Lösung 10

Übungen zu „Forschungsmethoden“
WS 2016/2017
Nr. 10
In der Umgebung des Atomkraftwerks Krümmel findet man eine erhöhte Inzidenz einer
bestimmten Leukämieform (19 Fälle in 20 Jahren).
Im Umkreis aller anderen deutschen Atomkraftwerke findet man keine erhöhten Werte,
im Gegenteil gibt es acht Atomkraftwerke, in deren Umgebung erniedrigte Werte
vorliegen.
Welche statistische Information über Leukämie muss man wissen, um
diese Inzidenzen bewerten zu können?
Kleine Anmerkung zum erfolgreichen Bestehen der Klausur:
Wenn ich nach A frage, ist eine Antwort auf Z sinnlos.
Das will an dieser Stelle heißen, dass Antworten über die Befindlichkeit von AKW‘s keine
Information über die statistischen Eigenschaften von Leukämie beinhalten können.
Was wir zur Einschätzung dieser Zahlen wissen müssen, ist nicht der Mittelwert (der steckt
implizit in der Feststellung, dass es auffällig höher oder niedriger sei), sondern die Verteilung
von Leukämie (geografisch gesehen).
Wir schätzen die Anzahl der Bewohner in der Umgebung des AKW auf 20 000. Damit können
wir in Deutschland ca. 4 000 gleich große unabhängige Stichproben ziehen. Selbst bei einer
Irrtumswahrscheinlichkeit der Häufigkeitsbestimmung der Leukämie von nur 1% erhalten wir
40 Stichproben mit einem Auftreten weit außerhalb der gemessenen Mittelwerte und
Standardabweichungen (positiv und negativ).
Tatsächlich ergab eine epidemiologische Untersuchung der europäischen Gesundheitsbehörde 240 Cluster in den damals 17 Staaten der EU mit einem Auftreten von Leukämie
(alle Formen) in ähnlichen Ausmaß.
Nebenbei – in den USA hat man ein erhöhtes Auftreten von Leukämie in der Nähe von
katholischen Kirchen festgestellt.
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Thomas Bauer ; Gerd Gigerenzer ; Walter Krämer