Deutsches Ärzteblatt 1977: A-2075

Zur Fortbildung
Aktuelle Medizin
ÜBERSICHTSAUFSATZ
Die Untersuchung
von Rauschmittelkonsumenten
Dieter Gerlach*)
Aus dem Institut für Gerichtliche Medizin
der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Die Sofortuntersuchung von Rauschmittelkonsumenten und die anschließende Begutachtung in Klinik und Praxis dient nicht nur der
Feststellung von Schäden und der Spurensicherung, sondern ist im
Hinblick auf ärztliche und behördliche Maßnahmen erforderlich und
sinnvoll. Neben der Beurteilung des Rauschzustandes und der Entzugserscheinungen sind der Grad der Intoxikation, der zu erwartende
Verlauf und die zu erwartenden Defektzustände im somatischen und
psychischen Bereich einzuschätzen. Eine eingehende Befragung und
Untersuchung sowie eine ausführliche Dokumentation der Befunde
ist notwendig, um den Anforderungen der Beurteilung im behördlichen Verfahren zu genügen.
1. Einleitung
3. Aufgaben des Arztes
Anliegen dieser Arbeit ist es, Hinweise für die Untersuchung und Beurteilung von Drogenkonsumenten zu
geben, da die rechtsmedizinische
Praxis häufig Unsicherheiten und
Ratlosigkeit bei Ärzten erkennen
läßt, denen Rauschdrogenkonsumenten zur Sofortuntersuchung
vorgeführt werden.
Die meist von Justizbehörden oder
von der Polizei angeordneten Untersuchungen müssen von einem approbierten Arzt nicht nur unter forensischen Gesichtspunkten, sondern auch im Hinblick auf die ärztliche Hilfe und Therapie durchgeführt werden. Der Untersucher muß
beurteilen, ob durch den Konsumenten eine Gefahr für andere Personen oder eine Selbstgefährdung
gegeben ist.
2. Rechtsgründe für die
Anordnung der Untersuchung
Mehr und mehr werden Verkehrsdelikte bei Rauschmittelkonsumenten
festgestellt. Vielfach sind Eigentumsdelikte im Rahmen der sogenannten „Beschaffungskriminalität"
Anlaß für die Untersuchung (kleine
Diebstähle, Einbruchsdiebstähle,
Kaufhausdiebstähle), seltener Gewaltkriminalität. Die Konsumenten
verstoßen in der Regel gegen das
Betäubungsmittelgesetz und/oder
gegen steuer- und zollrechtliche
Vorschriften.
Die
Sofortuntersuchung
von
Rauschdrogenkonsumenten dient
der Feststellung von Schäden und
der Spurensicherung. Es muß abgegrenzt werden, ob (vorübergehende)
Störungen der Körper- und Geistestätigkeit aus krankhafter natürlicher
innerer Ursache oder infolge einer
Intoxikation mit Alkohol, Medikamenten oder Rauschdrogen bestehen.
Die Untersuchung soll möglichst sofort angeordnet und durchgeführt
werden. Sie ist aber auch nach Tagen noch sinnvoll, weil selbst dann
noch Restzustände der Rauschmittelwirkung und der Applikationsschäden erkennbar sein können.
4. Erster Kontakt und Befragung
zum Geschehenshergang
Erfahrungsgemäß fördert ein Gespräch über die bevorstehende Untersuchung wesentlich den Kontakt
zu dem Sistierten. Aus dem Schweigen des Konsumenten dürfen keine
voreiligen Schlüsse gezogen werden, da der Beschuldigte ein Recht
hat, keine Angaben zu machen. Andererseits ist aus der Art der Abweisung und der Verhaltensweise zu
klären, ob jemand von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch
macht oder ob er nicht in der Lage
ist, Angaben zu machen.
5. Die körperliche Untersuchung
Die körperliche Untersuchung muß
nach einer Inspektion des gesamten
unbekleideten Körpers wie unter klinischen Aspekten erfolgen. Auf die
eingehende Untersuchung schwer
einzusehender Körperteile wird besonders hingewiesen. Verbände und
Heftpflaster sind zu lösen.
Viele oral eingenommene Rauschdrogen hinterlassen keine sichtbaren Veränderungen. Manche Tablet*) Herrn Prof. Dr. med. habil. Hans W. Sachs
zur Vollendung seines 65. Lebensjahres in
Dankbarkeit gewidmet.
DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 34 vom 25. August 1977
2075
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Untersuchung von Rauschmittelkonsumenten
ten, Dragees, Filterpapiere oder
Filze sind durch Farbstoffe angereichert, die vorübergehende Verfärbungen der Mundschleimhaut verursachen.
Nach dem Essen von Haschisch treten gelegentlich unspezifische Rötungen der Mundschleimhaut, besonders der Uvula und der Papille
des Parotisganges auf. Nach dem
Rauchen von Haschisch und nach
Stimulantien- und Kokainkonsum
sind häufig Asialien und Xerostomien mit mukösem Speichel sowie
petechiale Blutungen in der Mundschleimhaut, in den Augenbindehäuten und den Lidern erkennbar.
Rötungen oder Ulzerationen und
Erosionen der Haut und der
Schleimhäute im Bereich der Nasenöffnungen weisen auf Schnupfen
von Rauschmitteln hin. Durchblutungsstörungen führen bei Haschischkonsumenten manchmal zu
Kreislaufdysregulationen bis zum
Kollaps. Schnittwunden, Narben
und Kratzer auf der Brust, die mit
verschiedenen Gegenständen gesetzt sein können, weisen auf
Selbstbeschädigung von Haschischkonsumenten hin.
Lösungsmittelschnüffler zeigen oft
starke Konjunktivalreizungen und
Rötungen der Nasen- und Mundschleimhaut mit Schwellung und
Schnupfen sowie verstärkter Salivation. Der typische Geruch des eingeatmeten Mittels ist häufig noch
lange Zeit nach der Aufnahme an
der Kleidung oder an anderen mitgeführten Gegenständen feststellbar.
Ein schmutziggelbes Hautkolorit
tritt nach langdauerndem Konsum
vieler Stoffe auf. Die Ursache ist oft
eine Virushepatitis oder eine Drogenhepatopathie. Cholestatische
Zustände treten gehäuft infolge
Hypnotika-Abusus und bei OMHKonsumenten auf (Opium, Morphin,
Heroin).
liegen typischerweise an den Oberund Unterarmen, an den Ellenbeugen, am Fußrücken, zwischen den
Fingern und Zehen, aber auch in der
Haut über den großen Muskelwülsten. Einstiche an der Zunge, unter
den Achseln und in den Leistenbeugen sind beobachtet worden. Viele
Injektionsstellen sind entzündlich
verändert. Bei älteren Hautverletzungen können Schwierigkeiten
hinsichtlich der Abgrenzung von
den in Abheilung begriffenen Verletzungen oder Hautkrankheiten auftreten.
Eitrige Entzündungen der Haut können aber auch durch Parasitenbefall
oder Pflegevernachlässigung verursacht sein. Bei „Speed"-Konsumenten (zentral stimulierende Stoffe)
werden manchmal Ödeme an verschiedenen Körperstellen gefunden.
Eine Akne der Haut ist beim OMHKonsumenten im Gesicht häufig außergewöhnlich stark ausgebildet.
Heft 34 vom 25. August 1977
Bei Drogenkonsumenten ist in mehr
als 90 Prozent der Fälle eine typisch
lokalisierte Zahnhalskaries und in
mehr als 72 Prozent der Fälle eine
Parodontopathia marginalis profunda festzustellen. Konsumenten
bromhaltiger Hypnotika haben
manchmal im Bereich der marginalen Gingiva eine bräunliche Pigmentierung. Heroinkonsumenten zeigen
dagegen oft eine aschgraue,
schmutzig-bräunliche Pigmentierung im marginalen Bereich der Gingiva und/oder fleckförmig im Bereich der Wangenschleimhaut.
9. Somatische Wirkungen
Wertvolle Hinweise auf eine Rauschmittelbeeinflussung kann die Prüfung des Drehnystagmus geben. Dabei muß der grobschlägige vom feinschlägigen Teil abgegrenzt werden.
Die Nystagmusdauer ist nach der
Aufnahme von Alkohol, Schlafmitteln, OMH-Stoffen und sedierenden
Psychopharmaka verlängert.
Bei OMH-Konsumenten sind die Pupillen meist eng, im beginnenden
Abstinenzstadium häufig aber auch
weit. Die Pupillenweite oder Reaktion ist ein unzuverlässiges Zeichen
zur Beurteilung des Probanden. Abweichungen von der Norm können
nur als Hinweis auf eine vorausgegangene Rauschmitteleinnahme gedeutet werden (Cave: Schädel-HirnTr• Trna).
Sinnesempfindungen werden durch
die meisten Drogen gestört. Nach
der Aufnahme von Haschisch und
Halluzinogenen zeigen sich Störungen, die auf eine Affinität dieser
Stoffe zu den Hirnnerven hinweisen
(Seh-, Hör- und Gleichgewichtsstörungen).
Herz- und Kreislaufirritationen werden über den Nervus vagus gesteuert. Die Tiefensensibilität ist besonders nach LSD-Konsum verändert.
Einfache neurologische Prüfungen,
wie sie bei alkoholisierten Kraftfah-
rern durchgeführt werden, lassen in
großem Umfang ataktische Erscheinungen und Koordinationsstörungen erkennen. Neben einer undeutlichen und unsicheren Sprechweise
sind Wortfindungsschwierigkeiten
festzustellen. Blutdruckschwankungen mit Irritation des Kapillarsystems und wechselnder Hautdurchblutung und unterschiedlichen
Hauttemperaturen treten kurze Zeit
nach Heroinkonsum auf. Subjektiv
wird ein Unwohlsein, häufig mit
6. Hautverletzungen
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Unspezifische Formen von Gingivitis
und Mundschleimhautreizungen
nach dem Gebrauch von länger in
der Mundhöhle verweilenden Mitteln und nach Aufnahme von Inebriantien sind erkennbar.
7. Nystagmus und Pupillenreaktion
8. Schäden an Zähnen und
Mundschleimhaut
Nach Einstichstellen muß an allen
Körperstellen gesucht werden. Sie
weniger als direkt toxisch bedingte
Veränderungen aufzufassen.
Pflege- und Vernachlässigungsschäden am Gebiß nehmen mit der
sozialen Desintegration zu und sind
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Brechreiz, Augen und Ohrendruck
und mit Kopfschmerzen angegeben.
Schwindelgefühle und Störungen
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der optischen Wahrnehmung sind
häufig. Gefährlich sind plötzliche
Blutdruckkrisen mit Atemdepression, Tachykardie und Temperaturanstieg.
Stimulierende Stoffe führen wegen
ihrer kardiovaskulären Wirkung
häufig zu Blutdruckschwankungen
sowie motorischer Unruhe mit Tremor der Hände. Blutdruckkrisen mit
schwerer Kreislaufbelastung und
kardiorespiratorischen Insuffizienzen sind ebenso wie ein Lungenödem oder eine Atemdepression lebensbedrohlich. Das Lungenödem
ist am stärksten nach dem „Fixen"
von OMH-Stoffen ausgebildet.
Bei Alkohol- und Schlafmittelkonsumenten sowie nach der Einnahme
von sedierenden Psychopharmaka
findet sich eine breite Palette von
neurologischen Störungen, die oft
Strangausfälle oder eine
Herdsymptomatik vortäuschen. Polyneuritische Beschwerden sind
auch außerhalb der Rauschphase
bei Dauerkonsumenten anzutreffen.
10. Psychische Befunde
Schwierigkeiten bereitet die Abgrenzung einer Alkoholbeeinflussung von einer Arzneimittel- oder
Rauschmittelwirkung. Gut abgrenzbar sind Erscheinungen nach
Schlafmittelkonsum, weil sie sowohl
in den körperlichen wie auch in den
psychischen Befunden eine vergleichsweise geschlossene Symptomatik bieten. Wesentlich ist die Beurteilung und Prüfung der Verhaltensweise eines Konsumenten. Dabei sind psychotische Zustände oder
andere psychische Ausnahmesituationen zu erfassen und von endogenen Psychosen abzugrenzen. Viele
Rauschmittel ähneln sich in ihren
psychischen Effekten. Beim Haschisch findet man eine deutlich euphorisierende Wirkung mit einer Hebung des Selbstwertgefühls, jedoch
ohne die kritiklosen Bewußtseinsinhalte, wie sie unter Alkoholwirkung
auftreten.
Der Berauschte lebt in einem
wunschbedingten Umweltbild mit
einer Spaltung des Ich. Er ist stark
entrückt und differenziert kaum zwischen Objekt und Subjekt. Halluzinatorische Empfindungen können
zu starken Aggressionen, aber auch
zu Panik- und Fluchtreaktionen führen. Der Berauschte ist stark suggestibel und in seinen Sinnesempfindungen irritiert. Das Zeitgefühl ist
verlorengegangen.
Ein Verschmelzungserlebnis bis
zum Fehlen der Subjekt-ObjektSchranken, andererseits aber auch
ein Abstandserleben mit scharfer
Trennung bei erhaltenem, aber inhaltlich modifizierten Bewußtsein
charakterisieren einen durch Halluzinogene Berauschten. Erwünscht
ist das Depersonalisationserlebnis
im Rausch. Denkstörungen kommen
sowohl in der Rauschphase als auch
im Intervall vor. Selten entwickeln
sich schizophrene Psychosen.
Bei „Speed"-Konsumenten sind Gedächtnisstörungen im Rausch und
im Intervall feststellbar. Halluzinatorische Phasen führen manchmal zu
paranoiden Symptomen, die als
Spätfolgen besonders deutlich hervortreten.
Die psychische Symptomatik im Verlauf von Schlafmittelrauschzuständen ist variabel und reicht von Depressionen bis zur pathologischen
Aktivierung. Dabei sind alle Bewußtseinsgrade möglich. Epileptiforme
Anfälle kommen selten einmal nach
Barbiturat-Abusus vor.
11. Entzugserscheinungen
Abstinenzsymptome
sind
vom
Rauschmittel und der Dosis abhängig und stellen sich bei OMH- und
LSD-Konsumenten oft bei plötzlich
stark angehobener Dosis schon wenige Stunden nach einem Rauschzustand ein. Meist treten sie 5 bis 15
Stunden nach der Drogeneinnahme
auf.
Die Symptomatik kann bis zu 24
Stunden anhalten. Als Abstinenzsymptome werden gefunden:
Sprunghaftigkeit des Denkens und
des Ausdrucks, Unruhe, Verwirrtheit
bis zur Unansprechbarkeit. Die Pro-
banden können sehr depressiv,
manchmal aber auch aggressiv und
kopflos reagieren. Sie bieten eine
bunte Palette von unverständlichen
und nicht einfühlbaren Verhaltensweisen.
Abstinenzerscheinungen
Echte
nach längerdauerndem Entzug wie
Schwitzen, Gähnen, Unruhe bis zum
Toben, Schreien bis zu Schreikrämpfen sind zu beachten. Als
leichte Abstinenzsymptome sind
Gänsehautbildung mit Frieren, ähnlich wie im Schockzustand, ein vermehrter Tränen-, Speichel- und Nasenfluß feststellbar. Vielfach liegen
eine Tachykardie und Tachypnoe
mit Übelkeit, Kopfschmerzen und
Gliederschmerzen vor. Krampfanfälle sind selten, aber in jedem Fall
alarmierend.
Die beschriebenen Symptome können jedoch keinesfalls eindeutig als
Entzugserscheinungen gedeutet
werden, da sie sämtlich auch während des Rauschzustandes vorliegen können. Ebenso schwierig ist
auch die Deutung von Rauschsymptomen, weil auch sie umgekehrt als
Entzugserscheinungen vorhanden
sein können.
Bei „Speed"-Konsumenten ist eine
Entzugssymptomatik oft nur
schwach ausgeprägt. Grundsätzlich
gibt es aber eine solche. Viel
schwieriger sind die Späträusche
abzugrenzen. Nach dem Gebrauch
von Halluzinogenen und Stimulantien werden gelegentlich, ohne erneute Aufnahme des Mittels, nach
Tagen oder auch nach Wochen minuten- bis stundenlange Rauschzustände beobachtet (flash-back,
Echorausch).
12. Dokumentation
der Befunde
Alle Wahrnehmungen des Arztes,
auch solche, die er durch die Fotografie belegt, sind ausführlich zu beschreiben. Wichtig sind die Darstellung des Verhaltens eines Probanden, Angaben zur Vorgeschichte
oder Erlebnisangaben im Rauschzustand.
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Zur Fortbildung
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Untersuchung von Rauschmittelkonsumenten
Unmittelbar im Anschluß an die Sofortuntersuchung soll eine kurze
gutachtliche Stellungnahme über
den Zustand des Probanden abgegeben werden, dabei müssen auch
die Haftfähigkeit und der Gesundheitszustand beurteilt werden.
13. Probenentnahme
und Asservierung
Die Entnahme einer Blutprobe
(30 ml Koller-Venüle) ist bei jeder
Untersuchung von Rauschmittelkonsumenten erforderlich, auch
dann, wenn Rauschsymptome nicht
oder nicht mehr vorhanden sind.
Urin ist grundsätzlich in großen
Mengen fraktioniert zu asservieren.
Auch Mageninhalt oder Magenspülflüssigkeit oder Erbrochenes sind
für die Identifizierung von Rauschmitteln geeignet. Es muß angegeben
werden, welche therapeutischen
Maßnahmen bis zur jeweiligen Entnähme durchgeführt wurden. Jedes
Entnahmegefäß ist mit dem Namen
und dem Geburtsdatum des Probanden sowie der Entnahmezeit zu beschriften, damit der Identitätsnachweis einer Probe im behördlichen
Verfahren gewährleistet ist.
Im Besitz von Drogenkonsumenten
finden sich moderne ärztliche Injektionsgeräte, aber auch mehrfach benutzte Einmalspritzen. Löffel mit
Ruß oder Brennstellen werden zur
Aufbereitung von Lösungen bei „Fixem" verwendet. Als Feuerstelle
dient oft ein Kerzenstummel. Blutverschmutzte oder durch Desinfektionsmittel verfärbte Watte oder Zellstofftupfer finden sich manchmal in
den Taschen eines Konsumenten,
selten ein Fläschchen mit Desinfektionslösung.
Joints und Pfeifen verschiedenster
Art, manchmal mit kleinen Metallsieben oder Silberpapierkügelchen im
Pfeifenkopf, lassen vom Aspekt oder
vom Geruch her den Haschischoder Opiumraucher erkennen. Verdächtig sind immer Stanniol- oder
Aluminiumfolien verschiedener
Form, besonders mit Brennstellen,
aber auch unbeschriftete Behältnis2078
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se mit nicht zu bestimmenden Flüssigkeiten, Kapseln, Ampullen oder
Tabletten. Teeähnliche oder pulverisierte Pflanzenmaterialien sind zu
beachten, ebenso natürlich die
Preßstücke oder Bruchstücke von
Haschischplatten oder Opiumbroten. LSD wurde früher vielfach auf
Würfelzucker, Fließpapier oder farbigen oder weißen Plättchen aus Filz
verabreicht. Neuerdings wird es
mehr in Tabletten- oder Drageeform,
zunehmend in farbigen Mikrotrips
von 1 bis 2 Millimeter Durchmesser
gehandelt. In dieser Form kommen
mit dem Rückgang des LSD-Konsums aber neuerlich auch andere
Rauschmittel in den Handel. Faltbriefe aus Silber- oder Pergamentpapier enthalten Heroin, seltener
Kokain.
Tabak, aber auch handelsübliche Zigaretten, können mit verschiedenartigen Rauschdrogen versetzt sein.
Deshalb müssen solche Packungen
beachtet und asserviert werden. Da
Heroin in teigiger Form, manchmal
auch portioniert als „Hongkongrocks" geschmuggelt und gehandelt
wird, muß besonders sorgfältig nach
kleinen, stecknadelkopfgroßen,
grauen Kügelchen gesucht werden,
die manchmal unter Heftpflaster verborgen sind.
menten werden beschrieben. Die
neurologische und psychische
Symptomatik wird skizziert und hinsichtlich ihrer Beurteilung diskutiert. Auf die richtige Entnahme und
Asservierung von Untersuchungsmaterial verschiedener Art und eine
ausführliche Befunddokumentation
wird hingewiesen.
Literatur beim Verfasser
Anschrift des Verfassers:
Privatdozent Dr. med. Dieter Gerlach
Institut für Gerichtliche Medizin
der Universität
Von-Esmarch-Straße 86
4400 Münster
Berichtigung
Laparoskopische
Nierenbiopsie
Nach Darstellung der Rechtslage
werden Hinweise über Art und Umfang der ärztlichen Maßnahmen bei
der Sofortuntersuchung von
Rauschmittelkonsumenten
gegeben.
Ein sinnentstellender Fehler unterlief dem Referenten meiner Arbeit
„Die laparoskopische Nierenbiopsie". Er schreibt in seinem Referat
Heft 13/1977, Seite 888: „Außer Makrohämaturie traten keine Komplikationen nach laparoskopischer
Nierenbiopsie auf." Dadurch kann
beim Leser der Eindruck hervorgerufen werden, daß es sich bei der
laparoskopischen Nierenbiopsie um
eine besonders risikoreiche Methode handelt. Genau das Gegenteil ist
der Fall: die kontrollierte Stichrichtung auf den Margo lat. bei flach zur
Frontalebene (Facies ant.) gewähltem Punktionswinkel ist nur bei der
laparoskopischen Nierenbiopsie
möglich. Dieses Vorgehen schließt
die sonst häufiger beobachteten
Blutungskomplikationen und damit
auch die Makrohämaturie fast völlig
aus. Entsprechend haben wir bei unseren laparoskopischen Nierenpunktionen — es sind inzwischen 30
durchgeführt — niemals eine Makrohämaturie oder eine andere Komplikation beobachtet.
Typische Erkrankungen und Schäden an Haut, Schleimhäuten und
Zähnen von Rauschmittelkonsu-
Dr. med. Erdmann Brunk
Weinbergstraße la
2400 Lübeck
14. Screening-Tests
Zur Untersuchung auf Rauschmittel
können sowohl am „Stoff" selbst als
auch an Spuren Schnelltests (Screening-Tests) durchgeführt werden.
Dabei handelt es sich nicht um
Nachweis-, sondern um Hinweismethoden (Ausschlußprüfungen).
15. Zusammenfassung
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT