CorneliaGurlitt–AntonKolig–„RequiemfürCornelia“1 DieKlage,1920,Öl/Leinwand,ÖsterreichischeGalerie,Wien AntonKoligwidmete„seinebewusstzum‚Hauptwerk’gesteigerteletzteFassung[...]des liegendenmännlichenAktes1920indemGemäldeder‚Klage’(WVK140)“2Cornelia Gurlitt.DasWerkwar1920inderKunstschauWienausgestellt.3 GroßwardieAnziehungskraftdieserFrau,nochgrößerdieErschütterungindieCorneliasFreitodAntonKoligstürzte.SoraschkehrteernichtzurNormalitätzurück.Wasdie beidenband,wareineSeelenverwandtschaft. Vorabseigesagt:KoligsFaszinationundLeidenschaftgaltschonseinerzeitdemmänn- lichenKörper,demungeniertenBlickindengespreiztennacktendesMannes.Andie dreitausendMännerakte,alleindieQuantitätverweistaufLeidenschaftliches.4Nurganz wenigeLiebes-undFrauenaktesindbekannt. 1Milesi,Richard:AntonKolig.VerlagLandesmuseumKärnten,Klagenfurt1954,S.14 2Rychlik,Otmar:AntonKolig.MännlicheAktzeichnungen.HatjeCantz,2005,S.21 3ÖsterreichischerExpressionismus.MalereiundGraphik1905-1925,Wien1998,S.90 zitiertnachBaum,Wilhelm(Hrsg.):„KunstwerkesindStationenaufdemPassionswegzu einemverlorenenParadies“.BriefeundDokumentezum„NötscherKreis“,kitabVerlag, Klagenfurt2004,S.38 4Natter,TobiasG.:„WunschfenstereinerunfrohenSeele“ZudenMänneraktenvon AntonKoliginWolfgangFörster,TobiasG.Natter,InesRieder(Hrsg.):Lesbischwules LebeninÖsterreich.EineKulturgeschichte.Emma2001,S.47InBrief97Deutsches Kunstarchiv,GermanischesMuseumNürnberg(GMN)GNMZRABK3329BestandAnton Koligheißtes:„Vielleichtbisexuell,abernursoweitesdasAktionsgebietdes„Narcis mus“tangiert.IchbinalsoNarcis.“[...]seinerSchönheitgefallendereitlerAff,derandere nursoweitzuliebenimStandeist,alserihreLiebebraucht,sichindieserzugefallen.“ Sielerntensichwahrscheinlich1913inPariskennen,standenspäterinengembrieflichenKontaktundtauschteneinanderArbeitenaus.5Unklarbleibt,wasKoligzuDie Klagebewegte.RichardMilesisahinKoligserstemHauptwerk,ein„RequiemfürCor- neliaGurlitt,derenNameaufdemSpruchband,nichtfürdenBeschauer,sondernvom Jünglingauslesbar,geschriebensteht“6. SelbstbehauptungeinesvonSelbstzweifelgeplagtenKörper-Ichs EineinsamerJünglingliegtimZentrum.KoligstelltihninsLicht.Passivliegtderkraft- volle,jungeMannimBild.EinalleingelassenerJünglingimZwischenraumvonErosund Thanatos.DierechteHandgreiftzumAbschiedwinkendüberdenoberenRahmenhin- ausundimGesichtstehtgeschrieben:Ichlassdichnichtlos. 5Milesi,Richard:AntonKolig.VerlagLandesmuseumKärnten,Klagenfurt1954,S.14 6AntonKoligreisteAnfangFebruar1914mitseinerFamilievonParisnachSüdfrank- reich.HierwurdeervomKriegsausbruchüberraschtundkehrteüberGenuaundVenedignachÖsterreichzurück.DerBeginndesErstenWeltkriegeszwangCorneliaGurlitt imAugust1914PariszuverlassenundnachDresdenzurückzukehren.Baumvermutet, dassKolig1913die„GaleristentochterCorneliaGurlitt“inBerlintraf.NichtihrVater, sonderneinOnkelwarGalerist.Vgl.Baum,Wilhelm(Hrsg.):„KunstwerkesindStationen aufdemPassionswegzueinemverlorenenParadies“.BriefeundDokumentezum „NötscherKreis“,kitabVerlag,Klagenfurt2004,S.24.BaumzitiertBriefeausderZeit nachEnde1915.AusNötschheißtesimNov.1915:„LiebetreueFreundin!Dank TausendDankfürIhrenBrief.IchbinwiederbeieinemneuenAnlaufzurArbeit[...].“ Ebd.S.143.BriefevonKoliganCorneliasindwohlvonCorneliasMuttervernichtet worden.ImGurlittNachlassTUDresdentauchtderNameKolignichtauf.Cornelias UrteilhattefürKolig,wieeinBriefausdemJahre1916zeigt,Gewicht.„Gurlittschrieb bishernicht.VielleichtsinddieZeichnungengarnichtgut“.(ebd.S.152).1923,drei JahrenachihremTod,schriebKoliganseineFrau:„Ichweißnicht,wieDuLiebsteda- malsmeinVerhältniszuCorneliagenommenhast–jedenfallsbinichzuspätgekom- men,umzuverhindern,daßsiesichdasLeidangetanhat.[...]aberkonnteichdennins Schicksaleingreifen“.(Ebd.S.194f).AusderZeitvonNovember1915ab–Corneliaist inzwischenLazarettschwesterinWilna;gibtesBelegefüreineninnigenbrieflichen Kontakt.Ebd.S.143,145,148f,149f,150,152. FürKoligs„ErstesSelbstbildnis“(WVK75),einWerkausdemJahre1915,istimWVZ Welz,1948,Nr.44alsProvenienzBesitzCorneliaGurlitt,Dresdenangegeben.Siehe Rychlik,Otmar:AntonKolig,1886-1950,DasMalerischeWerk,Brandstätter,Wien, 2001,S.240.WieundwannCorneliaindenBesitzkam,bleibtunklar.Bekanntist,dass Cornelia1916KoligumZeichnungenbittet.„DieGurlittquält,daßichihreineZeichnung schicke–ichhätteguteLustdazu,einevondenAusgewähltenvomverflossenenJahre zuschicken“.(ebd.S149f).EinGemäldeschickteersichernichtnachWilna.DenNach- lassvonCorneliaverwalteteihrBruderHildebrand.DorttauchtdasWerknichtauf. HildebrandundderKunsthändlerWolfgangGurlitt,einVetter,standeningeschäftlicher Beziehung.WolfgangGurlittnahm1946denKontaktzuAntonKoligaufundwollte diesenalsLeiterdesMeisterateliersMalereiderKunstschulederStadtLinzgewinnen. HannsKreczi:LinzerKulturpolitikmiterlebtinHistorischesJahrbuchderStadtLinz (Hrsg.)1991,S.169ff. 2 Wenoderwassuchterdaoben?ImSchwebezustandzwischenLogosundErträumten liegteinJüngling.LosgelöstimLichtvonGottesSonnestichterausdemübrigenBild- dunkelhervor.SchönheitistseinästhetischesKapital.„NureinphysischesDasein“7,ein LeuchtenimLichteGottes.EinverletzlicherKörper.Sehnsuchtsvollschautermit „hungrigemBlick“8ausdemBildinsUnendliche,dehntseineKlageinsUnermessliche aus.WerrichtetihnhieraufErdenauf? CORNELIAistaufdemTextbandinderKraftdesnacktenNamensverewigt.AlsWort, Logos,istsieerkennbarundaktiv,unsterblichimBild. „MeinMalenistimmerwiederderKampf,meineTräumemitderNaturzuversöhnen.Es erscheintschieraussichtslos–unddochkannichnichtablassendavon,willichmichbe- haupten,bestätigen–ichglaube,undichmeine…esseiderKampfmitdemEngel,der denMenschenausdemParadiesvertriebenhat.–vielleichtist`süberhauptnurdie SuchenachdemEngel?“,schriebKolig91947aneinenLandsmann. ObenimHintergrundringenzweiGestalten.Die„heftigeVerführungsszene“,dieRych- lik10vermutet,ist„einRingenmitdemEngel“11undkeinLustwandeln.DerTodesengel hältihnaufDistanz,verweigertihmdenZutrittindenhimmlischenParadiesgarten.Er verwehrtihmdaserlösendeEnde.VonobenfälltseinBlickaufdensinnlichenJüngling inirdischerGegenwart.Wennmannichtstut,tutmannichtSchlimmes.InHingabeträgt erseinSchicksalundseinLeid.Cornelia„tatsich[...]Leidan“12,sagtKolig.Corneliahan- delte.SieverletzteRegeln.SieerlaubtesichdenZugriffaufdasLebenundnichtsund niemandkonntedieanarchischenKräftebändigen.AuchkeineKunstmehr.DieBemäch- tigungwareineSackgasse.AnihrklebtderbittereGeschmackvonOhnmacht. Kolighieltseine„unfroheSeele“13inderSchwebe.IhmgelingtdieunverzichtbareBa- lancedesSelbstundseinerSchatten.ErbewahrtedenfestenGlauben,dassesdergött- licheFunkeist,derdieKünstlerseeleentflammt.1916warCornelianochzuversichtlich undschrieb:„AufdieZeitlassunshoffen,bisdahinklärtwohlaucheingütigerHimmel meinGeschickaufundlässtüberunsalledieSonnedergroßenArbeitsfreudeschei- nen.“14AberdieSonne,daoben,wosichdesJünglingsBlickhinrichtet,gingfürsienicht mehrauf.Daoben,wovieledenHimmelunddenliebenGottvermuten,glaubtesiege- wesenzusein. 7Milesi,1954,S.10 8Rohsmann,Brunhilde:AntonKolig.DercodierteAkt,S.19,inHusslein,Agnes;Ruper- tinumSalzburg(Hrsg.):AntonKolig.Mann&Frau.FranzWiegele.Salzburg2001,S.19 9Baum,2004,S.292 10Rychlik,Otmar:AntonKolig.MännlicheAktzeichnungen.HatjeCantz,2005,S.21 ImwirklichenLebenKoligsgabeskeinenachweisbareAffäremitCornelia,gleichwohl einesolchekolportiertwird.PersönlicheMitteilungvonFrauDr.BrunhildeRohsmann, Klagenfurt:„WasdieBeziehungzwischenKoligundGurlittangeht,schienessichumein heiklesFamilienthemazuhandeln“.Rohsmann,Brunhilde:DasMenschenbildimmaleri- schenWerkvonAntonKolig.Graz,Phil.Diss.1982. 11Lachnit,Edwin:RingenmitdemEngel.AntonKolig-FranzWiegele-SebastianIseppGerhartFrankl.,BöhlauVerlagWien,1997 12Baum,2004,S.195 13Natter,Tobias,2001,S.47f 14Brief125/014CorneliaanWilibald,20.12.1916 3 AberdannistdergöttlicheEngeldieHimmelsleiterhinabgestiegenundwiederMensch geworden.ErhatdenKampfumdasParadiesaufgegeben.„WirallehabenZeiten,in denenwirgöttlichsind–undwasmandaerkennt,kannmanniemehrvergessenund merktes–wiederMenschgeworden–seinganzesLebenlangundwirdalleSchrecken aufsichnehmen,umeszumerken–undwohlniefinden.Hochmütigbinichnicht.“15, äußerteCorneliaihremVatergegenübersechsMonatevorihremFreitod. AusdemParadiesvertrieben WieKolig„litt[auchCornelia]unterdenUmständendesgegebenenZeitgeistes,warzu- gleichfortschrittlichundtraditionsgebunden,mutigkämpferischundängstlichgrüb- lerisch,begeisterungsfähigundleichtzuenttäuschen.“16BeidehabensichanderKunst gleichermaßenabgearbeitetwieaufrechterhalten.KolighatteeineFrauundKinder,die erliebte. ImBerlinerChaosfernvonderglücklichenZeitinWilnabotihrdieKunstnurnochbe- dingtdieMöglichkeitsichaufzurichten.Dochsoparadiesischwiesierückblickendvor- gab,warendieJahreinWilnanicht.Schon1916schriebsieausWilnaanihrenBruder Wilibald:„UndderimHerzennochsotreuwiejeanseineBilderdenktunddochsehr demütigundsehrstummuntersovielenvonnahgesehenenLeidengewordenist.Du musstdasnichtmiteinembehäbigen„materdolorosa“abtun.“17„MeineTagesindaus- gefülltmitDienstimOperationssaal:vielstumpfsinnigeHändearbeit,vielGrausigesund dazwischeneinigeMinuten,indenenmanglücklichdenNutzenderTätigkeitfühlt.Die Nachtgehörtmirundichfüllesieausmitlesenundzeichnen,sovielalsmirdieMüdig- keitZeitlässt.“18NochwarsieoffenundfandinderschöpferischenArbeiteineMöglichkeit,ihrLeidenzumAusdruckzubringen.Gleichwohlzeigtsichschonhier,dass sieGrenzenüberschrittundihreKräfteüberstrapazierte. UndKolig? Anfang1915schrieber:„Sehensie,wennSiedasInteressefinden,denzweitenbeige- legtenBriefein.FreundinCorneliaGurlittgrüßtdamiteinemFraueneigenenGefühl, darinichdameineGegendgefundenhatte.WirwurdenjähausunserenTräumenge- rissen“19.1916fühlteersich„festgenageltintödlicherUntätigkeit“20,ihnschmerzt: „ImmerdieunaussprechlicheSehnsuchtnachP.[Paris].“21MitCorneliateilteerdie Sehnsucht.SiestandihmzurSeite.Koligschrieb1916anseineEhefrau:„Wenn 15Brief053/001CorneliaanVaterCornelius,1./9.2.1919.GurlittNachlassTUDresden 16Rychlik,2005,S.11f 17Brief125/014CorneliaanWilibald,20.12.1916 18Brief125/004CorneliaanWilibald,21.07.1917 19ArchivRathausderStadtWien224.392vom10.1.1915 20Ebd.224.417.vomJuli1916 21Ebd.224.425vom28.Okt.1916 4 GurlittzweiZeichnungenvonmirverkaufenwill,bringmirdasSkizzenbuchvonder WandLiebespaarmit“22. „MeineWeltistsehrkleingeworden:meineFamilie,sieverehrterMoll,eineFreundin [Cornelia]“23,klagteKolig1916.ParishießfürihnderTraumvoneinemfreienund glücklichenLeben.UndParisbliebzeitlebenssein„verlorenesParadies“24. FürCorneliawardasseinerzeitauchnochParis,aberbaldsollteWilnadieStadt ihrerTräumewerden.PaulFechtertratinihrLeben. VorübergehendgewannenbeidedieBalance. ImJuni1918ließerwissen:„Abereinsambinich,wieichesnochniegewesenbin– michhungertnachderGalerienachdemWettstreit–demAustauschvonGedanken– derMitteilungsmöglichkeitalsMaler–mirfehl´stäglicheBrot..Undsoreichundgrau- samauchdieNaturist,sostößtsieeinenimmerwiederzurück,sobaldmananihr teilhabenwill.[...]„IchhabenamenloseSehnsuchtnachBefreiung–dieZeitvordem KriegeinFrankreich[ohnematerielleSorgen]meinverlorenesParadies“25. JustzudieserZeitkehrteCorneliavonWilnanachDresdenzurückundversuchtein BerlinFußzufassen. ImFebruar1919schriebCorneliaausBerlinihrenVater:„UnddasSchlimmste,inuns parktetwas,dasimmerschreit:Dasallesgehtmichgarnichtsan,ichwillmeinLeben [...]allesstörtmich,undsooffenichdochfüralleswar,sosehrverschließeichmichin diesemChaoshier.“26IhrjüngererBruderHildebrandinformiertedenälterenWilibald am29.4.1919:„Eitl[Cornelia]hocktinBerlinundweinteinerglücklichenZeitinWilna (eheichkam)nach,inderfürsieallesvollendetgewesenseiundderenSchönheitalle HoffnungaufKommendesvernichtet.“27ImemotionalenChaosversiegenVitalitätund schöpferischeKräfte. ZweiMonatevorihremFreitodberichteteHildebrand:„WegenEitlistesleidernuneben dochsehrschlimm.Ichkannnurnichtvieldarüberschreiben,weilichmichschonzu langegeängstigthabeundmichnunnichtwundernkann,wennesdieElternauchge- merkthaben.Eitlist,jaschreibenkannmanesnicht–tot,istvielleichtdastreffendste Wort.“28 Am1.August1919bezogCorneliaihreneueWohnungundihrneuesAtelier.29Am 5.8.1919schiedsieineinemBerlinerKrankenhausausdemLeben.30Siewusstekeinen anderenWegzugehen.„Aufgezehrtundaufgebraucht.DukannstDirnichtdenkenwie elendundwieschönsieaussah“31,befandMutterMarieCorneliaimKrankenhaus.Tot. 22GNMZKABK,1021916Villach 23Ebd.224.415vom18.Juni1916 24Baum,2004,S.24 25Ebd.224.434.vom6.Juni1918 26Brief053/001CorneliaanVater,1.und9.2.1919 27Brief126/065HildebrandanWilibald,24.4.1919 28Brief126/069HildebrandanWilibald,21.5.1919 29Brief224/269MarieanWilibaldundGertrud,4.-7.8.1921 30Brief224/043MarieanWilibaldundGertrud,3.8.1920.JürgenPaul:Cornelius Gurlitt.HellerauVerlagDresden,2003,S.51schreibt:„[...]am5.August1919hatsie sichwegeneinergescheitertenBeziehungineinemCaféinBerlinvergiftet.“Paulbezieht sichaufInformationenausdemFamilienkreis. 31Brief224/356MarieanWilibald,1919/20 5 UndKolig?Wirdürfenannehmen,dassersichnochnachBerlinaufmachte.„Ichweiß nicht,wieDuLiebstedamalsmeinVerhältniszuCorneliagenommenhast–jedenfalls binichzuspätgekommen,umzuverhindern,daßsiesichLeidangetanhat.[...]aber konnteichdenninsSchicksaleingreifen?Ichglaube,[...]daßesverfluchtschwerist, wenneinendieZweiteinsgeheimliebt.“32WasdieSeelenverwandtschaftangeht,war CorneliadieErste.Sie„hattesichLeidangetan“.Er,Kolig,verwehrteessich,einzu- greifen.Abervielleichtgibteseine„AuferstehungamjüngstenTag“33.Wieschon1916 warihm„angstundbang,obhinter[s]einerqualvollenArbeitgenugErlösungalsZiel steht–ichkanndiesesnichtschauen,aberdieUnersättlichkeitmeinerSehnsucht– WünscheundBegierden(dieichübrigensnichttrennen,spezialisierenkann)zwingen michzuleben–undichlebenuralsKünstler.“34SobewahrteersichdieHoffnungundes ließesichmitCorneliasagen:„AufdieZeitlassunshoffen,bisdahin[demjüngstenTag] klärtwohlaucheingütigerHimmel[unser]Geschickaufundlässtüberunsalledie SonnedergroßenArbeitsfreudescheinen“35.Koligs„BildersindWunschfenstereiner unfrohen–einsamenSeele,welchesichnachGottsehntodernachdemFreundeals dessenEbenbild.“36ImmerwiederverweigerteersichderLösungexistenziellerKon- fliktpotentialen.37 32Baum,S.194/5194.1923IIIWienAntonKoliganseineGemahlinKatharina 33OtmarRychlik,2005,S.21 34AntonKoliganRichardvonSchaukal11.5.1916inBaum,2004,S.145 35Brief125/014CorneliaanWilibald,20.12.1916 36AntonKoligineinemBriefanHannesSchwarzvom21.12.1948zitiertnachTobiasG. Natter,2001,S.62 37OtmarRychlik,2005,S.11 6 Kolig,Anton(1886-1950),1904KunstgewerbeschuleWien,wechselteaufdieAkade- miederbildendenKünste.1911EhemitKatharinaWiegele.1912Stipendiumfüreinen AufenthaltinParis.Nov.1912bisJuni1913Paris.ImSommer1913ReisenachBerlin (4.6.Postkarte,SammlungWien,N.I.H.229744),weiternachKassel(6.6.1913Postkarte, SammlungWien,N.I.H.229743),anschließendnachDresden,woerzusammenmit Wiegele14Tageverbrachte.AnschließendbesuchteerLeipzig,NürnbergundMünchen. DenSommer1914verbrachteermitseinerFamilieabMitteJuliinAmbleteusebei Boulogne-sur-Mer(Artois).ImHerbstweilteerinParis.AnfangFebruar1914reisteer mitseinerFamilienachSüdfrankreich.HierwurdeervomKriegsausbruchüberrascht undkehrteüberGenuaundVenedignachÖsterreichzurück.ImApril1916wurdeerals LandsturmmanneingezogenundandieitalienischeFrontbeordert.1917imwarer imErsatzbataillondesSchützenregiments31inTeschentätig.ImHerbst1917wurdeer KriegsmalerimKriegspressequartierinWien. KorrespondenzmitCorneliazitiertnachBaum,Wilhelm(Hrsg.):„KunstwerkesindSta- tionenaufdemPassionswegzueinemverlorenenParadies“.BriefeundDokumentezum „NötscherKreis“,kitabVerlag,Klagenfurt,2004undergänztdurchFundeimDeutschen Kunstarchiv,GermanischesMuseumNürnberg(GMN)GNMZRABK3329BestandAnton Koligbzw.StadtbibliothekWien,HandschriftensammlungAntonKolig Nr.2,1913?AntonKoliganEhefrauKatharinaGNMZRABK3329BestandAntonKolig „MeineAdressefürdienächsten14TageistDresdenToniKoligPostamt1,Marienstr. postlagernd.[UnterwegsmitAlfredWiegele]DieweiterenStationenwerdenLeipzig, Nürnberg,Münchensein.“Lt.BestandHandschriftensammlungStadtbibliothekWien weilteKoligam4.6.inBerlinummöglicherweiseMeier-Gräfezubesuchen,derihmin ParisZugangzuvielenKunstwerkenermöglichthatte(N.I.H.229742Frühjahr1913). Am6.6.befandsichKoliginKassel.AlfredWiegelewarderBruderseinerEhefrau KatharinaundseinesKünstlerfreundesFranzWiegele.AlfredWiegelestelltesichfürdas „Opusmagnum“vonKoligsWienerStudienzeitalsattraktivesAktmodellzurVerfügung. Vgl.OtmarRychlik:AntonKolig1886-1950.DasMalerischeWerk.Hrsg.Sammlungder UniversitätfürangewandteKunstWien,MuseumdesNötscherKreises,NötschimGail- tal,VerlagChr.Brandstätter,Wien2001,S.12Kolig„fühltesichzujungenMännern hingezogen“.Ebd.S.11 StadtbibliothekWienHandschriftensammlungSign.N.I.H.224.392AntonKoligan RichardvonSchaukal,10.I.1915 „Sehensie,wennSiedasInteressefinden,denzweitenbeigelegtenBriefein.Freundin CorneliaGurlittgrüßtdamiteinemFraueneigenenGefühl,darinichdameineGegend gefundenhatte.WirwurdenjähausunserenTräumengerissen.“ Baum,S.14396.1915XI4NötschAntonKoliganCorneliaGurlittundihrenBräutigam LeutnantKuhlenkampf[Lt.denDokumentendenDokumentenimGNMschriebKolig jeweilseinePostkarteanCorneliaundeineanKuhlenkampf,jedochohnevon„Bräuti- gam“zusprechen.GMNNr.6ZRABK3329] Baum,S.145105.1916VKlagenfurtAntonKoliganRichardvonSchaukal(WSLB, 224.411)„IchleseBalzacs„DieChonans“–eineFreundinGurlittsendetsieausWilna, zugleichIllustrationennachMunch.“WLSB,WienerStadt-undLandesbibliothek Nr.102?1916,VillachAntonKoliganEhefrauKatharinaGNMZRABK3329 7 „wennGurlittzweiZeichnungenvonmirverkaufenwill,bringmirdasSkizzenbuch,von derWandLiebespaarmit.“(AbschrifteinesBriefesdurchKatharinaKolig) Baum,S.148/9113.1916VI19AntonKoliganseineGemahlinKatharina „WassagstDuzuKuhlenkampfsTod?Ichbinerschüttert–jaundwegenGurlitt[...]ich vermute,daßsichdiebeidengeliebthaben.IhrkargerversteckttrostloserBrief–sie sprichtmitzusammengeschnürterKehle.“ 10922.Juli1916AntonKoliganEhefrauKatharinaGNMZRABK3329 „Esfreutmich,dassdumitNamenundPathen(sic)zufriedenbist.[BezugzurGeburt vonTraut17.7.1916inNötsch]NunversprochenhabeichihmdiePatenstelle... Dilemma.VielleichtstreichenwirdieCornelia?“ Baum,S.149/50116.1916VII18KlagenfurtAntonKoliganseineGemahlinKatharina „DieGurlittquält,daßichihreineZeichnungschicke–ichhätteguteLustdazu,einevon denAusgewähltenvomverflossenenJahrezuschicken.“ Baum,S.150118.1916VII31WienAntonKohliganseineGemahlin „Corneliaschreibtsehrliebundreizend.“ Baum,S.152122.1916(?)(Herbst)VillachKaserneAntonKoliganGemahlinKatharina „Gurlittschriebbishernicht.VielleichtsinddieZeichnungengarnichtgut.“ 11728.Mai1917AntonKoliganEhefrauKatharinaZRABK3519 „AnGurlittsindzusenden.–DieSchulederEmpfindlichkeitvonFlaubert–diebeiden kleinengelbenBüschel–ichglaube,dasistalles.AndererseitskönntestDuihrden erstenBandvonJohannChristoff[RomainRolland:JohannChristoff.DieGeschichte einerGeneration]leihen,wennDuihnnichtselbstliest.“ Baum,S.194/5194.1923IIIWienAntonKoliganseineGemahlinKatharina „Ichweißnicht,wieDuLiebstedamalsmeinVerhältniszuCorneliagenommenhast– jedenfallsbinichzuspätgekommen,umzuverhindern,daßsiesichLeidangetanhat. [...]aberkonnteichdenninsSchicksaleingreifen?Ichglaube,[...]daßesverflucht schwerist,wenneinendieZweiteinsgeheimliebt.“ Eskönnteauchsein,dassCorneliaGurlittundAntonKoligsich1913inDresdenkennenlernten.WasdengenanntenLeutnantKuhlenkampf–Res.Husar.Rgt.62Esk.Etapp Insp.D.I.Armee–betrifft–ertauchtindenBriefenvonCorneliaanihreFamilienicht auf(GurlittNachlassTUDresden),könnteessichumeinenBrudervonEmmyRebecka Kuhlenkampff,FrauvonRolfDonandt(Rallo)handeln. Baumnimmtan,dassKoligaufseinerReiseimJuni1913vonParisnachBerlinundnach Kassel,Corneliatraf.Baumschreibt„WasKoliginBerlinwollte,bleibtleiderunklar.Es könnteeineBeziehungzuderGaleristentochterCorneliaGurlittdahinterstehen,die spätertragischendensollte.“[DieGalerieGurlittinBerlinbetriebseinerzeitVetterWolfgangGurlitt.]SieheinBaum,Wilhelm(Hrsg.):„KunstwerkesindStationenaufdem PassionswegzueinemverlorenenParadies“.BriefeundDokumentezum„NötscherKreis“, kitabVerlag,Klagenfurt2004,S.24.EsexistierenkeineHinweise,dassCornelia1913in Berlinweilte,nochwarsiedieTochtereinesGaleristen.BesagteGalerieGurlitt,Berlin, warimBesitzderFamilieFritzGurlitt,einBrudervonCorneliasVater.NachdemErsten 8 WeltkriegführteSohnWolf-gangGurlittdieGalerieunddenVerlagvonFritzGurlitt. SeinNametauchtindervorhandenenKorrespondenzimGurlittNachlassnichtauf,so dassdavonauszugehenist,dasskeinKontaktzwischenCorneliaundWolfgangbestand. 1916schickteAntonKoligeigeneZeichnungenanCornelia,umderenUrteilzuerfahren. ZudemverkaufteCorneliafürKolig,derinFinanznötenwar,Zeichnungen.Cornelia sandte1916ausWilnaBalzacsBand„DieChonans“undIllustrationennachMunchan Kolig.1917beauftragteKoligseineFrau:„AnGurlittsindzusenden.–DieSchuleder EmpfindlichkeitvonFlaubert–diebeidenkleinengelbenBüschel–ichglaube,dasist alles.AndererseitskönntestDuihrdenerstenBandvonJohannChristoffleihen,wenn Duihnnichtselbstliest.“DieAuseinandersetzungmitFlaubertführte1919zueiner SerievonZeichnungen.„UndhabeZeichnungenundLithographienverkauft.[...]Ich habeeinegrößereSerievonZeichnungenfüreineNovellevonFlaubert,wennsiegut werden,binichüberzeugt,dassichsiesofortverkaufe,dennesgibtsowenigGutes“,be- richteteCorneliainBrief053/001vom9.2.1919anihrenVater.EsdürftesichumAr- beitenzuderNovelle„EinschlichtesHerz“handeln. DieBeziehungvonAntonKoligundCorneliawareinesehrnaheundvertraute,eine Seelenverwandtschaft.Jedochsprichtnichtsfüreinesexuelle.Baumsprichtvoneiner „frühenFreundin“(S.38). HubertPortz Hauptstr.141 D-76879Hochstadt Email:[email protected] ©HubertPortz 9
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