Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher: Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel 0151-11201634 – [email protected] Newsletter „Agrar-Hinweise“ – 20.01.2017 vorherige Ausgaben auf der Internetseite http://www.abl-niedersachsen.de/ Unsere Meinung zur aktuellen Tierwohl-Siegel-Debatte: Mit gesetzlichen Tierschutz-Vorgaben (statt mit begrenzten und womöglich nur freiwilligen Tierschutz-Labeln) zu einem flächendeckendem Tierwohl und zugleich zum Abbau des Überangebots und zu deutlich höheren Erzeugerpreisen! 1. Die ganze Siegel-Debatte würde nur maximal 20% des Schweinemarktes betreffen (Gutachten Prof. Spiller & Co.) und vermutlich lediglich dazu führen, dass es auf einen unzureichenden Basis-Schweine-Erzeugerpreis einen Kostenerstattungs-Zuschlag der zusätzlichen Kosten gäbe (also immer noch ohne Einkommenseffekt, mit Ausnahme von Langfrist-Verträgen mit Handelskonzernen mit einer Erzeugerpreis-Sicherungs-Klausel) 2. Einen wirklich sehr deutlichen Erzeugerpreis-Effekt gibt es nur bei einer deutlichen EU-weiten Mengen-Verringerung (wegen der niedrigen NachfrageElastizität der Nachfrage) durch die EU-weit anstehende ordnungsrechtliche Durchsetzung der EU-Schweinehaltungs-Richtlinie und des Kastenstands-Urteils (verbunden mit Umbauprogrammen). Das Gutachten des Wissenschaftlichen Agrarministerium-Beirats zur Zukunft der Nutztierhaltung schlägt deshalb richtig vor, die ohnehin geplante Umsetzung der EU-Schweinehaltungs-Richtlinie in den Hauptproduktionsländern Deutschland, Niederlande und Dänemark durch trilaterale Verhandlungen rasch voranzubringen. Mit dann überproportionalen ErzeugerpreisSteigerungen: 20 % mehr Platz für Schweine = 20 % weniger Erzeugung = ca. 4050% höhere Erzeugerpreise. Wenn diese 3 Länder vorangehen, werden sie über die EU-Kommission auch die anderen EU-Länder zur wettbewerbskonformen Einhaltung der EU-Richtlinie veranlassen. Angebote aus Drittländern spielen schon jetzt keine Rolle - wegen nicht-EU-konformer Qualitäts- und Hygiene-Verhältnisse. 3. Von diesem wirklich preiswirksamen und flächendeckenden Ende der nicht artgerechten Tierhaltung droht die Tierwohl-Siegel- Debatte abzulenken. Die Siegel-Produkte würden zudem ja weiter unter der Preiskonkurrenz von (weiter angebotenem) Billig-Fleisch leiden (weil das ja weiter besteht). 4. Es geht deshalb darum, nun auch in den wichtigsten EU-Ländern die EUSchweinehaltungs-Richtlinie rasch umzusetzen! Ein Siegel mit entsprechender Deklaration könnte allenfalls dazu dienen, in der Übergangszeit ausländische Konkurrenzangebote zurückzudrängen und die Aufwendungen von teilnehmenden Schweinehaltern und deren Training für die kommenden ordnungsrechtlichen Vorgaben zu erstatten. AbL fordert von Handels- und Schlachtkonzernen eine deutlich verbesserte Tierwohl-Finanzierung Handel und Schlachtbranche müssen allen interessierten Schweinehaltern konsequente Tierwohlmaßnahmen ermöglichen! Anlässlich der aktuellen Neuverhandlungen von Bauernverband, des Lebensmittelhandel und der Schlachtunternehmen über die "Initiative Tierwohl" und die Finanzierung von Tierwohlmaßnahmen durch den Lebensmittelhandel („Initiative Tierwohl“) fordert die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Niedersachsen/Bremen eine Aufstockung der Mittel, damit künftig alle interessierten Schweinehalter teilnehmen könnten. Der AbL-Agrarindustrie-Experte Eckehard Niemann befürwortete diese Initiative vor allem deshalb, weil sie es den Schweinehaltern ermögliche, sich gegen Kostenerstattung auf die Regelungen vorzubereiten, die laut geltender EU-Schweinehaltungs-Richtlinie in anderen Ländern bereits erfolgreich umgesetzt und die bald auch hierzulande ordnungsrechtlich verbindlich würden. Die EU-weit durchzusetzenden Tierwohl-Vorgaben brächten als automatischen Nebeneffekt die Verringerung der ruinösen Überschuss-Produktion zugunsten endlich kostendeckender Erzeugerpreise. Die AbL kritisierte die in den Medien zitierte Forderung des Deutschen Bauernverbands, in der „Initiative Tierwohl“ gerade Wahlmöglichkeiten der Landwirte für jene Maßnahmen zu streichen, die besonders tierwohlgerecht seien – z.B. die Schaffung von Auslauf und Stroheinstreu, von Außenklimareizen und von freier Abferkelung. Gerade diese Kriterien seien Verbrauchern bzw. Bürgern besonders wichtig sind und spielten für die Akzeptanz der Schweinehaltung eine zentrale Rolle. Der AbL-Landesverband Niedersachsen/Bremen forderte die rotgrüne Landesregierung auf, den schon von der schwarz-gelben Vorgängerregierung erarbeiteten Tierschutzplan mit festen Umsetzungsfristen ohne elementare Abstriche umzusetzen. Es sei erfreulich, dass auch andere Bundesländer diesen Tierschutzplan umsetzen wollten – deshalb dürfe sich gerade Bundesagrarminister Schmidt nicht weiter um diese zentrale politische Aufgabe herumdrücken. 2.115 Zeichen – 11.03.2016 Nähere Infos in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und über diesen Link: Topagrar.com - Lesen Sie mehr auf: http://www.topagrar.com/news/Home-top-NewsWie-geht-es-weiter-mit-der-Initiative-Tierwohl-2836614.html Pressemitteilung Bundesagrarministerium: Schmidt: „Das staatliche Label sorgt für mehr Tierwohl in den Ställen, gleichzeitig profitieren die Landwirte“ Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat auf der Internationalen Grünen Woche 2017 das geplante staatliche Tierwohllabel vorgestellt. Schmidt setzt bei der Entwicklung des Labels auf Information, Klarheit und leichte Verständlichkeit für die Verbraucher. Am staatliche Tierwohllabel können die Konsumenten zukünftig Produkte erkennen, bei deren Erzeugung höhere als die gesetzlichen Standards eingehalten wurden - und diese Information in ihre Kaufentscheidung einbeziehen. Dass das ein Wunsch vieler Verbraucher ist, zeigt der aktuelle BMEL-Ernährungsreport 2017. Demnach wünschen sich 79 Prozent der Befragten ein staatliches Tierwohllabel und 88 Prozent der Befragten würden mehr Geld für Lebensmittel ausgeben, wenn diese aus Haltungen mit höheren Tierwohl-Standards stammen. „Produkte mit dem Tierwohllabel müssen bezahlbar sein. Klar ist aber auch: Tierwohl zum Nulltarif kann es nicht geben.“ Bundesminister Christian Schmidt Das geplante staatliche Tierwohllabel soll mehrere Stufen umfassen – je höher die Stufe, desto besser die Haltungsbedingungen der Tiere. Geplant sind zunächst zwei Stufen. Eine dritte Stufe kann ergänzt werden, wenn sich nach der Markteinführung des Labels zeigt, dass es hierfür eine Nachfrage gibt. Dem Tierwohllabel liegt ein umfangreicher Kriterienkatalog zu Grunde, der unter anderem die Größe der Ställe, Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere, Aufzuchtfragen und die Dauer von Tiertransporten umfasst. Ziel ist es, das staatliche Tierwohllabel ab 2018 am Markt einzuführen. In einem ersten Schritt wird das Label für Schweinefleischprodukte entwickelt, danach wird es für Geflügelprodukte erweitert. Mit dem Label sollen möglichst viele Verbraucherinnen und Verbraucher erreicht werden. Voraussetzung dafür ist, dass es gut bekannt und leicht verständlich ist. Zur Unterstützung der Markteinführung hat das BMEL daher bereits 70 Millionen Euro eingeplant. Zum Herunterladen Das geplante staatliche Tierwohllabel (jpg, 80 KB, nicht barrierefrei) Foodwatch Bundesregierung soll Pläne für freiwilliges Siegel aufgeben 18.01.2017 foodwatch und die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) haben Bundesagrarminister Christian Schmidt aufgefordert, seine Pläne für ein freiwilliges „Tierwohl“-Siegel aufzugeben. Es ist „nicht geeignet“, um mehr Tierschutz durchzusetzen, „weil davon immer nur ein mehr oder weniger kleiner Teil der Tiere profitieren kann und die problemverursachenden Marktmechanismen weiterhin für die große Mehrzahl der Tiere ungebremst wirksam bleiben“, so die Kritik in einer gemeinsamen Stellungnahme. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik des Ministeriums erwartet für Produkte mit dem freiwilligen „Tierwohl“-Siegel einen Marktanteil von gerade einmal 20 Prozent – damit würde die Bundesregierung sich offiziell von dem Anspruch verabschieden, eine tiergerechte Haltung für alle statt nur für einige Nutztiere durchzusetzen. In einer gemeinsamen Stellungnahme, die foodwatch und die Tierärztliche Vereinigigung für Tierschutz (TVT) heute bei einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt haben, kritisieren beide Organisationen diesen freiwilligen Ansatz und fordern die Bundesregierung auf, tierschutzgerechte Haltungsbedingungen für alle Nutztiere durchzusetzen. Gesundheit der Tiere erfassen Erster Schritt muss die Erfassung des Tiergesundheitsstatus in allen Betrieben sein, so die Forderung. Daraus könnten dann, orientiert an den besten Betrieben, Zielvorgaben für die Tiergesundheit abgeleitet werden. Andere Faktoren wie Besatzdichte, Stallbau, Auslauf, Transport oder Schlachtung müssen flächendeckend in den nächsten zehn bis 15 Jahren verbessert und EU-weit durchgesetzt werden. Die Bundesregierung muss dabei sicherstellen, dass Europas Nutztierhalter für ein nachweislich hohes Niveau an Tierschutz und Tiergesundheit angemessen entlohnt werden. Die steigenden Kosten wären von denen zu tragen, die tierische Produkte nachfragen. Große Mehrheit für verbindliche Vorgaben Dies Forderung nach verbindlichen Regelungen für alle Tierhalter wird von einer Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger unterstützt, das zeigt eine aktuelle EmnidUmfrage. Nach dem richtigen Ansatz für mehr Tierschutz gefragt, stimmten 80 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Mehr Tierschutz sollte für die Tierhalter verbindlich vorgegeben werden, damit alle Nutztiere tiergerecht und gesund gehalten werden“. Gerade einmal 16 Prozent bevorzugten den Weg der Bundesregierung. „Es ist nicht akzeptabel, wenn die Bundesregierung weiterhin vermeidbare Krankheiten, Schmerzen und Leiden für 80 Prozent der Nutztiere duldet. Ein freiwilliges Siegel ist eine Scheinlösung, die den allermeisten Tieren schadet, den Verbrauchern eine vergiftete Wahl aufbürdet und die Landwirte unvermindert einem ruinösen Preiswettbewerb aussetzt. Eine echte Auseinandersetzung darüber, wie Tierschutz für alle Nutztiere statt nur für einzelne erreicht werden kann, wird dadurch verhindert.“ Matthias Wolfschmidt, stellvertretender foodwatch-Geschäftsführer und Veterinärmediziner „Aus ethischen Gründen ist Tierschutz unteilbar, die Lebensbedingungen aller Tiere sollten gleichermaßen gut sein, unabhängig vom Preis der von ihnen gewonnenen Lebensmittel. Das ist auch bei der Lebensmittelsicherheit so, denn Lebensmittel müssen auch gleichermaßen sicher für die Gesundheit des Menschen sein, egal ob sie teuer oder billig sind." Prof. Dr. Thomas Blaha, Vorsitzender der Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) und emeritierter Professor an der Tierärztlichen Hochschule Hannover 20 Prozent „Tierwohl“ – 80 Prozent Tierleid Bei der Pressekonferenz stellte foodwatch am Mittwoch einen Gegenentwurf zu dem geplanten staatlichen „Tierwohl“-Siegel vor. „Tierleid – staatlich geduldet“ steht schwarz auf rotem Grund. Das runde Label solle verpflichtend auf jenen 80 Prozent der Tierprodukte abgebildet werden, bei denen Minister Schmidt in Kauf nehmen möchte, dass die Tiere nicht „tierwohlorientiert“ gehalten würden – damit würde die andauernde Supermarkt-Illusion über Lebensmittel, die angeblich allesamt von ordentlich und gesund gehaltenen Tieren stammten, beendet. Tierhaltungswende jetzt! 125510Unterschriften. Sind Sie schon dabei? Wir meinen: In Zukunft darf kein Tierprodukt mehr in den Handel kommen, das nicht nachweislich tiergerecht erzeugt wurde. Fordern Sie jetzt eine echte Tierhaltungswende! MEHR ERFAHREN Downloads: Gemeinsame Stellungnahme von foodwatch und der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) (PDF, 200 KB) Kurzinfo zur Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) (PDF, 130 KB) Links Aktuelle Emnid-Umfrage: Mehrheit hält freiwilliges „Tierwohl“-Siegel ist für den falschen Ansatz (Nachricht auf foodwatch.de) Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesagrarministeriums https://www.foodwatch.org/de/startseite/ TAZ – Jost Maurin – 19.1.2017: Nur für ein paar Tiere Agrarminister Schmidt verspricht ein Staatssiegel für artgerechter erzeugtes Fleisch – jedoch ein freiwilliges. Ist das nicht nur Greenwashing? BERLIN taz | Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) hat am Donnerstag ein staatliches „Tierwohllabel“ angekündigt. Anders als private Siegel soll es durch ein Gesetz geregelt werden und deshalb glaubwürdiger sein. Aber Experten bezweifeln, dass es so genügend Tieren besser gehen wird. Das sechseckige Label mit der Aufschrift „Mehr Tierwohl“ soll laut Schmidt ab „spätestens 2018“ zunächst Schweine- und dann Geflügelfleisch kennzeichnen, das tierfreundlicher als gesetzlich vorgeschrieben erzeugt wurde. Es wird nicht verpflichtend, sondern freiwillig sein. Geplant sind mehrere Varianten – je höher die Stufe, desto besser die Haltungsbedingungen. Das Ministerium will das Siegel über einen nicht genannten Zeitraum mit 70 Millionen Euro bewerben und den Bauern durch Subventionen erleichtern, ihre Tierhaltung nach den Regeln des Siegels umzubauen. Die Kriterien hat das Ministerium noch nicht festgelegt. Möglicherweise werden sie nur geringfügig über dem gesetzlichen Minimum liegen. Es kann also durchaus sein, dass es ein „Marketinggag“ wird, wie die Verbraucherorganisation Foodwatch warnt. „Das ist ein Greenwashing-Siegel“ Denn das Siegel wird sich lediglich auf eine Minderheit des Viehs auswirken. Als ein Vorbild nennt Minister Schmidt das Bio-Siegel. Doch das haben auch nach jahrelangen Kampagnen nur rund 6 Prozent der deutschen Agrarbetriebe. Wissenschaftler schätzen das Marktpotenzial für „Premium“-Fleisch aus besserer Tierhaltung auf maximal 20 Prozent. „Das Label ist zu wenig“, sagte der agrarpolitische Sprecher der GrünenBundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff, der taz. „Das ist ein Greenwashing-Siegel, das nur die gesellschaftliche Diskussion über schärfere Tierschutzvorschriften beruhigen soll. Von strengeren Regeln würden viel mehr Tiere profitieren.“ Zudem will der Grüne eine verpflichtende Haltungskennzeichnung, wie es sie bereits bei Eiern gibt. Der entscheidende Unterschied zu einem freiwilligen Label wäre: Die Produkte aus den schlechtesten Haltungsformen würden sozusagen gebrandmarkt. „Jeder Verbraucher ist damit in der Pflicht, seine Kaufentscheidung zugunsten einer besseren und artgemäßen Tierhaltung zu treffen“, erklärte Fachreferentin Angela Dinter von der Tierschutzorganisation Provieh. Sie hat gerade ein detailliertes Konzept für eine derartige Kennzeichnung erarbeitet. Nur auf EU-Ebene möglich Die schlechteste Kategorie 3 sollen demnach alle Produkte erhalten, die nur die gesetzlichen Mindestnormen einhalten. Die 2 gäbe es zum Beispiel, wenn jedes Mastschwein statt auf 0,7 künftig 1,1 Quadratmeter leben darf. Für die 1 wäre Zugang zum Freiland Pflicht, mit mindestens 217 Quadratmetern pro Tier. Die 0 bekämen alle Produkte mit dem Bio-Siegel, das zwar nur einen kleineren Auslauf, aber zum Beispiel naturfreundlicher erzeugtes Bio-Futter vorschreibt. Provieh hält so eine obligatorische Kennzeichnung für vereinbar beispielsweise mit der EU-Verordnung zur Lebensmittelinformation. Sie erlaube nationale Vorschriften zu Aspekten, die noch nicht EU-weit geregelt sind. Ob der Europäischen Kommission das reicht, muss aber noch geklärt werden. Minister Schmidt sagte, eine nationale Pflichtkennzeichnung sei nur auf EU-Ebene möglich. Auch der Bauernverband lehnt eine obligatorische Kennzeichnung ab. Hauptargument: Es gebe etwa für Schweine so viele verschiedene Haltungssysteme, dass 4 Kategorien nicht ausreichten. Mehr Stufen seien zu unübersichtlich für den Verbraucher, so Verbandssprecher Michael Lohse. … http://www.taz.de/Gesetzlich-geregeltes-Tierschutzlabel/!5373055/ BUND-Pressemitteilung vom 17. Januar 2017: Verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung für Fleischprodukte muss freiwillige Selbstverpflichtungen ersetzen Berlin: Das von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Vorfeld der Grünen Woche angekündigte „staatliche Tierwohllabel“ für Fleischprodukte wird vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) als unzureichend kritisiert. Schmidt setzte erneut auf Freiwilligkeit, obwohl bisherige Versuche zur freiwilligen Kennzeichnung der Tierhaltungsform wie die sogenannte „Tierwohl-Initiative“ nicht zu den gewünschten Erfolgen geführt hätten. „Nur eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung entspricht dem Wunsch der Verbraucher nach einer klaren Kennzeichnung von Lebensmitteln. Wer kein Fleisch aus Massentierhaltung kaufen will, muss eindeutig erkennen können, wie die Tiere gehalten wurden“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. „Entscheiden die Produzenten selbst, ob sie auf Fleischprodukten Schmidts Label einsetzen oder nicht, wird es weiterhin keine verbindliche Kennzeichnung geben. Minister Schmidt hat inzwischen zugeben müssen, dass mehr als vier Fünftel der Verbraucher kein oder nur geringes Vertrauen in die Bilder auf den Fleischverpackungen haben. An einem Verbot irreführender Werbung und an einer verpflichtenden staatlichen Kennzeichnung für Fleisch und andere tierische Lebensmittel führt aus unserer Sicht kein Weg vorbei“, sagte Weiger. Der BUND-Vorsitzende verwies auf die Erfahrungen mit der verpflichtenden Kennzeichnung von Eiern. „Die Kennzeichnung von Eiern ist ein Erfolg. Seit Start der Kennzeichnungspflicht werden fast nur noch Eier aus artgerechterer Haltung gekauft. Eier von Hühnern aus Käfighaltung wurden fast vollständig vom Markt verdrängt. Das zeigt, dass sich bei einer klaren Kennzeichnung viele Menschen bewusst für mehr Tierschutz entscheiden“, sagte Weiger. Nach dem Vorbild der Eierkennzeichnung wäre auch bei Fleischprodukten die Einführung der bereits bekannten Einstufung von Null bis Drei zu empfehlen. Dies würde Verbraucher in die Lage versetzen, Fleischprodukte aus weniger artgerechter Haltung zu meiden und stattdessen Ware auszuwählen, bei deren Produktion strengere Umwelt- und Tierschutzstandards gelten würden. „Eine wachsende Nachfrage nach umwelt- und tiergerecht hergestellten Fleischprodukten ist ein wichtiger Hebel beim Umbau der Tierhaltung“, sagte der BUND-Vorsitzende. Pressekontakt: Katrin Wenz, BUND-Agrarexpertin, Tel. 030-27586-549, E-Mail: [email protected] bzw. Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher, Tel. 03027586-425/-489, E-Mail: [email protected], www.bund.net Pressemitteilung Deutscher Tierschutzbund Das Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ für Milchkühe Der Deutsche Tierschutzbund hat sein Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ auf Milchkühe erweitert. Die Milchkühe werden auf Basis der Richtlinie von verbesserten Haltungsbedingungen profitieren. Erste Markenlizenznehmer sind die Molkereien Bechtel und Gropper; die Produkte sollen über Lidl (Premiumstufe), ALDI Nord und ALDI SÜD (Einstiegs- und Premiumstufe) ins Sortiment. Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin stellt der Verband das Label für Milchkühe sowie die Zusammenarbeit mit den Partnern vor. Wir laden Sie herzlich ein zur Pressekonferenz mit Fototermin: „Das Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ für Milchkühe“ am Freitag, 20. Januar 2017, 11:30-12:30 Uhr Messegelände, Halle 6.3, Pressezentrum, Raum A, Messedamm 22, 14055 Berlin Mit • Thomas Schröder, Präsident Deutscher Tierschutzbund e.V. • Jan Bock, Geschäftsleiter Einkauf Lidl Deutschland • Philipp Skorning, Group Buying Director bei ALDI SÜD • Dr. Christina Emmermann, Leiterin CR bei ALDI Nord • Rene Guhl, Geschäftsführer der Privatmolkerei Bechtel • Heinrich Gropper, Inhaber der Molkerei Gropper _____________________________________________ Unsere Gedanken dazu: Warum wohl sind keine Bauern dabei!? Gibt es irgendwelche Festlegungen zu einem fairen MilchErzeugerpreis? Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer: … aus aktuellem Anlass erhalten Sie ein Statement des diesjährigen Vorsitzenden der Agrarministerkonferenz aus Bund und Ländern, Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer, zu dem heute von Bundesagrarminister Christian Schmidt vorgestellten Tierwohl-Label: „Das ist wieder nur ein freiwilliges, unverbindliches und wenig aussagekräftiges Label, von dem es schon so viele gibt. Der Siegel-Dschungel wird nun noch unübersichtlicher. Erforderlich ist etwas ganz Anderes: eine für alle Produkte verpflichtende und vor allem einheitliche TierschutzKennzeichnung – analog zur Eier-Kennzeichnung. Die Agrarministerkonferenz hat dazu Vorschläge unterbreitet – auch zur Fleisch-Kennzeichnung. Herr Schmidt müsste diese Empfehlungen nur umsetzen.“ Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Bioland-Pressemitteilung: „Bio bietet die höchsten Tierwohl-Standards“ Tierwohllabel von Minister Schmidt verhindert Umbau zu artgerechten Haltungsbedingungen / Bioland-Bauern zeigen wie Tierwohl wirklich funktioniert Mainz / Berlin, 19. Januar 2017. Ein freiwilliges Label, dessen Einstiegsstufe geringer ist als der gesetzliche Standard soll für mehr Tierwohl in deutschen Ställen sorgen, so die Vorstellung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. „Dieses Label ist Verbrauchertäuschung“, sagt Jan Plagge, Präsident von Bioland. „Es gaukelt bessere Haltungsbedingungen vor, die von der Mehrheit der Verbraucher erwartet werden. Gleichzeitig zementiert es den Status Quo und verhindert Investitionen in den Umbau zu artgerechten Stallsystemen.“ Minister Schmidt plant ein Label, das möglichst breit verwendet werden soll. Möglich machen will er das durch die Orientierung der Kriterien der Einstiegsstufe an den bereits bestehenden Bedingungen am „breiten Markt“. Das heißt: Landwirte sollen ohne oder bereits mit geringsten Investitionen in die Tierhaltung das Label für ihre Produkte verwenden können. Tierwohllabel trotz kupierter Schweineschwänze In der Schweinehaltung bedeutet das noch nicht einmal die Einhaltung der gesetzlichen Standards. So soll das Schwänzekupieren weiter erlaubt sein, gleiches gilt für das Abschleifen der Eckzähne. Um ohne diese schmerzhaften Eingriffe Schwanzbeißen zu verhindern, bräuchten die Tiere ausreichend Platz und eine Auftrennung der Buchten in Aktivitäts-, Liege- und Kotbereiche. Das sieht die Einstiegsstufe aber nicht vor. Ein weiteres, gravierendes Defizit: Für Zuchtsauen fehlen wichtige Kriterien, wie das Verbot der Haltung in Kastenständen. So bleibt das Tierwohl in einem zentralen Teil der Fleischerzeugung unberücksichtigt. Biolandbau ist Tierwohl in der Praxis Wie das Tierwohl auf Betrieben wirklich verbessert wird zeigen Landwirte wie Wilhelm Schulte-Remmert. 2015 hat der Schweinehalter aus Nordrhein-Westfalen seinen Betrieb auf die Bewirtschaftung nach Bioland-Kriterien umgestellt. Dazu hat er den Sauen-Bestand von 450 auf 150 reduziert, einen großen, hellen und gut durchlüfteten Stall gebaut und chemische Spritz- und Düngemittel von seinen Äckern verbannt. „Wir haben den Umbau unseres Betriebes nach den Bedürfnissen unserer Schweine ausgerichtet“, sagt Wilhelm Schulte-Remmert. „Die Sauen können jetzt ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben. Als ich gesehen habe, wie die Tiere auf ihre neugewonnene Freiheit in der Bioland-Haltung reagieren, war mir klar – wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert.“ Tierhaltung muss grundlegend geändert werden Bioland fordert ein stimmiges Gesamtkonzept zum Umbau der Tierhaltung. Dafür ist zunächst die Zielperspektive der zukünftigen Tierhaltung festzulegen. In der Schweinehaltung würde das bedeuten: Mastschweineställe mit deutlich mehr Platz und Auslauf sowie die Abschaffung des Kastenstandes in der Sauenhaltung. Damit ein erfolgreicher Umbau der Schweinhaltung gelingt, muss der gesamte Instrumentenkasten von gesetzlichen Regelungen, klarer Kennzeichnung und gezielter Förderung genutzt werden. Nach Schätzung des wissenschaftlichen Beirates kostet der Umbau der Tierhaltung jährlich drei bis fünf Milliarden Euro. Staatliche Investitionszuschüsse für den Stallbau dürfen zukünftig nur fließen, wenn die gesetzlichen Vorgaben für die Bio-Tierhaltung eingehalten werden. Dies konzentriert die Förderung auf artgerechte Haltungssysteme und ermöglicht es den Betrieben, ihre Produktion den Marktentwicklungen anzupassen. Bioland fordert verpflichtende Kennzeichnung Um eine vollständige Transparenz am Fleischmarkt zu gewährleisten, fordert Bioland eine Pflichtkennzeichnung für das gesamte Fleischsortiment. Dafür müssen alle gängigen Haltungssysteme in vier Stufen 0 (Bio), 1, 2, 3 (gesetzlicher Standard) eingruppiert werden. TAZ - Jost Maurin - 10.10.2016: Gesundheit von Kühen - Bio ist kein Allheilmittel Entzündete Euter, kaputte Beine – eine Studie zeigt, wie schlecht es auch ÖkoTieren geht. Forscher fordern konkrete Vorgaben für Krankheitsfälle. BERLIN taz | Die durchschnittliche Biokuh ist nicht gesünder als ihre Artgenossen auf herkömmlichen Höfen. „Trotz der deutlich besseren Haltungsstandards unterscheiden sich die Erkrankungsraten auf ökologischen Milchviehbetrieben nicht von den hohen Erkrankungsraten in der konventionellen Milchviehhaltung“, teilte Professor Albert Sundrum von der Universität Kassel zum Abschluss eines internationalen Forschungsprojekts unter seiner Führung mit. So hätten in den untersuchten deutschen Betrieben 23 bis 74 Prozent der Kühe kranke Euter gehabt. Die Wissenschaftler prüften, wie häufig die Kühe auf mehr als 200 Ökobetrieben in Deutschland, Frankreich, Schweden und Spanien in einem Jahr zum Beispiel an Euterproblemen oder Lahmheiten litten. „Die Ergebnisse der Studie sind ernüchternd“, so die Forscher. Zu ähnlichen Schlüssen waren zuvor auch Untersuchungen zu anderen Tierarten gekommen. Wer Bio kauft, will damit aber meist eine „artgerechte Tierhaltung“ unterstützen, die er bei der konventionellen Landwirtschaft nicht vermutet. Das belegt etwa die Umfrage Ökobarometer 2016. Dazu passen keine entzündeten Euter und Kühe, die humpeln, weil sich ihre Klauen schmerzhaft verändert haben. In der Studie variierten die Erkrankungsraten zwischen den Betrieben enorm. Die Bandbreite „lasse sich weder durch regionale Gegebenheiten noch durch die Betriebsgröße erklären“, so die Wissenschaftler. Kein Anreiz zur Pflege Wenn das Futter nicht die nötigen Nährstoffdosen enthält, könne das das Immunsystem belasten und Euterentzündungen begünstigen, sagt Forscherin Susanne Hoischen-Taubner, die an der Studie beteiligt war. Schlechte Stallhygiene könne Lahmheiten verursachen. Vielen Milchviehhaltern fehlt laut den Forschern aber der Anreiz, in die Gesundheit ihrer Tiere zu investieren. Denn die Molkereien zahlen den höheren Biopreis weitgehend unabhängig davon, wie es den Tieren geht. Zwar geben kranke Kühe oft auch weniger Milch und müssen früher geschlachtet werden. Doch ist es oft immer noch teurer, in die Gesundheit der Tiere zu investieren. Also sind Bauern im Vorteil, die billiger produzieren, indem sie ihre Kühe schlechter behandeln. Die Forscher kritisieren das als „eine unfaire Wettbewerbssituation“. Um Landwirte zu motivieren, Krankheiten vorzubeugen, haben die Wissenschaftler ein Computerprogramm entwickelt. Damit können die Bauern ausrechnen, welche Maßnahmen sich in ihrem Betrieb am ehesten rentieren. Dabei geht es um häufigere Klauenpflege, trockeneres Stroh für die Liegeboxen oder mehr Gruppen, in denen die Kühe individueller gefüttert werden können. Nicht ohne Antibiotika Nicht viel halten die Wissenschaftler von homöopathischen und pflanzlichen Medikamenten. „In wissenschaftlichen Studien mangelt es weiterhin an belastbaren Nachweisen der Wirksamkeit“. Zudem fehle vielen Landwirten die Kompetenz, um solche Mittel effizient einzusetzen. „Ganz ohne Antibiotika wird auch die ökologische Landwirtschaft künftig nicht auskommen“, so Forschungsleiter Sundrum. Die Wissenschaftler verlangen deshalb konkrete Vorgaben für die Landwirte, wie häufig die wichtigsten Krankheiten vorkommen dürfen. „Die Bioverbände könnten das in ihre Richtlinien aufnehmen oder die EU in die Ökoverordnung“, sagte HoischenTaubner der taz. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft ist bereit, darüber zu diskutieren. Es sei aber schwierig, „eine genaue und nachvollziehbare Grenze“ zu ziehen, ab der Bauern sanktioniert werden sollen. Die EU-Kommission ließ eine Bitte der taz um Stellungnahme zunächst unbeantwortet. Trotz der Mängel hält Forscherin Hoischen-Taubner Bio-Viehhaltung für sinnvoll: „Die Lebensbedingungen der Tiere sind von den Voraussetzungen her erheblich besser.“ Ein Ökoschwein habe mehr Möglichkeiten, sein normales Verhalten auszuleben. http://www.taz.de/!5343397/ Unabhängige Bauernstimme Oktober 2012: Der Ökolandbau als Zielscheibe heftiger Medien-Kritik AbL fordert Verbände zu Abgrenzung „Bauernhof-Bio“ gegen „Agrarindustrie-Bio“ auf Derzeit schwappt eine massive Welle der Kritik am Biolandbau durch die Medien. Dabei geht es einerseits um die Gesundheitseffekte von Bio-Lebensmitteln, um Betrug bei Soja-Futtermittel-Importen und vor allem um Misstände in der ÖkoTierhaltung: Gezeigt wurden Bilder von vernachlässigten Schweinebeständen mit hohen Gülleschichten und ohne Einstreu oder von „Freilandhühner-Ausläufen“, die angesichts zu großer Bestände und fehlender Strukturen lediglich auf dem Papier stehen. Stanford-Studie und FAKT-Reportage Die aktuelle „Stanford-Studie“ kommt nach Auswertung vieler Untersuchungen zu dem Ergebnis, Bio sei nicht viel gesünder sei als konventionell erzeugte Lebensmittel. Die Bio-Verbände haben daraufhin zu Recht nicht nur auf Unterschiede bei den Pestizid-Rückständen und die Gentechnikfreiheit hingewiesen, sondern vor allem auch auf die Vorzüge des Ökologischen Landbaus hinsichtlich Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz, Fruchtfolgen und Vielfalt. Man hätte sich vielleicht noch deutlichere Hinweise gewünscht, dass dies eine besonders bäuerliche Produktionsweise ist, die auf den Betriebsorganismus und die Unabhängigkeit von Chemiekonzernen zielt. Aber trotz unübersehbarer Tendenzen einer „Konventionalisierung“ in bestimmten Bereichen des Ökolandbaus und des noch notwendigen (restriktiven) Einsatzes von Kupfer-Spritzmitteln im Obst-, Weinund Kartoffelanbau hat die Branche hier eigentlich ein gutes argumentatives Fundament. Das gilt eigentlich auch für den Bereich der Tierhaltung, wie es ja Tausende von Ökobetrieben mit ihren artgerechten und vorzeigbaren Ställen und Auslaufflächen Tag für Tag beweisen. Trotz notwendiger Weiterentwicklungen im professionelleren Management oder der Zucht geeigneter Zweinutzungsrassen trauen die Verbraucher gerade dem Ökolandbau eine artgerechte Tierhaltung zu und erwarten gerade diese von ihm. Umso verheereder die aktuellen Berichte der ARD-Sendung FAKT über schlechte und schlimme Zustände in Hühner- und Schweineställen. Den meisten Verbrauchern könnte man vermutlich noch erklären, dass auch Biobetriebe keine Bullerbü-Idylle sein können und dass es dort eben auch (noch) Probleme mit dem art-typischen Federverlust der Hühner in der Mauser oder der Fütterung mit bestimmten essentiellen Aminosäuren geben kann. Und dass man bemüht ist, die Fälle von Vernachlässigung auch in der Öko-Tierhaltung (infolge Überarbeitung oder fehlendem Know-How) aktiv durch Beratung und Kontrolle anzugehen. All dies ist lösbar und erklärbar, weil es sich nicht um systembedingte oder strukturelle Probleme handelt. Was wirklich zu großer Besorgnis und offensiver Kritik Anlass gibt, das ist die zunehmende Übernahme und Agrarindustrialisierung immer größerer Bereiche der Bio-Tierhaltung durch große Player und Konzerne der klassischen Agrarindustrie: Bio-Geflügelbarone Allen voran das Firmengeflecht um Heinrich Tiemann (siehe September-Ausgabe der Bauernstimme). Sein Unternehmen „Wiesengold“ ist längst vom Konzern „Deutsche Frühstücksei GmbH“ übernommen worden. Enge Verbindungen bestehen zum „GS agri“-Futtermittelkonzern („Grüne Wiesen Biohöfe GmbH“, „Biofono“, „Bio Eichenmühle GmbH & Co.KG“, „Bio-Geflügelhof Müritz GmbH“), der auch bei der agrarindustriellen Haltung Tausender konventioneller Sauen aktiv ist. Aus agrarindustriellem Umfeld stammt auch Friedrich Behrens, der unter dem Namen „Fürstenhof“ ein Netz von biozertifizierten Legehennen-Firmen in Ostdeutschland aufbaut. Ein Teil der Bilder von Hühnern ohne Federkleid stammt laut FAKT aus seinen Stallanlagen. Tiemann gehört dem „Naturland“-Verband an, Behrens dem „Biopark“-Verband. Beide Konzerne zusammen dürften nach Schätzung von Branchenexperten mittlerweile etwa die Hälfte aller „Bio-Eier“ im klassischen Lebensmittelhandel liefern. Weitere Akteure in diesem Öko-Bereich: Eskildsen (konventionell: „Landkost-Ei“), Hennenberg oder Werner Hofreiter – allesamt mit Wurzeln, Aktivitäten oder Verbindungen zur klassischen Agrarindustrie. Nicht zu vergessen die Gruppe um Martin Bohm als Gründer der „Freiland Puten Fahrenzhausen GmbH“, an der laut Firmenregister auch der Brite Paul Kelly und die niederländische Coolen International B.V. maßgeblich beteiligt sind. Mit der „Haltung von Bio-Hähnchen auf bäuerlichem Boden“ sind offenbar 6 Aufzucht- und 39 Mastbetriebe für Puten und Hähnchen gemeint. Kooperiert wird mit der „Mecklenburger Landpute GmbH“, die auch konventionelle Puten schlachtet. Die große Fahrenzhausen-Gruppe ist wichtiges Mitglied des eher kleineren Bioverbands „Biokreis“. Rodo Schneider und Sohn Bisher wenig im Blickpunkt der Öffentlichkeit sind die Aktivitäten von Rodo Schneider und Sohn Ralf. Schneider war schon früher als Top-Manager des süddeutschen Schlachtkonzerns Moksel (heute Teil des VION-Schlachtkonzerns) höchst umstritten, was sein Geschäftsgebahren und die engen Kontakte und Geschäfte mit DDR-Vertretern betraf. Nach der Wende kaufte Sohn Ralf die zweitgrößte DDR-Bullenmast-Anlage im mecklenburgischen Hohen Wangelin, wo dann Firmen wie „Agrargesellschaft Tempke und Partner GmbH & Co.KG“, „Agrargesellschaft Hohen Wangelin mbH & Co.KG“, “Gut Schweinezucht Alt-Gaarz / Blücherhof GmbH“ oder „Müritz Fleischproduktions- und Verwaltungsgesellschaft mbH“ entstanden. Rodo Schneider erwarb auch das ehemalige VEG Borken, auf dem heute auf 5.000 Hektar 6.000 Rinder gehalten werden, im 300 ha großen konventionellen Betriebsteil zudem 2.000 Mastschweine (Fleischrinder Journal 1/2011). Im Internet findet man Hinweise, dass das Gut Darß mit seinen 4.700 Rindern auf 4.700 Hektar mittlerweile der Speditionsfamilie Fiege gehört, dass aber die Familie Schneider auch daran beteiligt sein könnte. Brancheninsidern zufolge sollen die Schneiders u.a. über die Vermarktungsorganisation „Weidehof“ maßgebliche Verbindungen innerhalb von „Biopark“, zum Bauernverband und zum Tönnies-Schlachtkonzern unterhalten. Im Internet finde man Register-Auszüge über gemeinsame Firmen von Tönnies und Moksel in Rumänien. Es gebe sogar Hinweise, dass Rodo Schneider beteiligt sei am Aufbau von konventionellen Tönnies-Schweinefabriken in Russland mit Hunderttausenden von Stallplätzen In Verbindung damit steht offenbar der Aufbau riesiger Biogas-Anlagen in Russland durch Siegfried Hofreiters „KTG Agrar AG“, die wiederum die Hälfte ihres 30.000-Hektar-Agrarkonzerns ökologisch unter der Bezeichnung „Biofarmers“ bewirtschaftet. Agrarindustrie-Bio-Lobby? Mit deutlichem Hinweis auf die Großstrukuren im Biobereich haben kürzlich die BioVerbände Biokreis, Biopark und Verbund Ökohöfe die „Bundesvereinigung Ökologischer Landbau“ (BVÖL) gegründet. Die Teilnahme von Ariane Müller von den Hofreiterschen „Biofarmers“ deutet an, dass „Agrarindustrie-Bio“ hier eine Interessenvertretung finden könnte. Mit dabei war auch Heinrich Graf von Bassewitz (Gut Dalwitz), Ökolandbau-Beauftragter des Deutschen Bauernverbands und Teilnehmer an Behrens´ „Fürstenhof“-Verbund. Die Sorge, dass eine agrarindustrielle Bio-Lobby mit ihrer Anpassung an ein „Billig-Bio“ der Handelskonzerne zunehmend die Öko-Richtlinien bestimmen und in Richtung der laschen EU-Bio-Verordnung mit ihren Möglichkeiten einer Öko-Konventionell-Betriebsteilung lenken könnte, scheint mehr als begründet. Die AbL hat die Bioverbände aufgefordert, sich nicht wegzuducken und kritischen Medienberichten künftig keine Anhaltspunkte mehr zu liefern - indem man sich rasch und klar von „Agrarindustrie-Bio-Konzernen“ trennt: „Bauernhof-Bio“ anstelle von „Agrarfabriken-Bio“ sei angesagt. –en AbL: Bei US-Freihandelsabkommen droht Import von Agrarfabrik-„Bio“ Das geplante US-Freihandelsabkommen der EU würde auch hiesige Biobetriebe massiv gefährden, weil in den USA mittlerweile Milch, Fleisch und Eier mit „Biosiegel“ in riesigen Tierfabriken erzeugt werden. Diese deutliche Warnung veröffentlicht der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) mit Hinweis auf aktuelle Informationen des amerikanischen Cornucopia-Forschungsinstituts über „Bio“-Agrarfabriken in den USA, die riesige Anlagen mit bis zu 20.000 Rindern und Milchkühen oder einer Million Masthühnern bzw. Legehennen betreiben und dies ohne den vorgeschriebenen Weidegang oder Auslauf der Tiere (http://www.cornucopia.org/newsletter/investigation-factory-farmsproducing-massive-quantities-organic-milk-eggs/). Im Dezember veröffentlichte das Cornucopia-Institut jetzt zum Beweis Luftbilder von 14 Agrarfabriken - darunter die Milchvieh- und Rinder-Großbetriebe Aurora Coldwater, Aurora Dublin, Hilltop LLC und Natural Prairie oder RiesenGeflügelanlagen von Herbruck´s , Delta Egg Farms, Idalou Egg Farms, Kreher´s oder Smart Chicken. Das Institut forderte das US-Agrarministerium auf, diese Zustände endlich abzustellen, nachdem unter den Präsidenten Bush und Obama derartige Missstände seit langem geduldet würden. Dies führe zur Verdrängung bäuerlicher Biostrukturen, zur Täuschung von Verbrauchern und gefährde die Glaubwürdigkeit der Biosiegel. Der AbL-Vertreter im bundesweiten Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“, Eckehard Niemann, verwies darauf, dass auch in Deutschland der Bio-Geflügelmarkt bereits weitgehend von „Agrarindustrie-Bio“-Strukturen dominiert werde. Bäuerliche Bioverbände wie Demeter oder Bioland seien gefordert, sich im Interesse von echtem „Bauernhof-Bio“ von solchen „Bio“-Konzernstrukturen abzugrenzen und sich in der laufenden Debatte um eine Reform der EU-Öko-Verordnung für betriebliche Tierbestands-Obergrenzen einzusetzen. Das Engagement gegen das drohende USFreihandelsabkommen werde dadurch umso zielführender und glaubwürdiger. 2.107 Zeichen – 28.12.2014 Zukunft der Schweinehaltung – AbLPressemitteilungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. - Pressesprecher: Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel 0151-11201634 - [email protected] AbL fordert von der Bundesregierung einen verbindlichen, effektiven Bundes-Tierschutz-Plan - „Klasse statt Masse“ mit Nutzen für Bauern, Akzeptanz, Tiere und Gesundheit - EU-Kommission untermauert ihre Forderung nach nationaler Umsetzung der EU-Schweinhaltungs-Richtlinie mit Bericht zur vorbildlichen Schweinehaltung in Schweden und anderen Ländern Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) drängt die Bundesregierung, endlich die EU-Vorgaben für eine tierwohlgerechte Schweinehaltung in nationales Recht umzusetzen und entsprechende Umbauprogramme auf den Weg zu bringen. Der in Niedersachsen formulierte Tierschutzplan, der unter dem Eindruck drohender EU-Vertragsstrafen von der früheren CDU/FDPLandesregierung erarbeitet worden sei, müsse nun endlich von der für Tierschutz zuständigen Bundesregierung übernommen und ordnungsrechtlich umgesetzt werden. AbL-Vertreter Eckehard Niemann verwies hierzu auf einen aktuellen Bericht der EU-Kommission über die erfolgreiche Umsetzung der EU-Vorgaben in Schweden (wie auch in Finnland, der Schweiz und Norwegen). Die EU-Kommission habe mit diesem Bericht über die als vorbildlich geltende Schweinehaltung in Schweden erneut alle EU-Mitgliedsstaaten angehalten, die schon 2008 erlassene Schweinehaltungs-Richtlinie 2008/120/EC mit ihren Mindeststandards endlich in nationales Recht umzusetzen. Zu diesen Mindestanforderungen gehörten insbesondere der Verzicht auf das routinemäßiges Kürzen (Kupieren) der Ringelschwänze und die Vorgabe zur ständigen Bereitstellung von Stroh (oder ähnlichen organischen Substraten) für die Schweine. Der EU-Bericht über die weitere Verbreitung dieses „Best-Practice“-Managements bei Schweinen mit ungekürzten Ringelschwänzen belege eindrucksvoll, dass man Schweine sehr wohl mit intakten Ringelschwänzen halten könne, wenn man bisherige Stresshaltungs-Faktoren abstelle – so zu wenig Platzangebot, Spaltenböden ohne Einstreu, Sauen-Kastenstände bzw. Sauen-Metall-„Körbe“ der ferkelnden Sauen. Diese Tierwohlmaßnahmen minimierten zugleich drastisch den Einsatz von Antibiotika und das Vorkommen antibiotika-resistenter MRSA-Keime. Die AbL fasst wesentliche Inhalte des Berichts der EU-Kommission über die Erkenntnisse einer Experten-Reise über die schwedische „Niedrig-Stress-Schweinehaltung“ (Februar 2016) wie folgt zusammen: In Schweden ist das Kupieren von Ringelschwänzen ebenso wie die Haltung der einzelnen Sauen in engen Kastenständen seit 1988 verboten. Da die meisten anderen EU-Länder diesem Beispiel nicht folgten, ist es in Schweden zunächst zu einem Rückgang bei der Zahl der Schweine und der Schweinehalter gekommen (und auch zu einer Klage Schwedens auf Umsetzung der EU-Vorgaben in allen EU-Ländern). Die schwedische Regierung unterstützt die Schweinehalter seit 2014 mit Prämien (jährlich 108 Euro pro Sau sowie 70 Cent pro Ferkel für die Schmerz- und Anästhesie-Mittel beim Kastrieren der Schweine). Hinzu kommen Marketingmaßnamen für den Kauf von schwedischen Fleischwaren und Risiko-Minderungs-Maßnahmen durch Banken und Schlachthöfe. Dies und der höhere Erzeugerpreis (1,80 Euro pro kg Schlachtgewicht) hat wieder zu einem Anstieg der Zahl der in Schweden gehaltenen Schweine geführt. Die schwedischen Kennziffern zur Produktivität der Schweinehaltung, so der EU-Bericht, weisen mit 670 Gramm täglicher Zunahme sowohl überdurchschnittliche Ergebnisse als auch mit durchschnittlich 23 Ferkeln pro Sau und Jahr unterdurchschnittliche Ergebnisse auf. Dabei legt die schwedische Regierung Wert auf die Feststellung, dass die geringere Ferkelzahl nicht durch das Weglassen von Abferkel-„Metallkörben“ oder das Erdrücken von Ferkeln beim freien Abferkeln verursacht ist. Die höheren Kosten für mehr Tierplatz und bessere Ställe, für täglich 200 bis 300 Gramm Stroh pro Mastschwein bzw. 650-1000 kg pro Sau und Jahr sowie für Stroh- und MistManagement muss man gegenrechnen mit den geringeren Verlusten durch Schwanzbeißen und Krankheiten, mit höheren Zunahmen, mit dem Tierwohl und mit dem EU-weit niedrigsten AntibiotikaEinsatz. Die an der Expertenreise und dem EU-Bericht beteiligten Vertreter aus Belgien, Frankreich, Tschechien, Ungarn und Großbritannien kündigten verschiedene nationale Programme und Schritte an, um die in Schweden gewonnenen Erkenntnisse zum Tierwohl auch in den Nationalstaaten umzusetzen und zu verbreiten. Die EU-Kommission will zu den bisherigen Expertenreisen (nach Finnland, der Schweiz und Schweden) demnächst ein Treffen aller relevanten Verbände und NGOs einberufen. Die AbL legt großen Wert auf die Feststellung, dass die mit höheren betrieblichen Kosten verbundenen, ordnungsrechtlich EU-weit geltenden Tierwohlmaßnahmen alles andere als eine Schlechterstellung der landwirtschaftlichen Betriebe bedeuteten. Im Gegenteil werde so – mit großer gesellschaftlicher Akzeptanz – ein flächendeckender und somit wettbewerbsneutraler Abbau der derzeit ruinösen Überschüsse erreicht. Wegen der Elastizität der Nachfrage bringe eine solche Angebotsreduzierung nach dem Motto „Klasse statt Masse“ einen deutlich überproportionalen Anstieg der Erzeugerpreise. Im Gegensatz zu agrarindustriellen Großställen hätten mittelständisch-bäuerliche Schweinehalter und Familienbetriebe deutlich bessere Möglichkeiten bei der Bereitstellung von Stroh und dem Stroh-Management. Bei einer Umsetzung dieser Maßnahmen gäbe es im Handel dann kein Billigfleisch aus Stresshaltung mehr zu kaufen. Umso mehr seien jetzt die Regierungsparteien und insbesondere Bundesagrarminister Schmidt zum Handeln anstelle des bisherigen und mittlerweile unerträglichen „Drumherum-Redens“ gefordert. Hierbei sei endlich auch die Umsetzung des wegweisenden Gutachtens des wissenschaftlichen Ministeriums-Beirats „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“ geboten – einschließlich der darin enthaltenen Finanzierungs-Vorschläge. Handel, Verbände und Bauernverband sollten rasch das Schwergewicht der in der „Initiative Tierwohl“ prämierten Tierwohl-Maßnahmen auf wirklich relevante Verbesserungen konzentrieren – dann könne dieses Programm allen Schweinehaltern als bezahltes Trainingsprogramm auf die ohnehin anstehenden ordnungsrechtlichen Vorgaben dienen. 6.252 Zeichen – 08.08.2016 EU-Kommissions-Bericht zur Expertenreise: Dokument DG(SANTE) 2016-8772-MR: file:///C:/Users/Ecke/Downloads/2016-8772%20MR%20Final.pdf EU-Schweinehaltungs-Richtlinie 2008/120/EC mit Erläuterungen: https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/schweinehaltung/pdf/rlanforderungen-schweinehaltung.pdf Tierschutzplan Niedersachsen (mittlerweile auch NRW und Schl.-Holstein): http://www.ml.niedersachsen.de/themen/tiergesundheit_tierschutz/tierschutz/tierschutzplan_niedersac hsen/ Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des BMEL: Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung: http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/Agrarpolitik/GutachtenNutztierhaltun g-Kurzfassung.pdf?__blob=publicationFile Internetseite der „Initiative Tierwohl“ des Lebensmittelhandels: https://initiative-tierwohl.de/ Höchstrichterliches Urteil gegen beengende Sauen-Kastenstände AbL fordert rasches Umbauprogramm auf tiergerechtere SauenGruppenhaltung und eine EU-weite Durchsetzung der EU-SchweinehaltungsRichtlinie Nach der höchstrichterlichen Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts gegen die Haltung von Sauen in beengenden Kastenständen fordert der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) alle Schweinehalter, Verbände und Politiker auf, anstelle eines perspektivlosen Umbaus auf breitere Kastenstände nunmehr ein rasches Förderungs- und Umbauprogramm für tiergerechtere Sauen-Ställe in Angriff zu nehmen - ohne diese Kastenstände und mit freier Bewegung der Sauen in Gruppenhaltung. Die AbL bedauerte es, dass diese Gruppenhaltung der Sauen im Jahre 2013 lediglich für etwas mehr als Hälfte der Tragezeit der Sauen vorgeschrieben worden sei. Stattdessen hätte man schon damals die gesellschaftlichen Tierwohl-Anforderungen ernster nehmen sollen. AbL-Vertreter Eckehard Niemann rief dazu auf, bei diesem Umbauprogramm auf freie Gruppenhaltung die notwendigen Rückzugsmöglichkeiten der Sauen bei Rangordnungskämpfen und bei der Fütterung zu berücksichtigen. In der Übergangszeit müssten in den Betrieben ohne Gruppenhaltung vermutlich zwei Kastenstände zu einem Kastenstand umgebaut werden. Dies bedeute eine massive Verringerung der in Deutschland gehaltenen Sauen und Ferkel pro Betrieb, aber auch hohe überproportionale Preissteigerungen für Ferkel infolge des drastisch verknappten Angebots. Dies wiederum würde auch die Schweinemäster betreffen - die dann die Ferkel sehr viel teurer bezahlen müssten, aber auch überproportional höhere Erzeugerpreise für das deutlich verringerte Angebot an Mastschweinen erzielen würden. All das werde auch deutliche Folgen für Schlachtbetriebe und für den ruinösen Export von Schweinefleisch zu Weltmarktpreisen in Drittländer haben. Damit diese nationalen Preis-Effekte nicht durch ausländische Lieferungen unterlaufen würden, müssten durch Bundesregierung und EU-Kommission nun rasch analoge Tierhaltungsbedingungen in allen EU-Ländern und vor allem in Dänemark und den Niederlanden durchgesetzt werden. Dies sei auch durch die verbindlich in nationales Recht umzusetzende EU-Schweinehaltungsrichtlinie längst angesagt, die in skandinavischen Ländern bereits befolgt werde und sich in Dänemark in Umsetzung befinde. Hier müsse nun EU-weit ein massiver Druck auf alle anderen Länder ausgeübt werden. Es sei auch zu prüfen, durch welche Regelungen bis dahin der Import von Ferkeln und Mastschweinen aus nicht richtlinienkonformer Sauenhaltung verhindert oder begrenzt werden könne. Ernährungsindustrie und Lebensmittel-Einzelhandel seien aufgerufen, kein Fleisch mehr zu kaufen und zu verkaufen, bei dessen Erzeugung die EU-Schweinehaltungs-Richtlinie missachtet werde. Die Branche müsse sich auch an der Finanzierung des anstehenden Umbauprogramms auf eine artgerechtere Tierhaltung mit deutlich höheren Summen beteiligen. – 24.11.2016 Link zu einem Text aus dem Kritischen Agrarbericht 2016 über die strukturellen Zusammenhänge zwischen Tierwohl und Bestandsgrößen: http://www.abl-niedersachsen.de/fileadmin/Dokumente/AbLNiedersachsen/Themen/KAB2016_Kap1_80_85_Niemann_Tierwohl.pdf ______________________________________________________________ Die AbL Niedersachsen/Bremen e.V. übernimmt weder eine Freistellung von Rechten Dritter noch eine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen die AbL Niedersachsen/Bremen e.V.., die sich auf Schäden materieller Art beziehen, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Abbestellungen des Newsletter über: [email protected]
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