Einladung zur Pressekonferenz

Presseinformation
Berlin, 19. Januar 2017
„Mit bäuerlicher Landwirtschaft Ressourcen schonen“
AgrarBündnis mahnt zu nachhaltigerem Umgang mit der Ressource Wasser und
fordert bessere Rahmenbedingungen für eine bäuerliche Landwirtschaft
Zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche in Berlin präsentierte das
AgrarBündnis den Kritischen Agrarbericht 2017. Schwerpunkt des 320 Seiten
starken Jahrbuches ist diesmal das Thema „Wasser“.
Ohne Wasser ist Leben auf unserem blauen Planeten nicht möglich. Für die
Menschen ist Wasser als Trinkwasser unverzichtbar, aber ohne Wasser wachsen
auch alle anderen Lebensmittel nicht. In vielen Regionen dieser Welt ist Wasser
eine enorm knappe Ressource und gleichzeitig sind Quantität und Qualität des
Wassers durch zu intensive Formen der Landwirtschaft bedroht. Frieder Thomas,
Geschäftsführer des Bündnisses von 25 Verbänden aus Landwirtschaft, Umwelt-,
Tier- und Verbraucherschutz sowie Entwicklungsarbeit, machte deutlich, dass
enorme Anstrengungen zum Schutz des Wassers notwendig sind. Gleichzeitig
müssen Rahmenbedingungen unterstützt und geschaffen werden, die es den
Landwirten ermöglichen, wasserschonend zu wirtschaften.
Verschärfung des Düngerechts
Wegen der massiven Boden- und Gewässerverunreinigungen durch die intensive
Landwirtschaft forderte der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND), Hubert Weiger, eine deutliche Verschärfung des Düngerechts. Leider habe es erst der Klage der EU-Kommission gegen Deutschland bedurft, damit Agrarminister Christian Schmidt die Novelle der Düngeverordnung
nicht länger verschleppe. Aber auch was derzeit geplant sei, reiche nicht aus.
Nötig seien grundsätzliche Veränderungen bei der Nutztierhaltung. „Die Hälfte
der 700 Messstellen unter landwirtschaftlich genutzten Flächen weist deutlich
erhöhte Nitratwerte auf, an jeder vierten Messstelle wird der Grenzwert von 50
Milligramm Nitrat pro Liter Wasser überschritten. Drei Viertel unseres Trinkwassers werden aus Grundwasser gewonnen, immer aufwändiger müssen es die
Wasserwerke reinigen und am Ende werden die Kosten einer falschen Agrarpolitik auch noch der Allgemeinheit aufgebürdet. Künftig muss die Landwirtschaft
weniger Gülle produzieren, die Methoden der Düngung müssen sich verändern
und die industrielle Tierhaltung muss zurückgefahren werden. Es dürfen nur noch
so viele Tiere gehalten werden wie Fläche zum Futteranbau vorhanden ist“, sagte
Weiger.
Nationale Nutztierstrategie und Kennzeichnung: wichtige Bausteine für
Reduktion und Umbau der Tierhaltung
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, verwies auf den
aktuellen Bericht der Bundesregierung zur Nitrat-Belastung des Grundwassers:
„Der Bericht verdeutlicht eindrücklich, dass die auf höchste Produktivität ausgerichtete Intensivtierhaltung ein hohes Kontingent an Wasser benötigt und die
Umwelt belastet. Je pflanzlicher unsere Ernährung, desto höher der Schutz
unserer Wasserressourcen. Dies ist auch der direkteste Weg zu mehr Tierschutz.“
Um Transparenz und Planungssicherheit für Landwirte zu gewährleisten und um
AgrarBündnis e.V.
Dr. Frieder Thomas
Markstätte 26
78462 Konstanz
Fon 07531 282939-1
Mobil 0151 62511652
[email protected]
www.agrarbuendnis.de
Kontakte
Hubert Weiger:
Pressestelle BUND 030
27586425
Thomas Schröder:
Pressestelle Deutscher
Tierschutzbund 01522
22888918
Alexander Gerber:
0176 24050949
Bernd Voß:
0173 9135092
www.kritischer-agrarbericht.de
24,00 € - Rezensionsexemplar
kostenlos; Veröffentlichung
honorarfrei, um ein
Belegexemplar wird gebeten
Bestelladresse
ABL-Verlag
Bahnhofstraße 31
59065 Hamm
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Fax
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www.bauernstimme.de
ISBN: 978-3-930413-60-7
dem gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Tierschutz im Stall Rechnung zu tragen sprach sich Schröder
für eine nationale Nutztierstrategie aus. Er begrüßte die Bestrebungen von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, ein staatliches Tierschutzlabel zu etablieren. Dieses müsse jedoch von
Änderungen des Tierschutzgesetzes flankiert werden. So dürften beispielsweise Tiere nicht mehr aufgrund von Ausnahmen im Gesetz manipuliert werden, um Defizite in der Haltung auszugleichen oder
bestimmte Produktionsziele zu erreichen.
EU-Agrarreform und Freihandel: Gerechte Gestaltung von Agrarpolitik und Agrarmärkten
Für den Vorstandssprecher des AgrarBündnis e.V., Bernd Voß von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL), ist sauberes Wasser Ergebnis und Antrieb für eine Wende hin zu einer neuen
Agrarkultur: „Wir müssen die Agrarpolitik auch schon vor 2020 sozial gerechter und ökologisch effizienter gestalten. Die letzte EU-Agrarreform hat den Mitgliedsländern Möglichkeiten eröffnet, die kaum
genutzt werden. Es ist möglich, das Greening wirksamer zu gestalten oder mehr Mittel auf die ersten
Hektare je Betrieb umzuverteilen. Man könnte auch 15 % anstatt, wie in Deutschland, nur 4,5 % der
Direktzahlungen für zielgerichtete Maßnahmen der ländlichen Entwicklungsprogramme verwenden. Die
Entscheidungen für eine Umschichtung muss jedoch bis August 2017 gefallen sein – und zwar bei uns in
Deutschland. Das Geld wird dringend benötigt, beispielsweise um den Umbau der Tierhaltung auf möglichst vielen bäuerlichen Betrieben einzuleiten.“ Gleichzeitig forderte Voß wirksame Instrumente am
Markt: „Wir müssen die auf billigen Export setzende Überproduktion ausbremsen. Ruinöse Preise sind
eine Entwertung bäuerlicher Arbeit.“ Voß sprech sich deutlich für internationale Zusammenarbeit aus:
„Die Verbände des Agrarbündnisses sind seit Jahrzehnten global aktiv und unterstützen einen fairen
iAustausch von Ideen, Waren und Dienstleistungen. Was uns aber in den Freihandelsverträgen wie CETA
oder TTIP aufgetischt wird, dient nur den Interessen multinationaler Konzerne und zerstört vielfältige
bäuerliche und regionale Strukturen.“
Zugang zu Land für bäuerliche Landwirtschaft und die Generation der Einsteiger
„Bauernland in Bauernhand, dieser Grundsatz des deutschen Grundstückverkehrsgesetzes wird
zunehmend Makulatur und von der Agrarpolitik selbst unterlaufen“, kritisiert Demeter-Vorstandssprecher Alexander Gerber die Situation am landwirtschaftlichen Bodenmarkt. Da sich die Preise je
Hektar nicht mehr am Ertragswert des Bodens orientieren, sondern das Preisniveau um bis zu 380
Prozent darüber liegt, können Bauern ihr Vorkaufsrecht nicht mehr ausüben. Das Land fällt Investoren
zu. „Landgrabbing findet mitten unter uns statt“, sagt Gerber. Durch falsche Anreize hat die Agrarpolitik
zu dieser Entwicklung beigetragen; beispielsweise durch eine unverhältnismäßig hohe Förderung von
Biogas. So wird für landwirtschaftliche Quereinsteiger, die in vielen Berufsschulen bereits die Mehrheit
bilden, die Übernahme eines Hofes nahezu unmöglich. Initiativen aus dem Demeter-Umfeld – wie die
BioBoden-Genossenschaft, die Kulturland-Genossenschaft oder die Regionalwert-AGen — stellen der
Entwicklung am Bodenmarkt zukunftsfähige Modelle entgegen. Sie kaufen Land auf, entziehen es damit
der Spekulation und stellen es Bauern für die ökologische Landwirtschaft zur Verfügung. Gerber entlässt
die Politik aber nicht aus Ihrer Verantwortung: „Ein erster wichtiger Schritt muss sein, dass künftig nur
noch das Erbringen ökologischer und sozialer Leistungen durch aktive Landwirte finanziell von der EU
honoriert wird“, schlussfolgert Gerber.
Bürgerprotest für eine bäuerliche Landwirtschaft
Um einer bäuerlichen Landwirtschaft zum Durchbruch zu verhelfen, sei es gut, die besseren Argumente
zu haben; die könne man im Kritischen Agrarbericht finden, so AgrarBündnis-Geschäftsführer Frieder
Thomas. Man müsse jedoch nicht nur gut argumentieren, sondern auch in der öffentlichen Diskussion
hartnäckig bleiben und zeigen, wie stark der Wunsch nach einer Veränderung in der Gesellschaft
verbreitet sei. Deshalb ruft das AgrarBündnis auf, sich am 21. Januar 2017 in Berlin an der von über 40
Organisationen der Zivilgesellschaft getragenen Demonstration „Wir haben es satt“ zu beteiligen. Die
Veranstalter der Demonstration erwarten am Samstag in Berlin wieder mehrere 10.000 Menschen.