuschung“, sagt Jan Plagge, Präsident von Bioland. „Es gaukelt bessere
Haltungsbedingungen vor, die von der Mehrheit der Verbraucher erwartet werden.
Gleichzeitig zementiert es den Status Quo und verhindert Investitionen in den Umbau zu
artgerechten Stallsystemen.“
Minister Schmidt plant ein Label, das möglichst breit verwendet werden soll. Möglich
machen will er das durch die Orientierung der Kriterien der Einstiegsstufe an den bereits
bestehenden Bedingungen am „breiten Markt“. Das heißt: Landwirte sollen ohne oder
bereits mit geringsten Investitionen in die Tierhaltung das Label für ihre Produkte
verwenden können.
Tierwohllabel trotz kupierter Schweineschwänze
In der Schweinehaltung bedeutet das noch nicht einmal die Einhaltung der gesetzlichen
Standards. So soll das Schwänzekupieren weiter erlaubt sein, gleiches gilt für das
Abschleifen der Eckzähne. Um ohne diese schmerzhaften Eingriffe Schwanzbeißen zu
verhindern, bräuchten die Tiere ausreichend Platz und eine Auftrennung der Buchten in
Aktivitäts-, Liege- und Kotbereiche. Das sieht die Einstiegsstufe aber nicht vor. Ein weiteres,
gravierendes Defizit: Für Zuchtsauen fehlen wichtige Kriterien, wie das Verbot der Haltung
in Kastenständen. So bleibt das Tierwohl in einem zentralen Teil der Fleischerzeugung
unberücksichtigt.
Biolandbau ist Tierwohl in der Praxis
Wie das Tierwohl auf Betrieben wirklich verbessert wird zeigen Landwirte wie Wilhelm
Schulte-Remmert. 2015 hat der Schweinehalter aus Nordrhein-Westfalen seinen Betrieb auf
die Bewirtschaftung nach Bioland-Kriterien umgestellt. Dazu hat er den Sauen-Bestand von
450 auf 150 reduziert, einen großen, hellen und gut durchlüfteten Stall gebaut und
chemische Spritz- und Düngemittel von seinen Äckern verbannt. „Wir haben den Umbau
unseres Betriebes nach den Bedürfnissen unserer Schweine ausgerichtet“, sagt Wilhelm
Schulte-Remmert. „Die Sauen können jetzt ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben. Als
ich gesehen habe, wie die Tiere auf ihre neugewonnene Freiheit in der Bioland-Haltung
reagieren, war mir klar – wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Daran hat sich auch
bis heute nichts geändert.“
Tierhaltung muss grundlegend geändert werden
Bioland fordert ein stimmiges Gesamtkonzept zum Umbau der Tierhaltung. Dafür ist
zunächst die Zielperspektive der zukünftigen Tierhaltung festzulegen. In der
Schweinehaltung würde das bedeuten: Mastschweineställe mit deutlich mehr Platz und
Auslauf sowie die Abschaffung des Kastenstandes in der Sauenhaltung. Damit ein
erfolgreicher Umbau der Schweinhaltung gelingt, muss der gesamte Instrumentenkasten
von gesetzlichen Regelungen, klarer Kennzeichnung und gezielter Förderung genutzt
werden.
Nach Schätzung des wissenschaftlichen Beirates kostet der Umbau der Tierhaltung jährlich
drei bis fünf Milliarden Euro. Staatliche Investitionszuschüsse für den Stallbau dürfen
zukünftig nur fließen, wenn die gesetzlichen Vorgaben für die Bio-Tierhaltung eingehalten
werden. Dies konzentriert die Förderung auf artgerechte Haltungssysteme und ermöglicht
es den Betrieben, ihre Produktion den Marktentwicklungen anzupassen.
Bioland fordert verpflichtende Kennzeichnung
Um eine vollständige Transparenz am Fleischmarkt zu gewährleisten, fordert Bioland eine
Pflichtkennzeichnung für das gesamte Fleischsortiment. Dafür müssen alle gängigen
Haltungssysteme in vier Stufen 0 (Bio), 1, 2, 3 (gesetzlicher Standard) eingruppiert werden.
TAZ - Jost Maurin - 10.10.2016:
Gesundheit von Kühen - Bio ist kein Allheilmittel
Entzündete Euter, kaputte Beine – eine Studie zeigt, wie schlecht es auch ÖkoTieren geht. Forscher fordern konkrete Vorgaben für Krankheitsfälle.
BERLIN taz | Die durchschnittliche Biokuh ist nicht gesünder als ihre Artgenossen auf
herkömmlichen Höfen. „Trotz der deutlich besseren Haltungsstandards
unterscheiden sich die Erkrankungsraten auf ökologischen Milchviehbetrieben nicht
von den hohen Erkrankungsraten in der konventionellen Milchviehhaltung“, teilte
Professor Albert Sundrum von der Universität Kassel zum Abschluss
eines internationalen Forschungsprojekts unter seiner Führung mit. So hätten in den
untersuchten deutschen Betrieben 23 bis 74 Prozent der Kühe kranke Euter gehabt.
Die Wissenschaftler prüften, wie häufig die Kühe auf mehr als 200 Ökobetrieben in
Deutschland, Frankreich, Schweden und Spanien in einem Jahr zum Beispiel an
Euterproblemen oder Lahmheiten litten. „Die Ergebnisse der Studie sind
ernüchternd“, so die Forscher. Zu ähnlichen Schlüssen waren zuvor auch
Untersuchungen zu anderen Tierarten gekommen.
Wer Bio kauft, will damit aber meist eine „artgerechte Tierhaltung“ unterstützen, die
er bei der konventionellen Landwirtschaft nicht vermutet. Das belegt etwa die
Umfrage Ökobarometer 2016. Dazu passen keine entzündeten Euter und Kühe, die
humpeln, weil sich ihre Klauen schmerzhaft verändert haben.
In der Studie variierten die Erkrankungsraten zwischen den Betrieben enorm. Die
Bandbreite „lasse sich weder durch regionale Gegebenheiten noch durch die
Betriebsgröße erklären“, so die Wissenschaftler.
Kein Anreiz zur Pflege
Wenn das Futter nicht die nötigen Nährstoffdosen enthält, könne das das
Immunsystem belasten und Euterentzündungen begünstigen, sagt Forscherin
Susanne Hoischen-Taubner, die an der Studie beteiligt war. Schlechte Stallhygiene
könne Lahmheiten verursachen.
Vielen Milchviehhaltern fehlt laut den Forschern aber der Anreiz, in die Gesundheit
ihrer Tiere zu investieren. Denn die Molkereien zahlen den höheren Biopreis
weitgehend unabhängig davon, wie es den Tieren geht. Zwar geben kranke Kühe oft
auch weniger Milch und müssen früher geschlachtet werden. Doch ist es oft immer
noch teurer, in die Gesundheit der Tiere zu investieren. Also sind Bauern im Vorteil,
die billiger produzieren, indem sie ihre Kühe schlechter behandeln. Die Forscher
kritisieren das als „eine unfaire Wettbewerbssituation“.
Um Landwirte zu motivieren, Krankheiten vorzubeugen, haben die Wissenschaftler
ein Computerprogramm entwickelt. Damit können die Bauern ausrechnen, welche
Maßnahmen sich in ihrem Betrieb am ehesten rentieren. Dabei geht es um häufigere
Klauenpflege, trockeneres Stroh für die Liegeboxen oder mehr Gruppen, in denen
die Kühe individueller gefüttert werden können.
Nicht ohne Antibiotika
Nicht viel halten die Wissenschaftler von homöopathischen und pflanzlichen
Medikamenten. „In wissenschaftlichen Studien mangelt es weiterhin an belastbaren
Nachweisen der Wirksamkeit“. Zudem fehle vielen Landwirten die Kompetenz, um
solche Mittel effizient einzusetzen. „Ganz ohne Antibiotika wird auch die ökologische
Landwirtschaft künftig nicht auskommen“, so Forschungsleiter Sundrum.
Die Wissenschaftler verlangen deshalb konkrete Vorgaben für die Landwirte, wie
häufig die wichtigsten Krankheiten vorkommen dürfen. „Die Bioverbände könnten das
in ihre Richtlinien aufnehmen oder die EU in die Ökoverordnung“, sagte HoischenTaubner der taz.
Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft ist bereit, darüber zu diskutieren. Es
sei aber schwierig, „eine genaue und nachvollziehbare Grenze“ zu ziehen, ab der
Bauern sanktioniert werden sollen. Die EU-Kommission ließ eine Bitte der taz um
Stellungnahme zunächst unbeantwortet.
Trotz der Mängel hält Forscherin Hoischen-Taubner Bio-Viehhaltung für
sinnvoll: „Die Lebensbedingungen der Tiere sind von den Voraussetzungen
her erheblich besser.“ Ein Ökoschwein habe mehr Möglichkeiten, sein
normales Verhalten auszuleben.
http://www.taz.de/!5343397/
Unabhängige Bauernstimme Oktober 2012:
Der Ökolandbau als Zielscheibe heftiger Medien-Kritik
AbL fordert Verbände zu Abgrenzung „Bauernhof-Bio“
gegen „Agrarindustrie-Bio“ auf
Derzeit schwappt eine massive Welle der Kritik am Biolandbau durch die Medien.
Dabei geht es einerseits um die Gesundheitseffekte von Bio-Lebensmitteln, um
Betrug bei Soja-Futtermittel-Importen und vor allem um Misstände in der ÖkoTierhaltung: Gezeigt wurden Bilder von vernachlässigten Schweinebeständen mit
hohen Gülleschichten und ohne Einstreu oder von „Freilandhühner-Ausläufen“, die
angesichts zu großer Bestände und fehlender Strukturen lediglich auf dem Papier
stehen.
Stanford-Studie und FAKT-Reportage
Die aktuelle „Stanford-Studie“ kommt nach Auswertung vieler Untersuchungen zu
dem Ergebnis, Bio sei nicht viel gesünder sei als konventionell erzeugte
Lebensmittel. Die Bio-Verbände haben daraufhin zu Recht nicht nur auf
Unterschiede bei den Pestizid-Rückständen und die Gentechnikfreiheit hingewiesen,
sondern vor allem auch auf die Vorzüge des Ökologischen Landbaus hinsichtlich
Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz, Fruchtfolgen und Vielfalt.
Man hätte sich vielleicht noch deutlichere Hinweise gewünscht, dass dies eine
besonders bäuerliche Produktionsweise ist, die auf den Betriebsorganismus und die
Unabhängigkeit von Chemiekonzernen zielt. Aber trotz unübersehbarer Tendenzen
einer „Konventionalisierung“ in bestimmten Bereichen des Ökolandbaus und des
noch notwendigen (restriktiven) Einsatzes von Kupfer-Spritzmitteln im Obst-, Weinund Kartoffelanbau hat die Branche hier eigentlich ein gutes argumentatives
Fundament.
Das gilt eigentlich auch für den Bereich der Tierhaltung, wie es ja Tausende von
Ökobetrieben mit ihren artgerechten und vorzeigbaren Ställen und Auslaufflächen
Tag für Tag beweisen. Trotz notwendiger Weiterentwicklungen im professionelleren
Management oder der Zucht geeigneter Zweinutzungsrassen trauen die Verbraucher
gerade dem Ökolandbau eine artgerechte Tierhaltung zu und erwarten gerade diese
von ihm. Umso verheereder die aktuellen Berichte der ARD-Sendung FAKT über
schlechte und schlimme Zustände in Hühner- und Schweineställen. Den meisten
Verbrauchern könnte man vermutlich noch erklären, dass auch Biobetriebe keine
Bullerbü-Idylle sein können und dass es dort eben auch (noch) Probleme mit dem
art-typischen Federverlust der Hühner in der Mauser oder der Fütterung mit
bestimmten essentiellen Aminosäuren geben kann. Und dass man bemüht ist, die
Fälle von Vernachlässigung auch in der Öko-Tierhaltung (infolge Überarbeitung oder
fehlendem Know-How) aktiv durch Beratung und Kontrolle anzugehen.
All dies ist lösbar und erklärbar, weil es sich nicht um systembedingte oder
strukturelle Probleme handelt. Was wirklich zu großer Besorgnis und offensiver Kritik
Anlass gibt, das ist die zunehmende Übernahme und Agrarindustrialisierung immer
größerer Bereiche der Bio-Tierhaltung durch große Player und Konzerne der
klassischen Agrarindustrie:
Bio-Geflügelbarone
Allen voran das Firmengeflecht um Heinrich Tiemann (siehe September-Ausgabe
der Bauernstimme). Sein Unternehmen „Wiesengold“ ist längst vom Konzern
„Deutsche Frühstücksei GmbH“ übernommen worden. Enge Verbindungen bestehen
zum „GS agri“-Futtermittelkonzern („Grüne Wiesen Biohöfe GmbH“, „Biofono“, „Bio
Eichenmühle GmbH & Co.KG“, „Bio-Geflügelhof Müritz GmbH“), der auch bei der
agrarindustriellen Haltung Tausender konventioneller Sauen aktiv ist. Aus
agrarindustriellem Umfeld stammt auch Friedrich Behrens, der unter dem Namen
„Fürstenhof“ ein Netz von biozertifizierten Legehennen-Firmen in Ostdeutschland
aufbaut. Ein Teil der Bilder von Hühnern ohne Federkleid stammt laut FAKT aus
seinen Stallanlagen. Tiemann gehört dem „Naturland“-Verband an, Behrens dem
„Biopark“-Verband. Beide Konzerne zusammen dürften nach Schätzung von
Branchenexperten mittlerweile etwa die Hälfte aller „Bio-Eier“ im klassischen
Lebensmittelhandel liefern. Weitere Akteure in diesem Öko-Bereich: Eskildsen
(konventionell: „Landkost-Ei“), Hennenberg oder Werner Hofreiter – allesamt mit
Wurzeln, Aktivitäten oder Verbindungen zur klassischen Agrarindustrie.
Nicht zu vergessen die Gruppe um Martin Bohm als Gründer der „Freiland Puten
Fahrenzhausen GmbH“, an der laut Firmenregister auch der Brite Paul Kelly und die
niederländische Coolen International B.V. maßgeblich beteiligt sind. Mit der „Haltung
von Bio-Hähnchen auf bäuerlichem Boden“ sind offenbar 6 Aufzucht- und 39
Mastbetriebe für Puten und Hähnchen gemeint. Kooperiert wird mit der
„Mecklenburger Landpute GmbH“, die auch konventionelle Puten schlachtet. Die
große Fahrenzhausen-Gruppe ist wichtiges Mitglied des eher kleineren Bioverbands
„Biokreis“.
Rodo Schneider und Sohn
Bisher wenig im Blickpunkt der Öffentlichkeit sind die Aktivitäten von Rodo
Schneider und Sohn Ralf. Schneider war schon früher als Top-Manager des
süddeutschen Schlachtkonzerns Moksel (heute Teil des VION-Schlachtkonzerns)
höchst umstritten, was sein Geschäftsgebahren und die engen Kontakte und
Geschäfte mit DDR-Vertretern betraf. Nach der Wende kaufte Sohn Ralf die
zweitgrößte DDR-Bullenmast-Anlage im mecklenburgischen Hohen Wangelin, wo
dann Firmen wie „Agrargesellschaft Tempke und Partner GmbH & Co.KG“,
„Agrargesellschaft Hohen Wangelin mbH & Co.KG“, “Gut Schweinezucht Alt-Gaarz /
Blücherhof GmbH“ oder „Müritz Fleischproduktions- und Verwaltungsgesellschaft
mbH“ entstanden. Rodo Schneider erwarb auch das ehemalige VEG Borken, auf
dem heute auf 5.000 Hektar 6.000 Rinder gehalten werden, im 300 ha großen
konventionellen Betriebsteil zudem 2.000 Mastschweine (Fleischrinder Journal
1/2011). Im Internet findet man Hinweise, dass das Gut Darß mit seinen 4.700
Rindern auf 4.700 Hektar mittlerweile der Speditionsfamilie Fiege gehört, dass aber
die Familie Schneider auch daran beteiligt sein könnte.
Brancheninsidern zufolge sollen die Schneiders u.a. über die
Vermarktungsorganisation „Weidehof“ maßgebliche Verbindungen innerhalb von
„Biopark“, zum Bauernverband und zum Tönnies-Schlachtkonzern unterhalten. Im
Internet finde man Register-Auszüge über gemeinsame Firmen von Tönnies und
Moksel in Rumänien. Es gebe sogar Hinweise, dass Rodo Schneider beteiligt sei am
Aufbau von konventionellen Tönnies-Schweinefabriken in Russland mit
Hunderttausenden von Stallplätzen In Verbindung damit steht offenbar der Aufbau
riesiger Biogas-Anlagen in Russland durch Siegfried Hofreiters „KTG Agrar AG“,
die wiederum die Hälfte ihres 30.000-Hektar-Agrarkonzerns ökologisch unter der
Bezeichnung „Biofarmers“ bewirtschaftet.
Agrarindustrie-Bio-Lobby?
Mit deutlichem Hinweis auf die Großstrukuren im Biobereich haben kürzlich die BioVerbände Biokreis, Biopark und Verbund Ökohöfe die „Bundesvereinigung
Ökologischer Landbau“ (BVÖL) gegründet. Die Teilnahme von Ariane Müller von den
Hofreiterschen „Biofarmers“ deutet an, dass „Agrarindustrie-Bio“ hier eine
Interessenvertretung finden könnte. Mit dabei war auch Heinrich Graf von Bassewitz
(Gut Dalwitz), Ökolandbau-Beauftragter des Deutschen Bauernverbands und
Teilnehmer an Behrens´ „Fürstenhof“-Verbund. Die Sorge, dass eine agrarindustrielle
Bio-Lobby mit ihrer Anpassung an ein „Billig-Bio“ der Handelskonzerne zunehmend
die Öko-Richtlinien bestimmen und in Richtung der laschen EU-Bio-Verordnung mit
ihren Möglichkeiten einer Öko-Konventionell-Betriebsteilung lenken könnte, scheint
mehr als begründet. Die AbL hat die Bioverbände aufgefordert, sich nicht
wegzuducken und kritischen Medienberichten künftig keine Anhaltspunkte mehr zu
liefern - indem man sich rasch und klar von „Agrarindustrie-Bio-Konzernen“ trennt:
„Bauernhof-Bio“ anstelle von „Agrarfabriken-Bio“ sei angesagt. –en
AbL: Bei US-Freihandelsabkommen droht Import von
Agrarfabrik-„Bio“
Das geplante US-Freihandelsabkommen der EU würde auch hiesige Biobetriebe
massiv gefährden, weil in den USA mittlerweile Milch, Fleisch und Eier mit „Biosiegel“
in riesigen Tierfabriken erzeugt werden. Diese deutliche Warnung veröffentlicht der
Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL) mit Hinweis auf aktuelle Informationen des amerikanischen
Cornucopia-Forschungsinstituts über „Bio“-Agrarfabriken in den USA, die riesige
Anlagen mit bis zu 20.000 Rindern und Milchkühen oder einer Million Masthühnern
bzw. Legehennen betreiben und dies ohne den vorgeschriebenen Weidegang oder
Auslauf der Tiere (http://www.cornucopia.org/newsletter/investigation-factory-farmsproducing-massive-quantities-organic-milk-eggs/).
Im Dezember veröffentlichte das Cornucopia-Institut jetzt zum Beweis Luftbilder von
14 Agrarfabriken - darunter die Milchvieh- und Rinder-Großbetriebe Aurora
Coldwater, Aurora Dublin, Hilltop LLC und Natural Prairie oder RiesenGeflügelanlagen von Herbruck´s , Delta Egg Farms, Idalou Egg Farms, Kreher´s oder
Smart Chicken. Das Institut forderte das US-Agrarministerium auf, diese Zustände
endlich abzustellen, nachdem unter den Präsidenten Bush und Obama derartige
Missstände seit langem geduldet würden. Dies führe zur Verdrängung bäuerlicher
Biostrukturen, zur Täuschung von Verbrauchern und gefährde die Glaubwürdigkeit
der Biosiegel.
Der AbL-Vertreter im bundesweiten Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“,
Eckehard Niemann, verwies darauf, dass auch in Deutschland der Bio-Geflügelmarkt
bereits weitgehend von „Agrarindustrie-Bio“-Strukturen dominiert werde. Bäuerliche
Bioverbände wie Demeter oder Bioland seien gefordert, sich im Interesse von
echtem „Bauernhof-Bio“ von solchen „Bio“-Konzernstrukturen abzugrenzen und sich
in der laufenden Debatte um eine Reform der EU-Öko-Verordnung für betriebliche
Tierbestands-Obergrenzen einzusetzen. Das Engagement gegen das drohende USFreihandelsabkommen werde dadurch umso zielführender und glaubwürdiger.
2.107 Zeichen – 28.12.2014
Zukunft der Schweinehaltung –
AbLPressemitteilungen
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. - Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 - [email protected]
AbL fordert von der Bundesregierung einen verbindlichen,
effektiven Bundes-Tierschutz-Plan
- „Klasse statt Masse“ mit Nutzen für Bauern, Akzeptanz, Tiere und Gesundheit
- EU-Kommission untermauert ihre Forderung nach nationaler Umsetzung der
EU-Schweinhaltungs-Richtlinie mit Bericht zur vorbildlichen Schweinehaltung
in Schweden und anderen Ländern
Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL) drängt die Bundesregierung, endlich die EU-Vorgaben für eine
tierwohlgerechte Schweinehaltung in nationales Recht umzusetzen und entsprechende
Umbauprogramme auf den Weg zu bringen. Der in Niedersachsen formulierte Tierschutzplan,
der unter dem Eindruck drohender EU-Vertragsstrafen von der früheren CDU/FDPLandesregierung erarbeitet worden sei, müsse nun endlich von der für Tierschutz zuständigen
Bundesregierung übernommen und ordnungsrechtlich umgesetzt werden.
AbL-Vertreter Eckehard Niemann verwies hierzu auf einen aktuellen Bericht der EU-Kommission
über die erfolgreiche Umsetzung der EU-Vorgaben in Schweden (wie auch in Finnland, der
Schweiz und Norwegen). Die EU-Kommission habe mit diesem Bericht über die als vorbildlich
geltende Schweinehaltung in Schweden erneut alle EU-Mitgliedsstaaten angehalten, die schon 2008
erlassene Schweinehaltungs-Richtlinie 2008/120/EC mit ihren Mindeststandards endlich in nationales
Recht umzusetzen. Zu diesen Mindestanforderungen gehörten insbesondere der Verzicht auf das
routinemäßiges Kürzen (Kupieren) der Ringelschwänze und die Vorgabe zur ständigen Bereitstellung
von Stroh (oder ähnlichen organischen Substraten) für die Schweine. Der EU-Bericht über die weitere
Verbreitung dieses „Best-Practice“-Managements bei Schweinen mit ungekürzten Ringelschwänzen
belege eindrucksvoll, dass man Schweine sehr wohl mit intakten Ringelschwänzen halten könne,
wenn man bisherige Stresshaltungs-Faktoren abstelle – so zu wenig Platzangebot, Spaltenböden
ohne Einstreu, Sauen-Kastenstände bzw. Sauen-Metall-„Körbe“ der ferkelnden Sauen. Diese
Tierwohlmaßnahmen minimierten zugleich drastisch den Einsatz von Antibiotika und das Vorkommen
antibiotika-resistenter MRSA-Keime.
Die AbL fasst wesentliche Inhalte des Berichts der EU-Kommission über die Erkenntnisse einer
Experten-Reise über die schwedische „Niedrig-Stress-Schweinehaltung“ (Februar 2016) wie
folgt zusammen: In Schweden ist das Kupieren von Ringelschwänzen ebenso wie die Haltung der
einzelnen Sauen in engen Kastenständen seit 1988 verboten. Da die meisten anderen EU-Länder
diesem Beispiel nicht folgten, ist es in Schweden zunächst zu einem Rückgang bei der Zahl der
Schweine und der Schweinehalter gekommen (und auch zu einer Klage Schwedens auf Umsetzung
der EU-Vorgaben in allen EU-Ländern). Die schwedische Regierung unterstützt die Schweinehalter
seit 2014 mit Prämien (jährlich 108 Euro pro Sau sowie 70 Cent pro Ferkel für die Schmerz- und
Anästhesie-Mittel beim Kastrieren der Schweine). Hinzu kommen Marketingmaßnamen für den Kauf
von schwedischen Fleischwaren und Risiko-Minderungs-Maßnahmen durch Banken und
Schlachthöfe. Dies und der höhere Erzeugerpreis (1,80 Euro pro kg Schlachtgewicht) hat wieder zu
einem Anstieg der Zahl der in Schweden gehaltenen Schweine geführt.
Die schwedischen Kennziffern zur Produktivität der Schweinehaltung, so der EU-Bericht, weisen
mit 670 Gramm täglicher Zunahme sowohl überdurchschnittliche Ergebnisse als auch mit
durchschnittlich 23 Ferkeln pro Sau und Jahr unterdurchschnittliche Ergebnisse auf. Dabei legt die
schwedische Regierung Wert auf die Feststellung, dass die geringere Ferkelzahl nicht durch das
Weglassen von Abferkel-„Metallkörben“ oder das Erdrücken von Ferkeln beim freien Abferkeln
verursacht ist. Die höheren Kosten für mehr Tierplatz und bessere Ställe, für täglich 200 bis 300
Gramm Stroh pro Mastschwein bzw. 650-1000 kg pro Sau und Jahr sowie für Stroh- und MistManagement muss man gegenrechnen mit den geringeren Verlusten durch Schwanzbeißen und
Krankheiten, mit höheren Zunahmen, mit dem Tierwohl und mit dem EU-weit niedrigsten AntibiotikaEinsatz.
Die an der Expertenreise und dem EU-Bericht beteiligten Vertreter aus Belgien, Frankreich,
Tschechien, Ungarn und Großbritannien kündigten verschiedene nationale Programme und
Schritte an, um die in Schweden gewonnenen Erkenntnisse zum Tierwohl auch in den Nationalstaaten
umzusetzen und zu verbreiten. Die EU-Kommission will zu den bisherigen Expertenreisen (nach
Finnland, der Schweiz und Schweden) demnächst ein Treffen aller relevanten Verbände und NGOs
einberufen.
Die AbL legt großen Wert auf die Feststellung, dass die mit höheren betrieblichen Kosten
verbundenen, ordnungsrechtlich EU-weit geltenden Tierwohlmaßnahmen alles andere als eine
Schlechterstellung der landwirtschaftlichen Betriebe bedeuteten. Im Gegenteil werde so – mit
großer gesellschaftlicher Akzeptanz – ein flächendeckender und somit wettbewerbsneutraler Abbau
der derzeit ruinösen Überschüsse erreicht. Wegen der Elastizität der Nachfrage bringe eine solche
Angebotsreduzierung nach dem Motto „Klasse statt Masse“ einen deutlich überproportionalen Anstieg
der Erzeugerpreise. Im Gegensatz zu agrarindustriellen Großställen hätten mittelständisch-bäuerliche
Schweinehalter und Familienbetriebe deutlich bessere Möglichkeiten bei der Bereitstellung von Stroh
und dem Stroh-Management. Bei einer Umsetzung dieser Maßnahmen gäbe es im Handel dann kein
Billigfleisch aus Stresshaltung mehr zu kaufen.
Umso mehr seien jetzt die Regierungsparteien und insbesondere Bundesagrarminister Schmidt zum
Handeln anstelle des bisherigen und mittlerweile unerträglichen „Drumherum-Redens“ gefordert.
Hierbei sei endlich auch die Umsetzung des wegweisenden Gutachtens des wissenschaftlichen
Ministeriums-Beirats „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“ geboten –
einschließlich der darin enthaltenen Finanzierungs-Vorschläge. Handel, Verbände und Bauernverband
sollten rasch das Schwergewicht der in der „Initiative Tierwohl“ prämierten Tierwohl-Maßnahmen auf
wirklich relevante Verbesserungen konzentrieren – dann könne dieses Programm allen
Schweinehaltern als bezahltes Trainingsprogramm auf die ohnehin anstehenden ordnungsrechtlichen
Vorgaben dienen.
6.252 Zeichen – 08.08.2016
EU-Kommissions-Bericht zur Expertenreise:
Dokument DG(SANTE) 2016-8772-MR:
file:///C:/Users/Ecke/Downloads/2016-8772%20MR%20Final.pdf
EU-Schweinehaltungs-Richtlinie 2008/120/EC mit Erläuterungen:
https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/schweinehaltung/pdf/rlanforderungen-schweinehaltung.pdf
Tierschutzplan Niedersachsen (mittlerweile auch NRW und Schl.-Holstein):
http://www.ml.niedersachsen.de/themen/tiergesundheit_tierschutz/tierschutz/tierschutzplan_niedersac
hsen/
Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des BMEL: Wege zu einer gesellschaftlich
akzeptierten Nutztierhaltung:
http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/Agrarpolitik/GutachtenNutztierhaltun
g-Kurzfassung.pdf?__blob=publicationFile
Internetseite der „Initiative Tierwohl“ des Lebensmittelhandels:
https://initiative-tierwohl.de/
Höchstrichterliches Urteil gegen beengende Sauen-Kastenstände
AbL fordert rasches Umbauprogramm auf tiergerechtere SauenGruppenhaltung und eine EU-weite Durchsetzung der EU-SchweinehaltungsRichtlinie
Nach der höchstrichterlichen Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts gegen die Haltung
von Sauen in beengenden Kastenständen fordert der Landesverband Niedersachsen/Bremen
der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) alle Schweinehalter, Verbände und
Politiker auf, anstelle eines perspektivlosen Umbaus auf breitere Kastenstände nunmehr ein
rasches Förderungs- und Umbauprogramm für tiergerechtere Sauen-Ställe in Angriff zu
nehmen - ohne diese Kastenstände und mit freier Bewegung der Sauen in Gruppenhaltung. Die
AbL bedauerte es, dass diese Gruppenhaltung der Sauen im Jahre 2013 lediglich für etwas
mehr als Hälfte der Tragezeit der Sauen vorgeschrieben worden sei. Stattdessen hätte man
schon damals die gesellschaftlichen Tierwohl-Anforderungen ernster nehmen sollen.
AbL-Vertreter Eckehard Niemann rief dazu auf, bei diesem Umbauprogramm auf freie Gruppenhaltung
die notwendigen Rückzugsmöglichkeiten der Sauen bei Rangordnungskämpfen und bei der Fütterung
zu berücksichtigen. In der Übergangszeit müssten in den Betrieben ohne Gruppenhaltung vermutlich
zwei Kastenstände zu einem Kastenstand umgebaut werden.
Dies bedeute eine massive Verringerung der in Deutschland gehaltenen Sauen und Ferkel pro
Betrieb, aber auch hohe überproportionale Preissteigerungen für Ferkel infolge des drastisch
verknappten Angebots. Dies wiederum würde auch die Schweinemäster betreffen - die dann die
Ferkel sehr viel teurer bezahlen müssten, aber auch überproportional höhere Erzeugerpreise für das
deutlich verringerte Angebot an Mastschweinen erzielen würden. All das werde auch deutliche Folgen
für Schlachtbetriebe und für den ruinösen Export von Schweinefleisch zu Weltmarktpreisen in
Drittländer haben.
Damit diese nationalen Preis-Effekte nicht durch ausländische Lieferungen unterlaufen
würden, müssten durch Bundesregierung und EU-Kommission nun rasch analoge
Tierhaltungsbedingungen in allen EU-Ländern und vor allem in Dänemark und den
Niederlanden durchgesetzt werden. Dies sei auch durch die verbindlich in nationales Recht
umzusetzende EU-Schweinehaltungsrichtlinie längst angesagt, die in skandinavischen Ländern
bereits befolgt werde und sich in Dänemark in Umsetzung befinde. Hier müsse nun EU-weit ein
massiver Druck auf alle anderen Länder ausgeübt werden.
Es sei auch zu prüfen, durch welche Regelungen bis dahin der Import von Ferkeln und
Mastschweinen aus nicht richtlinienkonformer Sauenhaltung verhindert oder begrenzt werden
könne. Ernährungsindustrie und Lebensmittel-Einzelhandel seien aufgerufen, kein Fleisch mehr zu
kaufen und zu verkaufen, bei dessen Erzeugung die EU-Schweinehaltungs-Richtlinie missachtet
werde. Die Branche müsse sich auch an der Finanzierung des anstehenden Umbauprogramms auf
eine artgerechtere Tierhaltung mit deutlich höheren Summen beteiligen. – 24.11.2016
Link zu einem Text aus dem Kritischen Agrarbericht 2016 über die strukturellen Zusammenhänge
zwischen Tierwohl und Bestandsgrößen:
http://www.abl-niedersachsen.de/fileadmin/Dokumente/AbLNiedersachsen/Themen/KAB2016_Kap1_80_85_Niemann_Tierwohl.pdf
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